Befehl
des Volkskommissars für innere Angelegenheiten
der Sowjetunion
für das Jahr 1941
Inhalt:
Über den Zustand der Sonderlager für ehemalige Kriegsdienstleistende der Roten
Armee, die sich in Gefangenschaft und Umzingelung des Gegners befanden.
Stadt Moskau
N° 001735
28. Dezember 1941
In Erfüllung der Anordnung des Staatlichen Verteidigungskomitees vom 27.
Dezember 1941
N° 1069 (streng geheim), in der Absicht, unter den ehemaligen
Kriegsdienstleistenden der Roten Armee, die sich in Gefangenschaft oder
Umzingelung des Gegners befanden, mögliche Vaterlandsverräter, Spione und
Saboteure zu ermitteln –
befehle ich hiermit:
1. Den stellvertretenden Volkskommissaren für innere Angelegenheiten der UdSSR – den Kommissaren der Staatssicherheit 3. Ranges – Genossen Tschernyschew und Serow – binnen einer Frist von drei Tagen innerhalb der Verwaltung für Kriegsgefangenen-Angelegenheiten des NKWD der UdSSR Sonderlager zu organisieren:
Für die Karelische, Leningrader, Wolchowsker und Nordwest-Front –
das Grjasowetzer Lager im Gebiet Wologda.
Für die West- und Kalininsker Front –
das Lager Juschnij (Süd-Lager; Anm. de. Übers.) im Iwanowsker Gebiet.
Für die Brjansker und Süd-West-Front –
das Tambowsker Lager im Gebiet Tambow.
Für die Süd-Front –
das Nowo-Annensker Lager (Gebiet Stalingrad).
2. Als Lagerleiter zu ernennen:
Grjasowetzker Lager – den Hauptmann für Staatssicherheit, Genosse A.F. Bojetschin
Süd-Lager – den Major der Staatssicherheit, Genosse I.I. Fedjukow
Tambowsker Lager – den Leutnant der Staatssicherheit, Genosse P.N. Sacharow
Nowo-Annensker Lager – den Hauptmann der Staatssicherheit P.I. Fokin.
Den Lagerleitern sich unverzüglich an die Ausübung ihrer Pflichten zu machen.
3. Den Lagerleitern die Voraussetzungen für eine gesicherte Aufnahme aus den Sammel-Durchgangslagern des Volkskommissariats für Verteidigung sowie für die Lager-Haltung der ehemaligen Kriegsdienstleistenden der Roten Armee zu schaffen, die sich in Gefangenschaft und Umzingelung des Gegners befanden und in Gegenden entdeckt wurden, die von Truppen der Roten Armee aus der Umklammerung des Gegners befreit wurden.
4. Dem Leiter der Verwaltung für Kriegsgefangenen-Angelegenheiten – dem Hauptmann der Staatssicherheit, Genosse Soprunenko, binnen einer Frist von zehn Tagen zusätzlich folgende Lager zu organisieren und für die Aufnahme von Gefangenen vorzubereiten:
Für die Karelische, Leningrader, Wolchowsker und Nordwest-Front –
das Tscherpowetzker Lager (Gebiet Wologda).
Für die West- und Kalininsker Front –
das Rjasansker Lager im Gebiet Rjasan sowie das Susdalsker Lager im Iwanowsker
Gebiet.
Für die Brjansker und Süd-West-Front –
das Ostrogoschsker Lager (Gebiet Woronesch) und das Podolsker Lager (Gebiet
Moskau).
Für die Süd-Front –
das Starobelsker Lager (Gebiet Woroschilowgrad).
5. Dem kommissarischen Vertreter des Leiters der NKWD-Trupps der UdSSR – General-Major Genosse Apollonow – eine Wachbegleitung für die ehemaligen Kriegsdienstleistenden der Roten Armee von den Sammelpunkten des Volkskommissariats für Verteidigung zu den Sonderlagern zu organisieren, ebenso wie die Bewachung dieser Lager, wobei zu diesem Zweck bereitzustellen sind:
a) für die Karelische, Leningrader, Wolchowsker und Nord-West-Front –
das 250. Begleitregiment des NKWD – Regimentskommandeur Major Genosse
Ischtschenko;
b) für die Kalininsker und West-Front –
das 242. Begleitregiment des NKWD – Regimentskommandeur Major Genosse
Kolesnikow;
c) für die Brjansker und Süd-West-Front –
das 229. Begleitregiment des NKWD – Regimentskommandeur Major Dmitrijew;
d) für die Süd-Front –
das 2258. Begleitregiment des NKWD – Regimentskommandeur Oberst Besnos.
6) Für die Gewährleistung der Tätigkeiten zur Überprüfung der in den Lagern aufzunehmenden ehemaligen Kriegsdienstleistenden der Roten Armee im Hinblick auf die Entlarvung von Vaterlandsverrätern, Spionen und Deserteuren Sonder-Abteilungen des NKWD zu organisieren, welche der Verwaltung der Sonder-Abteilungen des NKWD der UdSSR unterstellt sind.
7. Zu Leitern der Sonder-Abteilungen des NKWD zu ernennen:
Grjasowetzker Lager – den Genossen D.M. Nikitin, Hauptmann der Staatsscherheit;
Süd-Lager – den Genossen B.P. Trofimow, Hauptmann der Staatssicherheit;
Tambowsker Lager – den Genossen W.T. Potschtowskij, Hauptmann der Staatssicherheit;
Nowo-Annensker Lager – den Genossen A.K. Schkurin, Hauptmann der Staatssicherheit.
Den Genossen Nikitin, Trofimow, Potschtowskij und Schkurin sich unverzüglich an die Erledigung ihrer Pflichten zu machen.
8. Den Stellvertretern des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten der UdSSR – dem Kommissar der Staatssicherheit 3. Ranges, Genosse Abakumow, und dem stellvertretenden Leiter der Kader-Abteilung, dem Major der Staatssicherheit, Genosse Swinelupow, die genannten Sonder-Abteilungen durch erfahrene operative Mitarbeiter aufzustocken.
9. Den Sonder-Abteilungen des NKWD eine sorgfältige Personen-Überprüfung der in den Lagern gehaltenen ehemaligen Kriegsdienstleistenden der Roten Armee zu organisieren und notwendige geheimdienstlich-operative Arbeiten durchzuführen.
Über jeden einzelnen Lagerinsassen ist eine Akte anzulegen, die aus dem Befragungsblatt und aus Materialien besteht, die sich aus der Überprüfung ergeben haben.
Bei Ende der Untersuchung ist über jeden der ehemaligen Kriegsdienstleistenden der Roten Armee ein entsprechender Abschlussbericht zu verfassen, der vom Leiter der Sonder-Abteilung des Lagers zu bestätigen ist.
10. Personen, bei denen nach Abschluss der Überprüfung kein kompromittierendes Material ermittelt werden konnte, sind mittels der Lager-Leiter an die betreffenden Kriegskommissariate zu übergeben – entsprechend ihrer territorialen Zuständigkeit.
11. Entlarvte Vaterlandsverräter, Spione und Deserteure zu verhaften und ihre Akten zur Überprüfung einer Sonder-Sitzung des NKWD der UdSSR in der festgelegten Art und Weise vorzulegen.
Den Lagerleitern zur Haltung der Verhafteten besondere Gefängnis-Räumlichkeiten zu organisieren und ihre Bewachung zu gewährleisten.
12. Die Sicherstellung der Lager-Räumlichkeiten, Kasernen-Inventar, Bettzeug, Verpflegung, Heizung, notwendiger Bekleidung und sanitärer Versorgung hat durch die Verwaltung des Verteidigungskomitees im Hinterland zu erfolgen.
Dem stellvertretenden Volkskommissar für innere Angelegenheiten der UdSSR, dem Genossen Tschernyschow, sich mit dem Volkskommissariat der Verteidigung über die Art und Weise der materiellen Versorgung in den Lagern abzustimmen.
13. Dem Leiter des Zentralen Finanz- und Planungsdienstes beim NKWD der UdSSR, dem Genossen Berenson, im Finanzplan des NKWD der UdSSR für die Verwaltung der Kriegsgefangenen-Angelegenheiten Mittel für den Unterhalt der Sonder-Lager mit einzuplanen.
14. Die Aufsicht über die Ausführung des vorliegenden Befehls obliegt dem stellvertretenden Volkskommissar des NKWD, dem Genossen Serow.
Alle fünf Tage über den Verlauf der Ausführung des vorliegenden Befehls Bericht zu erstatten.
Der Volkskommissar für innere Angelegenheiten der UdSSR
General-Kommissar für Staatssicherheit
L. Berija