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Menschen und Schicksale. Den Opfern der politischen Repressionen des Krasnoturansker Bezirks gewidmet...

Emilia Alexandrowna Iwajewa (Schlottauer)


Alexander Jegorowitsch und Jekaterina (Katharina) Andrejewna


Der Vater und Bruder Andrej

Meine Eltern: Alexander Jegorowitsch Schlottauer, geboren 1941?(1911!) und Jekaterina Andrejewna Schlottauer, geboren 1916 lebten gemeinsam mit ihren beiden Kindern im Bezirk Gmelin, Gebiet Saratow. Sie hatten ein Haus, eine große Hofwirtschaft und einen Obstgarten.

Zum Packen gab man ihnen 24 Stunden Zeit. Das Notwendigste durften sie mitnehmen, aber nur so viel, wie sie mit eigenen Händen tragen konnten. Sie verluden uns auf einen Güterwaggon, dann waren wir ungefähr einen Monat unterwegs. Viele alte Leute und Kinder starben an Hunger und Krankheiten. Unsere Familie wurde in der Ortschaft Beresowka, Region Krasnojarsk, untergebracht. Wir waren ohne jegliche Existenzgrundlage, besaßen keine warme Kleidung, keine Lebensmittel. Keiner von uns war der russischen Sprache mächtig.

Der Vater fand einen Job als ungelernter Arbeiter, Mama als Melkerin. Mein Bruder und ich blieben allein Zuhause zurück, und die Eltern schlossen uns immer ein, wenn sie fortgingen. 1942 holten sie den Vater in die Arbeitsarmee. Im Juni 1943 verhungerte er. Die Nachricht von seinem Tod erhielten wir erst am 4. November 2004.

Mama musste uns allein großziehen. Wir lebten in sehr ärmlichen Verhältnissen, ohne Kleidung, ohne Lebensmittel.

1948 kam der aus der Arbeitsarmee entlassene Großvater zu uns, um uns zu sich zu holen. Wir ließen uns in der Ortschaft Teply Kljutsch im Krasnoturansker Bezirk nieder. Mama fand auf der Farm eine Arbeit als Melkerin. Mein Bruder hütete privates Vieh, und ich ging zur Schule. Was mussten wir alles durchmachen… Man beschimpfte uns als Fritze und Faschisten, wir litten seelisch unter dem Verhalten der ortsansässigen Bevölkerung uns gegenüber. Wir litten auch unter der Sonderaufsicht, unter der wir standen: ständig mussten wir uns bei der Militär-Kommandantur melden, nirgends konnten wir hinfahren, weil wir das Dorf nicht verlassen durften.

Nachdem ich 6 Klassen absolviert hatte, fand ich Arbeit als Melkerin. Meine weitere Ausbildung machte ich an der Abendschule. Ich erhielt die mittlere Reife. 1959 heiratete ich. Mein Mann und ich leben nun schon 57 Jahre glücklich miteinander. Unsere älteste Tochter starb im Kindesalter. Wir haben drei Töchter großgezogen, alle habe eine Ausbildung erhalten. Wir haben drei Enkel und zwei Urenkel. Gegenwärtig bin ich in Rente, mein Arbeitsleben umfasst 42 Jahre. Aber die Erinnerung an das Durchgemachte lebt.


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