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L.O. Petri, V.T. Petri . Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet

Der Pionierpalast.

Wir drei Schüler der 5. Klasse (Iwan Tschaschko, Wladimir Krutkow und ich) waren sehr froh, daß man uns in den kleinen Schiffbau-Kursus aufgenommen hatte, der von dem erfahrenen Ingenieur und Schiffbauer Golubzow geleitet wurde. Er lehrte uns Schiffszeichnungen zu lesen und mit ihrer Hilfe entsprechende Schiffsmodelle zu bauen. Wir verbrachten jede freie Minute in dem Kurs. Innerhalb von drei Jahren bauten wir zwei Trawler und die „Moskwa“-Flußeisenbahn in der Größe von einem halben Meter. Die Versuche führten wir auf dem Fluß Kutum durch, der vor dem Pionierpalast vorbeifloß. Die Fotos von diesen Modellen habe ich aufbewahrt. Für meine aktive und kreative Arbeit bei der städtischen Kinder-Olympiade für kreatives Schaffen wurde ich mit einer „Ehrenurkunde“ ausgezeichnet, die ebenfalls bis heute erhalten geblieben ist. Das war die Kindheit – ganz offiziell vermerkt.

Heute gehört das alles natürlich zum Archivmaterial. Und gerade deswegen sollte es für den Pionierpalast wertvoll sein. Wir haben uns nicht geirrt. Als wir im Juli 2006 in der Stadt Astrachan waren, besuchten Witja und ich auch den Pionierpalast. Wie sich herausstellte, befand er sich inzwischen schon nicht mehr im Hause des Holzindustriellen Gubin, sondern im ehemaligen Gebäude für politische Aufklärung, und seine Bezeichnung lautete nun „Regionszentrum für die Entwicklung der Kreativität von Kindern und Jugendlichen“. Nina Michailowna Konnowa, die Direktorin, empfing uns überaus freundlich und nahm mit großer Dankbarkeit die von uns mitgebrachten Farbkopien der Zeitungsaufnahmen sowie meine Ehrenurkunde entgegen, wobei sie versprach, uns zu den dort stattfindenden Jubiläumsfeierlichkeiten gern einzuladen. Nachdem wir unsere Visitenkarten ausgetauscht hatten, waren wir mit unserem Besuch äußerst zufrieden; irgendwie hatten wir das Gefühl, unserer Jugendzeit noch einmal begegnet zu sein.

Das Schicksal meines weiter oben erwähnten Freundes aus der Kindheit, Iwan Tschaschko, verlief tragisch; seit seiner Kindheit hatte es sich wenig beneidenswert zusammengefügt. Sein Vater, ein Alkoholiker, hatte die Familie mehrmals auf den Dachboden des Hauses hinaufgetrieben. Im Sommer 1976 fuhren Witja und ich mit dem Auto nach Astrachan, um unsere „heiligen“ Orte zu besuchen. Zum ersten Mal nach 35 Jahren fuhren wir wieder durch die Kursker Straße, um in Nummer 18 Iwan Tschaschko einen Besuch abzustatten. Wir sehen sein altes Haus im Hof (dasselbe wie damals); die Nachbarn hatten uns gesagt, daß er zuhause wäre. Wir treten ein; alles sieht aus, als wäre es unbewohnt; überall Staub – in der Küche, im Zimmer, und ein ausgetretener Pfad führt zu seinem Bett hinüber. Daneben ein Stuhl mit einem Stoß frischer Wäsche. Er schläft. Wir hatten eine Flasche Perlwein und eine Torte mitgebracht. Wir begreifen, daß die Umstände in diesem Haus für einen Empfang ungeeignet sind. Wir weckten ihn. Er freute sich riesig über das Wiedersehen mit uns. Wir beschlossen gemeinsam in ein Café zu gehen. Dort, unter dem Einfluß des Perlweins, gab er sein großes Geheimnis preis, von dem er, wie er uns selber versicherte, noch keinem Menschen jemals zuvor auch nur ein einziges Wort offenbart hatte.


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