Ab Frühjahr 1959 arbeitete ich als Dispatcherin in der Bau-Verwaltung und wohnte in der Siedlung Industrialnij. In dieser Zeit wurde eine Autostraße von der Stadt nach Industrialnij gebaut. An der Stelle, wo das KRAS und andere Fabriken stehen, gab es noch keine Gebäude; dort wurden lediglich Markierungsarbeiten durchgeführt.
Ende September oder im Oktober 1959 (vielleicht war es auch 1960) wurde bei Erdabtra-gungs-oder Bulldozer-Arbeiten auf der linken Seite der im Bau befindlichen Straße, ca. 100 m hinter der heutigen Kantine des KRAS (Werksküche), ein Grab gefunden (heute ist diese Stelle asphaltiert). Das Grab war sehr klein, unter einer 20-30 cm dicken Erdschicht. Am Tag nach dieser Entdeckung sammelten herbeigeschickte Soldaten die Knochen ein und legten sie in mehrere längliche Kisten (aber keine Särge) und fuhren diese auf einem Lastwagen der Bau-Verwaltung an einen unbekannten Ort. Es gab zahlreiche Augenzeugen unter den Bau-handwerkern und Bewohnern von Korkino. Die Soldaten hatten die Überreste sorgfältig aus dem Erdboden gehoben. Viele Skelette fielen noch nicht einmal in einzelen Knochen auseinander. Die Augenzeugen zählten 38 Skelette. Aber ob es noch weitere unvollständige oder tiefer liegende Skelette gab, konnten sie nicht mit Bestimmtheit sagen.
Es waren auch Kleidungsreste erhalten geblieben, aber Wintersachen waren es nicht. Die Kleidung sah grau-grün aus (khakifarben), mit grünlichen Knöpfen, wahrscheinlich Messing, von Uniformen, von Militärhemden. Es waren (in höchstens einem Fall) geblümte Material-reste vorhanden, die offenbar von Frauenkleidung stammte, und es wurde auch ein Kamm gefunden. Auf (höchstens) einem Schädel sah man zusammengepreßte, lange Haare, anscheinend von einer Frau. Man fand auch Kindersachen: Spielzeug, rote Sandalen, die zu einem Alter von 2-4 Jahren paßten. Ebenso wurden Frauenschuhe mit hohen Absätzen gefunden.
Später, während des Baus wurden (laut Erzählungen der Bauleute) noch andere Grabstellen entdeckt: in der Baugrube unter einem der ersten Gebäude des KRAS (jetzt eine der am weitesten entfernten Stellen), zerstörte der Bagger eine Grabstätte, die in die Baugrube hinabfiel (das wurde Objekt 18 genannt). Ferner fand man Überreste beim Ausheben einer Baugrube unter dem Technikum. Gerüchten zufolge wurde eine Grabstätte an den Lager-räumen des AGM-149, hinter der heutigen Werksverwaltung der Aluminiumfabrik gefunden, lonks von der Straße, ungefähr einen halben Kilometer vor dem Technikum (WZ).
Die alten Einwohner von Korkino haben erzählt, daß man in den Jahren 1937 und 1938 fast jede Nacht Schüsse und Schreie hören konnte. Man sprach davon, daß auf dem Abhang unterhalb des Technikums ebenfalls eine Grabstätte liegen soll.
27.10.1988