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Befehl des Hauptquartiers des Obersten Haupt-Kommandostabs der Roten Armee vom 16.08.1941 – N° 270

Nicht nur Freunde gestehen ein, sondern auch unsere Feinde sind gezwungen zuzugeben, dass sich in unserem Befreiungskrieg gegen die deutsch-faschistischen Eindringlinge die Truppen der Roten Armee, ihre überwiegende Mehrheit, ihre Kommandeure ohne Fehl und Tadel und mutig verhalten und bisweilen – absolut heldenhaft. Sogar die Teile unserer Armee, die zufällig von ihren Einheiten getrennt wurden und in Umzingelung gerieten, bewahren ihren Geist der Unerschütterlichkeit und Tapferkeit, begeben sich nicht in Gefangenschaft, sondern bemühen sich, dem Feind so viel Schaden wie möglich zuzufügen und aus der Umstellung zu entkommen. Es ist bekannt, dass einzelne Teile unserer Armee, die vom Feind eingekreist wurden, alle Möglichkeiten nutzen, um dem Feind eine Niederlage beizubringen und aus der Einkesselung zu entkommen.

Der Stellvertreter des Truppenkommandeurs der West-Front, General-Leutnant Boldin, der sich im Gebiet der 10. Armee nahe dem von den deutschen faschistischen Truppen umzingelten Bialystok befand, organisierte aus den im Hinterland des Gegners verbliebenen Einheiten der Roten Armee Trupps, die im Verlauf von 45 Tagen im Hinterland den Feind bekämpften und sich zu den Haupttruppen der West-Front durchschlugen. Sie vernichteten die die Stäbe zweier deutscher Regimenter, 26 Panzer, 1049 Personenkraftwagen, Transport- und Stabsfahrzeuge, 147 Motorräder, 5 Artillerie-Batterien, 4 Granatwerfer, 15 mittelgewichtige Maschinengewehre, ein auf dem Flugplatz stehendes Flugzeug und ein Lager mit Fliegerbomben. Mehr als tausend deutsche Soldaten und Offiziere wurden getötet. Am 11. August versetzte General-Leutnant Boldin den Deutschen im Hinterland einen Schlag, durchbrach die deutsche Front und führte, nachdem er sich mit unseren Truppen vereinigt hatte, die 1654 bewaffneten Rotarmisten und Kommandeure, von denen 103 verwundet waren, aus der Umzingelung heraus.

Der Kommissar des 8. mechanischen Korps (gepanzerter Großverband der Roten Armee; Anm. d. Übers.), Brigadekommissar Popel, sowie der Kommandeur des 406. Schützenregiments, Oberst Nowikow, brachten im Kampf 1778 Männer aus der bewaffneten Umzingelung. In verbissenen Kämpfen gegen die Deutschen kam die Nowikow-Popel-Gruppe 650 Kilometer voran, wobei sie dem Hinterland des Feindes immense Verluste zufügte.

Der Kommandeur der 3. Armee, General-Leutnant Kusnezow und das Mitglied des Militärrats, der Armee-Kommissar 2. Ranges Birjukow, führten durch kämpferische Leistungen 498 bewaffnete Rotarmisten und Kommandeure von Truppenteilen der 3. Armee aus der Umzingelung heraus und organisierten den Abmarsch der 108. und 64. Schützendivision aus der feindlichen Einkreisung.

Alle diese, aber auch andere zahlreiche ähnliche Fakten, zeugen von der Standhaftigkeit unserer Truppen, dem hohen moralischen Geist unserer Soldaten, Kommandeure und Kommissare.

Aber wir können auch nicht verborgen halten, dass sich in letzter Zeit einige schmachvolle Tatbestände zugetragen haben, bei denen Soldaten sich ergeben und in feindliche Gefangenschaft begeben haben. Einzelne Generäle haben unseren Truppen ein schlechtes Beispiel gegeben.

Der Kommandeur der 28. Armee, General-Leutnant Katschalow, der sich zusammen mit dem Stab einer Soldatengruppe in einem Belagerungskessel befand, zeigte sein feiges Verhalten, ergab sich und ließ sich von den deutschen Faschisten gefangen nehmen. Der Stab der Katschalow-Gruppe kam aus der Umzingelung heraus, es entkamen auch Soldaten der Katschalow-Gruppe, doch er selber zog es vor, sich in Gefangenschaft zu begeben, zu desertieren, zum Feind überzulaufen.

General-Leutnant Ponedelin, Kommandeur der 12. Armee, hatte, nachdem er in gegnerische Umzingelung geraten war, die volle Möglichkeit, sich zu den Seinen durchzuschlagen, wie es die überwiegende Mehrheit seiner Armee-Truppen tat. Doch Ponedelin bewies nicht die notwendige Hartnäckigkeit und den Willen zum Sieg, Panik erfasste ihn, er bekam Angst und ergab sich dem Feind, desertierte, so dass er auf diese Weise ein Verbrechen vor dem Vaterland beging, weil er den militärischen Eid brach.

Der Kommandeur des 13. Schützenkorps, General-Major Kirillow, der in die Umzingelung der deutsch-faschistischen Truppen geriet, desertierte vom Schlachtfeld und begab sich in feindliche Gefangenschaft, anstatt seine Pflicht vor der Heimat zu erfüllen, die ihm anvertrauten Truppenteile zu organisieren, um dem Gegner beharrlichen Widerstand entgegen zu setzen und seine Männer aus der Einkreisung herauszubringen. Infolgedessen wurde dieser Teil des 13. Schützenkorps zerschlagen, und einige ergaben sich ohne größere Weigerung dem Feind.

Hier muss man anmerken, dass bei allen oben genannten Tatbeständen des Sich-Auslieferns an den Feind, die Angehörigen der Militärräte der Armee, Kommandeure, politische Mitarbeiter, Mitarbeiter der Sonderabteilungen, die sich in der Umzingelung befinden, eine völlig unzulässige Verwirrung und schmachvolle Feigheit gezeigt und nicht einmal den Versuch unternommen haben, die verängstigten Katschalow, Ponedelin, Kirillow und andere daran zu hindern, sich in Gefangenschaft zu begeben.

Diese unehrenhaften Fakten sich beim Erzfeind in Gefangenschaft zu begeben, zeugen davon, dass es in den Reihen der Roten Armee, welche ihre sowjetische Heimat standhaft und selbstaufopfernd vor den niederträchtigen Eindringlingen schützt, einige
unzuverlässige, kleinherzige und feige Elemente gibt. Und diese feigen Elemente finden sich nicht nur unter den Rotarmisten, sondern auch innerhalb des Führungspersonals. Wie bekannt, zeigen einige Kommandeure und politische Mitarbeiter den Rotarmisten durch ihr Verhalten an der Front nicht nur beispielhafte Tapferkeit, Standhaftigkeit und Liebe zur Heimat, sondern sie halten sich, ganz im Gegenteil, in irgendwelchen Ritzen versteckt, wühlen in den Amtsstuben herum, sehen und beobachten das Schlachtfeld nicht und geben dem Feind bereits bei den allerersten Schwierigkeiten nach, reißen sich die Schulterstücke ab und desertieren aus dem Kampfgeschehen.

Darf man in den Reihen der Roten Armee Feiglinge dulden, die zum Feind desertieren und sich dort in Gefangenschaft begeben, oder solche kleinmütigen Vorgesetzten, die sich bei der ersten Stockung an der Front die Schulterstücke von der Uniform reißen und ins Hinterland desertieren? Nein, niemals! Lässt man diesen Feiglingen und Deserteuren ihren Willen lässt, dann werden sie binnen kurzer Zeit unsere Armee zersetzen und unser Vaterland zugrunde richten. Daher müssen die Feiglinge und Deserteure vernichtet werden.

Kann man denn als Kommandeure von Bataillonen und Regimentern Männer bezeichnen, die sich während einer kriegerischen Auseinandersetzung im Verborgenen halten, das Schlachtfeld nicht im Auge behalten, das Kampfgeschehen nicht beobachten und sich trotzdem einbilden, Führer eines Regiments oder ataillons zu sein? Nein, niemals! Das sind keine vernünftigen Kommandeure, sondern Selbsternannte. Wenn man solchen Leuten ihren Willen lässt, werden sie unsere Armee innerhalb kürzester Zeit in eine komplexe Amtsstube verwandeln. Solche Selbsternannten sind unverzüglich ihrer Posten zu entheben, zu einfachen Soldaten zu degradieren und, falls notwendig, an Ort und Stelle zu erschießen, wobei an ihrer Stelle mutige und tapfere Menschen aus den Reihen des jüngeren Führungsstabs der Roten Armee einzusetzen sind.

Ich befehle:

1. Kommandeure und politische Mitarbeiter, welche sich während des Kampfgeschehens die Schulterstücke herunterreißen und sich ins Hinterland absetzen oder sich dem Feind ergeben – zu böswilligen Deserteuren zu erklären, deren Familien der Verhaftung ausgesetzt sind, ebenso wie die Familien derer, die den Eid gebrochen und ihre Heimat verraten haben.

Alle übergeordneten Kommandeure und Kommissare dazu zu verpflichten, solche Deserteure aus dem Führungsstab an Ort und Stelle zu erschießen.

2. Den in die Umzingelung des Feindes geratenen Truppenteilen und Unterabteilungen selbstaufopfernd bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen, den Materialtrupp mit besonderer Sorgfalt zu schützen, sich durch das Hinterland der feindlichen Truppen zu den Seinen durchzuschlagen, wo bei den faschistischen Hunden eine Niederlage beizubringen ist.

Jeden Mili5tärdienstleistenden, unabhängig von seiner Dienststellung, dazu zu verpflichten, von seinem Vorgesetzten, falls seine Truppenteil umzingelt ist, zu verlangen, sich bis zum Letzten zu schlagen, um zu den Seinen vorzustoßen, und falls ein solcher Heerführer oder ein Teil der Rotarmisten es vorzieht, sich in Gefangenschaft zu begeben, anstatt die feindliche Abwehr zu organisieren, - sie mit allen Mitteln, sowohl auf dem Landweg, als auch aus der Luft, zu vernichten. Den Familien der Rotarmisten, die sich freiwillig in Gefangenschaft begeben haben, sind staatliche Unterstützung und Hilfe zu entziehen.

3. Die Kommandeure und Kommissare der Divisionen zu verpflichten, unverzüglich die Bataillons- und Regimentskommandeure, die sich während des Kampfgeschehens versteckt halten und sich fürchten, den Verlauf des Kampfes auf dem Schlachtfeld zu lenken, ihrer Ämter zu entheben, sie als Selbsternannte zu einfachen Soldaten zu degradieren und, falls nötig, an Ort und Stelle zu erschießen, indem auf ihre Posten tapfere und mutige Menschen aus dem jungen Führungsstab herausragender Rotarmisten gesetzt werden.

Der Befehl ist in allen Kompagnien, Schwadronen, Batterien, Jagdstaffeln, Trupps und Stäben zu verlesen.

Hauptquartier des Obersten Kommandostabs der Roten Armee:

Vorsitzender des Staatlichen Verteidigungskomitees J. Stalin
Stellv. Vorsitzender des Staatlichen Verteidigungskomitees W.Molotow
Marschall der Sowjetunion S. Budjonnyj
Marschall der Sowjetunion K. Woroschilow
Marschall der Sowjetunion S. Timoschenko
Marschall der Sowjetunion B. Schaposchnikow
Armee-General G. Schukow

Beglaubigte Kopie


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