Anordnung des Staatlichen Komitees der Verteidigung vom 04.06.45 № 8921, streng geheim, «Über die Verteilung der Kriegsgefangenen und Maßnahmen zur Verbesserung ihres Arbeitseinsatzes»

Anordnung des Staatlichen Komitees der Verteidigung № 8921, streng geheim, vom
4. Juni 1945, Moskau, Kreml
Über die Verteilung der Kriegsgefangenen und Maßnahmen zur Verbesserung ihres Arbeitseinsatzes
Das Staatliche Komitee der Verteidigung ordnet an:
1. Kriegsgefangene in einer Anzahl von 2.100.000 Mann unter den Volkskommissariaten (einschließlich der schon früher herantransportierten) für folgende Arbeiten einzuteilen:

2. Festzulegen, dass mit der vorliegenden Verfügung alle zuvor herausgegebenen Entscheidungen der Regierung über den Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen hinfällig sind.

3. Die Volkskommissare der Volkskommissariate, die Arbeitskräfte aus den Reihend er Kriegsgefangenen zugestellt bekommen, sowie die Behördenleiter zu verpflichten, entscheidende Maßnahmen zu ergreifen, welche die Aufnahme, Unterbringung und den Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen gewährleisten – und zwar im Rahmen der Fristen und einzelnen Punkte, die mit dem NKWD der UdSSR vereinbarten wurden.

Dem NKWD der UdSSR zu gestatten, bei unzureichender Vorbereitung der Volkskommissariate und Behörden für den Empfang der Kriegsgefangenen, diese an andere Volkskommissariate und Behörden zu übergeben, welche über die Möglichkeit der Aufnahme und des Arbeitseinsatzes der Kriegsgefangenen verfügen.

4. Dem NKWD der UdSSR zu gestatten, diejenigen Kriegsgefangenen aus Lagern und Sonder-Hospitälern zu entlassen und in die Heimat zu schicken, die aufgrund ihres körperlichen Zustandes nicht zum Arbeitseinsatz verwendet werden können: Invaliden, chronisch Kranke, erheblich Geschwächte — die also für lange Zeit arbeitsunfähig sein werden — in einer Gesamtzahl von bis zu 225.000 Mann.

Der Abtransport der nicht arbeitsfähigen Kriegsgefangenen aus Lagern und Sonder-Hospitälern hat im Zeitraum Juni—Juli 1943 mit den zurückfahrenden Zügen zu erfolgen, die Kriegsgefangene von den Fronten abgeliefert haben.

5. Zur Steigerung der Arbeitsproduktivität der Kriegsgefangenen und der Aufstellung einer strengen Disziplin in den Lagern und an den Arbeitsplätze, ist es dem NKWD der UdSSR gestattet, aus den Reihen der Kriegsgefangenen Bataillone, Regimente und Züge zu organisieren, die für die Bedingungen beim Bau und in der Produktion einsetzbar sind, wobei in niederen administrativen Ämtern (bis einschließlich zum Regimentskommandeur) kriegsgefangene Offiziere, in erster Linie Spezialisten, zu verwenden sind.

6. Folgende Ordnung aufzustellen, um die Kriegsgefangenen zu stimulieren und zu zwingen, die vom Staat festgesetzten Arbeitsnormen zu erfüllen:

а) für Kriegsgefangene, welche die staatlichen Arbeitsnormen erfüllen oder übererfüllen, ist die Größenordnung der Entlohnung von 100 auf bis zu 200 Rubel im Monat, in Abhängigkeit von der prozentualen Übererfüllung der Norm, zu erhöhen; für hochqualifizierte Spezialisten, Brigadeleiter, Zehnergruppenleiter, Zug- und Regimentskommandeure – von 125 auf bis zu 500 Rubel pro Monat, in Abhängigkeit der prozentualen Übererfüllung, die die von ihnen geleiteten Unterabteilungen geleistet habt;

b) den Kriegsgefangenen, die gut gearbeitet und die Norm übererfüllt haben, ist eine Verbesserung der Unterbringungsbedingungen zu gewähren, vorrangig ist Kleidung, Schuhwerk und Bettwäsche, zusätzliche Verpflegung und Brot an sie auszugeben, wie sie nach den entsprechenden Beschlüssen des Staatlichen Verteidigungskomitees festgelegt wurden; außerdem ist in den Lagern für Dinge des alltäglichen Gebrauchs zu organisieren;

c) den Lagerverwaltungen das Recht zu gewähren, Kriegsgefangene, welche ihre Arbeitspensum nicht erfüllt haben, bis zu zwei Stunden über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus am Arbeitsplatz zu behalten. In Bezug auf schlecht arbeitende Kriegsgefangene Verhaftungen, Inhaftierungen in der Hauptwache, Verlegung in Straf-Abteilungen mit besonders hartem Arbeitsregime, Entzug des Lohns und zusätzlicher Verpflegung vorzunehmen;

d) den Kriegsgefangenen, die in böser Absicht die Arbeit verweigern und die Produktion desorganisieren, vor ein Gericht des Militärtribunals zu stellen.
7. Dem NKWD der UdSSR zu erlauben, den administrativen Lenkungsapparat der Kriegsgefangenenlager aufgrund der guten Produktivität des Lagers und seiner Abteilungen zu prämieren.

8. Das NKWD der UdSSR zu verpflichten, Maßnahmen durchzuführen, die einen maximalen Arbeitsantritt der Kriegsgefangenen sicherstellen, unter anderem auch durch den Einsatz von Hilfskommandos der Wachen aus den Reihen der Kriegsgefangenen, Abtransport zur Arbeit ohne Wachbegleitung in grenzferne Bezirke.

9. Festzulegen, dass die Bewachung der Kriegsgefangenen, die beim Volkskommissariat der Verteidigung und der Hauptverwaltung für Wiederherstellungsarbeiten des Volkskommissariats für Verkehrswege beschäftigt sind, durch bewaffnete Wachmannschaften dieser Volkskommissariate erfolgt.

10. Die Lager des NKWD für Kriegsgefangene und Internierte auf Kosten des Unionsbudgets gemäß Finanzplan des NKWD der UdSSR zu erhalten.
Einnahmen aus dem Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen und Internierten sind dem Unionsbudget hinzuzurechnen.

11. Die Staatliche Planungskommission (Gen. Wosnessenskij) zu verpflichten:
а) bei der Zuteilung der vierteljährlichen Lebensmittel-Fonds im Voraus die Auslieferung durch die Hauptverwaltung für militärische Versorgung beim NKWD der UdSSR an hochwertigem Mehl, Reis, Gries und Butter für die Verpflegung von kranken Kriegsgefangenen einzuplanen;

b) dem NKWD der UdSSR im III. Quartal 1945 für die Kriegsgefangenenlager zuzuteilen: 100.000 Decken für die im Spital liegenden Kranken, 5 Millionen Meter Baumwollstoff für Bettwäsche der Kriegsgefangenen sowie 250.000 Säcke für Lebensmittel.

12. das Volkskommissariat für die Bewaffnung mit Granat- und Minenwerfern (Gen. Parschin), das Volkskommissariat für lokale Industrie der RSFSR (Gen. Smirjajew) und das Volkskommissariat für Handel der UdSSR (Gen. Ljubimow) zu verpflichten, dem NKWD der UdSSR im III. Quartal 1945 zu liefern:

• Güterwaagen, 400 Stück, Lieferant das Volkskommissariat für die Bewaffnung mit Granat- und Minenwerfern
• Güterwaagen, 100 Stück, das Volkskommissariat für lokale Industrie der RSFSR
• Tischwaagen, 2000 Stück, Lieferant das Volkskommissariat für Handel der UdSSR.

13. das Volkskommissariat der Verteidigung (Gen. Bukgsrin und Chrulew) zu verpflichten:

а) an die Lager des NKWD der UdSSR für Kriegsgefangene bis zum 1. August 1945 in einwandfreiem Zustand und zur jeweiligen Nutzung geeignete Lastkraftwagen zu übergeben: 3-Tonner — 1500, Eineinhalb-Tonner —2.500 und PKWs — 500;

b) den monatlichen Ausstoß von Fahrzeugbenzin für die Kriegsgefangenenlager auf 500 Tonnen zu erhöhen und des weiteren jeden Monat auszuliefern: 100 Tonnen Naphtha, 50 Tonnen Kerosin, 30 Dieselbrennstoff und 5 Automobil-Öl;

c) dem NKWD der UdSSR im Rahmen der festgelegten Normen die Versorgung der Kriegsgefangenen mit ausgebesserten, reparierten und zum Tragen vollständig geeigneten folgenden Sachleistungen zu übertragen:

im Juni 1945 — Piloten-Mützen — 300. Stück, Sommerbekleidung — 400.000 Stück Garnituren, Schuhwerk — 350.000 Paar, Leibwäsche — 1.100.000 Garnituren, Sommer-Fußlappen — 1.200.000 Paar, Handtücher — 1.500.000 Stück;

im III. Quartal 1945 — Helm-Mützen — 1.300.000 Stück, gesteppte Wattejacken —1.800.000 Stück, wattierte Pumphosen — 1.600.000 Stück, Fausthandschuhe — 1.400.000 Stück, warme Fußlappen — 2.000.000 Paar, Halbmäntel — 350.000 Stück, Uniformmäntel — 400.000 Stück;

d) dem NKWD der UdSSR für die Kriegsgefangenenlager zu übermitteln: Fuhrwerke — 3000 Stück, Schlitten — 3000 Stück, Gespanne — 3000 komplette, Nähmaschinen — 1000 Stück, Haarschermaschinen — 3000 Stück, Rasiermesser —10.000 Stück, Baumwoll-Nähgarn — 500.000 Rollen, Leinen — 10 Tonnen, eiserne Stiefelnägel — 25 Tonnen, Schuh-Feinnägel — 8 Tonnen, Kochkessel — 500.000 Liter, Fässer für Pflanzenöl — 2.000 Stück.

14. das Staatliche Verteidigungskomitee (Gen. Smorodinow) zu verpflichten, der Hauptverwaltung für Angelegenheiten von Kriegsgefangenen und Internierten 4.500 Fahrer und 10.000 Wachleute aus den Reihen des Sergeanten- und Rotarmee-Personals zuzuteilen.

15. Die Räte der Volkskommissare in den Unions- und autonomen Republiken sowie die Gebiets- und Regions-Exekutivkomitees zu verpflichten, den Kriegsgefangenenlagern für die Organisierung von Hilfswirtschaften Ackerland und Heumahd-Flächen in einem Radius von nicht mehr als 25 Kilometern vom Lage-Ort der Lager zuzuweisen, und zwar aus Ländereien des Staatsfonds und freier Kolchos-Böden.

16. Die Staatliche Planungsbehörde der UdSSR (Gen. Wosnessenskij) zu verpflichten, dem NKWD für das III. Quartal 1945 zweckgebunden für den Bau von Kriegsgefangenenlagern folgende Baumaterialien zuzuteilen: Fensterglas 50.000 Quadratmeter, Nägel — 100 Tonnen, Dachpappe — 10.000 Rollen, Teerpappe — 10.000 Rollen und Rundhölzer — 20.000 Kubikmeter sowie Sägeholz 15.000 Kubikmeter.

17. Dem NKWD der UdSSR zu gestatten, für die Befriedigung des Bedarfs in den Kriegsgefangenenlagern, in Absprache mit dem Chef des Hinterlands der Roten Armee, Gen. Chrolew, von dort abzutransportieren: Kühe — 10.000, Pferde — 5.000, von den erbeuteten, sowie Materialien, Ausrüstungsgegenstände und andere Sachgüter gemäß Anhang.

18. Die Zentrale Behörde für Militärtransporte der Roten Armee (Gen. Dmitriew) und das Volkskommissariat für Verkehrswege (Gen. Kowalew) zu verpflichten, dem NKWD der UdSSR zusätzlich für den Transport von Lebensmitteln und Sachgütern zu den Kriegsgefangenenlagern 3.000 Waggons pro Monat zur Verfügung zu stellen.

19, Das Staatliche Verteidigungskomitee (Gen. Worobew) zu verpflichten, dem NKWD der UdSSR 500 Tonnen Stacheldraht mit Klammern zuzuteilen..
20. Das Volkskommissariat für das Gesundheitswesen der UdSSR (Gen. Miterew) zu verpflichten, in Absprache mit der Hauptverwaltung für Angelegenheiten von Kriegsgefangenen und Internierten der UdSSR, zusätzlich Hospitale mit 30.000 Betten zur Behandlung kranker Kriegsgefangener in den Republiken und Gebieten bereitzustellen.

21. Das Volkskommissariat der Verteidigung (Gen. Chrulew und Golikow) zu verpflichten, der Hauptverwaltung für Angelegenheiten von Kriegsgefangenen und Internierten der beim NKWD der UdSSR zur Vervollständigung des Apparats in den Kriegsgefangenenlagern 7.000 Offiziere und Sergeanten, davon — 3.500 aus dem Versorgungsdienst, 700 Mitarbeiter aus dem Finanz- und Buchhaltungsbereich, 900 Ärzte und 1.500 Feldscher aus den Reihen der abzustellen, die der Demobilisierung aus der Armee unterliegen.

Vorsitzender des
Staatlichen Verteidigungskomitees
K. Stalin

Versendet an die Genossen
Berija, Wosnessenskij, Malenkow, Bulganin, Pawlenko, Tschernyschew, Tschadajew — alles; Chrulew, Pogrebnij, die Volkskommissariate, die Räte der Volkskommissare der Republiken, die regionalen und Gebiets-Exekutivkomitees — Entsprechendes.

Anhang
zur Anordnung des Staatlichen Komitees der Verteidigung № 8921, streng geheim, vom 4. Juni 1945

Liste
der Beutegüter, die vom NKWD der UdSSR
für die Kriegsgefangenenlager aus den von der Roten Armee besetzten
Bezirken in Deutschland abtransportiert werden dürfen

Beglaubigt: Chrjapkin

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