Meine Eltern, Fjodor Kondratewitsch Klein, geb. 1896, und Emilie Genrichowna Klein, geb. 1901, wurden zusammen mit ihren sechs Kindern im August 1941 aus dem Wolgagebiet deportiert. Zum Packen standen ihnen vierundzwanzig Stunden zur Verfügung. Die Kolonnen mit den umzusiedelnden Menschen machten sich unter Begleitung von Wachmannschaften des NKWD auf den Weg zu den Bahnstationen, wo sie auf Pulman- (Vieh-) Waggons verladen wurden.
Als neuer Wohnort wurde für unsere Familie die Ortschaft Logowoje im Krasnoturansker Bezirk, Region Krasnojarsk bestimmt.
Fotos aus dem Familienarchiv:
1942 wurden der Vater und drei Schwestern, von denen die jüngste gerade erst 16 Jahre alt geworden war, in Arbeitskolonnen, die sogenannte „Trudarmee“ mobilisiert. Der Vater wurde ins Gebiet Kemerowo geschickt, die Schwestern nach Burjatien. Bis 1947 arbeiteten sie beim Holzeinschlag.
Wir führten ein sehr ärmliches Leben, und wenngleich alle, einschließlich der noch nicht volljährigen Kinder, in der Kolchose arbeiteten, mussten wir zum Überleben auch noch um Almosen bitten. Aber, wie heißt es so schön – es gibt keine Welt ohne gute Menschen. Viele halfen so gut sie konnten. Aber es gab auch Leute, die einen kränkten und beleidigten. Bis heute kann ich nicht vergessen, wie eine Nachbarin uns mit den Worten beschimpfte: «Sie mal einer an, die verfluchten Faschisten», und meiner Schwester und mir nicht erlaubte, aus dem gemeinschaftlichen Brunnen Wasser zu holen. Und einem Verwandten, heute Doktor der Wissenschaften, verkündeten sie beim Eintritt ins Institut: «Wohin willst du denn kriechen, du Schlange?»
Während des Baus des Krasnojarsker Wasserkraftwerks zogen wir nach Krasnoturansk um. Ich heiratete einen Russen. Drei Kinder wurden geboren. Die beiden älteren Töchter, Galina und Valentina, haben eine höhere pädagogische Ausbildung bekommen. Ich habe fast 25 Jahr lang als Köchin im Kindergarten gearbeitet. Ich wurde mit zahlreichen Ehrenurkunden ausgezeichnet. Ich bin Veteranin der Arbeit auf föderaler Ebene. Aber nichts ist vergessen…