12. Januar 1942
Stadt Moskau
In Ausführung der Anordnung des Staatlichen
Verteidigungskomitees vom 10. Januar 1942, N1123, streng geheim, «Über die Art und Weise der Verwendung der deutschen Umsiedler im Einberufungsalter zwischen 17 und 50 Jahren», befehle ich:
1. Die mobilisierten Deutschen – Männer im Alter zwischen 17 und 50 Jahren, die für körperliche Arbeit tauglich sind, aus den Reihen der in das Gebiet Nowosibirsk und Omsk, die Region Krasnojarsk und Altai sowie die Kasachische SSR Ausgewiesenen in einer Anzahl von 80 000 Mann für Arbeiten in folgenden Lagern einzuteilen:
– Iwdellag – 12 000 Mann
– Sewurallag – 12 000 Mann
– Usollag – 5000 Mann
– Wjatlag – 7000 Mann
– Ustwymlag – 4000 Mann
– Kraslag – 5000 Mann
– das Baikalsker Lager – 30 000 Mann
– das Bogoslowsker Lager – 5000 Mann
2. Den Lagerleitern Gen. Wassiljew, Dolgich, Lewinson, Reschetnikow, Wolkow, Potschtarew und Lepilow:
а) Lagerstellen für die Ankunft und Unterbringung der ankommenden mobilisierten Deutschen vorzubereiten und eine Unterbringung der mobilisierten Deutschen, separat von den Gefangenen, zu gewährleisten;
b) bei Ankunft der mobilisierten Deutschen im Lager für diese gesonderte Nebenstellen zu schaffen, betriebsbedingte Trupps in einer Anzahl von 1500–2000 Mann, Kolonnen mit einer jeweiligen Stärke von 300-500 Mann, in Abhängigkeit von den Produktionsbedingungen, sowie Brigaden zu je 30-100 Mann zu formieren. Der Unterhalt der Trupps sollte vollständig selbsttragend sein;
c) als Leiter der Trupps (versehen mit den Rechten der Leiter der Lagernebenstellen) die besten Tschekisten-Lagerinsassen zu ernennen, sowie als Kolonnen-Chefs die erfahrensten Lager-Mitarbeiter und Brigadiere, welche über gute Kenntnisse des Betriebes verfügen, in dem die mobilisierten Deutschen Verwendung finden sollen. Es ist gestattet, aus den Reihen der deutschen Spezialisten, Ingenieure und technischen Mitarbeiter Brigadeführer zu ernennen und sie in den Brigaden und Arbeitskolonnen auf in ihrem Spezialgebiet einzusetzen;
d) Verpflegung und Warendienste für die mobilisierten Deutschen entsprechend der Normen festzulegen, wie sie für den GULAG vorgesehen sind;
e) in den aus mobilisierten Deutschen bestehenden Brigaden, Kolonnen und Arbeitstrupps eine genaue Arbeitsordnung und Disziplin walten zu lassen, so dass eine hohe Arbeitsproduktivität, die Erfüllung und Übererfüllung der Arbeitsnormen und -pläne gewährleistet sind.
3. der operativ-tschekistischen Abteilung des GULAG beim NKWD der UdSSR und den operativ-tschekistischen Abteilungen der Lager einen operativen Aufsichtsdienst über die mobilisierten Deutschen zu organisieren, mit denen jegliche Versuche einer Vernachlässigung der Disziplin,
Sabotage und Fluchtversuche bereits im Vorfeld unterbunden werden.
4. die mobilisierten Deutschen darauf hinzuweisen, dass sie bei Nichterscheinen zur Mobilmachung bei den Rekrutierungsstellen oder den Sammelstellen für die Verschickung sowie in den Brigaden, Kolonnen und Trupps bei Verletzung der Disziplin, Arbeitsverweigerung oder Desertion streng strafrechtlich verfolgt werden, wobei sie schlimmstenfalls mit der Todesstrafe rechnen müssen. Die Fälle der zur strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehenden mobilisierten Deutschen werden auf einer Sondersitzung des NKWD der UdSSR verhandelt.
5. dem Leiter des GULAG beim NKWD der UdSSR, Genosse Nassedkin, die Kontrolle und Aufsicht über die Trupps der mobilisierten Deutschen, ihren Arbeitseinsatz und die Beschaffung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen zu ihrer Versorgung zu gewährleisten.
6. dem Leiter der Verwaltung für die Lager der Forstwirtschaft, Genosse Timofejew, im Laufe der Monate Januar und Februar vom Volkskommissariat für Ackerbau der UdSSR 3500 Pferde für forstwirtschaftliche Arbeiten zu erhalten, sie unter den Lagern zu verteilen, in denen mobilisierte Deutsche untergebracht werden.
7. dem Leiter der Produktions- und Finanz-Planungsabteilung, Genosse Berenson, beim NKWD der UdSSR die finanziellen Mittel anzufordern, die für die Transportkosten der Deutschen sowie andere Ausgaben hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Anschaffungen erforderlich sind, nachdem er die Finanzierung dieser Operationen mit dem Volkskommissariat der Finanzen abgesprochen hat.
8. dem stellvertretenden Volkskommissar für innere Angelegenheiten, Genosse Obrutschnikow, aus der
Reserve der Personalabteilung des NKWD der UdSSR zur festen Anbindung an die Lager, in denen mobilisierte Deutsche eintreffen werden, 100 erfahrene Tschekisten-Kommandeure zuzuweisen, die dafür von ihren Verteidigungsaufgaben freigestellt werden.
9. den stellvertretenden Volkskommissaren für innere Angelegenheiten, den Genosse Kruglow, Tschernyschew und Sawenjegain, eine ständige Überwachung der Zustände und der Arbeit in den Lagern walten zu lassen, in denen Trupps mobilisierter Deutscher arbeiten.
Volkskommissariat für innere Angelegenheiten der UdSSR, der Generalkommissar für Staatssicherheit L.P. Berija Staatsarchiv der Russischen Föderation. Find R-9401. Verz.
1а. Dossier 110. Blatt. 10–11. Original. Maschinenskript.