Nachrichten
Unsere Seite
FAQ
Opferliste
Verbannung
Dokumente
Unsere Arbeit
Suche
English  Ðóññêèé

Der GULAG

Die ersten Lager auf dem Territorium der Sowjetrepublik entstanden im Sommer 1918. Das war eine Periode, als im Land die Bauern- und Arbeiter-Aufstände aufflammten. Das Oberhaupt der Sowjet-Regierung W.I. Lenin verlangte von den örtlichen Machtorganen „die Durchführung eines erbarmungslosen Massen-Terrors gegen Kulaken, Popen, Weißgardisten und die Verbringung verdächtiger Personen in Konzentrationslager außerhalb der Stadt“. Offiziell wurde die Bezeichnung durch ein Dekret des Rates der Volkskommissare vom 5. September 1918 „Über den roten Terror“ verbrieft. Gemäß diesem Dokument unterlagen Personen, „die mit weißgardistischen Organisationen, Verschwörungen oder Rebellion in Berührung gekommen waren“, dem Tod durch Erschießen und „Klassenfeinde“ – der Inhaftierung in Konzentrationslagern. Der Vorsitzende der Allrussischen Tscheka, F.E. Dserschinskij, schlug 1919 vor, „diese Konzentrationslager für den Arbeitseinsatz von Verhafteten zu lassen, für die Herrschaften, die keine Beschäftigung haben, für diejenigen, die nur zur Arbeit fähig sind, wenn man sie dazu zwingt“.

Der politische Terror und der Bürgerkrieg begünstigten das schnelle Anwachsen der Lagerzahlen. Ende 1922 waren auf dem Territorium der RSFSR 122 Lager in Betrieb. Sie hatten unterschiedliche Bezeichnungen: Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager, Lager mit besonderer Bestimmung, Besserungs-/Arbeitslager usw. Die Bezeichnung änderte aber nichts an ihrem Wesen und ihrer Bestimmung.

1930 wurden bereits sechs OGPU-Verwaltungen von Besserungs- und Arbeitslagern in Betrieb genommen: im Nord-Kaukasus, Bezirk Beloje More und Karelien, Wyschnij Wolotschok, Sibirien, Fernosten und Kasachstan.

1934 wurde der NKWD der UdSSR gegründet, alle Lager fanden Eingang in die Hauptverwaltung der Lager (GULAG). Das GULG-System gestattete es, ohne Verzögerung anspruchslose, billige Arbeitskräfte zum einen oder anderen Bauprojekt zu verlegen, zum Tagebau dieser oder jener Bodenschatz-Fundstätten, zur Holzfällerei usw. Nicht ein einziges „großartiges Bauprojekt“ kam ohne die Zwangsarbeit von Häftlingen aus. So wurde der Weißmeer-Ostsee-Kanal von 120.000, die Baikal-Amur-Magistrale von 150.000 (1935), der Moskau-Wolga-Kanal von 196.000, die Bahnlinie Salechard – Igarka („Todesstraße“) von 70.000 Gefangenen gebaut. Die Häftlinge schufteten auch in den Goldgruben der Kolyma, errichteten Komsomolsk-am-Amur, die Industrie-Objekte von Norilsk und Magadan …

1940 gehörten zum GULAG-System 53 Lager (und sie besaßen tausende von Außenstellen), 425 Kolonien für Minderjährige, 90 „Säuglingshäuser“. Zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges befanden sich in den Lagern und Kolonien 2,3 Millionen Menschen.

(Zum GULAG gehörten nicht die Gefängnisse, in denen am 1. Januar 1941 470.693 Personen einsaßen, sowie mehr als zweitausend Sonderkommandanturen mit Millionen von Sondersiedlern. Sie wurden verwaltet von der Haupt-Gefängnisverwaltung und der Abteilung für Sondersiedlungen beim NKWD.).

In den Kriegsjahren wurden gemäß Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 22. April 1943 Zwangsarbeitslager mit Sonder-Haftbedingungen (verlängertem Arbeitstag und Einsatz von Zwangsarbeitern bei Arbeiten unter Tage in Kohleschächten, bei der Gewinnung von Gold, Zinn und radioaktivem Erz). Zum Juli 1944 wurden in diesen Lagern 5200 Zwangsarbeiter gehalten, im September 1947 waren es bereits 60.021 Personen.

Am 28. Dezember 1941 gab der Generalkommissar der Staatssicherheit L.P. Berija den Befehl „Über die Schaffung spezieller Lager für ehemalige Kriegsgefangene der Roten Armee, die sich in der Gefangenschaft oder Umzingelung des Gegners befunden haben“.

Innerhalb einer Dekade (unter Ausnutzung der Erfahrungen des GULAG) organisierte der NKWD zehn solcher Lager. Jedes davon bediente eine bestimmte Frontgruppe. Im Januar 1946 wurden sie in den Bestand des GULAG eingegliedert. Ferner richtete der NKWD ein ganzes Netz von Überprüfungs- und Filtrationslagerpunkten ein, in denen die Haftbedingungen in höchstmöglichem Maße denen in Gefängnissen und Lagern entsprachen. Insgesamt warfen während der Kriegs- und Nachkriegszeit ungefähr 6 Millionen Bürger einer Überprüfung oder Filtration ausgesetzt, die sich in faschistischer Gefangenschaft befunden hatten oder aus umzingelten Gebieten heraus gekommen waren. Von ihnen saßen nicht weniger als 500.000 Menschen im GULAG ein, viele von ihnen wurden erschossen.

Am 1. Juli 1944 gehörten 56 Lager zum GULAG, die dem Zentrum unterstellt waren, sowie 69 regionale Behörden und Abteilungen von Besserungs-/Arbeitslagern und Kolonien. Diese Lagerkomplexe beinhalteten 910 Lager-Unterabteilungen und 424 Kolonien.

In den Nachkriegsjahren 1947-1949 gerieten 2.569.283 neu Verurteilte in die Lager und Kolonien des GULAG. Für ihre Unterbringung wurden zusätzlich 42 weitere Lager organisiert.

Am 1. Januar 1949 zählte man innerhalb des Systems des MWD 67 Besserungs-/Arbeits-Lager mit zehntausenden Lager-Abteilungen und Lager-Außenstellen sowie 1734 Kolonien, in denen 2.356.685 Gefangene gehalten wurden. Mehr als die Hälfte (55,8 Prozent) machten Verurteilte im Alter zwischen 17 und 30 Jahren aus. Der Frauenanteil in Bezug auf die Gesamtzahl der Häftlinge betrug 22,1 Prozent.

Zonen der Verteilung der GULAG-Außenlager

I - Nordwest-Europäischer Teil. II – Mittlerer Streifen des Europäischen Teils. III – Süden des Europäischen Teils, Ukraine. IV – Ural. V – Kasachstan und Mittelasien. VI – West-Sibirien. VII – Ost-Sibirien. VIII – Jakutien. IX – Südlicher Teil Fernost. X - Dalstroi/Fernöstliches Bauprojekt (Kolyma, Tschuchotka, Jakutien)

Besserungs-/Arbeitslager entstanden auf dem Territorium der Sowjet-Republik im Sommer 1918, als im ganzen Lande Bauernaufstände aufflammten. Das Oberhaupt der Sowjet-Regierung W.I. Lenin verlangte von den örtlichen Machtorganen „die Durchführung eines erbarmungslosen Massenterrors gegen die Kulaken (Großbauern; Anm. d. Übers.), Popen und Weißgardisten und die Verbringung zweifelhafter Personen in Konzentrationslager außerhalb der Stadt“ (Lenin, Gesammelte Werke, 5. Ausgabe, S. 143-144). Offiziell war die Schaffung von Strafeinrichtungen im Dekret des Rates der Volkskommissare vom 05.09.1918 „Über den Roten Terror“ festgelegt.

Die Strafinstitutionen änderten häufig ihre Bezeichnungen, sie waren dem Volkskommissariat der Justiz, dem NKWD, der OGPU, dem MWD unterstellt:
- Hauptverwaltung der Haftverbüßungsorte – GUMS;
- Zentrale Strafabteilung – ZKO;
- Zentrale Besserungs-/Arbeitsabteilung – ZITO;
- Zentrale Behörde der Zwangsarbeitslager – ZULPR;
- Abteilung für Zwangsarbeit – OPR
- Haupt-Verwaltung für Zwangsarbeit – GUPR;
- Haupt-Verwaltung für allgemeine Arbeiten und Arbeitspflicht – GUOPR;
- Haupt-Verwaltung für Zwangsarbeit – GUPR;
- Haupt-Verwaltung der Haftverbüßungsorte – GUMS;
- Politische Haupt-Verwaltung – GPU;
- Haupt-Verwaltung der Besserungs-/Arbeitslager und Kolonien – GULAG (1930-1960).

Einige Beispiele bezüglich der Anzahl der Lager und der in ihnen einsitzenden Gefangenen.

Ende 1922 waren in der RSFSR 122 Lager mit einer Häftlingszahl von über 80.000 in Betrieb; 1927 – etwa 200.000. Am 01.01.1934 befanden sich in den Lagern des GULAG 510.309 Inhaftierte, am 01.01.1935 überstieg die Zahl der Gefangenen in der UdSSR die Millionen-Grenze. Im Oktober 1948 belief sich die Zahl der Häftlinge auf knapp unter 2.350.000.

Am 1. Juli 1944 gehörten 56 Lager zum Bestand des GULAG, die dem Zentrum unterstanden, sowie 69 regionale Behörden, die 910 Lager-Unterabteilungen und 425 Kolonien.

Die Zahl der Häftlinge in den Besserungs-/Arbeitslagern und Gefängnissen änderte sich in Abhängigkeit von der repressiven Strafpolitik, der politischen und ökonomischen Lage des Staates. Im Dezember 1941 gab der Generalkommissar der Staatssicherheit L.P. Berija den Befehl „Über die Schaffung von Sonderlagern für ehemalige Kriegsgefangene der Roten Armee, die sich in gegnerischer Gefangenschaft oder Umzingelung befanden“, heraus. Innerhalb von zehn Tagen wurden zehn neue Lager geschaffen, welche jeweils eine bestimmte Gruppe der zehn Fronten bedienen sollten.

1937-1938, als die Repressionen auf ihrem Höhepunkt angelangt waren, befanden sich auf dem Jermakowsker Bezirk, in der Umgebung der Siedlung Ilitschew, eine Abteilung des Norillag. In der Zeit des Stalinistischen Terrors gegen die Völker der UdSSR waren etwa zwanzig Millionen Menschen der Verfolgung ausgesetzt, sechs Millionen von ihnen wurden, obwohl sie vollkommen unschuldig waren, erschossen. Die Zeit hat den schmerzlichen Verlust geglättet, aber die menschliche Erinnerung bewahrt die Namen der schuldlos Umgekommenen.

Der GULA (Haupt-Verwaltung der Lager) formierte sich in den 1930er Jahren und wurde zum Symbol für Tod, Ungesetzlichkeit, Zwangsarbeit und menschliche Rechtlosigkeit. Es war das Kolonie-Lager-System des neuen Sowjetstaates.

1922 waren in der RSFSR 122 Lager in Betrieb: Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager, Lager mit besonderer Bestimmung, Besserungs-/Arbeitslager usw. Am 01.01.1932 betrug die Zahl der Häftlinge in den Lagern der OGPU 268.700 Personen, 1930-1931 wurden 1.803.392 Menschen in die Sonderansiedlung verschickt. Allein am Weißmeer-Ostsee-Kanal schufteten 120.000 Gefangene.

1935 waren an der Baikal-Amur-Magistrale 150.000 Häftlinge im Arbeitseinsatz, am Moskau-Wolga-Kanal 196.000 , beim Bau der Eisenbahnlinie Salechard – Igarka („Todesstraße“) 70.000. Zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges befanden sich in den Lagern und Kolonien des GULAG 2,3 Millionen Menschen. 1947-1949 gerieten hunderttausende neu Verurteilte in die Lager und Kolonien des GULAG. Zusätzlich wurden 42 weitere Lager organisiert.

Unter den Häftlingen befanden sich zahlreiche junge Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Sie waren wegen der „Ähren“ verurteilt worden – mit einer Haftstrafe von 7-8 Jahren, wegen eines Sackes Roggen, den sie in der Kolchose entwendet hatten – Haftdauer 12 Jahre, wegen Veruntreuung im Laden – 10 Jahre, wegen des Diebstahls von 3 Metern Kattun und 5 Rollen Garn – 8 Jahre, wegen Zuspätkommens am Arbeitsplatz – 5 Jahre. Bei Familienmitgliedern von Vaterlandsverrätern (TschSIR) hing die Haftdauer vom Schicksal des Ehemannes ab: wurde er erschossen, dann bekam seine Frau 8 Jahre, geriet er lebend ins GULAG, dann bekam sie „insgesamt nur“ 5 Jahre Lagerhaft.
In den Jahren des „Großen Terrors“ (1937-1938) wurden mehr als eine Million Menschenleben vernichtet.

Veränderungen bei den Militär-Kadern in den Jahren 1936-1938.

Nach Berechnungen von A.I. Todorowskij (ehemaliger Leiter der Verwaltung für militärische Lehreinrichtungen der Roten Arbeiter- und Bauern-Armee), wurden in diesen Jahren fast alle leitenden Militärangehörigen, die das höchste Kommando der Roten Armee ausmachten, erschossen, gefoltert, in Gefängnisse und Lager geschickt.

Vernichtet wurden:

von 5 Marschällen – 3 (Blücher, Jegorow, Tuchatschewskij),
von 2 Armee-Kommissaren – 2,
von 4 Oberbefehlshabern der Armee 1. Ranges – 2,
von 12 Oberbefehlshabern der Armee 2. Ranges – 12,
von 2 Flaggoffizieren der Flotte 1. Ranges – 2,
von 15 Armee-Kommissaren 2. Ranges – 15,
von 67 Korps-Kommandeuren – 60,
von 28 Korps-Kommissaren – 25,
von 199 Divisionskommandeuren – 121,
von 36 Brigade-Kommissaren – 34,
von 198 Mitgliedern des Militärrats der UdSSR – 98.

Insgesamt verlor die Rote Armee in diesen Jahren etwa 40.000 Kommandeure, darunter die Hälfte der Regimentsbefehlshaber.

Die Verfolgungen setzten sich auch n den Jahren 1939-1941 fort.

Zum Sommer 1941 nahmen 75% der Regiments- und Divisionskommandeure ihren Posten für weniger als ein Jahr ein. Die allgemeine Zahl der Offiziere mit gehobener Ausbildung in den Streitkräften der UdSSR sank zwischen 1936 und 1940 um die Hälfte. Das ist einer der Gründe für unsere Niederlage in den ersten Monaten an den Fronten des Großen Vaterländischen Krieges. Kein einziger Feind des Sozialismus hätte derart viel Schaden und Verluste bei den Kriegsvorbereitungen bringen können, als diejenigen, die in den 1930er Jahren an der Macht standen.

Schmerz und Erinnerung. Gewidmet den Opfern politischer Repressionen in den 1930er bis 1950er Jahren im Jermakowsker Bezirk. Bd. 2


Zum Seitenanfang