Wettbewerb geschichtlicher Forschungsarbeiten von
Schülern der höheren Klassenstufen
Der Mensch in der Geschichte . Russland . 20. Jahrhundert
Der Mensch und seine kleine Heimat
Jelena Bukotina
Schülerin der 11. Klasse, Kommunale Bildungsstätte,
Surikowsker allgemeinbildende Oberschule
Leitung: Lehrerin der russischen Sprache und Literatur
Kommunale Bildungsstätte der Surikowsker allgemeinbildenden Oberschule
Jelena Viktorowna Gussewa
Anmerkung: die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis der Erforschung der Geschichte der Dörfer Kamyschowka, Pankowo und Ulanowo im Bezirk Biriljussy. Die Arbeit basiert auf Erinnerungen der Bewohner dieser Dörfer sowie Angaben aus dem Bezirksarchiv.
Großmutter und Großvater Aleksander Iwanowitsch und Valentina Semjonowna
Naliwaiko mit meiner Mama
„Sag mal, Großmama – und wo ist dein Dorf jetzt?“ – fragte ich. Während ich die alten Fotografien betrachtete. Auf ihnen hält die noch ganz junge Großmama meine Mama, ein Kind von drei Jahren, auf dem Arm. Sie stehen vor einem aus Balken gebauten Haus, und die Holzstämme sind so dick, dass man sie mit den Armen nicht umfassen kann. Ich wunderte mich, dass das Haus per Hand gebaut worden war. Wie war das möglich gewesen? Wie hatte man mit Handsägen derart dickes Holz zersägen und die zurechtgeschnittenen Balken zu einem Haus zusammenfügen können? Und wo sind diese Balkenhäuser jetzt?
[1] Die Aktualität des Themas erklärt sich damit, dass das Jahr 2014 für den Bezirk Biriljussy ein Jubiläumsjahr ist. In diesem Jahr, vor 90 Jahren wurde der Bezirk gegründet. Viel Aufmerksamkeit widmete man dem Studium der Geschichte der Dörfer, Ortschaften und menschlichen Schicksale in diesem Rayon; daher soll auch diese Arbeit die Geschichte unserer kleinen Heimat widerspiegeln.
Thema der Forschungsarbeit ist die Geschichte der verschwundenen Dörfer des Biriljusser Bezirks.
Ziel der Arbeit: die Wiederherstellung der Geschichte der verschwundenen Dörfer im Bezirk Biriljussy.
Forschungsaufgaben:
Studium der in den Archiven vorhandenen Dokumente, Fotodokumente, zusätzlichen
Literatur, Erinnerungen der Dorfbewohner, Fundstücke von den Orten, an denen
sich die Dörfer einst befanden.
Feststellung:
a) Ursprung des Dorf-Namens
b) Zu welcher territorialen Einheit gehörte das Dorf?
c) Bevölkerungszahl in den unterschiedlichen Jahren der Existenz des Dorfes
Beschreibung der Hofwirtschaft und des Alltagslebens.
Im Biriljusser Bezirk tauchten wir, die Udmurten, zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf, nach den Stolypinschen Reformen, als die Ärmsten und am meisten Verzweifelten in der Hoffnung nach Sibirien kamen, hier ein besseres Leben auf besserem Boden führen zu können.
Von Kosylka in Richtung Pirowsk wurde ein Umsiedler-Trakt gebaut [2]. Etwas abseits davon, am hohen Ufer des Flüsschens Nikischanka entstand 1912 das kleine Udmurten-Dörfchen Kataschewa.
Wie alle Umsiedler, bauten auch wir uns zunächst eine halbe Erd-Hütte; später bauten wir Häuser, rodeten die Taiga-Brandflächen, um Ackerland zu gewinnen. Wir scheuten weder unsere Kraft noch unsere Gesundheit: am neuen Wohnort mussten wir wieder ganz von Null anfangen. Nichts gab es hier: keine Schaufeln, keine Sägen, keine Bretter, keine Ziegel, nicht einmal Nägel. Für das Roden einer Desjatine (1,09 Hektar) zahlte der Staat 100 Rubel. Aber die Taiga-Böden sind unfruchtbar, sind schnell verbraucht, erschöpft…
Mein Großvater Iwan Wassiljewitsch Lekonzew und seine Frau Anastasia Jakowlewna waren Umsiedler aus Udmurtien. Sie kamen 1911 nach Kataschewo. Die beiden hatten drei Söhne: Semjon, Wassilij und Fjodor. Außer der Familie meines Großvaters ließen sich in Kataschewo auch andere Familien nieder.
Russen – die Sacharows, Kortschmits, Dessjatkins, Ilins, Klinows.
Udmurten – die Schirobokows, Sisjanows, Rytschkows, Radytschins, Schkljajews, Wassiljews, Lekonzews, Grigorjews, Loschkins, Chalejews, Awerkijews, Jakowlews, Galitschanins, Korepanows, Turtschenkos, Agafonows, Knjasews und Minajews.
Zum Jahr 1934 „trug der Boden keine Früchte mehr, und es kam eine Direktive von oben: man sollte sich aufmachen, um eine Kolchose aufzubauen [3]“. „Wir machten eine Stelle auf einem großen, abgebrannten Waldstück hinter Surasowka ausfindig, dort, wo schon 20 Jahre vorher Jakob Sugak einen Waldbrand organisiert hatte. Ein Teil der Fläche nahmen die Einwohner des Dorfes Ulanowo ein.“[4]
Vier Kilometer von Ober-Surasow (Dorf Ptschely) entfernt, begann 1934 der Bau eines neuen Dorfes.
So lange die Wege noch nicht aufgeweicht und befahrbar waren, trieben die Kataschewzer den Häuserbau voran und fuhren für zwei, manchmal auch nur einen Baumstamm 12 km bis nach Dawydow, 7 km bis Surasow und 4 km bis zum neuen Ort. Bis Kriegsbeginn war er bewohnbar gemacht, und alle hatten sich eingelebt. Im Sommer leuchtete die Brandfläche in hellem Rosa von all den blühenden Weidenröschen. Die Flanken des Viehs wurden von dem reichlichen Nektar ganz klebrig.
Die Ernte am neuen Standort war gut. Das neue Dorf nannte man Kamyschowka, und die Kolchose erhielt den Namen Dimitrow-Kolchose. Es ist bekannt, dass die Revolutionäre Dimitrijow in der Region Krasnojarsk vier Brüder waren, aber nach welchem der Brüder die Kolchose benannt wurde, ist ein Rätsel geblieben. Weder die Alteingesessenen noch das Bezirksarchiv konnten dabei helfen, dieses Rätsel zu lösen.
Bald darauf wurde die letzte Bezeichnung gebräuchlicher. So wurde Kamyschowka in Dimitrowo umbenannt. Aber einige Alteingesessene sind der Meinung, dass Dimitrowo an einem Ufer des Teichs gelegen war und Kataschewo am anderen.
Meine Großmama Anastasia Timofejewna Lekonzewa
Außer den Kataschewzern kamen Udmurten aus den Dörfern Jaschkino, Kutschugur und Tulat an den neuen Ort.
Wir fanden einen Kulaken – Fjodor Ignatjewitsch Galitschanin. Die Mitglieder der Familie Galitschanin galten als Wunderheiler; sie verstanden es nicht nur, Vieh wieder gesund zu machen, sondern auch Menschen. Ihre Kenntnisse gaben sie von Generation an Generation weiter. (Im Alter von drei Jahren behandelte mich ein Urenkel der Galitschanins. Kursiv-Schrift des Autors). Seinen gesamten Besitz konfiszierte man und übergab ihn an die Kolchose. Er selber wurde mitsamt seiner Familie verschleppt.
In das Dorf wurden Enteignete verbannt. A.P, Malych erinnert sich: „Mama erzählte: man verschleppte uns aus Ischewsk zuerst nach Tulat und dann nach Dimitrowo. Dem Großvater gelang es, die kleine Soldatentruhe mitzunehmen – wisst ihr, so eine, wie die Soldaten der Zarenarmee sie besaßen. In dieser Truhe lag Geld in Zaren-Währung – Papiergeld und Goldmünzen. Großvater versteckte die Truhe unter dem Hauseingang: wenn sie einen hier vertrieben, dann wäre immer noch genug Zeit sie mitzunehmen! Aber die Ratten haben sie zernagt! Deswegen haben Mamas Brüder alles gegen Selbstgebrannten eingetauscht, nachdem sie es vorher eingeschmolzen hatten…“
Zum Jahre 1939 gab es zwei Einzelbauern-Höfe, der eine gehörte den Chalejews, der andere ?
1939, im November, wurde die Schule eröffnet. Im Oktober hatten die Kinder noch in der Kataschewsker Schule Unterricht erhalten, und im November nun schon in Kamyschowka.
In Kamyschowka hat es stets nur eine Grundschule gegeben. Und die Heranwachsenden plagten sich in fremden Wohnungen ab. Sie besuchten die Schule im Dorf Meschduretschka und wohnten dort bei den Dorfbewohnern. An den freien Tagen fuhren sie nach Hause, holten von Zuhause Lebensmittel und Brot für eine Woche. Die Kamyschowzer können sich an die Namen der Lehrkräfte noch erinnern: Nina Stepanowna Klinowa, Anastasia Fjoforowna Loschkina, Jekaterina Wassiljewna Injakina, Alekses Semjonowitsch Sandakow. Iwan Jegorowitsch Sitnikow befasste sich mit dem Studium der Ornithologie und sie brachten ihm aus der ganzen Gegend beringte Vögel, und einmal kam sogar eine Gans angeflogen, die in Ägypten beringt worden war. Einmal begegnete Iwan Jegorowitsch einmal Flamingo und einer Raubseeschwalbe. Der ausgestopfte Flamingo wurde im Bezirksmuseum aufbewahrt. Seine Mutter, Anna Pawlowna, war Feldscherin im Dorf. Der sibirische Schriftsteller Nikolai Ustinowitsch befand sich eine Zeit lang in der Dimitrow-Kolchose. Im Sammelwerk „Taiga-Erzählungen“ schreibt er über Iwan Jegorowitsch Sitnikow, die Erzählung heißt „Der Lehrer aus Kamyschowka“.[5]
Es war schwierig, sein Leben am neuen Wohnort einzurichten, aber die Menschen freuten sich über den erfolgreichen Umzug und die gute Ernte. Hier in Kamyschowka war es nützlich, sich mit Bienenzucht zu befassen. In der Kolchose entstanden Imkereien, die gute Gewinne einbrachten.
Ein Eilbote aus dem Meschduretschensker Dorfrat traf im Dorf ein, er war sehr aufgeregt und rief: „Es ist Krieg! Der Krieg hat angefangen!“ Der Krieg brachte Veränderungen im Leben der Kamyschowker mit sich. Häuser wurden nicht fertig gebaut, Gemüsegärten blieben uneingezäunt, Baumstämme lagen auf den Straßen herum. Und die allerwichtigsten Arbeitskräfte – die jüngsten und kräftigsten Männer – fuhren an die Front.
An die Front einberufen wurden:
Schljajew, Konstantin Jakowlewitsch
Awerkijew, Iwan Jegorowitsch
Weretennikow, ;ichail Konstantinowitsch
Kusnezow, Prochor Petrowitsch
Jakowlew, Nikolai Timofejewitsch
Perewostschikow, Maksim Nikolajewitsch
Schirobokow, Nikolai Pawlowitsch
Schirobokow, Michail Pawlowitsch
Grigorjew, Michail Fjodorowitsch
Grigorjew, Fjodor Antonowitsch
Awerkiejew, Nikolai Jegorowitsch
Galitschanin, Jegor Ignatjewitsch
Galitschanin, Andrej Jegorowitsch
Sesjanow, Wassilij Dmitrijewitsch
Sesjanow, Jegor Dmitrijewitsch
Weretennikow, Serafim Fjodorowitsch
Gologejew, Fjodor
Aleksejew, Afanassij
Desjatkin, Andrej
Desjatkin, Georgij Andrejewitsch
Lekonzew, Wassilij Iwanowitsch
Lekonzew, Fjodor Iwanowitsch
Grigorjew, Sergej Antonowitsch
Jefremow Nikolaj
Klinow, Senjon Iwanowitsch
Korepanow Jakob
Schkljajew, Arkadij
Agafonow, Ilja Wassiljewitsch
Jefremow, Ilja
Jefremow, Pawel
Perewostschikow, Danil
Loschkin, Pawel
Galitschanin, Nikolaj Ignatjewitsch
Grigorjew, Aleksej
Perewostschikow, Mitrofan
Jewdokimow, Andrej
Sacharow, Semjon
Im Dorf zurück blieben alte Menschen, Frauen und Kinder. Auf ihren Schultern lagen nun alle Sorgen – die der Kolchose und auch die häuslichen.
Das Dorfleben gestaltete sich schwierig, aber niemand musste Hunger leiden. Sie pflügten ein paar abgebrannte Landstücke um, ohne im Bezirk darüber Mitteilung zu machen, und ernährten sich leidlich von dem, was sie von diesen Feldern ernteten. Während des Krieges kamen die Menschen aus den umliegenden Dörfern nach Kamyschowka, um Kleidung gegen Getreide einzutauschen.[6] Niemand denunzierte die Dimitrowzer, denn die Udmurten hielten sich an eine strenge Regel: wenn ein Mensch kam und um etwas bat – dann gib ihm, und mach dir keine Feinde; und wenn du dann mal etwas brauchst, dann wird man auch dir geben.
Frauen und Kinder erwiesen der Front, ihren Kräften und Möglichkeiten entsprechend, enorme Hilfe: aus Schafwolle strickten sie Socken und Fausthandschuhe sowie Fäustlinge mit einem Zeigefinger (damit sie Soldaten sie während des Schusswechsels nicht ausziehen mussten). Sie selber aber trugen Bastschuhe, wobei sie ihre Beine mit alten Lumpen umwickelten. Sie schnitten Kartoffeln in Scheiben und trockneten diese auf dem Ofen; für jede Familie gab es eine Norm im Hinblick auf die Abgabe von Kartoffeln. Später kamen Wagenzüge und sammelten die Lebensmittel ein; sie fuhren durch Petrowka bis nach Jelowka.
Während des Krieges gingen Menschen aus Kmyschowka nicht nur an die Front, sondern sie wurden auch in die Arbeitsarmee mobilisiert, wo sie es noch viel schwerer hatten. Semjon Iwanowitsch Lekonzew, mein Großvater, wurde am 14. September 1926 geboren. Während des Großen Vaterländischen Krieges holten sie ihn in die Arbeitsarmee – zum Waggon-Depot in der Stadt Atschinsk. Nach den Erinnerungen meines Großvaters: „Wir wurden sehr schlecht verpflegt: im Teller – Wassersuppe mit drei-vier Stückchen Kartoffelschale und zwei oder drei schwarzen Teig-Kügelchen. Ein Stückchen Brot und heißes Wasser, gefärbt mit irgendwelchen Kräutern oder einer Mohrrübe – das nannten wir Tee“.[7]
A.P.Malych erinnert sich: „Die Mama, Jewdokia Timofejewna Jelzowa holten sie, zusammen mit ihrer Freundin Galina Lipatowna Seliwerstowa, 1941 in die Arbeitsarmee an den den Fluss Mana; dort beluden sie Flöße mit Lebensmitteln. Sie mussten jeweils 20 Stunden pro Tag arbeiten: sie schleppten Säcke mit Getreide, Kartoffeln usw. auf die Flöße. Bei ihnen war auch ein Mädchen, hochgewachsen, kräftig, von stattlicher Statur, und so luden sie ihr einen Sack auf die Schultern, der ein Gewicht von 100 kg hatte, und ihre ganzen Eingeweide zerrissen dabei. Man brachte sie ins Krankenhaus. Ob sie überlebte? Das weiß die Mama nicht. Zwei Jahre arbeiteten Mama und ihre Freundin an der Mana. Und dann, im Jahre 1943, als der Hunger am allerschlimmsten war, beschlossen sie nach Hause zu laufen. Sie gingen zu Fuß, hielten sich immer im Verborgenen; unterwegs stießen sie auf gute Menschen, die ihnen halfen und zu ihnen sagten: „Mädchen, wenn ihr erwischt werdet, werden sie euch erschießen!“ Aber sie schafften es bis nach Hause. Als Mama die Holzhütte betrat, erkannten die Oma und die Uroma sie nicht: sie war nur noch Haut und Knochen. Lange mussten sie sie pflegen: die Kräfte hatte gerade noch gereicht, um nach Hause zu kommen. Honig und Milch retteten sie schließlich.
Der Krieg ging zu Ende. Nach und nach kehrten die Frontsoldaten zurück. Von 37 Einberufenen kamen lediglich 9 Mann heim: Michail Grigorjew, Fjodor Grigorjew, Iwan Awerkijew, Nikolaj Jakowlew. Georgij Andrejewitsch Desjatkin, Wassilij Lekonzew, Fjodor Lekonzew und Sergej Grigorjew.
Mit Mühe heilte das Dorf die Wunden. Nach dem Krieg stiegen die Steuern Auf häusliches Vieh stark an: von einem Schaf musste man 1,5 Felle abgeben, unbedingt Schweinehaut, außerdem 9 Kilogramm und 300 Gramm Butter pro Kuh, Fleisch - 53 Kilo, Eier – 75 Stück sowie 3 Zentner Kartoffeln. Für ein Schaf musste man auch Butter und 1,5 Felle abliefern. Um keine Steuern an den Staat zahlen zu müssen, erfanden die Leute folgendes Mittel: sie hoben im Haus ein großes Loch für den Keller aus und führten ihre Schweine und Schafe hinunter; dort wurden sie auch gefüttert. Die Hühner hielten sie im Haus in Käfigen. Die Kühe trieben sie für den gesamten Sommer in den Wald und gingen regelmäßig heimlich zum Melken dort hin. Außerdem mussten sie auch noch Steuern in Form von Geld bezahlen, und für eine Tagesarbeitseinheit in der Kolchose berechneten sie 8-10 Kopeken.
Zu der Zeit hörten sie damit auf, Leute ins Haus hinein zu lassen; stattdessen begaben sie sich selber auf die Straße oder in den Hof, wenn sie sahen, dass Nachbarn ankamen. ;it den Nachbarn schimpfte nie jemand, alle lebten freundschaftlich miteinander.
Und die Festtage wurden mit dem ganzen Dorf gefeiert. Am liebsten mochten sie die Feier, die stattfand, wenn die Arbeiten auf dem Feld beendet waren. Im Dorf nannte man ihn den Feiertag der russischen Birke. Eine Birke wurde mit Bändern und selbstgemachten Papierblumen geschmückt; anschließend gingen sie mit dieser Birke durch alle Straßen und sangen dabei Lieder in udmurtischer und russischer Sprache. Danach wurde ein Tisch auf die Straße gestellt, und jede Hausfrau trug die von ihr zubereiteten Speisen auf. Auf dem Festtag wurde viel gesungen und unter dem Klang einer Harmonika getanzt. Die jungen Burschen und Mädchen fanden es unschicklich Alkohol zu trinken, manche probierten ihn auf ihrer eigenen Hochzeit zum ersten Mal!
Ins Dorf verbannten sie einen kriegsgefangenen Deutschen (den Nachnamen weiß man nicht mehr). Nach seinen Zeichnungen bauten sie eine Getreidedarre – eine bessere war im gesamten Bezirk nicht auffindbar (sie fiel 1970 einem Feuer zum Opfer). Der Deutsche freundete sich mit der Familie Awerkijew an. Als bei den Awerkijews ein Sohn geboren wurde, nannte sie ihn zu Ehren des Sohnes dieses Deutschen Rudolf.
1954 tauchten Deserteure im Dorf auf. Sie begingen Diebstähle, entwendeten in der Imkerei den Honig, stahlen Vieh. Noch während des Krieges geriet ein Mädchen ins Dorf Krasnaja Jelan. Angehörige suchten aber fanden sie nicht. Als sie eine Razzia im Wald veranstalteten, stieß man auf eine Erd-Hütte. Als der Deserteur L… (auf Bitten der Erzähler nennen wir seinen vollen Namen nicht. Sie haben noch lebende Verwandte…) aufgefordert wurde sich zu ergeben, erschoss er sich. Aus der Erd-Hütte kam eine Frau mit zwei Kindern. Sie erzählte, dass L… sie während des Krieges bestohlen und in den Wald gebracht hätte. Anfangs drohte er ihr und sagte, dass er sie töten wolle, dann bekam er selber Angst, dass man ihn verurteilen würde, und irgendwann kamen dann die Kinder…
Auf dem Territorium der Ortschaft Kamyschowka befanden sich:
Das Kolchos-Kontor, eine ärztliche Hilfsstelle, ein Telefon, eine Schule, ein Klub, eine Schmiede, warme Werkstuben, ein Geflügelhof, eine Schweinefarm, eine Mühle, ein künstlich angelegter Teich, eine Ziegelfabrik, ein Laden. In den Nachkriegsjahren bauten sie in Kamyschowka eine Kinderkrippe. Es handelte sich dabei um ein zweigeschossiges Haus; dort arbeiteten Jewdokia Timofejewna Jelzowa und Tatjana Kornilowna Desjatkina.
Anfangs stand die Mühle am Fluss Surasowka in Wolodarka, später, als der Geflügelhof abgerissen wurde, bauten sie an dieser Stelle eine neue Windmühle. Die erste elektrische Leitung gab es bei Semjon Iwanowitsch Lekonzew; er kaufte einen kleinen Motor. Wenn er ihn startete, wurde nur sein Haus mit Strom versorgt, denn der Strom im Dorf wurde von 6 bis 10 Uhr morgens und 18-22 Uhr abends abgestellt.
Er war auch der Erste, der sich ein Motorrad zulegte, das ganze Dorf lief zusammen, um es sich anzuschauen.
Die örtliche Radiostation befand sich im Haus meines Großvaters Semjon Iwanowitsch Lekonzew. 1970 entstand im Dorf eine Genossenschaft. Die Arbeiter stellten Stangen, Stützen und Stempel für Schachtanlagen her und destillierten Tannen-Öl.[8]
Der Staat zwang sie Obligationen zu kaufen, um den allgemeinen Lebensstandard im Lande zu erhöhen. Der Lohn wurde also in Staatsanleihen ausgezahlt. A.P. Malych erinnert sich: „Mama konnte nicht lesen und schreiben, sie brachte die Obligationen mit nach Hause und gab sie uns zum Spielen; wir spielten damit Kaufmannsladen. Später, als der Staat damit begann, für diese Anleihen Geld auszuzahlen, besaßen wir sie schon gar nicht mehr – wir hatten die „Papierchen weggeworfen“.
Bis zur Zusammenlegung war die Kolchose wohlhabend gewesen; für das Vieh hatte man solide Gebäude errichtet, sogar die Pferde standen bei winterlicher Kälte in warmen Verschlägen. Das Heu für das Vieh befand sich in einem überdachten Raum. In der Kolchose gab es sechs Imkereien, die Honig produzierten – dort arbeiteten Wassilij Iwanowitsch Lekonzew, Michail Fjodorowitsch Grigorjew, Klinow, Agafonow und Timofejew.
In der Kolchose gab es auch eine Herde Milchkühe; die Melkerinnen entrahmten selber die Milch, schlugen per Hand Butter in einem Fass. Man züchtete Kälber und Schweine, es waren ein Geflügelhof und ein Pferdestall vorhanden. Sogar ein eigenes, wenn auch kleines, Ziegelwerk besaßen sie, wo sie für ihren Bedarf. Lehm holten sie in den Bergen, welche sie „Weiße Berge“ nannten. Diese Berge sind auch heute noch vom Zug aus zu sehen, wenn man auf der Strecke zwischen Kytat und Kiprejnyj fährt.
Nach der Zusammenlegung mit der Kolchose „19. Parteitag“ fiel die Kolchose „Dimitrowskij“ der Vergessenheit anheim: die Milchkuh-Herde wurde nach Meschduretschka getrieben, in Kamyschowka wurden für eine gewisse Zeit nur Kälber gezüchtet. Auch die Pferde wurden nach Meschduretschka gebracht, lediglich eine kleine Herde ließen sie zurück; der Geflügelhof wurde geschlossen, dann holten sie die Schweine fort und schlossen die Ziegelei. Die Leute verließen nach und nach das Dorf, viele Familien gingen nach Krasnojarsk und Atschinsk; später, nach der Zusammenlegung mit der Lenin-Kolchose, reisten sie nach Rasswjet und Kytat ab.
Nach der Kolchos-Vereinigung befassten sich die Kolchos-Arbeiter in Dimitrow vorwiegend mit der Futterbeschaffung für das Vieh (sie lagerten Silage-Futter ein, ernteten Heu, bauten Kartoffeln an). Außerdem verfügten sie über Saatfelder. Die führende Position beim Getreide-Dreschen nahm Jahr für Jahr der Mähdrescherfahrer Semjon Iwanowitsch Lekonzew ein; seine Gehilfen waren Pjotr Iwanowitsch Radygin un Pjotr Michailowitsch Korepanow.
1970 fingen sie an, Textilwaren in die Geschäfte zu bringen – für die Anteilseigener waren sie kostenlos, denn sie zahlten dafür Geld ein, und die Dorfbewohner tauschten sie gegen irgendetwas ein. Einmal wurden zum Verkauf „defizitäre Waren“ angeboten. Die Dorfbewohner hatten solche Dinge noch nie gesehen – Gamaschen! Und um ihren Töchtern ein paar orangefarbene Strickgamaschen kaufen zu können, brachte Raissa Iwanowna Lekonzewa einen ganzen Eimer Wolle nach Surasowka.
Erinnerungen der Lehrerin der Kytatsker Schule T. Tschumakowa
„Im Sommer 1979 fuhren wir mit Freunden zur Erholung ans Flüsschen Suraskowa. Wir fingen Fische, kochten Fischsuppe und aßen uns daran satt. Anschließend machte jemand den Vorschlag, nach Kamyschowka zu fahren. Vom Flüsschen bis dort waren es zwei Kilometer. Nachdem wir und kurz besprochen hatten, näherten wir uns unbemerkt dem Dorf.
Ein gruseliges Bild bot sich unseren Augen, Tränen stiegen auf. Wir gingen durch die Dorfstraße, als wäre es ein Friedhof. Dort standen Häuser, Zäune, Badehäuschen. Auf den ersten Blick sah alles gut aus. Doch wir begegneten keiner einzigen lebendigen Seele: keinem Menschen, keiner Katze, keinem Hund. Die unverschlossenen Gartenpforten quietschten im Wind. Dieses Quietschen ließ einem die Schauer über den Rücken laufen!
So liefen wir die Straße entlang, bogen ab in eine andere und sahen die Schule. Ihre Fensterrahmen und geöffneten Türen schimmerten hellblau. Wir traten hinein. Es schien, als ob das saubere, gemütliche Gebäude mit den hellblauen Schulbänken zum 1. September seine Schulkinder erwartet – alles darin sah so ordentlich und gepflegt aus.[9]
Das waren Michail Fjodorowitsch Grigorjew mit seinem Holzbein und Raissa Iwanowna Lekonzewa, meine Großmutter. Sie blieben bis zum Herbst im Dorf, und nach der Ernte sollten ihre Familien abreisen. Raissa Lekonzewa verließ das Dorf mit ihrer Familie im September 1982, und Kamyschowka hörte auf zu existieren.
Das Dorf Ulanowo erhielt seinen Namen zu Ehren des ersten Siedlers Dmitrij Awerjanowitsch Ulanow. Er ließ sich 1918 ein wenig abseits von dort nieder, zwischen den Nachbardörfern, wo Jakob Sugak etwa im Jahre 1913 eine Brandrodung veranstaltete, um die Saatflächen zu vergrößern. Doch das, was man sich ausgedacht hatte, sollte nicht verwirklicht werden.
Aus den Erinnerungen von Jakob Sugaks Tochter Nadeschda Jakowlewna Lobastowa
„Die Dorfbewohner von Meschduretschka mochten Jakow Sugak nicht. Sie beschuldigten ihn der Komplizenschaft mit den Weißgardisten. Jakob Sugak war in Meschduretschka Dorfschulze. Auf Befehl der Weißgardisten berief er eine allgemeine Versammlung ein. Die Weißgardisten schlugen die versammelten Menschen mit Peitschen. Ein Kommissar der Roten Armee verurteilte ihn zum Tod durch Erschießen. Auf Ersuchen des leiblichen Bruders wurde dieser Strafe in Gefängnishaft abgeändert. Jakob Sugaks Familie wurde enteignet“.
Die zweite Familie, die im Dorf Ulanowo eintraf, war die Familie von Jakob Tschekrygin. Danach kamen die Tschirkows, Awerkijews, Smolenzews, Smirnows, Rodygins und Moltschanows.
Ihre Häuser errichteten sie auf einem abgebrannten Waldstück, weil das eine geeignete Stelle war: man brauchte den Platz, an dem das Haus errichtet werden sollte, nicht erst säubern und Baumstümpfe roden. Angelegte Wege zwischen den Häusern gab es im allgemein verständlichen Sinne nicht, man ging auf kleinen Pfaden. Die Häuser wurden mit Palisadenzäunen umgeben. Innerhalb dieser Einzäunung pflanzten sie Faulbeerenbäume, Ebereschen und Schnellballsträucher. Wenn diese Büsche blühten, durchzog der Duft das ganze Dorf. In Ulanowo fanden sich Wodjaken (Udmurten) aus den beiden kleinen Dörfern Seliwanowo und Tajmenka ein. Unweit des Dorfes suchten sich die wodjakischen Bewohner ein kleines „Keremet“-Wäldchen (keremet = Weltbaum; Anm. d.Übers.) nach ihrem Geschmack aus. Aus dem Dorf Dimitrowa brachte man Erde und verstreute sie. Im Herbst brachten die Udmurten Enten, Hühner oder Gänse dorthin und kochten sie. Was sie danach mit dem Fleisch machten, weiß ich nicht; Russen ließen die Udmurten jedenfalls nicht dorthin.[10]
Auszug aus dem elektronischen Wikipedia: „Keremet“ – wichtigstes Heiligtum der Udmurten. Den Ort für das heilige Wäldchen wählten sie in Kenntnis der heiligen Bedeutung mit äußerster Sorgfalt aus. Dieser geweihte Ort befindet sich auf der Anhöhe zwischen dem Dorfende und dem Friedhof. Auf dem Keremet befindet sich zu allen Seiten eine rechteckige Einzäunung mit nach Westen weisenden Toren und in der Mitte ein Baum oder Pfahl. Wenn auch auf diesem „Utschuk“, der Opferstätte, nur eine Eiche wachsen sollte, so gab es auf dem Keremet jeden beliebigen Baum, mit Ausnahme einer Eiche. Gab es in den Keremt drei Eingänge, so traten vom westlichen Eingang die „matschawar“ oder „kele puse“ ein, die Ältesten des Dorfes, Männer und Frauen; durch den Nordeingang wurden die Opfertiere in den „keremet“ hineingetragen; durch den Süd-Zugang trugen sie kaltes Wasser. Bei der Gründung eines neuen Dorfes wird vom“ keremet“ des Mutterdorfes immer ein wenig Erde und Wassre für den „keremet“ des neuen Dorfes mitgenommen, durch besondere Bräuche werden die Seelen der Vorfahren eingeladen…“[11]
Schon 1937 verlor der „keremet“ seine Bedeutung, und die Durchführung von Riten und Gebräuchen wurde eingestellt. Die Russen erinnerten sich an die Bezeichnung „keremet“, doch sie hüteten sich, das Wäldchen zu betreten. Die Kinder streiften dort immer mal wieder umher, denn in der Gegend wuchsen riesige Walderdbeeren, aber sie hatten Angst sie zu pflücken.[12]
Ulanowo entstand entlang des Flüsschens Surasowka. Dicht am Fluss errichtete jede Familie ein Badehaus, die „schwarz“, ohne vorhandenen Rauchabzug, beheizt wurden. Für ihren Arbeitslohn schlossen sich die Dorfbewohner in einer Genossenschaft zusammen und fuhren zum Goldwaschen nach Kemtschug.
1936 wurde die Genossenschaft staatlich und erhielt den Namen „Blücher“-Artel. Nach dem Namen der Genossenschaft benannten sie dann auch die Kolchose, mit deren Aufbau im Dorf begonnen wurde. Diese Bezeichnung existierte jedoch nicht lange; bereits im Frühjahr 1938 wurde sie in „Tschkalow“-Kolchose umbenannt, da man Blücher verhaftet hatte.
Auszug aus dem Buch von Tatjana Fjodorowna Tschumakowa: „Erster Vorsitzender der Kolchose war Roman Jakowlewitsch Tschekrygin. Diejenigen, die der Kolchose nicht beitreten wollten wurden verhaftet und ins Atschinsker Gefängnis gebracht. Es handelte sich um: Andrej Jakowlewitsch Tschekrygin, Sachar Kassjanowitsch Awerkijew, Nil Schkutnik, Dmitrij Awerjanowitsch Ulanow.
Fjodor Dmitrijewitsch Ulanow verließ Ulanowo aus Furcht vor einer Verhaftung. Aber man denunziert ihn, dass er aus eigenem Antrieb eine abgebrannte Waldfläche gepflügt und darauf Getreide angesät hätte. Auch Fjodor wurde bald darauf festgenommen.“[13]
Roman Tschekrygin begab sich in die Kolchose „Roter Zweig“ (im Dorf Spassowka) und überredete die Einwohner der sieben Höfe nach Ulanowo umzuziehen. Das waren die Familien Staschkewitsch, Gwosdew, Sirotow. Sie nahmen beim Umzug den gesamten Kolchos-Besitz mit.
Tschekrygin war ein guter Herr. Die Kolchose war reich. Die Produktion des Dorfes stützte sich auf die Aussaat von Getreide. Sie unterhielten dort eine Schweinefarm und einen Geflügelhof. Im Dorf gab es auch zwei Pferdeherden – und natürlich eine Imkerei, denn der Honig brachte der Dorfkasse merkliche Erträge ein.
1938/39 wurde die Schule eröffnet. Der erste Lehrer war Walerij Gawrilowitsch
Smirnow. Ein Schulgebäude gab es nicht; die Schule war im “Kontor” untergebracht.
Am 1. Mai 1939 versammelte der Lehrer die Schüler um sich (ungefähr 13) und sang,
während er die rote Fahne hisste, das Revolutionslied „Wir werden unsere, wir
werden unsere neue Welt errichten“. Dabei führte er die jeweils zu zweit in der
Kolonne gehenden Schüler durch die einzige Straße von Ulanowo. Das war die
Entscheidung des Meschduretschensker Dorfrats. An dieses Ereignis erinnern sich
noch viele Einwohner, die den Lärm draußen vernahmen und deswegen einen Blick
aus dem Fenster warfen. „Muss das denn sein? Eine Demonstration!“
Doch die Erinnerungen unterscheiden sich in manchen Einzelheiten.
Auszug aus dem elektronischen Wikipedia: „Jede Ortschaft mit mehr als 15 Lese-
und Rechtschreibunkundigen sollte eine Schule zur Beseitigung des
Analphabetentums besitzen.
Die Unterrichtsdauer an einer solchen Schule betrug 3-4 Monate. Das Lernprogramm
beinhaltete Lesen, Briefe schreiben, Rechnen. Die Einführung einer allgemeinen
Grundschulbildung im Jahre 1930 eine gewisse Garantie für die Verbreitung der
Lese- und Rechtschreibfähigkeiten. Die Liquidierung des Analphabetentums oblag
nun den entsprechenden Abteilungen bei den örtlichen Sowjets. Gleichzeitig war
ein Schulprogramm zur Beseitigung des Analphabetentums von 330
Unterrichtsstunden (10 Monate in der Stadt und 7 Monate auf dem Lande)
vorgesehen.
Das Unterrichtsziel wurde dahingehend präzisiert, dass die Schüler am Ende
deutliche Druck- und Schreibschrift lesen und selber kurze Notizen schreiben
konnten, was im allgemeinen Leben und bei dienstlichen Angelegenheiten
unverzichtbar war. Außerdem sollten sie ganze, Bruch- sowie Prozentzahlen
schreiben können und mit Diagrammen und schematischen Darstellungen
zurechtkommen; ferner wurden den Schülern die grundlegenden Fragen zum Aufbau
des sowjetischen Staates erklärt. Für lernende Erwachsene verkürzte sich der
Arbeitstag unter Beibehaltung des Lohns; auch war die vorrangige Versorgung der
Schulen mit Lehrmitteln und Schreibutensilien vorgesehen.“[14]
Auch in Ulanowo wurde eine Stelle zur Liquidierung des Analphabetentums
eingerichtet, zu deren Besuch man alle im Alter zwischen zwölf und fünfzig
Jahren, die nicht lesen und schreiben konnten, verpflichtete. (Anderen Angaben
zufolge – wie bei T.F. Tschumakowa: „ Bis zum Alter von 35 Jahren“.). Die Schule
in Ulanowo bestand aus vier Klassen. Ein Direktor war nicht vorhanden,
allerdings gab es eine Schulleiterin – Sinaida Nikiforowna. Später heiratete sie
Afanasij Jegorowitsch Jurpaolow. Und gerade er war es dann auch, der versuchte
zu bewirken, dass die Schule auf ein Lehrprogramm für sieben Klassen erweitert
wurde. So wurde bereits 1954 eine Sieben-Jahres-Schule eröffnet, deren Direktor
Afanasij Jegorowitsch Jurpalow war. Von 1955 bis 1956 wurde die Ulanowsker
Sieben-Klassen-Schule von Nikolaj Iwanowitsch Gorbenko geleitet.
Aus den Erinnerungen von Anna Wassiljewna Demidowa: „Aus der Zeit, als N.I. Gorbenko an der Ulanowsker Schule tätig war, erinnere ich mich an folgenden Vorfall. Während des Mathematik-Unterrichts stürzte plötzlich der Direktor vom Dachboden in meine Klasse herab, als ob er geradewegs vom Himmel herabstürzte. Zuerst waren alle ganz erschrocken, aber dann fingen sie an zu lachen. Das Dach des Gebäudes war morsch geworden“.[15] 1956 wurde die Ausbildung an der Sieben-Jahres-Schule nach Meschduretschka zurückverlegt, und in Ulanowo blieb nur die Grundschule.
Zu Beginn des Krieges gab es in der Kolchose zwei Pferde-Herden, eine Imkerei, eine Geflügelfarm, einen Schweinezuchtbetrieb, zwei Rinder-Herden und Silage-Bunker.
In den Krieg wurden nicht nur Menschen mobilisiert, auch Pferde mussten dienen – und dazu wählte man die allerbesten aus. Für die Front gaben die Einwohner Getreide und Butter ab.
Nach den Erinnerungen von Sergej Iwanowitsch Gwosdew: „Für die Front holten sie die besten Pferde weg. Zurück blieben die alten Klepper. Und die benutzten die Leute im Dorf zum Arbeiten. Merkwürdig, aber auch die Schweine ließen sie uns – entweder fürchteten sie, das Fleisch könnte unterwegs verderben oder es gab einfach keinen Befehl. Ich kann mich auch schon nicht mehr genau erinnern, aber eins weiß ich noch: dass es die Schweine bei Kriegsende immer noch gab. Anfangs fuhren wir die Butter und das Getreide selber nach Jelowka zur Getreidebeschaffungsstelle. Später kamen die Beschaffer dann zu uns ins Dorf.
Zu Kriegszeiten wird in Ulanowo am Fluss eine Mühle errichtet.
1943 bringen sie einen verwundeten Panzerfahrer ins Dorf und ernennen ihn zum Rechnungsführer. Man kann wohl sagen, dass die Dörfler während seiner Amtszeit freier atmen konnten. Aus den Erinnerungen des S.I. Gwosdew: „Wladimir Wassiljew war ein guter Mensch. Er teilte, vom Meschduretschensker Dorfrat unbemerkt, Getreide an die Familien aus, das eigentlich hätte an die Front geschickt werden sollen. Natürlich denunzierten die Bevollmächtigten ihn aufgrund des fehlenden Korns bei der Bezirksverwaltung; Wassiljew wurde festgenommen, kehrte jedoch nach einigen Tagen Abwesenheit wieder zurück. Für gewöhnlich lachte Wassiljew: was sollen sie denn schon mit mir machen? Etwa wieder an die Front schicken?
Sie taten auch noch folgendes: sie säten auf einer riesigen Fläche aus, machten dem Bezirk aber nur über eine viel kleinere Fläche Mitteilung. Die Überschüsse versteckten sie und teilten sie anschließend ehrlich untereinander auf“.
Als der Krieg zu Ende ging, kehrten von den 40 in die Rote Armee Einberufenen (die Angaben sind ungenau) 26 nicht zurück: A. Awerkijew, N. Gwosdew, W. Gwosdew, J. Gwosdew, T. Dongusow, W. Dongusow, I. Maschtakow, S. Moltschanow, K. Petrow, I. Radygin, G. Radygin, P. Smirnow, I. Smirnow, W. Sugak, N. Sugak, I. Sugak, I. Timofejew, P. Timofejew, I. Scharytschew, P. Scharytschew, I. Schkutnik, M. Schkutnik, A. Tschekrygin, M. Tschirkow,, J. Jurpalow.
Im Dezember 1947 wütete in Ulanowo eine Typhus-Epidemie. Aus Biriljussy rief man zwei medizinische Mitarbeiter des Arztes Leontij Nikolajewitsch Dergatsch und die Krankenschwester Olga Budarina herbei. In Ulanowo gab es kein Krankenhaus, aber im Nachbardörfchen Meschduretschka befand sich eine Sanitätsstelle, von wo aus der Feldscher sich bei Bedarf auf den Weg machte. Deswegen diente als Krankenhaus das Kontor. Die Ärzte blieben bis Ende März in Ulanowo.
Aus dem Buch von N.A. Laktionowa: „Laut Arbeitsbilanzen des Jahres 1956 waren fünf Kolchosarbeiter aus unserem Bezirk Teilnehmer an der Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau. Unter ihnen auch einer der Dorfbewohner von Ulanowo – Pawel Matwejewitsch Beloussow.“
Aus den Erinnerungen von N.J. Lobastowa. „Sie schickten Pawel Matwejewitsch mehrfach nach Moskau zur Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft, doch er fuhr nicht dorthin; er hatte kein Geld für die Fahrt. Für hervorragende Arbeitsleistungen erhielt er eine Prämie. Er nahm das Geld und kaufte davon noch mehr Bienenstöcke, wohl 40-50 Stück- genau weiß ich das nicht mehr. Und erraten Sie, wo er damit abblieb? Er schenkte sie der Kolchose! Und dabei hatte er selber – sechs Kinder!“[16]
Aber meinem Großvater Semjon Iwanowitsch Lekonzew gelang es 1975 die Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft zu besuchen, weil die Honigernte so hervorragend ausgefallen war. Er erhielt dort ein Zertifikat:
Aus dem Buch von N.A. Laktionowa „Errichtet für das Dorf ein Denkmal“:
1958 schickten sie einen Traktor aus dem Dorf Kotschetat nach Ulanowo. Die Bauern waren lange Zeit nicht mit der Technik einverstanden. Sie schlossen sich der Agitation der Lehrer an. Sie erklärten dem Traktorfahrer zwei Stunden lang, wie man pflügt, wie man den Pflug einstellt. Aber als er dann anfing zu arbeiten, freuten sie sich doch: der pflügt aber gut!“ Als Afanasij Jegorowitsch Jurpalow an die Macht kommt, beginnt die Blütezeit des Dorfes, und er lässt eine Schule errichten.[17]
„Im November 1958 machte man sich an die Dokumentation zum Bau der Bahnlinie Atschinsk – Abalakowo. Sie sollte durch das Territorium dreier Kolchosen verlaufen: der Tschkalow- und Schdanow-Kolchose sowie der Kolchose namens „19.Parteitag““.[18]
Aber im Zusammenhang mit der Verlegung der Bahnlinie gab es niemanden, der dort arbeitete: die gesamte Jugend war beim Bau beschäftigt! Er beschließt, die unrentablen Produktionsbereiche zu schließen: Kaninchen, Hühner, Schafe. Man schließt ihn aus den Reihen der Partei-Kandidaten aus, enthebt ihn von seinem Posten und verbietet ihm sogar das Unterrichten an der Schule. Die Familie Jurpalow verlässt den Ort.
Hochzeit von Lidia Maschtakowa, in der Mitte Agafja Gwosgewa
Aus dem Buch von N.A. Laktionowa „errichtet für das Dorf ein Denkmal“ [19]: „Als Bremse für die Entwicklung dienten der technische Ausrüstungsgrad und fehlende Elektrifizierung. Der Beginn des Jahres 1960 war für Upanowo mit Hoffnungen verbunden – man fing an, den Ort mit Strom zu versorgen“.
Als Kolchose hörte Upanowo 1979 auf zu existieren.
Am hoch gelegen Ufer des Flüsschens Surasowka entstand 1907 ein kleines Dörfchen namens Pankowo.
Woher kam diese Bezeichnung? Möglicherweise von Nachfahren der Polen, die während des Krieges gegen Polen in die entlegenen Gegenden des vorrevolutionären Russlands umgesiedelt worden waren Diese aus der Heimat ausgewiesenen Polen wurden von den Russen in ihrer Umgebung Pan (Herr) oder Panka (Frau) genannt.
Im Dorf Pankowo lebte tatsächlich eine Familie Pankow, die später den Ort verließ und nach Atschinsk ging.
Wie alle anderen Umsiedler auch, bauten die Leute Häuser und rodeten abgebrannte Taiga-Flächen um sie als Ackerland zu nutzen.
Als erste Bewohner tauchte 1907 die Familie Smolenzew auf: Jegor Grigorjewitsch – das Familienoberhaupt, Jewgenia Afanassjewa – seine Frau und die vier Töchter – Wassja Georgiewna, Maria Jegorowna, Lilia Georgiewna und Jekaterina Jegorowna. Später kamen noch andere Familien: die Kolutschins, Kotowa, Uskows, Kurbatows, Aschimows, Anufrijews, Owtschinnikows, Scharytschews, die Familie Iwan Smolenzew – der Bruder von Jegor, die Aschmjakows, Potorotschins, Agafonows, Loginows, Ulanows, Osinniks, Rodygins, Martschenkos, Tkatschews, Malenkis, Wassiljews u.a.[20]
Im Dorf Pankowo organisierte man aufgrund der geringen Bevölkerungszahl keine Kolchose. 1937 zählte man dort 13 Einzelbauernhöfe.[21]
1937 trifft aus dem Bolsche-Ulujsker Bezirk die Familie Osinnik hierher um,welche die Aufgabe hatte, eine Imkerei für die Bolsche-Ulujsker Kolchose zu schaffen. Pjotr Stepanowitsch Osinnik hatte die Funktion eines Aufsehers über die Imkerei inne, während seine Ehefrau Anna Artjomowna als Wärterin angestellt war. Die Familie ließ sich nicht in dem Dorf Pankowo selbst nieder, sondern in einigen Kilometern Entfernung. Die Bolsche-Ulujsker Kolchose teilte ihm Bienenstöcke mit Bienenfamilien und Geld für den Bau eines Kolchos-Gebäudes zu, wo die Bienenzüchter wohnen konnten, sowie eine Überwinterungsstation für die Bienen.
Einige Kilometer vom Dorf entfernt lag die Imkerei der Dorfbewohner. Das Dorf Pankowo gehörte zum Meschduretschensker Dorfrat; daher gab es keine Verwaltungsgebäude wie Schule oder Sanitätsstelle.
Die Kinder des Dorfes Pankowo erhielten im Dorf Ulanowo Unterricht in der Grundschule. Anfang 1941 gab es in Pankowo etwa 15 Kinder.
Die Entfernung zur Schule betrug ungefähr drei Kilometer durch den Wald.
Aus den Erinnerungen von Klawdija Petrowna Osinnik: „Wir gingen für eine Woche von Zuhause fort und kehrten nur am Wochenende dorthin zurück – um Lebensmittel und Kleidung zu holen. Während der Unterrichtswoche wohnte ich bei der Familie Ulanow (unsere Familie hegte gute Beziehungen zu ihnen). Ich ging immer zusammen mit meiner Freundin und deren Bruder nach Hause in s Dorf: der Bruder meiner Freundin auf Skiern, und wir stellten uns hinten mit darauf, die halbe Strecke sie, die andere Hälfte ich.
In Ulanowo gab es bis zum Krieg nur eine Grundschule mit drei Klassen. Die Lehrerin hieß Sinaida Nikiforowna, sie wohnte im Schulgebäude, und dort lebte auch noch eine weitere Lehrerin mit ihr. Sieben-Klassen-Schulen gab es in Meschduretschka und Petrowka. Die Eltern schickten ihre Kinder selten fort, um nach weiter zu lernen.
Über den Kriegsausbruch erfuhren die Dorfbewohner von Eilboten; der eine, Pjotr Stepanowitsch Osinnik, war Anfang Juli 1941 aus der Roten Armee demobilisiert worden, weil er Kolchosbauer im Bolsche-Ulujsker Bezirk war. Er wurde mit dem Pferd von Michail Jakowlew abgeholt und nach Jelowka gebracht. Tochter Klanja begleitete den Vater hinaus; dann stieg sie auf das Dach des Hauses, um dem Fuhrwerk mit dem Vater noch möglichst lange hinterherzuschauen.
Da man den Imker in den Krieg geholt hatte, war seine Familie gezwungen, das staatliche Haus zurückzulassen und in eine kleine Holzhütte neben der Imkerei umzusiedeln. Den Platz des Bienenzüchters nahm Tkatschew ein, während seine Ehefrau dort als Wächterin tätig war. So blieb also Anna Artjomowna Osinnik mit drei Kindern ohne jegliche Existenzmittel und ohne Arbeit zurück. Und bald darauf, 1942, erhielt sie die Todesnachricht über ihren Mann.
Im Jahre 1942 bricht in Pankowo eine Typhus-Epidemie aus. In der Familie Osinnik erkrankten Klawdija und ihre Schwester. Medikamente hatten sie nicht; das einige Arzneimittel war Honig. Klawdija überlebte, doch die Schwester starb. Die Einwohner suchen den Feldscher aus dem Dorf Meschduretschka auf, doch der kann sie auch nicht behandeln, weil er keine Medizin hat. Es liegen keine Angaben darüber vor, wie viele Menschen bei dieser Typhus-Epidemie ihr Leben ließen.
Es kamen auch keine Briefe von der Front ins Dorf Pankowo. Alle Briefe wurden in Ulanowo abgeliefert, und die Einwohner gaben sie dann irgendjemandem mit.
Interessant ist folgende Tatsache: in der Regel wurden die Briefe im letzten Haus des Dorfes, bei Jakob Sugak abgeliefert. Die Familie Sugak war die erste, die sich mit den Briefinhalten vertraut machte, danach erzählten sie die Neuigkeiten überall im Dorf. Gegen Abend versammelte sich bei den Sugaks fast ganz Ulanowo, und die Briefe wurden dort viele Male gelesen.
Im Winter der Jahre 1941-1943 tauchen in Pankowo die ersten Deserteure auf. Sie fühlen sich frei. Nach den Erinnerungen von Klawdija Petrowna Osinnik, gingen sie in kleinen Gruppen durch das Dorf, wobei sie ihre auf den Boden gerichteten Flinten und Gewehre in den Händen hielten. Mehrmals kamen die Deserteure zu Klawdija Petrownas Mutter Anna Artjomowna, weil ihr Mann eine Flinte besaß. Die Mutter fürchtete sich, wenn die Deserteure kamen, und sagte, das Gewehr hätte der Schwiegervater mitgenommen – Stepan Osennik, der in Kytat lebte (er unterhielt dort eine Kolchos-Imkerei). Die Deserteure begaben sich auch dort hin. Stepan Osinnik erklärte ihnen, dass er die Flinte auseinander genommen und aus dem Lauf ein Rohr für seine Schwarzbrenn-Apparatur gebastelt hätte. Mit den Worten „Opa, du hast uns nicht gesehen, und wir dich – auch nicht!“ – verschwanden sie.
Um die Deserteure zu ergreifen, wurden Boten aus Jelowka und Tschipuschewo entsandt. Aber alle erfuhren schon vorher von der geplanten Hetzjagd. Am Tag der Razzia ließ man die Kinder nicht zur Schule, denn sie hätten durch die Taiga gehen müssen. Und auch die Dorfbewohner vermieden es auf die Straße zu gehen – das war gefährlich, denn es wurde geschossen.
Die von uns befragten Einwohner bemühten sich, die Familiennamen der Deserteure nicht zu nennen, indem sie auf ihr schlechtes Gedächtnis und darauf verwiesen, dass doch alles schon so lange her sei.
Allerdings erfuhren wir den Spitznamen von einem von ihnen – Panok (oder Pankow). Die Alteingesessenen merken an, dass sich Panok (oder Pankow) durch einen ganz besonderen Einfallsreichtum auszeichnete: drei Mal wurde er gefasst, doch auf dem Weg zum Haftort konnte er jedes Mal entkommen; ohne bis nach Tschipuschewo gekommen zu sein. Als sie beim vierten Mal eine Hetzjagd organisierten, befand er sich im Dorf Pankowo bei seiner Braut, es gelang ihm nicht zu fliehen. Und man erschoss ihn an Ort und Stelle im Hof des Hauses, obwohl er die Hände erhoben und gesagt hatte, dass er unbewaffnet wäre und sich ergeben wolle. Der Braut befahlen sie den Leichnam zu begraben.
Im Jahre 1946 entstand im Dorf Pankowo die Kolchose „Pobeda“ („Sieg“; Anm. d. Übers.), die zum Meschduretschensker Bezirk gehörte. Die Kolchose wurde zu Ehren des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg benannt.
Deer erste Vorsitzende der Kolchose war Grigorij Andrejewitsch Uskow, der Vertreter der Revisionskommission der Kolchose Stepan Ilitsch Steptschenko.
Auf dem Dorf-Gelände von Pankowo befanden sich zwischen 1940 und 1949 ein Pferdestall, ein Schafstall, ein Getreidelager, eine Schmiede und eine einfache Dreschmaschine.
Zum Haushalt der Kolchose zählten: Darre, Unterstände für die Tiere, 3 Pflüge, 4 Eggen, 3 Fuhrwerke, 6 Pferdeschlitten, 8 Pferdegeschirre, 1 Waage und 1 Kornschwinge.
Der Kolchose „Pobeda“ traten 1946 13 Höfe von Kolchosbauern bei,
1947 – 16,
1948 – 17.
1946 gab es 29 arbeitsfähige Kolchosbauern,
1947 – 32,
1948 – 37,
1949 – 35.
1946 waren 10 heranwachsende Kinder vorhanden,
1947 – 13,
1948 – 6 und 1949 – 4.
1946 gab es 3 Pferde,
1947 – 2,
1948 – 3 und 1949 – 4.
1946 verfügte die Kolchose über 1 Kuh,
1947 – 9,
1948 – 12 und 1949 – 15.[22] [23]
Von 1946-1949 erhöhte sich die Zahl der Schafe und Bienenvölker. Auf den Höfen der Kolchosbauern tauchten Schweine und Hühner auf, allerdings hielten die Bauern sie nicht auf ihren Grundstücken, sondern auf weiter entferntem Gemeindeland – wegen der hohen Steuern für die eigene häusliche Wirtschaft. Sie bauten Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Flachs, Erbsen und Kartoffeln an.
Obwohl die Kolchose den etwas „lautstarken“ Namen „Pobeda“ trägt, kommt sie mit dem veranschlagten Staatsplan nicht klar, was Bescheinigungen belegen: dass nämlich die Kolchose Schulden in Höhe von mehr als 1000 Rubel hat. Die Gelderträge kamen 1946 noch nicht einmal über 300 Rubel, aber von 1947-1949 erreichten sie über 1000 Rubel.
Von Anfang 1951 bis 1953 nahm im Dorf Pankowo die Grundschule ihren Betrieb auf, die man in einem Privathaus eröffnet hatte.
1958 erfolgt die Zusammenlegung von Kolchosen. „Pobeda“ wird umorganisiert und mit der Ulanowsker vereint; die neue Kolchose heißt künftig „Im Namen des 19. Parteitages“.
Das Leben auf dem Lande wird schwierig: es gibt leine Elektrizität, keien Post, kein Krankenhaus – und die Grundschule wird geschlossen. Die Bewohner fangen an den Ort zu verlassen.
Die Einen begeben sich nach Petrowka, andere nach Ulanowo, manche auch nach Meschduretschka.
Bald darauf beginnt der Bau der Bahnlinie Atschinsk – Abalakowo, und viele Einwohner lassen sich zum Bau anwerben, denn dort bekommen sie Geld ausbezahlt. Im Dorf dagegen arbeiten sie gegen die Anrechnung von Tagesarbeitseinheiten.
Im März 1958 stellte man die Dokumente für den Bau der Eisenbahnlinie Atschinsk – Abalakowo aus. In den Kolchosen des Meschduretschensker Dorfrats werden allgemeine Versammlungen mit den Kolchosbauern abgehalten, wo die Frage über die Landenteignung zum Nutzen des Eisenbahnbaus erörtert wird. Sie soll mitten durch das Gebiet dreier Kolchosen hindurchführen: die „Tschkalow“-, „Schdanow“- und „19. Parteitag“-Kolchose. Die Kolchosbauern geben ihr Einverständnis.
Man beobachtet eine erneute Umorganisierung im System der Volksbildung. An der Bahnstation Meschduretschenskaja (S. Surikowo) wir deine Grundschule eröffnet; als Begründung dafür wird angeführt, dass es in der Siedlung 55 Kinder im Schulalter gibt und die nächste Dorfschule 5 Kilometer weit entfernt liegt. Die Direktion des Bahnlinienbaus Atschinsk – Abalakowo stellt für die Schule einen Raum zur Verfügung, eine Wohnung für die Lehrkräfte und verpflichtet sich, die Schule mit Heizmaterial zu versorgen.
Mit dem Auftauchen der neuen Siedlungen Surikowo, Rasswjet sowie Organisationen wie der Pirowsker Waldwirtschaft, 196 landwirtschaftlicher Mechanisierungspunkte, 21 motorisierter Kolonnen und 39 Bauverwaltungen auf der Landkarte, unterlagen die Straßen und Wege des Bezirks einer ständigen Herausforderung. Dem Überfluss an Transportmitteln in diesen Organisationen kam in vollem Umfang die Tatsache dazwischen, dass die Straße außer Betrieb genommen wurde, welche die Ortschaften Orlowka, Meschduretschka und Rasswjet miteinander verband. Daher erhebt das Bezirksexekutiv-Komitee den Beschluss über die Heranziehung von Kollektiven der oben genannten Organisationen zur Reparatur und Straßenaufschüttung, und die Leiter der Bau- und Forstbehörden haben keine Eile damit, den Anordnungen des Bezirksexekutiv-Komitees nachzukommen, wofür sie dann auch solide Strafen erhalten, mit denen das Bezirksbudget aufgestockt wird.
Am 14. September 1979 wird auf der Sitzung des Bezirksexekutiv-Komitees der Beschluss „Über die Vereinigung der Dorfräte“ bestätigt. Es vollzieht sich eine Verschmelzung der Meschduretschensker und Surikowsker Dorfräte der Volksdeputierten. Beschlossen wird der Name für den neuen Dorfrat: man belässt ihn bei Surikowsker mit Zentrum in der Siedlung Surikowo.
Man beginnt mit der Umsetzung der Häuser aus Ulanowo, Pankowo, Meschduretschka, Surasowka und Dimitrowo nach Surikowo.
[1] Großmutter und Großvater Aleksander Iwanowitsch und Walentina Semjonowna
Naliwaiko mit Mama
[2] Zeitung „Westi“ („Nachricht“; Anm. d. Übers.) zum 80. Jahrestag des
Bolscheulujsker Bezirks. 20. März 2004 „Woher kamen die Udmurten?“
Autorin: T. Tschumakowa, Lehrerin an der Kytatsker Oberschule
Nach einer anderen Version führte der wahrscheinlichere Trakt von Atschinsk nach
Bolschoj Uluj und dann bis zum Dorf Petrowka
[3] A.P. Korepanowa (Udmurtin)
[4] Basiert auf den Erinnerungen der Einwohner des Dorfes Ulanowo: Nadeschda
Jakowlewna Lobastowa, Wladimir Leonidowitsch Buren, Anna Wassiljewna Demidowa,
Nikolaj Iwanowitsch Gwosdew, Sergej Iwanowitsch Gwosdew.
[5] Meine Großmutter Anastasia Timofejewna Lekonzewa
[6] Buch „Setzt dem Dorf ein Denkmal“, Autorin: N.A. Laktionowa
[7] Aus den Erinnerungen meiner Großmutter Walentina Senjonowna Naliwajko
[8] Zeitung „Westi“ zum 80. Jahrestag des Bolscheulujsker Bezirks. 27. März
2004, Autorin: T. Tschumakowa
[9] Zeitung „Westi“ zum 80. Jahrestag des Bolscheulujsker Bezirks, 27. März
2004, Autorin: T. Tschumakowa
[10] Aus den Erinnerungen von Sergej Iwanowitsch Gwosdew
[11] ru.wikipedia.org
[12] Aus den Erinnerungen von Galina Sergejewna Popowa (Gwosdewa)
[13] Zeitung „Westi“ zum 80. Jahtrestag des Bolscheulujsker Bezirks, 27. März
2004, Autorin: T. Tschumakowa
[14] ru.wikipedia.org
[15] Die Erinnerungen werden in der Surikowsker Schule in der handschriftlichen
Chronik aufbewahrt
[16] Bescheinigung des Teilnehmers an der Ausstellung der Errungenschaften der
Volkswirtschaft Semjon Iwanowitsch Lekonzew (aus dem persönlichen Archiv meiner
Familie)
[17] Die Hochzeit von Lidia Maschtakowa, in der Mitte Agafja Gwosdewa
[18] N.A . Laktionowa. Setzt dem Dorf ein Denkmal. – Krasnojarsk, 2004
[19] N.A. Laktionowa. Setzt dem Dorf ein Denkmal. – Krasnojarsk, 2004
[20] Nach Angaben aus dem Archiv des Bezirks Biriljussy
[21] Abschrift aus dem Bestand des Biriljussker Bezirksarchivs
[22] Abschrift aus dem Bestand des Biriljussker Bezirksarchivs
[23] Abschrift aus dem Bestand des Biriljussker Bezirksarchivs