Geboren 1925 in der Ortschaft Wiesenmiller, Bezirk Seelmann, ASSR der Wolgadeutschen. 1941 wurden sie in die Region Krasnojarsk verschleppt, an 1942 befand er sich unter Zwangsansiedlung im Gebiet Tajmyr. Er war beim Fischfang tätig, arbeitete in der Fischkonservenfabrik der Ortschaft Ust-Port als heizer, Schlosser und Maschinist. Wohnt in der Siedlung Ust-Port.
- Im Herbst 1941 wurde ich 14 Jahre alt. Ich beendete insgesamt sieben Schulklassen, Danach konnteich nicht weiter zur Schule gern. Am 4. oder 5. September wurden meine Mutter, drei ältere Schwestern und ich nach Sibirien verschickt.
Am 1. Juni 1942 wurden alle in den Norden abtransportiert. Mutter und die Schwestern gelangten nach Turuchansk, während ich an den Unterlauf des Jenisej gebracht wurde, zuerst in die Siedlung Innokentjewskij, später zur Fischfangstation Lajda im Ust-Jenisejsker Bezirk. ich arbeitete als Ladearbeiter und Fischer. Ich mußte Säcke mit Mehl, schwere Netze und Reusen schleppen und ziehen. Wenn die Netzte naß waren, konnte man sie nicht von der Stelle rühren. Ich kann selbst kaum glauben, wie wir damals gelebt haben. Es gab kein Geld, kein Essen, keine Kleidung. „Alles für die Front, alles für den Sieg!“ – lautete die Divise. Und wir selber starben vor lauter Hunger. Wir aßen lebenden Fisch, im Gehen zogen wir ihnen die Haut ab und aßen sie. Wir hatten große Angst davor, dass die Bevollmächtigten etwas merken könnten.
Nach dem Krieg wurden die besten Fischer nach Sachalin geschickt. Meine Frau und ich fuhren ebenfalls dorthi. Unterwegs setzten bei meiner Frau vorzeitig die Wehen ein. Man ließ uns in Turuchansk aussteigen; wir blieben 17 Monate dort. Aber da man für uns keinen Begleiter fand, mußten wir schließlich zurückfahren.
Ich arbeitete im Kesselhaus der Ust-Porter Fischkonservenfabrik. Auch jetzt arbeite ich noch, allerdings in der Internatsschule. Mein Kesselhaus gilt in der Siedlung als mustergültig.
Oft denke ich an unser Haus und unser Dorf an der Wolga zurück. Dort lebten wir besser als in Sibirien. Am Ende unserer Straße stand, breit und geradlinig wie ein Pfeil, eine Windmühle. Wir hatten ein sehr schönes Klima. Wieviel Gutes mußten wir zurücklassen: Getreide, Mehl, die gerade erst eingebrachte Ernte, das Vieh.
Das Wichtigste ist, dass man immer gut und rechtschaffen arbeitet. Und so haben wir gelebt ....
Leitung für Kultur und Kunst der Verwaltung des Autonomen Gebietes Tajmyr (Dolganen
/ Nenzen).
Heimatkunde-Museum des Autonomen Gebietes Tajmyr.
„Museumsbote“. Ausgabe 1.
Dudinka, 2001