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Robert Riedel. Einschränkungen

Was dann geschah

In den Bergwerken wurde in Schichten gearbeitet, und um abends lernen zu können, wechselte ich zum Projektinstitut „Karagandinsker Staatliches Institut für Projektierung“. 1961 beendete ich (mit Auszeichnung) die Abendkurse am Bergbau-Institut, 1971 verteidigte ich in Moskau meine Doktorarbeit.

Am Projektinstitut war ich beinahe 40 Jahre tätig. Ich begann dort als kleiner Techniker und war zum Schluss Vize-Präsident einer Projektierungsfirma. Nach den von uns erarbeiteten Plänen wurde der größte Kohlentagebau Kasachstans und Mittel-Asiens geschaffen. Solche, wie beispielsweise der Tagebau „Bogatyr“, der mehr Steinkohle förderte, als sämtliche Schachtanlagen Karagandas zusammen.

Einige Jahre unterrichtete ich an der Bergbau-Fakultät des Instituts als Dozent.

Mit dem Herannahen der Perestrojka ergab sich die Möglichkeit, mit ausländischen Firmenzusammenzuarbeiten – ich war mehrfach in Deutschland, den USA, Australien und Japan.

Meine Arbeit in der Kohleindustrie wurde in gewissem Maße auch offiziell geschätzt – ich bin Inhaber des Abzeichens zum Ruhme des Bergmanns, ich besitze staatliche Auszeichnungen, bin Ehrenmitarbeiter der Kohleindustrie und seit 1988 Laureat der Staatsprämie der UdSSR.

Ich habe früh geheiratet, im Alter von 22 Jahren. Meine Frau heißt Taisija Konstantinowna, geborene Skrjabina; wir leben nun schon über fünfzig Jahre zusammen. Wir haben eine Tochter und einen Sohn und inzwischen auch schon drei Enkelinnen.

Vor der Tür steht das Jahr 2007. In diesem Jahr werde ich 75 Jahre alt, ein guter Anlass, um Bilanz zu ziehen. Und ich kann sagen, dass ich, trotz der schwierigen Kindheit und der viele Jahre dauernden „Einschränkungen“, mit meinem Leben zufrieden bin. Ich konnte eine ordentliche Ausbildung erhalten, habe mich mit interessanten und für Menschen wichtigen Dingen befasst, und ich habe eine wunderbare Familie.

Was braucht der Mensch mehr?

***

Im Februar 2006 machte ich im Internet zwei meiner ehemaligen Klassenkameraden ausfindig. 1951 hatten wir gemeinsam die Zehnklassen-Schule abgeschlossen, sie waren zum Studium an ein Institut gegangen, aber mich hatte die Sonderkommandantur nicht zugelassen. Seit der Zeit hatte ich ihre Spuren verloren.

Als ich mich dann telefonisch mit einem von ihnen, der bei uns stets der beste Schüler gewesen war, in Verbindung setzte, erzählte jeder von uns, was er all die Jahre gemacht, wie er gelebt hatte, und er meinte:

- All diese Schwierigkeiten und Einschränkungen stellten für dich einen ständigen Umgebungswiderstand dar. Indem du diesen „Widerstand“ ununterbrochen bekämpft hast, konntest du auch etwas erreichen.

Vielleicht ist das tatsächlich so ...


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