Denis Taradow, multidisziplinäres Gymnasium, 11 e, 1996
Die 1930 entstandene Lager-Hauptverwaltung der vereinigten staatlichen politischen Verwaltung, abgekürzt GULAG, war die größte Organisation im Lande, und nach 1934 die einzige, zu deren Verfügung die Besserungs-/Arbeitslager (ITL), Gefängnisse und andere Einrichtungen ähnlicher Art standen. 1934 wurden alle bis dahin existierenden Lager, die ehemals zur Verfügung der OGPU der UdSSR, des NKWD der RSFSR, des Volkskommissariat der Justiz der RSFSR und anderer Unionsrepubliken gestanden hatten, an das GULAG übertragen. Und von diesem Augenblick an wurde es zu einem „Imperium“.
Lange und beharrlich schuf der Staat an einem weit verzweigten Netz von Lagern, und zum Jahre 1940 verwandelte sich der GULAG zu einem vollkommen durchorganisierten System, das nun mit aller Macht zu arbeiten begann. Gegen März des Jahres 1940 zählte das „GULAG-Imperium“ 53 Lager, 425 Besserungs-/Arbeitskolonien (darunter 170 Produktionskolonien), 50 Kolonien für Minderjährige. Die allgemeine Häftlingszahl betrug am 1. Januar 1940 nach offiziellen Angaben etwa 1,7* Millionen Menschen.
*Staatsarchiv der Russischen Föderation, Fond 9411c, Verz. 1, Dossier 29, Blatt 1-57
Die Produktionsfunktion erfüllten 3 Verwaltungen – die Wald-, Bergbau- und Hütten-Industrie, eine Abteilung der Brennstoff-Industrie. Die Landwirtschaft befand sich unmittelbar in spezialisierten Lagern und Besserungs-/Arbeitskolonien, die kapitalen Bauprojekte wurden von speziellen Bau-, aber auch Produktionslagern ausgeführt.
Zu jener Zeit umfassten die Aktivitäten des GULAG 17 Industriezweige; der geplante Umfang der auszustoßenden Produktion machte 2 659 500 000 Rubel aus (in Verkaufspreisen ausgedrückt). Führend war der Sommer-Komplex – 730,3 Millionen Rubel, danach kamen die holzverarbeitende Industrie – 412,2 Millionen Rubel, die Bekleidungsindustrie – 359,8 Millionen Rubel, die Bergbau- und Hütten-Industrie – 297,3 Millionen Rubel, die metallverarbeitende und die Maschinenbau-Industrie – 233,9 Millionen Rubel, die fischverarbeitende Industrie – 138,3 Millionen Rubel, die Textil-Industrie – 127,8 Millionen Rubel sowie die Brennstoff-Beschaffung – 126,3 Millionen Rubel. 1/3 (33,3%) vom Produktionsausstoß des Jahres 1940 gehörte den Massenbedarfsartikeln.
Am 01.01.1940 wurde das Grundkapital der Industrie des GULAG (ohne Berücksichtigung von Nord-Nickel und den Aktjubinsker Fundstätten) auf eine Summe von 1480 Millionen Rubel geschätzt – zum größten Teil wurde sie in die Lager der Verwaltung für Holzindustrie, Kolonien der Verwaltung der Besserungs-/Arbeitskolonien und die Lager der Abteilung für die Brennstoff-Industrie investiert. Interessant ist, dass die Kosten für Transportmittel, Arbeitsmaschinen, Apparate, Übertragungsinstallationen, Stromanlagen und andere Maschinen insgesamt 419,2 Millionen Rubel ausmachten. Mit anderen Worten – es überwog harte Handarbeit. All diese Ziffern sprechen davon, dass die Lager-Wirtschaft nicht der letzte Posten im staatlichen Budget war.
… Am 23. Juni 1935 wird in Moskau vom Rat der Volkskommissare der UdSSR die Anordnung N° 125-198 (streng geheim)** „Über den Bau des Norilsker Nickel-Kombinats ***“ verabschiedet, die besagt:
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** Staatsarchiv der Russischen Föderation, Fond 5446, Verz. 57, Dossier 36,
Blatt 1094-1099. Dokument wurde früher nicht veröffentlicht.
*** So im Dokument bezeichnet.
„Für die erfolgreiche Erschließung der Norilsker Nickel- und Kohle-Vorkommen und den Bau des Kombinats mit einer geplanten Kapazität von 10000 Tonnen Nickel pro Jahr und seiner Inbetriebnahme im Jahre 1938, - ordnet der Rat der Volkskommissare an:
- den Bau des Norilsker Nickel-Kombinats als wichtig und eilig anzusehen und die Hauptverwaltung der Lager des NKWD damit zu beauftrag, indem diese dazu verpflichtet wird, zu diesem Zweck ein Sonderlager zu organisieren;
- die Hauptverwaltung des Nordmeerseewegs zu verpflichten, alle in Norilsk vorhandenen Gebäude, Ausrüstungs- und Einrichtungsgegenstände, Transportmittel, technisches Material, Nahrungsgüter, das geologische Archiv sowie anderes Eigentum, welches dem Norilsker Kombinat gehört (darunter die Steinkohle-Gruben), an das NKWD zu übergeben, und dem NKWD die Pflicht aufzuerlegen, diese zum 10.12.1935 zu übernehmen, ebenso wie die von der Nordmeer-Seeweg-Verwaltung für Norilsk ausgegliederten, derzeit bei der Abfertigung in den Zwischendepots oder unterwegs befindlichen Materialbestände, Ausrüstungsgegenstände, Nahrungsmittel- und Industriegüter – und zwar zusammen mit dem bereits zugestellten bzw. derzeit auf dem Wege nach Norilsk befindlichen Verwaltungs- und technischen Personal und Arbeitskräften;
- die Abbau-Arbeiten der Norilsker Vorkommen im Tagebau am 01.01.1938 zu beginnen;
- das Volkskommissariat für Schwerindustrie zu verpflichten:
a) die Beendigung der Projektierung des gesamten Kombinats zum 1. August 1936 zu gewährleisten, wobei für das Sojus-Nickel-Zinn-Projekt eine spezielle Projektgruppe bereit zu stellen ist, die nur aus den besten Arbeitskräften zusammengesetzt werden soll.
b) die Beendigung der Projektierung der dem Kombinat angehörenden Kohlegruben zum 1. Mai 1936 sicherzustellen;
c) zur Verfügung des NKWD eine ausreichende Anzahl Spezialisten bereit zu stellen, die für den Bau des Kombinats unbedingt erforderlich sind.
d) Sicherstellung der Beendigung des Baus der Raffinerie in Krasnojarsk zur Mitte 1938 zur Weiterverarbeitung des Norilsker Feinstein und der jährlichen Gewinnung von 10 000 Tonnen Nickel sowie einer entsprechenden Menge Kupfer, Kobalt, Palladium und Platin.
- dem Volkskommissariat für innere Angelegenheiten für das Jahr 1935 aus dem Reserve-Fond des Rates der Volkskommissare für die Durchführung der Arbeiten, die Projektierung und Anschaffung von Ausrüstungen und Material 10 000 000 Rubel zuzuweisen, davon im 2. Quartal 7 000 000 Rubel;
- die Staatliche Planungsbehörde der UdSSR zu verpflichten, dem GULAG des NKWD Geldmittel in ausreichender Höhe für Ausrüstungen und Material laut beiliegender Liste zuzuteilen“.
Das Dokument ist vom Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare, W. Molotow, und dem Leiter für die Angelegenheiten des Rates der Volkskommissare, I. Miroschnikow, unterzeichnet, und zwei Tage später befiehlt das NKWD in Erfüllung der Anweisung am Bauplatz des Kombinats ein Besserungs-/Arbeitslager zu organisieren und dieses angesichts seiner außerordentlichen Bedeutung unmittelbar dem Leiter des GULAG – Berman – zu unterstellen. Seltsamerweise treffen bereits nach fünf Tagen, am 1. Juli, in Dudinka die ersten Gefangenen ein, obwohl für ihre Auswahl und ihren Transport dorthin viel mehr Zeit erforderlich ist. Überhaupt war die Organisierung des Lagers für die Regierung das allerbeste Mittel zur Bearbeitung der Norilsker Fundstätten, und diese zeitliche Unstimmigkeit zeugt davon, dass die Leitung voller Überzeugung diesen Weg einschlug, sich um nichts in der Welt davon abbringen ließ und die geplanten Schritte auch nicht unnötig verzögern wollte. Der kleine zeitliche Unterschied zeigt, dass die Instruktion zur Überführung von Gefangenen bereits lange vor dem Erscheinen der offiziellen Anordnung kam, und das war für den Staat auch notwendig, denn auch ein noch so unbedeutender Aufschub konnte zumindest eine minimale jährliche Verzögerung in Bezug auf die begrenzte Schiffbarkeit des Jenisejs nach sich ziehen, und das passte nicht in die Pläne der Regierung, welche Norilsk als größte und nächstgelegene zukünftige Rohstoff-Quelle festgelegt hatte und infolgedessen auch die finanziellen Einnahmen für die Staatskasse im Auge hatte.
Von Anfang an war das Norilsker Lager der Lagerverwaltung für Bergbau- und Hüttenindustrie unterstellt, aber nichtsdestoweniger arbeiteten 1935 Gefangene beim Bau der Eisenbahnlinie, dem Be- und Entladen von Schiffen, der Errichtung von Industrie-Objekten sowie bei der Kohle- und Erzförderung, das heißt – sie umfassten einen viel größeren Tätigkeitsbereich als nur das Gebiet des Hüttenwesens.
Gegen Ende 1939 bestätigten die Schürfarbeiten und die Berechnung der Reserven voll und ganz das Vorhandensein riesiger Rohstoffvorkommen von weltweiter Bedeutung im Norilsker Bezirk. Allein nach den entdeckten, aber offensichtlich nicht vollständigen Angaben, machen dort die Nickelvorräte 48% des gesamten Vorkommens der UdSSR und 22% der Welt-Reserven aus, und beim Kipfer sind es 10% der UdSSR-Vorkommen und 2% der Reserven weltweit; außerdem entdeckte man hier große Vorkommen an höchst effektiver Heizkohle, was ebenfalls keine geringe Rolle beim Abbau der Vorkommen spielte. In demselben Jahr erhielt Norilsk den Status einer Arbeitersiedlung.
Damals zählte das Norilsker Lager 5 Abteilungen mit einer Häftlingszahl von mehr als 11000. Aber bereits 1940 entstanden neue Lagerpunkte, die Lagerbevölkerung stieg auf 19 575* Menschen – Arbeitskräfte werden schließlich für den Bau neuer Industrieobjekte gebraucht, von denen das Große Hüttenwerk das bedeutsamste ist. Schon im Jahre 1937 stand in der Zeitung „Prawda“ geschrieben: „Die Bautätigkeit in der Tundra – das ist eine wahre Heldentat. Weder Frost noch Schneesturm, tiefste Nacht und Erschwernisse können die Erbauer des Kombinats von ihrer Arbeit abhalten“. Vielleicht hätten die Gefangenen sich doch durch die grausamen Gegebenheiten der Natur stoppen lassen, aber einzig und allein der Hunger und die Anrechnung auf die Haftzeit trieben sie dazu an, immer mehr und immer besser zu arbeiten.
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*Archiv des Informationszentrums der Behörde für Inneres der Region Krasnojarsk,
Verz. 3, Dossier 85, Bd. 1
1938 brachte A.P.Sawenjagin das Norilsker Lager auf eine wirtschaftliche Basis – die Rentabilität der Produktion durch Häftlingsarbeit. Diese Wirtschaftlichkeit bestand darin, dass das Lager sich 100% ihrer Arbeit selber aneignete, während es die Leute jedoch nur für geleistete Mehrarbeit - Arbeit, die über die festgesetzte Norm hinausging, bezahlte. Zudem war der Häftlingslohn um 75% des Lohns frei angeworbenen Arbeiter vermindert, bei ihnen kamen die niedrigsten Tarif zur Anwendung und es wurden alle nur erdenklichen Strafen gegen sie verhängt. Zwischen 1938 und 1944 kostete ein Durchschnittsgefangener das Norilsker Lager 7-9 Rubel pro Tag (einschließlich Bewachung, Wachbegleitung usw.), das Lager erhielt vom Auftraggeber für jeden Häftling pro Mann und pro Tag 13-13 Rubel (zum Vergleich: der Durchschnittslohn eines freien Arbeiters betrug 28 Rubel, d.h. die Gefangenen waren für den Auftraggeber nur etwa halb so teuer), der tägliche Produktionsausstoß betrug sowohl bei jenen, als auch bei den anderen, 46-59 Rubel täglich.
Durch intensive Ausbeutung der Häftlingsarbeit erreichte Sawenjagin, dass man im März 1939 in Norilsk die ersten 75 Tonnen Kupfer-Nickel-Gestein erhielt, und im Juni dann bereits den ersten Feinstein, auf den dann auch sogleich ein höherer Lieferplan festgesetzt wurde. Über die Maßstäbe des sich entfaltenden Bauprojekts kann man anhand der Investitionsziffern urteilen: vorgesehene Kosten für das Kombinat 1 100 000 000 Rubel, davon wurden bis 1940 genutzt: 290 000 000 (vor allem der Bau von Neben- und Hilfswirtschaften). Die Rolle, die Norilsk während des Krieges spielte, ist schwer einzuschätzen: damals entschied Nickel auch über die Qualität der Waffen, der militärischen Ausrüstung und vieles mehr. Mit diesem Zeitraum hängt das intensive Wachstum des Kombinats zusammen. Es genügt zu sagen, dass der Ausstoß von Nickel 1945, im Vergleich mit 1942, um 1100% zulegte, bei Kupfer waren es 1130%. Allein im Jahr 1944 lieferte Norilsk dem Land mehr Nickel als die USA im Rahmen des Land-Lease-Abkommens während der gesamten Dauer des Krieges. All diese Erfolge waren untrennbar mit der Arbeit der Gefangenen verbunden, denn ihre Zahl machte 75% der Gesamtzahl der Arbeiter im Kombinat aus (Bauarbeiter, Hüttenwerker u.a.), und nur sie waren in der Lage, innerhalb derart kurzer Zeiträume, unter den Bedingungen des ewigen Frosts, zu arbeiten, indem sie das ohnehin schon heraufgesetzte Plansoll übererfüllten. Und in den ersten fünf Jahren nach dem Krieg oblag Norilsk bereits eine bedeutsame Rolle bei der Vermehrung des Wirtschafts- und Verteidigungspotential des Landes.
Mit dem Wachstum des Kombinats ging auch die Erweiterung der Norilsker Lager-Struktur einher. 1953 gab es hier 34 Lager-Abteilungen mit einer allgemeinen Häftlingszahl von 67889* Personen, sie waren beschäftigt in Tätigkeitsbereichen wie: Förderung von Erz, Gips, Kalkstein, Sandstein; Bau und Ausbeutung von Metallhütten-Unternehmen, Eisenbahnstrecken und Autostraßen; Hafenarbeit; Beschaffung und Verarbeitung von Holz; Bau von Barken und Kuttern; Arbeit in den Sowchosen von Tajoschnij, Schuschenskoe u.a.; Aufbau von Stadt und Hilfsindustrien; Bau des Flugplatzes; Fang und Verarbeitung von Fisch; geologische Erkundung und Schürfung. Außerdem existierte von 1948 bis 1955 in Norilsk das Sonderlager N° 2 (Berglager) mit seinen eigenen 6 Lager-Außenstellen und einer Gefangenenzahl von 20 000 Mann. Sie wurden bei den schwersten Arbeiten eingesetzt, denn in den Sonderlagern wurden ausschließlich politische Gefangene gehalten, bei denen man nicht die geringste Nachsicht walten ließ – sie bekamen keinen Lohn, für sie wurde kein Anrechnungskonto geführt.
Staatsarchiv der Russischen Föderation, Fond 9416, Verz. 1c, Dossier 642, Blatt 61
Im Herbst 1954 endete der Bau der vorrangigen Objekte des Kombinats, einschließlich der Kupfer- und Nickelwerke, der Maschinenfabrik und der Aufbereitungsanlage. Zu der Zeit waren 14 Schulen, ein Dramaturgie-Theater, drei Kulturhäuser, eine automatische Telefonstation für 3 000 Teilnehmer, ein Kinotheater und zwei Bibliotheken gebaut – alles in allem wurde zwischen 1952 und 1954 die Hälfte des gesamten Wohngebiets der heutigen Stadt errichtet. Daraus wird klar, dass das Norilsker Kombinat im Kern eigentlich eine Art Mini-Modell des GULAG war, weil hier fast alle seine Unterabteilungen und Außenstellungen in Betrieb genommen wurden. Am Beispiel Norilsk können wir sehen, wie gut das GULAG-System im gesamten Land funktionierte und welche Arbeitsaufgaben sie lösen konnte. Aber das Norilsker Lager wies auch Unterschiede auf: hier drangen in größerem Umfang als in den anderen Lagern Rationalisierungsvorschläge in den Produktionsprozess ein, und dies hing nicht mit der besseren inneren Situation des Lagers zusammen, sondern mit der Notwendigkeit das Plansoll zu erfüllen – die Häftlinge arbeiteten im Großen und Ganzen sehr gewissenhaft, ohne „Tufta“ (Normbetrug, Fälschen von Statistiken und Zahlen über die geleistete Arbeit; Anm. d. Übers.).
1956 wurde das Norilsker Lager auf Befehl des Ministers für innere Angelegenheiten liquidiert. Viele der Freigelassenen festigen, nun bereits als freie Arbeiter, auch weiterhin die Stärke des Flaggschiffs der vaterländischen Industrie, die sich als grandioses Denkmal ihrer Arbeit darstellt.
… Neben all den aufgezählten Fragen stellt sich wohl noch eine weitere, die wichtigste, in der das ganze Wesen des GULAG liegt: „War die politische Aktion der Bestrafung von Personen, die vom Regime unerwünscht waren, mit dem wirtschaftlichen Vorteil aus der kostenlosen Arbeit der Gefangenen vereinbar?“ Die Resultate liegen wohl auf der Hand. Die Häftlinge der zahlreichen Lager erschlossen die Kolyma und das Polare Ural-Gebiet, Sibirien und Kasachstan; sie errichteten Norilsk, Workuta, Magadan; sie bauten Kanäle, verlegten nördliche Eisenbahnschienen. Aber unfreiwillige Arbeit war zu allen Zeiten und bei allen Völkern unproduktiv. Das Phänomen der „großartigen Bauprojekte“ hat sich nicht bewährt…
Der 1932 begonnene Bau der BAM (Baikal-Amur-Magistrale; Anm. d. Übers.) ist bis heute nicht fertiggestellt, im Stich gelassen wurde nach dem Tode des Führers auch die berühmte „Stalinka“ – die Bahnlinie N° 503; die Hütten-Giganten wurden zu ökologischen Katastrophen, die unsinnigen Dämme führten zu einem lokalen Klimawandel. Aufgrund der Erschließung der Arktis verwandelten sich ihre einst sauberen Ufer zu Mülldeponien mit Industrieabfällen…
Außerdem verlor das Vaterland Millionen talentierter Leiter, Wirtschaftsfachleute, Ingenieure, Wissenschaftler und Arbeiter. Unter anderen Bedingungen hätten diese Menschen ein Vielfaches in erheblich kürzerer Zeit geschafft. Für seine Arbeit zur Schaffung des GULAG erhielt der Staat ein Honorar: eine niedrige Produktivität nicht nur aus der unfreiwilligen Arbeit der Häftlinge, sondern auch der freien Bürger.
Mehrere Jahrzehnte werden notwendig sein, um zu begreifen, wie schrecklich
und zukunftslos eine derartige Politik für das Land war. Aber wird sie, nachdem
sie die Lehren aus der Geschichte des GULAG gezogen hat, tatsächlich frei werden
und ihre Bürger – glücklich? Diese Frage bleibt offen.
Norilsker Memorial 4, Oktober 1998
Ausgabe des Museums für die Erschließung und Entwicklung des Norilsker
Industriegebiets und der Norilsker „Memorial“-Gesellschaft