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Schuldlos Schuldige

«Ich erinnere mich an sie, du wirst dich an mich erinnern, und die, die nach dir geboren werden, werden dich in der Erinnerung haben… So wird einer nach dem anderen leben, wie ein Licht…» Andrej Platonow.

Noch 1970, praktisch gleich bei meiner Ankunft in Igarka, hörte ich mehrfach und aus verschiedenen Mündern, die Geschichte über einen Deutschen namens Robert Schmidt und seine Ehefrau Selma, die mit einem Boot Heu aus Alt-Igarka transportieren. Angeblich lebten sie hinter dem Fluss, auf der Seite des Jenisseis, auf der sich einst die Kolchose befand; sie hielten Vieh, besaßen ihre Wiesen. Später machten sie sich auf, um in der Stadt zu wohnen, aber ihre Kuh, ihre Amme, konnten sie nicht im Stich lassen. Zumindest – wollten sie es nicht. Aber man sprach keineswegs von einer Absonderlichkeit, sondern vielmehr in einer respektvollen Weise, im Sinne eines Beispiels für unglaubliche Sorgfalt und Hartnäckigkeit. Später erfuhr ich, dass Robert der Vater von Wladimir Schmidt war, den ich gut kannte, mit dem ich zwar nicht Seite an Seite, aber in demselben Bereich der luftfahrttechnischen Basis am Flughafen zusammengearbeitet hatte. (Wladimir Robertowitsch Schmidt, Bordingenieur der IL-86, kam1993 durch einen Unfall ums Leben). Später einmal betrachtete ich, gewissermaßen als städtische Sehenswürdigkeit, lange das am Werkstattschiff des Flusshafens vertäute einzigartige Boot des Robert Schmidt: zwei in der Art eines Katamarans miteinander verbundene Kutter, auf die er Heu verlud. Schon damals keimte das große Verlangen in mir auf, mich näher mit der Geschichte der Schmidts vertraut zu machen, aber damals war alles irgendwie aus der Kontrolle geraten, und ein derartiges Bestreben hätte man auch als unangenehme Neugier oder sogar äußerst verdächtiges Interesse auslegen können. Schon Ende der neunziger Jahre, als ich mich mit meiner alten Bekannten Nadeshda Kesonen (Posdnjakowa), der Kusine von Wladimir Schmidt, traf und wir über sein tragisches Schicksal sprachen, erfuhr ich, dass sein Großvater Robert Schmidt 1989 in Krasnojarsk verstorben war, aber „Tante Selma lebt noch!“ Und erst unlängst, als ich in der Mitarbeiter-Liste einer unserer Fluggesellschaften den Namen «Jelena Schmidt» entdeckte, konnte ich nicht mehr an mich halten, rief dort an und erfuhr, dass dies erstens, wie ich erhofft hatte, tatsächlich die Tochter von Wladimir Schmidt war und zweitens, was ich überhaupt nicht vermutet hätte, «Oma Selma lebt noch!»

Im November 2013 traf ich zuerst mit Natalia Alexandrowna Schmidt zusammen – der Witwe von Wladimir Schmidt, und anschließend mit der Mutter – Selma Wilhelmowna Schmidt, den Schwestern Viktoria und Galina.

…Man merkt, dass sie alle die Verbindung mit Igarka nicht haben einreißen lassen, den sie sind gut über praktisch alle Dinge informiert, die sich in der Stadt zugetragen haben und auch aktuell darüber Bescheid wissen, was dort los ist. Galina Schmidt sagt, dass sie und ihre Familie die Umschwünge der vergangenen zwanzig Jahre ziemlich glimpflich überstanden haben. Gleich nach der Schule fing sie an, in der Fisch-Kooperative von Igarka zu arbeiten, und in Krasnojarsk arbeitet sie in der Konsumgüter-Kooperative. Eine schlechte Sache ist, dass ihr Mann so früh starb – er war gerade erst 50. «Er arbeitete bei der Behörde». Sie wiederholt diesen Satz mehrfach. Wenn sie mit einer gewissen Pietät das Wort „Behörde“ ausspricht, ist es, als ob sie sich auf die Zehenspitzen stellt, ihre Stimme klingt gehaucht. Na ja, man muss denken, dass sie damit keinen besonderen Respekt und Liebe gegenüber den „Behörden“ zum Ausdruck bringen will, sondern ihre Liebe u einem guten Menschen, der einfach nur in irgendwelchen Behörden tätig war, in denen der Dienst, wie man weiß, gefährlich und nicht leicht ist.

Für Viktoria und Galina Schmidt ist vieles, wenn nicht sogar alles, mit Igarka verbunden – und nur Gutes. Nach ihren Worten haben die Eltern innerhalb der Familie und vor den Kindern nie darüber geredet, was sie haben durchmachen müssen. Deswegen sprachen sie auch nicht darüber, wer oder was die Gründe für all die widrigen Umstände in ihrem Leben waren. Nichtsdestoweniger erinnert Galina Schmidt sich an ihren Stammbaum «aus dem Effeff», kennt die Geschichte der Umsiedlung ihrer Eltern nach Sibirien und berichtet darüber ohne ein einziges Mal innezuhalten.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Gemäß ANORDNUNG DES RATES DER VOLKSKOMMISSARE der UDSSR und des ZK der WKP (B) ¹ 2060-935«SG» (streng geheim) vom 12. August 1941 unterlagen der Umsiedlung in die nachfolgend aufgeführten Gebiete ausnahmslos alle Deutschen, sowohl Stadt- wie Landbewohner: in die Region Krasnojarsk – 70000, ins Altai-Gebiet – 91000, ins Gebiet Omsk – 80000, ins Gebiet Nowosibirsk – 92000, in die Kasachische SSR – 10000ß Personen – insgesamt 480000 Deutsche.
Mit Befehl des NKWD vom 27. August 1941 wurde die Art und Weise der Deportation festgelegt, offiziell verkündet wurde die Aussiedlung per Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941.

Selmas Mädchenname lautet –Frank. Geboren wurde sie am 26. Februar 1921 in der Republik der Wolgadeutschen, in einem Groß-Dorf namens Kutter, etwa 70 km südwestlich von Saratow, Kanton Balzer – am rechten Ufer der Wolga, wo vergleichsweise gnädigere klimatische Bedingungen herrschen. Seinerzeit war dies eines der Zentren der deutschen Kolonisation. Vater – Wilhelm, Mutter – Amalia. Der Vater diente im ersten Weltkrieg als Soldat in der russischen Armee.

Mit 17, nachdem sie sich für ein Jahr älter ausgegeben hatte, erlernte Selma den Beruf einer Traktorführerin – das war ihr Wunschtraum. Im Übrigen war die Republik den anderen Gebieten des Landes im Hinblick auf die „Traktorisierung“ weit voraus. Und was die Intensivität des Einsatzes der neuen Agrotechnik betraf, nahm die deutsche Autonomie einen der ersten Plätze in der Sowjetunion ein.

Im Frühjahr 1941 heiratete Selma Frank einen Mann namens Brebing, der aus dem gleichen Ort stammte.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
ZEITUNG «SOZIALISTISCHER ACKERBAU» vom 24. August 1941:
«Die Bauern der Ortschaft Schwedt, Kanton Krasnojar, Republik der Wolgadeutschen, wandten sich mit einem Brief an die deutsche Bauernschaft, in dem sie die deutschen Bauern dazu aufriefen, bei der Vernichtung des Faschismus zu helfen, für ihre Freiheit und ein glückliches Leben zu kämpfen. Die Kolchosbauern der Ortschaft Schwedt helfen durch ihre aufopfernde Arbeit auf den Feldern der heldenhaften roten Armee den Feind zu zerschlagen».

An einem Septemberabend des Jahres 1941, als sie gerade die Kühe von der Weide holen wollten, begann man mit ihrer Aussiedlung. Sie durften das Vieh nicht mehr zurücktreiben, erlaubte ihnen lediglich, kleine Bündel mit Kleidung und Lebensmitteln zu packen und ließ sie dann auf Fuhrwerke steigen. Doch der Platz reichte nicht für alle; viele mussten zu Fuß gehen. Bis heute hat Selma noch das durchdringende Gebrüll der nicht gemolkenen Kühe in Erinnerung. Sie hatten die Ortschaft noch nicht einmal verlassen, als herbeigelaufene Bewohner der Nachbardörfer bereits anfingen, ihre zurückgelassenen Höfe zu plündern. An der Bahnstation wurden die Menschen sortiert. Die Mehrheit der Männer, unter ihnen auch Selmas Mann und Vater, kamen in einen anderen Zug. Den Vater verschickten sie ins Gebiet Kirow, wo er 1943 an Ruhr starb. Doch das erfuhren sie erst viel später – fast 20 Jahre danach. Es gelang nicht, die Spuren von Selmas erstem Ehemann aufzufinden, er verschwand spurlos.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Am 14. September wurden die ersten beiden Züge mit 4606 Deutschen in der Region Krasnojarsk abgeliefert; die in den Bolschemurtinsker, Scharypowsker, Daursker und Ust-Abakansker Bezirken untergebracht wurden.

Am 17. September traf ein Zug mit 650 deutschen Familien (2318 Personen) an der Station Atschinsk ein. 2000 von ihnen wurden auf Lastkähne verfrachtet und auf dem Tschulym-Fluss in den Bezirk Biriljussy gebracht, 318 Personen wurden im Bezirk Atschinsk untergebracht.

„Kolchosenweise“ wurden sie auf Züge verladen, und man vermutete, dass sie in den neuen Landstrichen auch entsprechend angesiedelt würden – den Kolchosen Ernst Thälmann, Stalin, Rosa Luxemburg... Doch dieses Prinzip wurde schon in der Anfangsetappe nicht eingehalten, als sie die arbeitsfähigsten Männer zwischen 16 und 60 Jahren, in andere Güterwaggons trieben – zur Verschickung in die Arbeitsarmee.

…Die ältesten im Waggon, die ausgestiegen waren, um Lebensmittel zu holen, kamen mit guten Neuigkeiten wieder: man bringt sie nach Kasachstan, mit dem Versprechen, sie für die erlittenen Besitzverluste zu entschädigen… Doch mit jedem Tag wurden es weniger gute Nachrichten. Unterwegs, dies geschah zumeist an irgendwelchen kleineren Bahnstationen, wurden sie aus nicht bekannten Gründen durchgezählt, ständig neu nach Alter und Geschlecht sortiert, in andere Züge gesetzt und in den Waggons zusammengepfercht. Das Sortieren könnte man auch als hohe Sterblichkeit während der Fahrt bezeichnen.

Es gab Abstellgleise, in aller Eile aus Brettern zusammengehauene Ankunftsstellen mit warmem Essen, doch das Essen wurde häufig als Trockenration ausgegeben und manchmal aus irgendeinem Grund sogar nur in Form von Getreide. In der Erinnerung geblieben sind auch die hastig aus Brettern zusammengenagelten und entlang des Bahndamms eingerichteten Abtritte, wo vor der Abfahrt des Zuges stets eine unendlich lange Schlange wartete, bemüht, nicht von der schwankenden „Hühnerstange“ zu fallen – alle zusammen: Männer, Frauen. Kinder... Sanitätsinspektionswagen, Badehaus – wohin man die Menge auch brachte, alle kamen zusammen dorthin, ohne Unterschied auf Geschlecht und Alter.
Als sie in die Ortschaft Daurskoje kamen, dachten sie, das wäre Kasachstan – das Ende der Reise. Aber sie irrten sich. Es ist schon schwer, sich daran zu erinnern, wie sie dort ankamen, wie sie überwinterten. Holz-Hütten, in denen mehrere Familien gleichzeitig untergebracht waren, Menschen, die auf einem Bündel Stroh lagen… Man sagte ihnen, dass sie in großen Kolchosen und Sowchosen arbeiten würden, doch, wie es scheint, brauchte niemand sie hier. Einige Zeit gingen sie zum Unkrautjäten auf den Feldern, auf Viehhöfe, aber Arbeit und Brot reichten wir niemanden. Die Ortseinwohner, die man gewaltsam «vollgestopft» hatte, weil sie gezwungen worden waren, Umsiedler aufzunehmen, waren unzufrieden und schauten teils angstvoll, teils neugierig auf die Neuankömmlinge. Alle versuchten herauszufinden, wo denn die Deutschen ihre sprichwörtlichen Hörner und Schwänze hätten.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Aus dem Bericht des Leiters der NKWD-Behörde der Region Krasnojarsk I. Semjonow vom 15. September 1941 «Über Anti-Sabotage-Maßnahmen an Bahnstationen und Knotenpunkten des Jenisseisker Wasserbeckens»: «…An den Abladepunkten wurde ein Anti-Sabotage-Dienst ins Leben gerufen und die Bewachung von Objekten verstärkt, die Sabotage-gefährdet sind. …Um Fluchtversuche auf der Fahrstrecke von den Abladepunkten zu den Siedlungsorten zu unterbinden, werden die Transportkolonnen der Kolchosen mit Agentur- und Parteimitarbeitern, einem sowjetischen Aktiv und Brigadeangehörigen der Miliz verstärkt. Alle sind in den Bezirksabteilungen des NKWD über die geheime Beobachtung der Umsiedler während der Fahrt instruiert worden
».

Im Frühjahr 1942 wurden einige Familien aus Daurskoje, jetzt waren es hauptsächlich rauen, Kinder und alte Menschen, mit einem Lastkahn nach Keschma und musterten sie erneut aus. Die schon herangewachsene, mit großen und kräftigen «Knochen» ausgestatte Selma wurde noch weiter in den Norden hinaufgeschickt, um dort beim Fischfang zu arbeiten. Die übrigen Mitglieder der Familie Frank, Mutter Amalia und sechs Kinder, wurden nach Kasachstan geschickt, nach Taddi-Kurgan. Wie sich später herausstellte, wurde die Familie in Taddi-Kurgan erneut aufgeteilt. Ein Teil, Kam mit der Mutter nach Kirgisien. Dort, in Frunse, verstarb die Mutter im 87. Lebensjahr. Derzeit leben alle Franks, aus Kasachstan und Kirgisien, mit ihren großen Familien einträchtig miteinander in Deutschland.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Auf Anordnung des Rates der Volkskommissare der UdSSR und des Zentralkomitees der Allrussischen Kommunistischen Partei (Bolschewisten) ¹ 19«streng geheim» vom 6. Januar 1942 oblag dem NKWD die Umsiedlung aus den südlichen Bezirken der Gebiete Nowosibirsk, Omsk sowie der Region Krasnojarsk von 50000 Deutschen zum Arbeitseinsatz in Unternehmen der Fischfang-Industrie. Im Oktober 1942 kam eine weitere Anordnung des Rates der Volkskommissare und des ZK der AKP (Bolschewisten) ¹ 1732«streng geheim» heraus, nach der im Laufe des Jahres 1943 noch zusätzliche 30000 Personen in den hohen Norden umgesiedelt wurden.

Im Herbst 1942 brachten sie Selma zu einem See. Welcher See, das wusste sie damals nicht. Aber letztendlich kamen sie an den Makowskoje-See, wo sich die Fischfang-Brigaden der Kirow-Kolchose befanden, deren Zentral-Revier in Alt-Igarka gelegen war. Noch heute kann man am Makowskoje-See Überreste der damals aus dünnem, heimischen Lärchenholz zusammengehauen Baracken sehen. Der Makowskoje-see ist ein sehr großes Gewässer, in dessen Mitte es eine Insel gibt – und dort waren die Fischer stationiert. Tatsächlich teilt die Insel den See, man kann sagen, in vier Reviere; deswegen kommt es einem vom Ufer aus so vor, als ob vor dir eine ganze Kette von mehreren Seen liegt. In der Nähe des Makowskoje-Sees (25 km weiter südlich) befindet sich der Nalim-See – ein schöner, tiefer und einst äußerst fischreicher See. Auch dort finden sich Überreste von «Investitions-» Bauten, und nicht einfach provisorische, saisonale Standorte von Fischern.

Im selben Herbst geriet an die Seen auch Robert Fjodorowitsch Schmidt – zu dem Zeitpunkt gerade erst 16 Jahre alt; er ist vier Jahre jünger als Selma. Robert Schmidt stammt ebenfalls von der Wolga, allerdings vom linken Ufer, dem trockeneren Teil, aus der Ortschaft Wiesenmüller im Kanton Seelmann. Auch seine große Familie fiel der „Sortierung“ anheim und wurde in Teile zerrissen. Heute ist es schwierig, die alten Familienbande zurück zu verfolgen, und die neuen, die sich flüchtig und auf bizarre Weise in den Fischer-Brigaden und -Baracken miteinander verflochten, sind schon lange verloren. Lediglich der Schmidt-Kesonen-Zweig lässt sich wohl noch verfolgen. Maria, Robert Schmidts älteste Schwester, heiratete den Finnen Jakob Kesonen. In Alt-Igarka waren sie zusammen aufgewachsen: die Kusinen Katja, Lilja und Nadja Kesonen, Viktoria, Galina und Bruder Wladimir Schmidt… Gemeinsam waren sie auch einige Zeit in Igarka zusammen. Heute sieht man sie nur noch auf Kinder-Fotos vereint...

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Nach Berichten der NKWD-Organe fiel in den Fischfang-Wirtschaften der Region Krasnojarsk lediglich 1 qm Wohnfläche auf eine Person, der Mangel an Brennstoff, Lebensmitteln, besonders Fett und Gemüse, war akut zu merken; es fehlte an Medikamenten, Wäschereien und Badehäusern. Nicht selten kam es vor, dass die Umsiedler mit 50-60 Mann auf mit dreckigem Stroh belegten Pritschen schliefen, in dunklen, feuchten Erd-Hütten, in denen es weder Licht, noch eine Heizmöglichkeit gab. Die Folge davon waren Massen-Erkrankungen.

Im Bezirk Igarka, in der Siedlung Agapitowo machte der tägliche Fang der örtlichen Brigade nicht mehr als 20 – 30 kg aus. Die abzugebenden Fische reichten nicht, um sich mit Brot zu versorgen. Die Brigade erhielt dann oft 7 – 8 Tage keines. Im Winter 1942 – 1943 starben in der Siedlung 150 Deutsche, unter ihnen Kinder. Die gebrechlichen, erschöpften Menschen konnten nicht mit voller Kraft arbeiten, was eine Strafe nach sich zog – die Kürzung der Lebensmittelnorm, so dass sie noch schwächer wurden und noch weniger in der Lage waren, die gesetzte Norm zu erfüllen.

Galina Schmidt erinnert sich aus Erzählungen anderer Frauen, die ebenfalls in den Fischfang-Brigaden arbeiten mussten, insbesondere Lilia Fominitschna Nesterjuk. Viele blieben für immer dort. Es gab Fälle von Erschießungen, manche Aufseher verhielten sich äußerst brutal, brachten Frauen in die Tundra, vergewaltigten sie. Mit guten Worten erinnert man sich nur an Einen – Kalinitschenko (möglicherweise Kalinnitschew? – eine solche Familie gab es in Igarka. – L.B.). Er tat so, als ob er nicht bemerkte, wie die Menschen für sich selber Fisch zum Essen wegnahmen. Man durfte sich nur «schwarzen» Fisch nehmen: Hechte, Plötze, Sebastes, Quappen… Aber der Makowskoje-See ist berühmt für seine einzigartigen Kymscha (nördliche Forellen) mit zartem rosafarbenen Fleisch, die nicht weniger einzigartigen Sandfelchen – wie Ferkelfleisch, mit Fett überzogen, Monarchen-Renken von bis zu fünf Kilogramm Gewicht.

Dort an den Seen, ganz zum Ende des Krieges, kamen Selma und Robert zusammen. Initiatorin der Annäherung war Selma. Sie wählte ihn selber aus und bestand später auf ihrem Recht, genau von diesem Mann auch Kinder zu bekommen. Dies zu bewerkstelligen war keine leichte Sache, denn es gab viele Frauen, und manchmal bestanden die Brigaden nur aus ihnen. Männer waren nur in zwei Alterskategorien vertreten: Jungen unter 16 Jahren und Alte, die nur mit Müh und Not den ersten Winter überlebt hatten. Eine Ehe auch als solche zu schließen konnten sie nicht. Dort in der Fischerbaracke kam 1946 Wladimir zur Welt. Man erlaubte der Familie nach der Geburt des Kindes sich in Staraja (Alt-) Igarka anzusiedeln., und Robert konnte sich mit ihr nur ab und an treffen. 1949 wurde Tochter Viktoria geboren, und erst 1952 erlaubten sie Robert Schmidt zur Familie zu ziehen. Schon 1954 brachte Selma dann Tochter Galina zur Welt.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Im Zusammenhang damit, dass weder in der Anordnung des Rates der Volkskommissare der UdSSR und des ZK der AKP (B) vom 12. August, noch im Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941, auf deren Grundlage die Umsiedlung der Deutschen begonnen worden war, irgendeine Frist für ihren Verbleib an den neuen Wohnorten vermerkt war, sandte die Abteilung Sonderumsiedlung des NKWD bereits nach dem Ende des Krieges an die Orte entsprechende Bescheide, in denen darauf hingewiesen wurde, dass «die Deutschen für immer in die Ausweisungsorte geschickt worden seien und in ihre alten Wohnorte nicht zurückehren dürften»; daher sei es notwendig, ihnen in den neuen Orten einen Arbeitsplatz zuzuweisen. Die örtlichen Organe erhielten die Aufgabe, die Umsiedler in die Kolchosen aufzunehmen und ihnen offiziell, wie auch allen anderen Bürgern, gemäß Satzung der landwirtschaftlichen Genossenschaften, Landparzellen zur Bewirtschaftung «abzustechen», auf denen es ihnen erlaubt war, einen Nutzgarten einzurichten und eine Behausung zu bauen.

In allen Dingen bewandert, arbeitete Robert Schmidt, der zudem noch lesen und schreiben konnte, als Traktorführer, Elektriker, Dieselmotorwart, Wirtschaftsleiter... Selma, die in Alt-Igarka Selma Wassilewna genannt wurde, – war an verschiedenen Arbeitsplätzen tätig: an den großen Schleppnetzen, íà bei der Heumahd, in den Gemüsegärten, auf der Vieh-Farm, auf dem Pferdehof, im Kindergarten... Sie besaßen ihre Kuh; Milch und Sahne transportierte Selma mit dem Schlitten nach Igarka zum Markt, und das sind immerhin über das Eis des Jenisseis sieben Kilometer pro Richtung... Nachdem sie vier Schulklassen absolviert hatten, machten sich die Kinder, eines nach dem anderen, auf den Weg in die Stadt – ins Internat, das der Grundschule der pädagogischen Lehreinrichtung für die Völker des hohen Nordens angeschlossen war. Einmal, erinnert sich Galina Schmidt, kam es aus irgendeinem Grund zu unserem ewigen Igarsker Übel – ein Feuer brach aus, und die Kinder wurden für das gesamte Schuljahr ins Internat nach Norilsk gebracht.

Von den Kindern aus Alt-Igarka möchte man etwas genauer berichten. Auf ihr Los entfielen nicht wenige Erschwernisse. Mitte der siebziger Jahre hatte ich das Glück (heute begreife ich das) einen wunderbaren Menschen kennenzulernen und mich mit ihm anzufreunden – Viktor Romanowitsch Pajanen. Viktors Mutter, eine Ingermanland-Finnin, hatte vor der Umsiedlung im Gebiet Leningrad gelebt. Sie machte, wie die meisten jungen Frauen, die Fischfang-Brigaden durch. Viktor kannte seinen Vater nicht. Er ging schon früh arbeiten, beendete sieben Schulklassen, diente in der Armee, arbeitete beim Sägewerks- und Holzumschlagskombinat in Igarka, absolvierte die Igarsker Filiale des Krasnojarsker Polytechnikums. Er fing an am Krasnojarsker Technologie-Institut zu studieren. Er arbeitete als Meister des Fertigprodukte-Lagers des Kombinats, später war er Abteilungsleiter, Inspektor der Aktionärsgesellschaft «Sowjet-Holzexport», Leiter der SGP, und sein letztes Amt vor seinem Tode war das des Leiters der Export-Buchhaltung im Igarsker Holz-Kombinat.

Viktor Pajanen erzählte viel über das Leben in Alt-Igarka, über diejenigen, die dort zusammen mit ihm aufwuchsen: die Badmajews, Jordanidis, Starks, Wamboldts, Nesterjuks... Übrigens, der Kalmück Buchtar Badmajew war mit seiner Tante Alma, einer Finnin, verheiratet. Deswegen sind all unsere Badmajews in Igarka zu einem Viertel, wenn nicht sogar zur Hälfte, Finnen. Internationale Kinder wurden durch nichts und niemanden geteilt – sie lebten tatsächlich alle in einer großen Familie. Und Wowka Schmidt war für ihn, Viktor Pajanen, obwohl er nur ein Jahr älter war, älterer Bruder und Vater zugleich. Und wenn eine Gruppe Kinder selbständig und in ein ziemlich weit entferntes Gebiet loszog – an den Jenissei, in die Tundra, um dort zu fischen, Rebhühner zu jagen oder Beeren zu sammeln, dann fragten die Eltern gewöhnlich: «Kommt Wowka Schmidt auch mit?». Und wenn sie eine bejahende Antwort erhielten, waren sie beruhigt. Ihr Fang gelangte nicht nur auf den häuslichen Tisch. Fische und Rebhühner wurden an der Annahmestelle abgegeben, das war für die Eltern wie ein Zusatzverdienst. Einen Nebenerwerb konnte man immer finden, und das nicht nur in der Tundra oder im Fluss. Im Winter transportierten sie mit Hunden Fässer mit Wasser vom Ufer, arbeiteten auf dem Pferdehof, und im Sommer – in den Gemüsegärten, aber das war eigentlich «Mädchen» -Arbeit. Für die Jungen war natürlich der Hauptnebenerwerb das Fischen. Den Fisch fingen sie einfach mit Angelruten, Reusen, Fangkörben, Netzfallen, die sie aus Weidenruten geflochten hatten. Sie fischten in allen nahegelegenen Seen, Bächen und Flüsschen. Herr des Jenissei war die Kolchose – dort wurde mit richtigen Netzen gefischt, und auf dem Grund – mit riesigen feststehenden Schleppnetzen.

Nicht nur Viktor Pajanen, sondern auch viele andere Leute aus Alt-Igarka erinnerten sich mit Dankbarkeit an den Vorsitzenden, Onkel Wasja (Wassilij Michailowitsch Nesterjuk), der nicht nur Arbeitsaufträge für «Erwachsene», also höher bezahlte Arbeiten, an die Jungs verteilte, sondern sich auch bemühte, nach Möglichkeit eine bessere Sorte Fisch anzunehmen. Vom Fischfang kamen sie in der Regel nass bis zur Gürtellinie, im Winter – durchgefroren bis auf die Knochen. Natürlich verlief eine solche Kindheit nicht einfach so harmlos für die Gesundheit ab. Auch Viktor Pajanen starb, ohne sein 60. Lebensjahr erreicht zu haben, und war lange Zeit nicht krank – die Krankheit war ihm nur wenige Monate zuvor in den Rücken gefallen. Interessant ist noch ein Moment. Einmal begegneten wir Viktor, und er teilte bescheiden und mit schuldbewusstem Lächeln mit: «Einen Orden haben sie mir verliehen. Den Orden für ruhmreiche Arbeit». Und das war quasi einen Tag nachdem sie bei uns am Flugplatz mit genau derselben Auszeichnung Wladimir Schmidt beglückwünscht hatten. Es liegt etwas Besonderes in dieser Gleichzeitigkeit! Es sieht so aus, als ob es da oben etwas gibt. Da hat man ihre Kinderarbeit zur Notiz genommen. Wenn auch ziemlich spät, wenn auch auf diese Weise, aber immerhin wurde abgerechnet!
1964, als der ältere Sohn Wladimir die 11. Klasse besuchte, zogen die Schmidts nach Igarka. Sie taten das einzig und allein deswegen, damit Wladimir in Ruhe zu Ende lernen konnte. Dem Vater, einem Mann, der bereits für seine meisterlichen Hände berühmt war, bot man eine Arbeit auf einem Werkstattschiff im Flusshafen an. Sie ließen sich in der Ordschonikidse-Straße 15À nieder. Das Haus stand in der Nähe großer Schuppen, Ställe und Brennholz-Unterständen und zeigte mit seinen Fenstern auf ein verödetes Grundstück, als einzige Mahnung an die Siedlung Probuschdenje, die Sonderumsiedler-Baracken – Kansker, Ilansker, Bolschemurtinsker…

An diesen Ort kann ich mich gut erinnern, ich erinnere mich auch an jenes Haus, das von Schuppen und Ställen umgeben war. Die Schmidts hielten ein Schwein, eine Kuh und ein Kälbchen. Das Heu transportierten sie auch weiterhin aus Alt-Igarka hierher. Und der erste Gehilfe bei all diesen Arbeiten war der ältere Wladimir. Als er sich an der Flugschule einschrieb, begab er sich nach Irkutsk, und Galina nahm seinen Platz ein. Sie war ihrem Vater und ihrem Bruder auch vorher schon wie ein Schnürchen gefolgt. 1977 wurde das Haus ¹ 25 des ersten Mikrobezirks fertiggestellt. Die Schmidts erhielten eine gut ausgestattete Wohnung, und erst zu dem Zeitpunkt stellte Robert die Viehhaltung ein.

Viel später, bereits in den neunziger Jahren, wanderte ich mehrfach in dieser öden Gegend herum. Das Haus ¹15À gab es schon lange nicht mehr, und auch die Ordschonikidse-Straße existierte nicht mehr, seit dort die letzte Baracke abgebrannt war. Trotzdem bemühte ich mich, mir vorzustellen, wie es hier in den Jahren 1932 – 1933 wohl noch ausgesehen haben mag. Anhand der kleinen Höcker, welche die Fundamente, die niedrigen Erdaufschüttungen um die damaligen Häuser hinterlassen hatten, sowie der Überreste der in der nicht vorhandenen Unterwelt zusammengestürzten Ofenrohre ließ sich erraten, wie die Häuser gestanden haben müssen, wie die auf den Stadtplänen bereits ausgelöschten Straßen einst verliefen. Und mich quälte nur eine einzige Frage: wie hatte man die an epidemischem Skorbut und Ruhr Verstorbenen zum Friedhof getragen, der etwas höher in einem Birkenwäldchen lag. Zeugen berichteten, dass zum Jahr 1963, als nach dem großen Brand in Igarka das Café «Nord-Licht» gebaut wurde, auch Häuser entlang der neuen Straße, der Straße der Erbauer, entstanden, und dabei dieser verfallene, aber noch nicht von allen vergessene, Friedhof von Bulldozern plattgemacht wurde. Da weiß man also, wo man eine Gedenktafel anbringen muss! Doch1964 als sich hier die Schmidts niederließen, waren von der Siedlung Probuschdenje nur noch dicht mit Gras überwucherte Hügel übrig, auf denen ein paar Kühe frei weideten. Die ländliche Idylle wurde durch einen Bach ergänzt, der das Wasser aus dieser moorigen Niederung noch weiter abwärtsführte, zur Oktober-Straße, wo später auf Vorschlag des Igarsker Heimatkundlers Baranowskij eine Wehr mit einem See angelegt wurde, den man nach ihm benannte.

Vieles in diesem Bericht über die Schicksale der Deutschen beginnt und schließt mit Wladimir Schmidt, den ich persönlich kannte und das nicht schlecht, wie ich meine. Wir hatten denselben Beruf, arbeiteten nebeneinander, verkehrten eine Zeit lang recht eng miteinander, aber man konnte nicht sagen, dass es Freundschaft war. Vermutlich lag das daran, dass er in einer Brigade tätig war, welche die LI-2-Flugzeuge betreute, während ich für die Hubschrauber Mi-4 zuständig war. Außerdem war er zwei Jahre älter als ich, und es zeigte sich auch eine gewisse Clan-Haftigkeit, genauer gesagt, so eine Verschlossenheit, die zwischen den ortsansässigen Jungs und den in der Stadt lebenden, denen die die Flugschule besucht hatten und denen, die nun zusammenarbeiteten, entstanden war. Das waren fünf-sechs Mann – und es war nicht so, dass sie Fremde in ihre Gruppe hineinlassen wollten, sondern es gab bei ihnen etwas, was mich irgendwie zur Vorschicht mahnt. Und das war gerade ihre Nachsichtigkeit uns, den Neuankömmlingen, gegenüber. Sie waren erfahren, nicht nur professionell, und man merkte, dass sie etwas kannten, etwas erlebt hatten, was uns unzugänglich blieb.

…1972 lernte der Luftfahrt-Techniker Schmidt um auf den Hubschrauber Mi-4, man schickte ihn für ein Praktikum zu uns in die Brigade. Sie teilten ihn mir zu, und darauf war ich äußerst stolz. Anfangs dachten wir, dass Schmidt zur Verstärkung zu uns gekommen war, aber dann stellte sich heraus, dass es bereits beschlossene Sache war, ihn zur Ausbildung als Bordmechaniker des Mi-4 zu uns zu schicken. Zuvor hatte immer die Regel gegolten, dass es notwendig war Zugang zur Bedienung jener Technik zu bekommen, mit der man später fliegen wollte. Schmidt arbeitete gründlich, beobachtete alles mit besonderer Sorgfalt. Wer bei wem sein Praktikum absolvierte, war unverständlich. Was mich betraf, so musste ich ihn lediglich mit der Technologie der Motoren-Bedienung vertraut machen, ihm zeigen, wo sich das eine oder andere Aggregat befand, ihm einen Tipp geben, welches Werkzeug man am besten benutzte, und er verstand es, alles noch schneller, sicher und besser zu machen. Wenngleich wir damals eine solche Bewertung nicht hatten.

Und ich blickte immer wieder auf Wladimir Schmidt, der damals noch Anwärter auf die Mitgliedschaft in der KPdSU und unlängst Abgeordneter des Stadtrats geworden war, und dachte: du gehörst zu den Vertriebenen und Gedemütigten; di bist also ein Mensch von anständiger Herkunft; du hast alles – du genießt die Achtung sowohl der Kameraden, als auch der Leitung. Dir sind gute natürliche Eigenschaften zu eigen: Diszipliniertheit, Fleiß, Wissen, Verstand, und letztendlich verfügst du über den bemerkenswerten deutschen Pedantismus, der in der Luftfahrt so unerlässlich ist. Nun, hast du denn kein Erinnerungsvermögen? Warum willst du in diese Partei hineinkriechen!? Ein weiteres überflüssiges Mal deine Vertrauenswürdigkeit, deine Unbedenklichkeit zu bestätigen, zu beweisen, dass di einer von denen bist? Das glaube ich nicht! Na schön – Abgeordneter des Stadtrats – das ist eine notwendige Sache, und sie steht für einen Menschen, der im Leben eine aktive Position einnimmt. Aber um Bordmechaniker zu werden, bedarf es nicht unbedingt der Mitgliedschaft in der KPdSU

1973 lernte Wladimir Robertowitsch Schmidt um zum Bordmechaniker auf dem Hubschrauber Mi-4, ein Jahr später auf den Helikopter Mi-8. Er war überwiegend an den Norilsker Flugplätzen Walek und Dudinka tätig. 1975 entstand die vereinigte Fliegerabteilung Igarka, und die Igarsker Hubschrauberpiloten, wenn auch nicht alle auf einmal, kehrten erfreut nach Hause zurück. Anfang 1976 lernte ich zum Bordmechaniker für den Flugzeugtyp IL-14 um. Ich lebte praktisch monatelang in Dickson. Wladimir Schmidt sah ich nur selten. Während der Arbeit konnten wir nicht aufeinandertreffen. Aber es gab allgemeine Versammlungen, Besprechungen des Fliegertrupps, auf denen unbedingt die besten herausgehoben wurden, unter Schmidt war quasi ständig unter ihnen. Alle in unserem Unternehmen, ich eingeschlossen, erinnern sich noch gern daran, wie er mit dem Orden für ruhmreiche Arbeit 3. Klasse ausgezeichnet wurde (Dekret vom 10. März 1981). Es gab auch andere Ehrungen, von denen man so oder so sprach, aber die allgemeine Meinung, die man von Schmidt hatte, lautete überall gleich: ja, das hat er verdient! Vielleicht der einzige, der es verdient hatte. 1983 lernte Wladimir Schmidt um zum Bordingenieur auf der IL-62 und begab sich nach Krasnojarsk, wo man ihm eine Wohnung im Flughafen Jemeljanowo beschaffte. Schmidt fuhr nicht einfach so dorthin, sondern mit Abschieds- und Dankesbriefen vom Kollektiv der Luftfahrttechnischen Base sowie des Teams der Fliegertruppe. Ich bin sicher, dass kein einziger Mann in unserer Truppe jemals so feierlich und mit so viel Zuneigung zu einer Umschulung begleitet wurde.

1990 lernte Schmidt mit einer der ersten Besatzungen um auf die IL-86. Die Besatzung, mit der er flog, brachte die erste IL-86 nach Krasnojarsk – es gibt darüber einen Film des Regional-Fernsehens. Wir schauten uns diese Szenen an und meinten stolz: «Wir haben unserem Schmidt die Maschine gezeigt!». Bei ihm lief alles gut. Auch in der Krasnojarsker Truppe war Schmidt ein geachteter Mann, was nicht verwunderlich ist. Er war nicht nur als Spezialist geschätzt, sondern vielmehr als Mensch. Er war ein sehr offener Mensch, aber nicht so ein hemdsärmeliger Typ, der einer beliebigen Person mit ausgebreiteten Armen entgegenläuft. Vielleicht nur äußerlich? Jedenfalls hatte er in jeder beliebigen Situation ein Lächeln im Gesicht, war freundlich und sogar einfach nur höflich – das ist nicht jedem gegeben. In der Luftfahrt gibt es zahlreiche Fälle, in denen die Masken sofort fallen. Und man kann einen Menschen sofort erkennen, wie sehr er sich auch hinter seiner Maske versteckt: im Inneren ist ihm mulmig zumute; und wenn das so ist, dann gelingt es ihm nicht, das zu verbergen. Schmidt wurde geachtet. Solche Leute sind in einer Besatzung äußerst wertvoll. Mit solchen Menschen mag man, wie es in der Luftfahrt heißt, gern fliegen.

Wieder war Schmidt unter den Ersten, die die Vorbereitung zu Flügen mit internationalen Fluglinien durchliefen. Sein Sohn studierte am polytechnischen Institut, seine Tochter – der Liebling des Vaters, beendete die Schule und studierte dann ebenfalls am Polytechnikum... Er steckte voller Pläne… Doch im August 1993 starb Wladimir Schmidt. Er starb auf kuriose Weise, sein Tod ist vielen bis heute ein Rätsel. Er kehrte von einem Besuch zurück – man hatte eine kleine Party organisiert – der Kommandeur des Flugzeugs, Aleksej Furtak, der den ersten Allein-Flug auf der IL-86 absolviert hatte, hatte einen ausgegeben. Das war Tradition! Wladimir wollte zu dieser «Veranstaltung» nicht gehen, sondern nahm das Auto, man hatte ihn überredet… Er verließ die Gesellschaft früh, fuhr allein; er war nicht betrunken, er galt praktisch als absoluter Nichttrinker. Man fand ihn tot auf. Wie die Verwandten sagen (Ehefrau und Schwestern) gab es im Gesicht Merkmale eines Überfalls mit Schlägen, aber bei der Miliz hieß es Alltagsverletzung: er sei wohl gestürzt und habe sich dabei den Schädel eingeschlagen… Die Nachricht über Schmidts Tod löste in Igarka große Trauer aus. Und bis heute rufen die Erinnerung an dieses Ereignis und Gespräche bei Treffen seiner Landsleute leidvolle Gefühle aus.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Die Deportation der Deutschen aus dem Wolgagebiet brachte der Region und dem Land in den schwersten Monaten des Krieges einen kolossalen Verlust. Ein Großteil der Ernte wurde nicht eingebracht, ein erheblicher Teil des Viehs ging ein oder wurde geraubt. Die Besiedlung und Urbarmachung der verödeten Territorien verlief unter großen Mühen, im Wesentlichen mit Zwangsmethoden. 1943 wurde lediglich ein Drittel des Ackerlandes genutzt, und die Viehzucht war vollständig zusammengebrochen. Dutzende ehemaliger deutscher Dörfer erholten sich auch nach dem Krieg nicht wieder. Als letzten Akt der Deportation kann man die Liquidierung der deutschen Ortsnamen nennen. Alle einstigen deutschen Städte und Ortschaften, mit Ausnahme der Städte Marx und Engels, erhielten russische Bezeichnungen.

Später tauchte in meiner Sammlung «interessanter» Leute noch ein Deutscher aus Alt-Igarka auf, ein Freund von Robert Schmidt – Alexander (Onkel Sascha) Wamboldt. Trotz eines schon fortgeschrittenen Alters hielt Onkel Sascha Schweine, und ihre Anzahl erreichte in manchen Jahren ein ganzes Dutzend. Das war zu der Zeit, als man aufhörte, gehackte Holzschnitzel und anderes Kombifutter nach Igarka zu liefern, als Tischlereien und Kindergärten schlossen, wo man sonst Essensabfälle bekommen hatte. Er lebte am Ortsrand, in der Papanina-Straße, ehemals zentral gelegen und später niedergebrannt, in einem jener Zwei-Wohnungs-Häuschen, die man seinerzeit, nach dem Brand von 1962, aus Jermakowo hierhergebracht hatte. Ich erinnere ihn, wie er immer mit seinem Karren umherfuhr, auf dem oft Kannen schepperten oder sich Grashaufen aus Medwjeschij Log auftürmten. Da war auch seine Ehefrau – Anna. Am Südhang von Medwjeschij Log besaß sie einen Gemüsegarten, in dem Kartoffeln und verschiedenes Grünzeug gediehen. In ihrer Wohnung war es sauber, erstaunlich sauber für Leute, die ständig mit Schweinen zu tun hatten; ich kaufte Kartoffel, unterhielt mich mit Onkel Sascha über Schweinehaltung, als obe ich Erfahrungen sammeln wollte... Die Wamboldts ließen mich gern an ihren Kenntnissen teilhaben, meine Neugier gefiel ihnen. …Beide starben während der Arbeit, der eine überlebte den anderen nur kurze Zeit.

…Immerhin sind das interessante Leute, diese Deutschen. Seit meiner Kindheit, seit der Schulzeit. War ich mit Deutschen befreundet. Ende der fünfziger Jahre ließen sich gleich mehrere Familien für einige Zeit in unserem großen Dorf nieder, das einst eine Kasachen-Siedlung des Süd-Ural gewesen war. Mutter meinte: «Sie sind aus Kasachstan hierhergekommen». Sie befürwortete diese Freundschaft, weil sie, die Deutschen, «fleißige Leute waren, die nicht tranken!» Ich erinnere mich und richte meine Aufmerksamkeit eigentlich erst jetzt darauf, dass bei weitem nicht alle sich mit deutschen Kindern anfreundeten. Ich kann sie an den Fingern abzählen, und merkwürdigerweise stellt sich heraus, dass alle in meinem Freundeskreis keineswegs Rowdys waren, aber ein wenig rücksichtslos; schon im Alter von 12-14 Jahren hatten sie eine eigene Meinung und stammten aus den niedrigsten Schichten unserer örtlichen Gemeinde, die nach den zwanziger Jahren entstanden war: aus den bedauernswerten Überersten einst sehr großer und keineswegs armer Familien, 1922 enteignet, 1929 enteignet, 1937 «nach NKWD-Methoden behandelt» und während des Krieges in erheblichem Maße zerschlagen und ausgedünnt. Jene deutschen Familien, wie die Deringers, Dreimanns, Beckers, waren uns irgendwie ähnlich – mehrfach deportiert und kreuz und quer durch unser Land getrieben: aus dem Wolgagebiet nach Kasachstan, aus Kasachstan ins Altai-Gebiet, dann weiter, immer tiefer in den Norden Sibiriens; später hat man sie wohl so etwas wie rehabilitiert, allerdings still und heimlich, ohne irgendwelche aufsehenerregende Dekrete, doch in Gebiete westlich des Urals ließ man sie wahrscheinlich nicht. Obwohl, davon bin ich überzeugt, es diesbezüglich wohl keine offiziellen Verbote gab. Die Deutschen ließen sich an den Marschwegen nach Europa nieder, an den Grenzen der Gebiete Tscheljabinsk, Kurgan, Swerdlowsk... Übrigens existierte auch in jenen deutschen Burschen, meinen Klassenkameraden, eine gewisse Verschlossenheit. In der Schule waren sie gesellige, aktive Pioniere und Komsomolzen – eigentlich wie alle, aber innerhalb der Familien ließen sie nicht jeden.

HISTORISCHE AUSKUNFT.
Die Geschichte der deutschen Kolonisten im Wolgagebiet zählte fast 150 Jahre. An beiden Ufern der Wolga lagen mehr als zweihundert Kolonien. Nachdem sie einen ganzen Reigen von Ungemach überwunden hatten – die ungewohnten Gegebenheiten der Natur, Hunger, Krankheiten, ständige Überfälle durch Nomaden, schufen die Umsiedler durch beharrlichen Fleiß höchst produktive Hof-Wirtschaften, wodurch sie den Aufschwung der Ökonomie und ein schnelles Wachstum der Handelszentren im Südosten des Landes förderten.

Die Kolonisten führten ein verschlossenes Leben und verstanden es, ihre Ursprünglichkeit zu bewahren. Neben der ausgeprägten Isolation von der russischen Bevölkerung waren die Deutschen auch unter sich abgesondert. Das war dadurch bedingt, dass in den verschiedenen Kolonien Zugereiste aus unterschiedlichen Ortschaften des damals zersplitterten Deutschlands lebten, die bemüht waren, ihre Sitten und Gebräuche, ihre Religion (es gab Katholiken und Lutheraner), ihre Alltagsbesonderheiten und vor allem ihren Dialekt zu erhalten.

Im Frühjahr 1991 war ich auf der Durchreise in Moskau – trübsinnig, wachsam, unwissend. Nachdem ich mich in der Unterführung eines der Moskauer Flughäfen verirrt hatte, geriet ich zufällig in einen merkwürdigen Bereich, einen kleinen und, aus welchem Grund auch immer, unterirdischen Warteraum, de voller Menschen war. Sie saßen auf Bänken, hockten dicht gedrängt auf dem Boden – auf Reisesäcken und Bündeln; einzelne, unscharfe Gestalten waren zu schweigenden Schatten zusammengesunken, und eine undefinierbare Masse schob sich durch den Raum, drängte sich und verschwamm in den halbdunklen Ecken...

Ein wenig verdutzt, wie übrigens von vielen Dingen damals in Moskau, bemerkte ich plötzlich, dass fast all diese Leute eine einheitliche braun-graue, Watteline-gesteppte Bekleidung trugen. Auch das Schuhwerk war das gleiche – Stiefel-Galoschen mit gesteppten Schäften – wie sie für unsere ländliche Gegend typisch und praktisch waren, und die Gesichter – teils von der Natur dunkel gebräunt, teils von der Landluft, bei den Frauen – bis zu den Augen straff mit Kopftüchern zugebunden...

– Wohin mag diese riesige Zahl Kasachen und Kirgisen bloß fliegen? – dachte ich, aber diese unabsichtliche Frage hatte ich laut vor mich hingesprochen.

Durch die halbdunkle Stille ertönte es plötzlich: «Das sind keine Kasachen und Kirgisen. Das sind Deutsche, die in die Heimat ihrer Vorfahren zurückkehren. Sie warten auf ihren Charterflug nach Hannover».

…Wenn einer von ihnen irgendwann auch nur ein schlechtes Wort über das Land, über die Menschen, über die Staatsmacht gesagt hätte… In jenen Jahren, als es nur sicher war, einfach zu schweigen. Erst kürzlich, im vergangenen Sommer, unterhielt ich mich mit einem Deutschen «jenseits der 60», einem Altersgenossen, der aus Deutschland gekommen war, um seine in Krasnojarsk und Diwnogorsk gebliebenen verwandten zu besuchen. Er kam aus einem Dorf nahe Krasnoturansk zurück, wo er geboren und aufgewachsen war und bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr gewohnt hatte, wo auch seine Kinder geboren waren. Er hatte Tränen in den Augen: «Das Haus? Es existiert schon nicht mehr, fremde Leute wohnen darin – was soll man dazu sagen? Und das Dorf, in dem wir gelebt haben, ist auch nicht mehr da. Ob ich dahin zurückkehre? Ich weiß es nicht… Wohl eher nicht. Mama wollte zurück, dachte immer wieder daran, bedauerte…» Das Einzige, worüber er sich negativ äußerte, betraf unsere Wurst, und er drückte sich dabei sehr vorsichtig aus: «So eine essen sie dort nicht». Interessant, dass er sich nicht ein einziges Mal versprach: «Dort bei uns» èëè «Hier bei euch». Und mir kam es damals, in meiner Kindheit, wie heute so vor, als ob ihnen bis zum heutigen Tage ein Gefühl der Schuld innewohnt. Weswegen? Gegenüber wem?

In einem Gespräch mit Wladimir Schmidts Ehefrau Natalia Alexandrowna fiel mir eine interessante Einzelheit auf: gegen Ende der Perestroika, als im Land das Chaos ausbrach, versuchte Wolodja, nach ihren Worten, beharrlich, alle, nach Deutschland auszureisen, was zahlreiche Verwandte mütterlicherseits auch taten. Noch am Leben geblieben war der Vater, Robert Schmidt. Er lehnte das ab und brachte seine Entscheidung ein für alle Mal auf den Punkt: «Und was werden wir dort machen?» Die Mutter unterstützte den Vater. Und auch die Schwestern waren gegen eine Ausreise. Die Meinung des Vaters war für Wladimir stets ausschlaggebend. Aber Anfang der neunziger Jahre, als der Vater bereits verstorben war und die UdSSR zusammenbrach, fing Wladimir erneut an von Deutschland zu sprechen. Er begann aktiv irgendwelche Dokumente zusammen zu bekommen. Seine Frau hatte ihn noch nie so aufgedreht gesehen, und oft wiederholte er: «Ich hasse diese Unordnung, dieses Durcheinander!».

«Woher diese Wut, dieser Zorn bei ihm kam, weiß ich nicht, – sagt Natalia Schmidt, – und wir wären natürlich nach Deutschland gefahren. Er hatte keine Angst vor dem Umzug und war überzeugt, dass er immer eine Arbeit finden, dass überall Bedarf herrschen würde».

Selma Schmidt lebt in Wjetluschanka, in einer Kooperativ-Wohnung, die sie seinerzeit mit ihrem Mann Robert gebaut hatte. Nach Krasnojarsk zogen sie 1986, in dieser Wohnung wuchsen die Enkel bis zu ihrem Universitätsstudium auf - Wladimirs Kinder; und jetzt wohnt sie bei ihrer Tochter Galina und deren Sohn – ihrem jüngsten Enkel.… Und die anderen wohnen in der Nähe: Viktoria, die älteste Tochter – in Diwnogorsk, Schwiegertochter Natalia und ihre bereits erwachsenen und vollkommen selbständigen Kinder – am Flughafen Jemeljanowo. Alle, so scheint es, nur einen Katzensprung entfernt…

…Ja, Selma Schmidt wollte niemals irgendwohin wegfahren. Man kann sie beneiden, denn mit ihren 92 Jahren verfügt sie über ein für ihr Alter ganz erstaunliches Erinnerungsvermögen. Allerdings kann es vorkommen, dass sie vergisst, was gestern war, aber alles, was lang zurückliegt, weiß sie noch. Ihre Augen lassen sie im Stich, auf einem Auge sieht sie nur noch sehr schlecht; dafür funktioniert das andere noch. Man merkt deutlich, dass sie immer ein fröhlicher Mensch war, nach den Worten der Tochter – eine Lebensoptimistin. Und das wohnt ihr auch heute noch inne. Sie spricht mit merklichem Akzent, den Namen ihres Dorfes «Kutter» spricht sie mit einem harten «Ê» aus, und sie gesteht, dass sie erst an den Seen angefangen hat Russisch zu lernen. Robert konnte Russisch lesen und schreiben – sie nicht. «Ha ja, Robert konnte schon als Kind sehr gut lesen und schreiben. Und das war auch nicht verwunderlich, denn sein Bruder war Lehrer!»

Als wir immer wieder damit anfangen, etwas über die Umstände von Wladimirs Tod zu erfahren, sagt Galina, dass Furtak sowohl damals, unmittelbar nach dem Ereignis, als auch später, als man es bei der Miliz aufgeklärt hatte, keine vernünftigen Erklärungen abgab, sondern alles immer im Dunklen ließ… Selma, die sofort versteht, wovon die Rede ist, fügt auf Deutsch hinzu: «Ja, ja… Furtak – dunkel…»

…Jetzt liest Selma ständig in einem sehr alten Buch mit lutherischen Psalmen auf Deutsch – diesen Familien-Psalter hat sie aus Kirgisien mitgebracht, als sie das Grab ihrer Mutter besuchte. Psalmen muss man fröhlich und feierlich singen, und das macht sie auch. Sie singt und übersetzt plötzlich: «Jesus Christus liebt uns und vergisst uns nicht».

Anmerkung: Selma Schmidt starb im Sommer 2016. Nach den Worten der ihr Nahestehenden war sie bis zum Ende ihres Lebens so geblieben, wie ich sie 2013 vorgefunden hatte – als bewegliche, fröhliche Frau, die über ein vollkommen vernunftgemäßes Erinnerungsvermögen verfügte…

Zwei bemerkenswerte Schriftsteller, die einander zu Lebzeiten gekannt hatten, Viktor Schklowskij und Andrej Platonow, in ihrem Werk auf der ständigen Suche nach der „getrennten und gemeinsamen Existenz“, versuchten, jeder auf seine Weise, eine Antwort auf die ewige Frage zu finden: worin liegt der Sinn des Lebens – in der Bewältigung oder der Anpassung? Schklowskij sagte über die Schule des Lebens, «wir sind wie Flachs, wir werden vom Leben bearbeitet. Aber der Flachs schreit in der Quetsche nicht».

– Aber das ist doch Passivität! – würde ihm Platonow entgegnen, der, wie Schklowskij es ausdrückte, «selber das Leben verarbeitete». Doch in Einem waren sie gleich: in den Menschen polarisierten sie niemals Unterschied und Gegensätzlichkeit. Dann bleiben nur weiß und schwarz, Licht und Dunkelheit übrig. Und im Großen und Ganzen ist es gefährlich, die Welt zu vereinfachen und alles auf Alternativen zurückzuführen: Rote oder Weiße, Reaktion oder Progress, Krieg oder Frieden, Freiheit oder Tod...

Leonid Birjukow.
Igarka, Krasnojarsk, Diwnogorsk.


Alt-Igarka .1959-1960. Wladimir, Schwester Viktoria, Schwester Galina, Kusine Nadja Kesonen


Alt-Igarka. Kindergarten


Wilhelm und Amalia Frank, Eltern von Selma Schmidt.
Zu Beginn des 1 Weltkriegs. Dorf Kutter, Gebiet Saratow.


Die gesamte Familie Frank. Selma stehend hinter dem Rücken des Vaters. Ortschaft Kutter, ungefähr 1940.


Amalia Frank mit den Kindern. Ortschaft Kutter, Anfang der 30-er Jahre.


Aufnahme an der Baracke in Alt-Igarka: Robert Fjodorowitsch, Wolodja, Galina (auf dem Fahrrad), Viktoria, Mama – Selma Wilhelmowna.


Wasser-Fahrer. Von links nach rechts: ganz außen – Wladimir Schmidt, dritter – Robert Schmidt.


Von links nach rechts: Katja Kesonen, Galina Schmidt, Nadja Kesonen, Lilja Kesonen.


Wolodja, Selma, Galina, Robert, Viktoria. Igarka, Foto-Atelier in der Oktober-Straße, 1955.


Alexander Wamboldt, Robert Schmidt (mit Akkordeon), Alt-Igarka, 1953.


Eheleute Selma und Robert Schmidt, noch nicht entrechtet, sondern als völlig gleichwertige Staatsbürger der UdSSR, Klubhaus Alt-Igarka.
Anfang der 1960er Jahre.


Laden, Alt-Igarka. Hinter der Theke die Verkäuferin Lilia Fominitschna Nesterjuk.


Bei der Mahd. Von links nach rechts, 2. stehend Alma Badmajewa – Ehefrau von Buchtar Badmajewa;
4. Selma Schmidt; 5. Galina Jordanidi; 6. Polina Schnaider.
Sitzend: 1. Alexander Wamboldt, 4. Anna Wamboldet, 5. Anna Kasak.
Ender der 1950er, Anfang der 1960er Jahre, Alt-Igarka.


Im Klubhaus. In der Mitte der Kolchosvorsitzende Wassilij Nesterjuk. Rechts von ihm sitzt Robert Schmidt, links steht Lilia Nesterjuk.
Im weißen Kleid Alma Badmajewa, im Vordergrund – Lautenschläger mit Tochter Ludmila.
Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre, Alt-Igarka.


Festmahl im Hause der Schmidts. Von links nach rechts sitzend: Jekaterina und Iwan Leutenschläger, Jekaterina Raisich, die Eheleute Schmidt.
Stehend: Galina Jordanidi und Viktor Raisich. Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre, Alt-Igarka.


Festmahl vermutlich bei den nesterjuks.
In der Mitte der Kolchosvorsitzende, eine Schönheit von Mann; er trug stets ein weißes Hemd, eine Krawatte und eine Ihr – Wassilij Michailowitsch Nesterjuk.
Zu seiner Rechten – Ehefrau Lilia Fominitschna Nesterjuk – die ebenfalls einer Fischfang-Brigade angehört hatte.
Wassilj Michailowitsch Nesterjuk bekam später in Krasnojarsk einen großen Posten in der Wirtschaft
(stellvertretender Direktor einer großen Fabrik), von seiner Frau Lilia wurde er geschieden und heiratete eine ganz junge Frau.
Nach den Worten von Galina Schmidt war sie als ganz junges Mädchen nach Krasnojarsk gezogen und hatte eine Zeit lang bei Nesterjuk gearbeitet.


Robert und Selma auf dem Markt von Igarka. In diesen Fässern transportierten sie Milch und Sahne auf den Markt.
Rechts – ein Unbekannter. Ende der 1950er Jahre.


Selma mit einer Kuh. Alt-Igarka. Ende der 50-er Jahre.


Lutherischer Psalter, den Selma ständig las.


Registrierung der Ehe von Wladimir Schmidt und Natalia Wolnowaja, 1970.
Den Jungvermählten gratuliert im Namen der Behörden der stellvertretende Vorsitzende des Stadtkomitees – ebenfalls aus der Kategorie der verbannten Deutschen stammend, aber in Alt-Igarka hat er anscheinend nicht gelebt.


Wladimir Schmidt am Haus in der Ordschonikidse-Straße 15À.
Rechts ein Kindheitsfreund aus Alt-Igarka Wladislaw Nesterjuk –
der Sohn von Wassilij und Lilia Nesterjuk. Igarka, etwa 1973-75.


Wladimir Schmidt – Bordmechaiker auf dem Hubschrauber Mi-8, circa 1981 –82.


Luftfahrttechniker Wladimir Schmidt, Igarka, 1972.


Robert Schmidt, Schlosser und Werkzeugmacher auf dem Werkstattschiff des Flusshafens. Foto an der Ehrentafel 1975.


Galina und Selma Schmidt. Krasnojarsk, November 2013.


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