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L.O. Petri, V.T. Petri . Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet

Anhang 12 . Erinnerung der Maria Herrle (geb. 1927) über den Bürgerkrieg im Schwarzmeer-Gebiet

Aufgrund der Tatsache, dass ich mit Deutschen aus Rußland zu tun hatte, von denen einige selber oder aus den Erzählungen ihrer Eltern über historische Erinnerungen aus längst vergessenen Zeiten verfügten, schickte mir eines Tages Maria Herrle (Höpfner), ehemalige Einwohnerin einer deutschen Kolonie in der Nähe von Odessa, die dort vor dem Kriege gelebt hatte, Material über Kotowskij. Es erwies sich als historisch äußerst interessant und brachte vor allen Dingen Wahrheit in die Geschehnisse, welche die Rußlanddeutschen zu Zeiten des Bürgerkrieges betrafen. Gerade dieser Bürgerkrieg sowie der verräterische Überfall Deutschlands auf die UdSSR im Jahre 1941 haben sich mit all ihren politischen Folgeerscheinungen, die für Rußland gänzlich unverdient kamen, besonders im Schicksal des dort lebenden deutschen Volkes widergespiegelt. In diesem Sinne sind die Ereignisse im Tajmyr-Gebiet und in der Schwarzmeer-Region Folgen ein und desselben Unglücks – der Kriege. Daher ist es durchaus angebracht, in unserem Buch auch ihren Einfluß auf die Geschichte der Tajmyr- und Schwarzmeer-Deutschen darzustellen und zu reflektieren. Wir brauchen die Wahrheit über die „großartigen“ Akteure des Umsturzes nach 1917 und des Bolschewismus, deren Tätigkeiten das russische Volk sehr teuer zu stehen kamen. Hier lesen Sie, was Maria Herrle in der Zeitung „Heimat – Rodina“ in den Ausgaben N° 8, 9 und 11 des Jahres 2006 schreibt: „Ich las einen Auszug aus Benjamin Dodins Roman „Gustav und Katharina“: „Mahnend läuten die Glocken“. Diese Geschichte hat mich außerordentlich interessiert, und so beschloß ich, Ihnen (d.h. mir) einen wahrheitsgetreuen Bericht meines verstorbenen Vaters über die Ereignisse zu schreiben, die er miterlebt hat. Ich kann mir vorstellen, dass Herr B. Dodin, als seit 1991 in Israel lebender Jude, versucht, jene Ereignisse als Wahrheit hinzustellen. Ich bin sehr verwundert! Und jeder von uns Deutschen weiß warum! Wir Deutschen müssen den Mund nicht verschlossen halten; bis heute können wir es in Deutschland beobachten – dieses „laute“ Schweigen. Man darf nicht vergessen, dass die Juden in jenen Jahren keine Engel waren, vor allem während des Umsturzes im Jahre 1917 und nach der Machtergreifung der Bolschewiken. Wie wir weiter bemerken, werden die Ereignisse verdreht und verzerrt, und es gibt scheinbar auch niemanden, der die Wahrheit über den Aufstand der deutschen Kolonisten im Schwarzmeer-Gebiet im Jahre 1919 wissen will, der mit dem Namen und den Aktivitäten Kotowskijs in engem Zusammenhang stand – wer war er? Im großen russischen enzyklopädischen Wörterbuch (Wissenschaftlicher Verlag „Große russische Enzyklopädie“, Moskau, 2003) ist über Kotowskij folgende spärliche Information hinterlegt: „Kotowskij, Grig. Iw. (1881-1925), Organisator des bewaffneten Aufmarschs moldaw. Bauern 1905 und 1915; Mitwirkender an der Einführung der Sowjetmacht in Moldawien. Im Bürg.-Krieg – Kommandeur einer Kaval.-Brigade und Division, ab 1922 – eines Korps. Ermordet“. Diese sparsame Information charakterisiert offenbar seine „Verdienste“ gegenüber den Menschen.

Es scheint, als ob alles keineswegs so positiv ist, wie es in der genannten Enzyklopädie geschrieben steht, denn Kotowskij „verdient“ mit seinen negativen Aktivitäten eine viel größere Aufmerksamkeit. Aber unabhängig davon ist die Erinnerung an ihn bis heute erhalten – nach ihm sind Siedlungen, Kolchosen u.a. benannt. Warum konnte es zu so einem Mißverhältnis kommen? Ganz einfach – weil die grausame Wahrheit über diesen Mann bis heute geheimgehalten wird. Der Straßenbandit Kotowskij – ein bolschewistischer Revolutionär: ein Dieb, geboren in Bessarabien – in der Familie Akermann. Noch zu Zeiten des russischen Zaren floh der Dieb aus dem Gefängnis. Nach dem Sieg des bolschewistischen Oktober-Umsturzes im Jahre 1917 wurde aus dem Gauner und Straßenbanditen – der Revolutionär Kotowskij, und für die deutschen Bauern im Kutscherganer Gebiet ein gefährlicher und schrecklicher Bolschewik. Die Revolutionäre und Bolschewiken besaßen ihm gegenüber großes Vertrauen. Im März 1918 marschierten deutsche Armee-Truppenteile aus dem Reich und aus Österreich über Rumänien nach Moldawien und in die Ukraine ein. Kotowskij und seine Bolschewiken-Revolutionäre hatten eine Vereinbarung getroffen, gegen die deutschen und österreichischen Truppen zu kämpfen. Am „Leuchtturm“ nahm er mit seinen Kommissaren und seiner Armee gegen die deutschen und österreichischen Streitkräfte den Kampf auf. Allerdings erlangte Kotowskij nicht den Sieg; vielmehr wurde seine Armee schließlich vernichtend geschlagen. Nach dieser Niederlage (1918) eilt Kotowskij nach Moskau, w er sogleich eine neue Armee aufstellt. Sobald in Deutschland von den Kommunisten der Versuch unternommen wird, die Revolution zu organisieren, begeben sich die Koltschak-Soldaten sowie die österreichischen Truppen in ihre Heimat. Ihre Waffen überließen sie den ukrainischen Nationalisten, welche unter der Leitung des Hetmans und Generals Skoropadskij (1873-1945, er emigrierte nach Deutschland) und Petljuras (1879-1926, in Paris ermordet) für eine freie und unabhängige Ukraine kämpften. Insbesondere führten sie den Kampf gegen Banden, die zu jener Zeit die Ukraine besetzt hielten, und stoppten Züge mit banditenhaften und räuberischen Bolschewiken. Anfang 1919 traf Kotowskij mit seiner neu aufgestellten Armee erneut in Moldawien und der Ukraine ein, um wegen der verlorenen Schlacht von 1918 abzurechnen. Er begann den Kampf gegen die ukrainischen Nationalisten Skoropadskij und Petljura, die im Februar 1919 von Kotowskij siegreich geschlagen wurden. Mit seiner Armee ließ Kotowskij sich weiter südlich nieder – in Tiraspol, von wo aus er nach Bessarabien marschieren wollte, um von dort aus Kriegshandlungen gegen Rumänien einzuleiten. Aufgrund der schlechten militärischen Ausrüstung schaffte seine Armee es jedoch nicht den Dnjestr zu durchqueren, und so fand der Krieg gegen Rumänien nicht statt. Kotowskijs Armee blieb in Tiraspol. Sobald die neue bolschewistische Macht sich ausgeweitet und auch in Odessa gefestigt hatte, fielen die Züge mit Banditen und Räubern in die umliegenden Ortschaften ein, in denen sich die deutschen Kolonien befanden. Die Versorgung mit Verpflegung und Lebensmitteln gestaltete sich damals in den Städten ziemlich schwierig. Anfang Juli 1919 tauchten Juden mit ihren Verwandten in Straßburg auf und fingen an, auf den Basaren ihnen nicht zustehende Plätze für den eigenen Warenhandel einzunehmen, wodurch sie die deutschen Kolonisten verdrängten. Die Juden fanden durch die bolschewistischen Behörden in Odessa Unterstützung. Die jüdischen Mänenr bezeichneten sich selbst als Kommissare, wenngleich sie keine Uniformen besaßen, anhand derer man sie hätte erkennen können. Sie trugen ganz unterschiedlich kombinierte Kleidungsstücke, die sie von Kosaken, Matrosen und Soldaten der Zarenarmee erhalten hatten. Ihr Erkennungszeichen war: „Ein einziges rotes Band an der Brust“. Nach Ansicht meines Vaters sahen diese „Kommissare“ auf den Straßen wie Clowns aus. Ausgestattet mit den Rechten von Komissaren beraubten sie im Namen der bolschewistischen Macht die Bauern – deutsche Kolonisten; sie plünderten ihre Häuser mit wertvollen Dingen. Auf dem Basar in Straßburg entwendeten diese „Kommissare“ den Händlern Lebensmittel: Butter, Eier, Fleisch und Mehl. Aus den Vorratskellern der deutschen Bauern schleppten sie den ganzen Wein heraus und veranstalteten anschließend tagelang Trinkgelage auf ihren bolschewistischen Sieg, schlugen sich die Bäuche voll, verübten Gewalttaten und randalierten. Alle deutschen Kolonisten wurden in Gefangenschaft genommen. Einen Teil der geraubten Gegenstände und Lebensmittel schickten sie an die bolschewistischen Akteure in Odessa. Diese Kommissare wußten nur zu gut, dass die deutschen Bauern trotz der Plünderungen immer noch Nahrungsmittelvorräte besaßen. Eine derartige Vorgehensweise, wie diese „Kommissare“ sie an den Tag legten, erzürnte und empörte die deutsche Bauernschaft in der Kolonie Kutschurganer Tals. Zu Zarenzeiten hatten die Juden nur eingeschränkte Rechte besessen, aber sobald in Odessa die Bolschewiken die Macht an sich gerissen hatten, führten sie sich als Herren der gesamten Lage auf. In dieser Situation schlossen sich einzelne Zarenoffiziere aus den Reihen der deutschen Kolonisten zusammen: Alexander Fetsch aus Sewtz, die Brüder Schweitzer – Franz Kasper und der jüngere Bruder und Student Felix, sowie aus Straßburg die Offiziere: Schmaltz, Birgart und Rochus Singer und Josef Litzinger. Am 3. August 1919 kam en Treffen mit dem bekannten Zarengeneral D. Sebastian Wolk und seinen beiden Brüdern zustande, die ebenfalls Offiziere waren – und zwar deutsche Kolonisten aus Baden. Der General erteilte ihnen den Ratschlag: „ Rührt auf keinen Fall die Bolchewisten an, laßt sie in Ruhe! Mit euren Jagdgewehren schafft ihr es nicht, den Sieg über sie zu erringen“. Nichtsdestoweniger riefen die jungen Offiziere, ungeachtet des wohlgemeinten Rats des Generals, gemeinsam mit dessen beiden Brüdern, die deutschen Bauern von Kutschurganer Tals zum Aufstand auf. Die selbsternannten „Kommissare“ aus Odessa ergriffen die deutschen Kolonisten im Auftrag der Bolschewiken und vernichteten viele von ihnen. Allerdings lieferten die Aufständischen einen Teil der „Kommissare“ in Großliebenthal ab, wo man sie internierte, während man ihre Frauen und Kinder zurück nach Odessa schickte. Nachdem die selbsternannten „Kommissare“ vom Straßburger Marktplatz vertrieben und verhaftet worden sind, nehmen die aufständischen deutschen Kolonisten aus Kutschurganer Tals unter dem Kommando erfahrener, aus den Reihen der Kolonisten stammender Zarenoffiziere den Bahnhof „Rasdolnaja“ ein. Zu der Zeit trifft Kotowskij mit seiner Armee aus Tiraspol ein und bringt eine Anweisung der bolschewistischen Behörden in Odessa mit, den „Kommissaren“ zur Hilfe zu kommen, die von den aufständischen Bauern besiegt und interniert worden sind. Kotowskij ergriff mit seiner Bande die Initiative; er eroberte zunächst Straßburg und begab sich anschließend nach Baden, Selz und Kandel, denn er wußte, dass die Mehrheit der auf dem Lande lebenden deutschen Männer an der Einnahme der Bahnstation „Rasdelnaja“ beteiligt gewesen waren und sich infolgedessen nicht „zuhause“ aufhielten. Kotowskij macht sich diese Situation zunutze und schickt seine Banditenarmee durch die deutschen Kolonien, um dort Raubzüge zu verüben. Die Marodeure dieser Armee drangen gewaltsam in die Häuser der deutschen Bauern ein und erschossen alle Männer, die sie dort antrafen, und jagten den Frauen und Kindern mit ihren Plünderungen schreckliche Angst ein. Viele Bewohner ließen vor lauter Furcht ihre Häuser im Stich und versteckten sich im Schilf. Zwei Kutscher wurden von den Banditen an deren Fuhrwerk festgebunden und im Schmutz durch die deutschen Dörfer geschleift. In der deutschen Kolonie Selz trieb die Räuberbande 87 Menschen in die Kirche, schlossen sie dort ein, und am frühen Morgen wurden alle auf dem Friedhof erschossen. Der verdienstvolle Pastor der Kolonie, der den unschuldigen Menschen helfen wollte, trat den Banditen entgegen und sagte: „Die Leute, die euch gegenüber angeblich Widerstand geleistet haben, sind zur Vernichtung verurteilt – die Unschuldigen bitte ich in die Freiheit zu entlassen und an ihrer Stelle mich zu bestrafen“. Kotowskijs Banditen antworten darauf genau so, wie man es von ihnen auch hätte erwarten können. „Du bist schuldig und wirst mit ihnen zusammen sterben!“ Der Pastor, ein „weißer“ Bürger hob die Hand, um unter seinem Segen gemeinsam mit den Menschen den Tod entgegenzunehmen. Dafür hieben ihm die Banditen mit dem Säbel die Hand ab, und der Pastor verlor das Bewußtsein. Die 87 Männer und Frauen wurden alle vor der Kirche erschossen. Aus Kandel kam Lorenz Rotecker, ein Kommunist unter den Bauern, einst einer der ehemaligen gewöhnlichen Studenten des Katholischen Seminars in Saratow, wo er seine Ausbildung mit der linken politischen Strömung verbunden hatte, der sich auch Kotowskij mit seiner in den deutschen Kolonien operierenden Räuberarmee anschloß. Die Aufständischen aus Kutschurganer Tals besetzten unter dem Kommando der weiter oben genannten Zarenoffiziere die Bahnstation „Rasdelnaja“. Die ortsansässigen Bolschewiken legten dem Stab in Odessa Listen mit den Namen der aufständischen deutschen Bauern vor und baten um Hilfe im Kampf gegen sie. Auf diese Bitte hin schickt der Stab in Odessa einen bolschewistischen Panzerzug mit bewaffneten Soldaten zur Station „Rasdelnaja“ –in der Absicht, die verbliebenen deutschen Bauern zu vernichten, von denen ein Teil zusammen mit den Offizieren aufgegriffen und erschossen wurde. Dennoch gelang es den Aufständischen den Panzerzug in ihre Gewalt zu bekommen. Nach einer entsprechenden Vereinbarung mit Rochus Rotecker zog Kotowskij sich aus den deutschen Dörfern zurück. Aber er erhält von den Bolschewiken in Odessa den Befehl zur Eroberung der von den Bauern besetzten Station „Rasdelnaja“. Gegen Kotowskijs Armee erlitten die deutschen Bauern eine Niederlage. Ein Teil von ihnen gelangte mit dem von ihnen besetzten Panzerzug bis zum Bahnhof „Weselikut“ (in der Nähe von Hoffnungsthal). Einer der Bauern aus Kutschurganer Tals, aus der Kolonie Elsaß, entführte den Panzerzug, damit er nicht den Bolschewiken in die Hände fiel, und sprengte ihn anschließend in die Luft. Die aufständischen Deutschen übersiedelten gemeinsam mit den Offizieren nach Koschar und hielten sich dort versteckt. Aber die Bolschewiken entdeckten sie, nahmen sie gefangen und erschossen sie. Nach der Niederschlagung des deutschen Aufstands in Kutschurganer Tals ging Kotowskij mit seiner Armee zurück nach Tiraspol. Mitte September 1919 machte die „weiße“ Zarenarmee mit den Generälen Denikin und Wrangel an der Spitze in Odessa halt. Im Verlauf der Kämpfe mit der roten Armee erleidet Kotowskij eine Niederlage und flieht nach Moskau, während die „Weißen“ in der Ukraine bleiben. 1920 traf Kotowskij mit seiner Armee erneut in der Ukraine ein und begann gegen die „weiße“ Armee zu kämpfen, die unter dem Kommando eben jener beiden Generäle, von Kotowskij zerschlagen wurde. Denikin und Wrangel verließen die Ukraine, während Kotowskij in der Nähe von Odessa, in Jelenowka, blieb, wo sich sein Stab befand. Im Sommer 1920 traf Kotowskij in Stepanowka (Sturpelz) ein, wo es die besten französischen Weine und köstliche Früchte gab. Dort, in einer neu organisierten Sowchose, besaßen die Bolschewiken eine ganze Menge davon. Diese Sowchose verehrte die Kotowskij-Banditen sehr und gab ihr deshalb den Namen „Kotowskij-Sowchose“. Der erste Direktor der Sowchose, Kriworukow, war 1905 Teilnehmer am Aufstand auf dem Panzerkreuter „Potjomkin“ gewesen. Zu diesem Direktor unterhält Kotowskij hervorragende Verbindungen. Schon zu Zarenzeiten hatten der hiesige Wein „Weingut von Fora“ auf Weinausstellungen auf der Krim den 2. Platz in Rußland eingenommen. Kotowskij war nun in seiner „Wirtschaft“ den ganzen Tag betrunken und überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen. Aufgrund der Saufgelage „erwarb“ er sich das Stottern, und die Bevölkerung von Stepanowka und anderen nahegelegenen Ortschaften begann ihn nur noch den „Stotterer“ zu nennen. Die Frauen machten einen großen Bogen um ihn, um ihm nur nicht über den Weg zu laufen, denn er veranstaltete wahre Treibjagden nach ihnen, mit dem Ziel sie zu vergewaltigen, und das sogar, nachdem die Presse bereits darüber berichtet hatte. Die Juden waren gegen Kotowskij. Vor dem Oktoberumsturz hatte Kotowskij ausschließlich Juden ausgeplündert. Nach der Machtergreifung der Bolschewiken wurden zahlreiche Staatsposten von jüdischen Beamten eingenommen. Kotowskij selbst verfolgte die Juden, ließ ihnen keinerlei Freiheiten – deswegen sollte er sterben. Sein Adjutant, der ihn erschoß, wurde vom Gericht freigesprochen. Offensichtlich hatte es da etwas gegeben, aufgrunddessen der Adjutant mit Kotowskij so hatte umspringen dürfen. Beerdigt wurde Kotowskij in der Siedlung „Jelenowka“, die später in „Kotowsk“ umbenannt wurde. Dennoch geriet Kotowskijs Adjutant, unabhängig von der Entscheidung des Gerichts, in die 4. Lagerabteilung von Dudinka, ins Tajmyr-Gebiet, nachdem er wegen Mitwirkung am Trotzkismus angeklagt und zu einer nicht sehr langen Haftstrafe verurteilt worden war. So schlossen sich im Tajmyr-Gebiet die Kreise zweier Geschichten von Rußland-Deutschen – die eine vom Tajmyr und die andere aus dem Schwarzmeergebiet. Die Schwester der schweizer Brüder, Franz und Felix Kasper, kamen während ihrer Teilnahme am Bauernaufstand in Kutschurganer Tals ums Leben. Jelisaweta (Elisabeth) Awerle lebt in Deutschland in der Stadt Braunschweig.

Kotowskijs Geschichte basiert auf den Erinnerungen meines Vaters Nikolaj Höpfner, der ihn persönlich kannte und miterlebte. Er erzählte mir von den Zeiten des Oktober-Umsturzes und dem schrecklichen, grausamen Bürgerkrieg vor 1956, als er aus dem GULAG entlassen undrehabilitiert worden war. Diese Erzählung des Vaters habe ich aufgeschrieben, ein Teil davon sind die „Erinnerungen an Kotowskij“. Die in diesem Bericht erwähnten Juden bergen keinerlei nationalistischen Charakter in sich. Die Rede ist lediglich von Tatsachen, welche diese Geschichte begleitet haben. Beschrieben wurde ausschließlich die Wahrheit, welche für die neuzeitliche Geschichte von äußerster Bedeutung ist.

Maria Herrle, Nürnberg, 2008.

Maria Herrle erwies sich als eine weitere Quelle für die Geschichte der Deutschen in Rußland, die uns aus der vergangenen Generation, bis zu unseren Tagen, die unvergessene, sehr wertvolle Wahrheit über die grausame Periode des Bürgerkriegs im Schwarzmeergebiet übermittelt hat.


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