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Während des Krieges befand sich in der Stadt Krasnojarsk eine große Anzahl Lager für Verurteilte. Und eines dieser Lager befand sich genau dort, wo wir zu jener Zeit wohnten. Ich meine das sogenannte „Umsiedlerlager“. Es erstreckte sich von der Werft bis zum Predmostnaja-Platz - am rechten Flußufer. Ich studierte damals an der Kreis-Fachschule Nr. 2 und mußte mich manchmal im Winter um 10 oder 12 Uhr nachts von dort auf den Heimweg machen. An solchen Tagen kamen mir nicht nur einmal Fuhrwerke entgegen, die mit Toten beladen waren, welche lose durcheinander lagen, wobei die Hände, Füße und Köpfe in alle Richtungen hervorstanden; ihre Körper waren mit Schnüren zusammengebunden; außerdem waren sie alle unbekleidet. Nach einer derartigen Begegnung war einem der Schlaf erstmal für lange Zeit vergangen.
Wohin man die Leichen gebracht hatte, das erfuhren wir erst im Frühjahr, als wir von der Schule aus losgingen, um Kartoffeln zu pflanzen. Wir gingen über den Torgaschinsker Friedhof. Und einmal da stieß unsere ganze Gruppe zufällig auf einen riesigen Berg Leichen, die nur ganz oberflächlich mit Erde bedeckt waren. Später wurden sie nactürlich zugeschüttet; das haben wir überprüft.
In jener rauhen Zeit wurden viele Menschen bereits für kleinste Vergehen bestraft, möglicher-weise auch solche, die völlig unschuldig waren; und dann haben sie so ein Ende genommen, daß nicht einmal die Mehrheit ihrer Verwandten ahnt, wie und wo sie begraben sind.
Ich denke, daß dieser Platz nicht so schwierig zu finden ist. Er liegt auf der linken Seite des Friedhofs. Nur scheint es mir, als würden sich dort heute Gartengrundstücke befinden. [...]