An den
Sekretär des
ZK der WKP (B) Malenkow
26. August 1944
Über die Organisation der Wirtschafts- und Arbeitsbelange der Sonderumsiedler, die in verschiedenen Regionen der Region Krasnojarsk angesiedelt sind Statistischen Angaben zufolge waren bis zum 15. August 1944 in der Region Krasnojarsk 107381 Personen als Sonderumsiedler untergebracht, darunter:
ehemalige Kulaken |
35 288 |
Deutsche |
46 627 |
Kalmücken |
21 669 |
Sonderumsiedler aus der Republik Moldawien und den baltischen Republiken, sowie den westlichen Gebieten der Ukraine und Weißrußlands |
7 797 |
Die altersmäßige Zusammensetzung der Sonderumsiedler wird durch die folgende Tabelle verdeutlicht:
Sonderumsiedler |
altermäßige Zusammensetzung |
|||
|
Kinder bis 16 Jahre |
Halbwüchsige von 16 bis 18 |
Männer 18 J. und älter |
Frauen 18 Jahre und älter |
ehemalige Kulaken |
10984 |
2633 |
9057 |
12614 |
Deutsche |
20161 |
3237 |
4121 |
15118 |
Kalmücken |
9548 |
1253 |
3510 |
7358 |
aus der Rep. Moldawien, den baltischen Republiken, den westl. Gebieten der Ukraine und Weißrußlands |
2892 |
470 |
1050 |
3385 |
... Im wesentlichen haben alle Sonderumsiedler, mit Ausnahme der nichtarbeitsfähigen Invaliden, eine Arbeit.
Die Sonderumsiedler – ehemalige Kulaken – sind, was die Arbeitsverhältnisse betrifft, vollkommen zufriedenstellend untergebracht.
Die aus ehemaligen Kulaken geschaffenen Landwirtschaftsgenossenschaften haben sich in wirtschaftlicher Hinsicht ausreichend gefestigt, und die Mehrheit aller Genossenschaften hat alle staatlichen Lieferungen für das Jahr 1943 erfüllt.
Die Masse der Sonderumsiedler, die in Industrieunternehmen tätig sind, verrichten ihre Arbeit gewissenhaft.
Unbefriedigend ist die Arbeit der Sonderumsiedler im Bereich der Fischindustrie in den nördlichen Kreisen der Region. Der Grund für diese Situation ist die schlechte Organisation der Arbeit unter den Sonderumsiedlern, die schlechte Ausstattung mit Fischfanggeräten am Arbeitsplatz sowie die schlechte Versorgung mit Kleidung und Schuhwerk in der kalten Jahreszeit.
Eine derartige Situation besteht in den Ust-Jenisejsker, Turuchansker, Bajkitsker und einigen anderen Kreisen.
Durch eigene Gemüsegärten und Eigengrundstücke sind die Sonderumsiedler – ehemalige Kulaken, Deutsche und auch aus den baltischen Staaten und der Republik Moldawien Vertriebene – in ihrer überwältigenden Mehrheit versorgt.
Die Kalmücken unter den Sonderumsiedlern, die Anfang 1944 in die Region gelangt sind, besitzen ebenfalls zum größten Teil gutgehende Eigengrundstücke und haben im Frühjahr des laufenden Jahres Kartoffeln und Gemüse angepflanzt.
Die Ausgabe von Vieh und Getreide an die sonderumgesiedelten Kalmücken, wie sie die Verordnung des Rates der Volkskommissare der UdSSR vom 29.Mai dieses Jahres vorsieht, verläuft allgemein in der Region sehr schleppend. Es wird für unbedingt notwendig erachtet, den Kalmücken, in Übereinstimmung mit diesen Anordnungen, 5702 Stück Großvieh zuzuteilen. Bis zum 15. August lagen keine vollständigen Angaben aus der Region über die Ausgabe von Vieh an die Sonderumsiedler vor; Kenntnisse über die verschiedenen Kreise zeigen einen äußerst unbefriedigenden Zustand bei der Zuteilung von Vieh an die Sonderumsiedler. So wurden beispielsweise im Kreis Uschur insgesamt 20 Kühe zugeteilt, im Schirinsker – 23 und im Atschinsker – lediglich 2.
Eine dermaßen unbefriedigende Situation bei der Zuteilung von Vieh an die Sonderumsiedler erklärt sich mit dem Mangel an Vieh in den Beschaffungsstellen.
In Übereinstimmung mir der Verordnung des Rates der Volkskommissare der UdSSR vom 7. März dieses Jahres sollten an die sonderumgesiedelten Kalmücken 530 Tonnen Mehl und 165 Tonnen Graupen ausgegeben werden. Bis zum 15. August waren 309 Tonnen Mehl sowohl 68,2 Tonnen Graupen verteilt. Die unvollständige Zuteilung von Mehl und Graupen widerspricht der durch den Rat der Volkskommissare der UdSSR in der Verordnung vom 7. März des laufenden Jahres festgelegten Menge; dies läßt sich damit erklären, daß viele kalmückische Sonderumsiedler keinerlei schriftliche Angaben über die Menge an Vieh besaßen, das sie an ihrem vorherigen Wohnort aufgegeben hatten. Derzeit wird die Situation dadurch verbessert, daß auf Anweisung des stellvertretenden Volkskommissariats des NKWD der UdSSR, des Genossen Tschernyschew, vom 3. August dieses Jahres, Mehl und Graupen an die Kalmücken-Sonderumsiedler ausgegeben werden sollen, aber auch Vieh.
Wohnraum ist für die Sonderumsiedler, die auf dem Territorium der Region leben, sichergestellt und im wesentlichen zufriedenstellend. Die Mehrheit der Sonderumsiedler, die in der Region ansässig sind, haben sich im Verlauf der vergangenen zwei oder mehr Jahre eigene Häuser mit angrenzenden Eigengrundstücken, Land, Vieh und Geflügel zugelegt. Auch für die Kalmücken-Sonderumsiedler ist Wohnraum garantiert.
Allerdings ist unbedingt zu betonen, daß die vom Staat herausgegebene Kreditsumme in einer Größenordnung von 4 Millionen Rubel für die Gewährung von Krediten für individuellen Wohnungsbau an die Sonderumsiedler in äußerst unbefriedigender Weise genutzt werden. Bis zum 1. August waren von dieser Summe nur 29.000 Rubel, bzw, 0,7% der vom Staat festgesetzten Kreditsumme genutzt worden. In einigen Bezirken (wie z.B. dem Minusinsker, Rybinsker, Nasarowsker, Uschursker und einer Reihe andere) wurde keine einzige Kopeke für die bewilligten Kredite genutzt.
Eine solche Situation läßt sich zum größten Teil mit dem Fehlen von Baumaterialien, aber auch dem Mangel an Bauarbeitern erklären.
Besonders zugespitzt ist das Wohnproblem unter den Sonderumsiedlern, die zur Arbeit in der Fisch-Industrie in den Äußersten Norden verbracht wurden. So beträgt zum Beispiel im Kreis Dudinka in den Siedlungen Priluki, Pschenitschnyj und anderen, sowie in den Kreisen Turuchansk und Ust-Jenisejsk, der den Sonderumsiedlern zustehende Wohnraum oft nicht mehr als 1 qm pro Person. Eine derartige Situation bei der Versorgung der Sonderumsiedler mit Wohnraum in den Kreisen des Äußersten Nordens löst Gesundheitsschäden aus und läßt die Menschen kränkeln.
Kontrolldaten über die Anzahl sonderumgesiedelter Kommunisten liegen lediglich in Bezug auf die Kalmücken vor, die Anfang 1944 in die Region kamen. Laut diesen Angaben heißt es:
Kalmücken-Sonderumsiedler, die Mitglieder der WKP (B) waren – 270 Personen, Kandidaten für die Mitgliedschaft in der WKP (B) – 48 Personen, Mitglieder des Allrussischen Leninistisch-Kommunistischen Jugendverbandes – 357 Personen, darunter ehemalige leitende Angestellte aus den Reihen der Parteimitglieder und Spezialisten – 38 Personen, Teilnehmer am Vaterländischen Krieg – 124 Personen, Ordensträger – 12 Personen.
Die Verwendung der ehemaligen leitenden Angestellten ist derzeit keineswegs für zufriedenstellend zu erachten. So befindet sich beispielsweise der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare der Kalmückischen Autonomen SSR, Genosse Gorjatschew, als Leiter der Abteilung für Arbeiterversorgung bei der Nasarowsker Konservenfabrik im Einsatz. Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Rates der Volkskommissare der Kalmückischen Autonomen SSR, Genosse Irdenejew Badma, arbeitet jetzt als Buchhalter der Puschkin-Invalidengenossenschaft in der Ortschaft Nasarowo. Der frühere Staatsanwalt der Republik, Karsajew, ist als Direktor der Kantine an der Konservenfabrik im Nsarowsker Kreis tätig.
Die überwiegende Mehrheit der Landwirtschaftsspezialisten, Fischer und Lehrer arbeitet gemäß ihrer Ausbildung und Berufserfahrung, mit Ausnahme einer kleinen Gruppe von Lehrern, die in ihrem Spezialbereich nicht tätig sein können, weil sie der russischen Sprache nicht ausreichend mächtig sind. Für welche Arbeiten Mitglieder und Kandidaten der WKP (B)
zum Einsatz gelangen, darüber liegen beim Gebietskomitee der WKP (B) keine vollständigen Angaben vor.
Als Teilnehmer am Vaterländischen Krieg sind unter den Sonderumsiedlern (Kalmücken) 124 Personen registriert; ihre überwiegende Mehrheit ist beruflich untergebracht und arbeitet heute in den Kolchosen und Industrie-Unternehmen der Region..
So arbeiten beispielsweise im Atschinsker Kreis von 34 sonderumgesiedelten Teilnehmern des Vaterländischen Krieges 31 Personen, 3 sind als Folge ihrer Invalidität berufsunfähig, werden von ihren Eltern unterhalten und beziehen die vom Staat festgesetzte Versorgungsnorm.
Im Kansker, Bogotolsker, Partisansker sowie einer Reihe anderer Kreise arbeiten alle Teilnehmer am Vaterländischen Krieg, mit Ausnahme der Invaliden 2. und 3. Grades, ebenfalls in Kolchosen und Industriebetrieben.
Infolge des Fehlens von Dienstleistungen und mangelhafter Arbeitsorganisation bei den Sonderumsiedlern, sowie als Ergebnis der schwachen massenpolitischen Arbeit unter ihnen, äußern einige von ihnen ihre Unzufriedenheit über ihre Lage ...
Allerdings verhält sich die Mehrheit der Kalmücken-Sonderumsiedler gegenüber der Sowjetmacht loyal und versteht ihre Situation richtig ...
Ungeachtet der Tatsache, daß die Sonderumsiedler, insbesondere die Kalmücken, in den Kreisen der Region Krasnojarsk eine bedeutende Anzahl ausmachen, wird in vielen Fällen bei ihnen keine massenpolitische Arbeit durch die Parteiorganisationen durchgeführt.
Es gilt als sicher, daß das Vorhandensein ernsthafter Mängel bei der Verwendung und Unterbringung der Sonderumsiedler am Arbeitsplatz das Resultat dessen ist, daß das Gebietskomitee der WKP (B) in seiner praktischen Arbeit eine zu geringe Aufmerksamkeit auf dieses Problem richtet.
L. Subynin, Sekretär des Gebietskomitees der WKP (B)
Zentrum für die Aufbewahrung und das Studium
der neuzeitlichen Geschichte der Region Krasnojarsk,
Sammlg. 26, Verz. 14, Akte 1, Blatt Nrn. 187-193.
Urtext in Maschinenschrift.
„Die Region Krasnojarsk in der Geschichte des Vaterlandes“.
Lesebuch für Schüler der höheren Mittelschulklassen.
Buch 3. 1941-1953.
Krasnojarsker Buch-Verlag, 2000