Von Pjotr Deonissowitsch Matwejew, dem ehemaligen Mitglied einer Familie von Repressionsopfern
Ich berichte über meine bittere Jugendzeit während der stalinistischen Repressionen. Unsere siebenköpfige Familie lebte bis zu dem unglücklichen Ereignis in dem Dorf Tschigitejewo, Aklinsker Kreis, Gebiet Tschita. Eines Nachts, im Februar 1931, wurde unser Vater (Deonis Uwarowitsch Matwejew) verhaftet und irgendwohin gebracht. Kurz darauf wurde das gesamte Vieh beschlagnahmt. Wir wußten nicht, wie wir leben sollten. Aber wir mußten nicht lange überlegen, denn man setzte uns auf Leiterwagen und fuhr uns fort zur Eisenbahnstation Darassun. Dort trafen wir mit dem Vater zusammen. Im weiteren Verlauf der Dinge gelangten wir zur zentralen Mine im Uderejsker Kreis (heute Kreis Motygino), Region Krasnojarsk. Eine Mama hatten wir nicht. Und dann, am 28. März 1937, brach das zweite Übel über uns herein – der Vater wurde erneut verhaftet. Wir Jungvögelchen wurden aus dem Nest heraus-geworfen, uns war kein einziger Elternteil geblieben. Es waren schwierige Jahre (das System mit den Lebensmittelkarten), das harte Klima. Auf den Umsiedlern lastete schwer der Skorbut, und dann kam noch der Hunger hinzu (die Todesrate war hoch). Es fällt schwer, sich daran zu erinnern ...
Dann brach der Krieg aus. 1943 wurden auch wir gebraucht und zur Armee einberufen. Und hier auf dem Schlachtfeld verteidigten wir in ehrenhafter Weise und mit gutem Gewissen unsere Heimat. Wir waren drei Brüder, alle wurden verwundet, besitzen Auszeichnungen. Ich bin Invalide 2. Grades. Na, und über den Vater wissen wir bisheute nichts. Wir wissen nicht, wo seine sterblichen Überreste liegen [...].