Städtische Bildungseinrichtung
„Talowsker allgemeinbildende Mittelschule“
Such- und Forschungsaktion „Die Region Krasnojarsk in den Jahren der
Repressionen“
(Interview-Bericht)
Die Arbeit wurde realisiert von:
Natascha Gusarowa – Schülerin der 8. Klasse
Anja Lawrutowa – Schülerin der 8. Klasse
Leitung:
Lidia Fjodorowna Slepkowa
Wera Innokentjewna Leineker
Walentina Aleksandrowna Archipowa
2006
Die Geschichte Russlands steckt voller authentischer Größen. Wir sind stolz auf den Kampf- und Arbeitsruhm, die wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften unserer Vorfahren, welche für die Heimat all ihre Kraft, ihre Talente und ihre Tapferkeit gegeben haben, aber viele wurden auch zu Opfern der Geschichte. Einen der tragischsten Seiten in den Annalen des Landes und der Region sind die Repressionen. Repression (lat. repressio – Unterdrückung) ist eine vom Staat angewendete Strafmaßnahme.
Am 30. Oktober wird in unserem Lande der Tag des Gedenkens an die Opfer politischer Verfolgungen begangen. Die totale Deportation der Wolga-Deutschen gemäß Ukas vom 28. August 1941 erfolgte in der ersten Hälfte des September 1941. Vom 3. bis 20. September wurden 446.470 Deutsche mit 230 Eisenbahntransporten fortgebracht; sie erreichten den Ort ihre Endbestimmung nach 4 bis 8 Wochen und kamen in die Bezirke Omsk und Nowosibirsk, den Bezirk Barnaul, in den Süden Sibiriens und die Region Krasnojarsk. Um den 25. Dezember 1941 waren 894.800 Menschen verschleppt worden, und die Mehrheit von ihnen nach Kasachstan und Sibirien.
In unsere Region gerieten deportierte Wolga-Deutsche aus der ASSR der Wolga-Deutschen sowohl von der linken, als auch von der rechten Uferseite des Flusses.
Als sich die Situation im Lande ab Mitte der 1950er Jahre zu wandeln begann
und die Verbannten die Möglichkeit bekamen in ihre Heimat zurückzukehren,
blieben viele von ihnen in der Region Krasnojarsk. Und heute gehen viele junge
Familien, d.h. die Kinder und Enkelkinder derer, die seinerzeit politisch
verfolgt wurden, in ihre historische Heimat zurück.
Die alten Leute bleiben, hier auf diesem fremden, ihnen zur Heimat gewordenen
Boden, wo sich ihr ganzes Leben abspielte, das so reich an bitteren, aber der
Menschheit verständlichen Erfahrungen ist. Die Schicksale dieser Menschen sind
untrennbar mit der Geschichte Krasnojarsks verbunden.
Auch in unserem Dorf gibt es ehemalige Opfer der politischen Verfolgungen, unter ihnen befinden sich Leute deutscher Nationalität. Eine von ihnen ist Nina Andrejewna Wagenleitner – eine bescheidene, fleißige Frau. Wir interviewten sie:
- Wo und wann sind Sie geboren?
- Ich wurde am 19. Oktober 1928 an der Wolga geboren, im Gebiet Saratow, Bezirk
Glinka; das Dorf hieß Issenburg (das heutige Nowaja Kwasnikowka).
- Lebten Sie in einer großen Familie?
- Ja, die Familie war groß, aber viele Kinder starben 1-2 Jahre nach der Geburt.
Und schließlich gab es in der Familie nur noch drei Kinder – mich und zwei
Brüder sowie Mama, Papa, Oma und Opa.
- Haben Sie noch Angehörige?
- Natürlich! Ich habe Verwandte, die in Deutschland leben. Wir stehen mit ihnen
in Verbindung. Es gibt auch Angehörige in Bolschaja Murta, Juksejewo,
Krasnojarsk …
- Können Sie sich an Ihre Kindheit noch erinnern?
- Ja, ich erinnere mich sehr gut daran. Alles weiß ich noch ganz genau. Ich
verfüge über ein sehr gutes Gedächtnis. Wir hatten ein gutes Leben in einer
gesunden Hofwirtschaft. Wir hielten zwei Kühe, besaßen vierzig Hühner; es gab
auch Gänse, Schafe, Schweine. Umzäunungen gab es nicht, denn wir hatten keinen
Gemüsegarten. Das Gemüse, was wir selber benötigten, bekamen wir aufgrund der
geleisteten Tagesarbeitseinheiten zugeteilt. Der Vater arbeitete als
Brigadeführer in der Kolchose, die Mutter auf den Plantagen, auf denen Gurken,
Tomaten, Wasser- und Honigmelonen, Zwiebeln und andere angebaut wurden. Die
Eltern arbeiteten fleißig, ohne jemals die Hände in den Schoß zu legen. Wenn die
Erntearbeiten auf Hochtouren liefen, war der Vater zuhause kaum zu sehen. Die
Kinder arbeiteten nicht. Ich lernte sehr gut, hatte nur Einser und träumte davon
einmal Lehrerin zu werden. Ich war ein sehr reges, ausgelassenes Mädchen.
Einmal, als ich mit meine Altersgenossinnen spielte, sprang ich in eine Grube
von zwei Meter Tiefe und konnte nicht mehr allein herauskommen. Man packte mich
an den Händen, fing an zu ziehen und renkte mir dabei versehentlich das
Handgelenk aus. Ärzte gab es im Dorf nicht, und der Vater hatte keine Zeit, mich
in die Stadt zu fahren; deswegen konnte mir niemand erste Hilde leisten. Einige
Zeit später fuhren wir nach Engels zum Arzt, aber im Krankenhaus sagte man uns,
dass es für eine Behandlung bereits zu spät wäre. So wurde ich zur Invalidin der
3. Gruppe.
Ich erinnere mich noch, dass die Eltern nach Saratow und Engels fuhren, um
Lebensmittel gegen Kleidung und andere notwendige Waren einzutauschen.
Die Natur in unserer Heimat war wunderschön! So viel Grün – und der Fluss! Dort
hatten wir ein gutes Leben.
- Wie alt waren Sie, als Sie ausgewiesen wurden?
- Ich war damals zwölf Jahre alt, Vater und Mutter beide 33, der Bruder 5.
Mutter war hochschwanger, und der Vater hatte Angst, dass sie das Kind im Zug
bekommen würde. Aber mein Bruder wurde in Sibirien geboren und starb bald
darauf. Wir verließen die Heimat und ließen dort alles im Stich.
- Warum haben Sie dort alles zurückgelassen?
- Wir wussten nicht, dass wir für lange Zeit nach Sibirien fahren, sondern
hofften auf eine baldige Rückkehr. Und außerdem erlaubten sie uns nicht
irgendetwas mitzunehmen. Wir durften nicht einmal Sachen verkaufen. Später
verkaufte dann ein dort gebliebener guter Bekannter (er war Russe) ein paar
Dinge für wenig Geld und schickte uns anschließend das eingenommene Geld. Wir,
die Kinder, freuten uns über die Fahrt, wir wollten immer schon einmal mit dem
Zug fahren. Die Mütter weinten, und die Kinder wussten nicht aus welchem Grund.
All das geschah so schnell, dass sie uns nicht einmal Zeit zum Packen gaben. Wir
nahmen nur das Allernötigste mit – und auch nur ganz wenig.
- Welcher Nationalität waren die Menschen, die in Ihrem Dorf lebten?
- Bei uns wohnten hauptsächlich Deutsche, aber es gab auch drei russische
Familien, Kasachen, Kirgisen. Aber wir lebten alle einträchtig miteinander.
- Wie gestaltete sich Ihr Leben am neuen Wohnort in der ersten Zeit?
- Das Leben hier war um ein Vielfaches komplizierter als zu Hause. Sie brachten
uns Ende September 1941 nach Sibirien, in das Dorf Basan (es existiert heute
chon nicht mehr), und im November holten sie den Vater an die Rotfront (in die
Arbeitsarmee – Anm. d. Red.) – zur Bahnstation Reschoty. Von dort kehrte er
nicht mehr zurück; er starb noch in demselben Jahr 1941, und dabei war er doch
erst 33 Jahre alt. In der Anfangszeit verhielten die Leute sich uns gegenüber
als wären wir „Hunde“. Sie zeigten mit dem Finger auf uns, zeigten uns ihre
ganze Verachtung und riefen uns hinterher: Deutsche, Faschisten! Mein Bruder
wollte so gern zur Schule gehen. Er kam in die erste Klasse, konnte sie jedoch
nicht beenden, denn er wurde von den anderen andauernd schrecklich verprügelt.
Man kann das gar nicht alles wiedererzählen … Ach, es war schwer, sehr schwer!
Warme Kleidung gab es nicht, Brennholz auch nicht. Ich ging mit meinem Bruder in
den Wald, um Holz zu sägen. Um nicht vor lauter Hunger zu sterben, streiften wir
durch dir Felder und sammelten Kartoffeln. Mitunter wurden wir aufgegriffen –
man nah uns alles wieder weg und verprügelte uns. Zuerst hatten wir auch keinen
Wohnraum für uns, sondern lebten in einem alten Klubhaus. Später stellten sie
uns ein kleines Häuschen zur Verfügung. Wir standen unter Kommandantur-Aufsicht
und mussten uns dort einmal im Monat melden und registrieren lassen. Wenn man
irgendwo hinfahren musste, war man gezwungen, erst eine Erlaubnis dafür
einzuholen. Anstelle von Ausweisen besaßen wir Bescheinigungen.
Während des Krieges und auch einige Jahre danach trieben sie jedes Jahr von den
Familien Steuern ein: Eier, Milch, Fleisch, Wolle und andere Waren. Sie konnten
einem das Letzte wegnehmen. Wenn die Leute nichts hatten, um ihre Steuern zu
zahlen, wurde eine Bestandsaufnahme der Hauswirtschaft gemacht.
- Was hat sie am neuen Wohnort, in Sibirien, überrascht?
- Wir waren erstaunt, dass die Menschen hier wie Wilde leben. Es gab kein Radio.
Die Leute trugen Fußlappen, grobe Leinenhemden, die Oberbekleidung war mit einem
Strcik um den Leib gebunden. Wir hatten ganz andere, bessere Kleidung. Die
Frauen dort konnten weder nähen noch stricken. Meine Mama dagegen nähte und
strickte ganz hervorragend. Zuerst nahm sie Aufträge entgegen, und dafür
erhielten wir Lebensmittel und alte Sachen. Später brachte Mama den Frauen bei,
wie sie selber solche Handarbeiten machen konnten. Mama lehrte die Russen auch,
wie man Gemüse anbaut. Hier arbeiteten die Kinder neben den Erwachsenen, waren
ihnen, was die Arbeit anging, gleichgestellt. Sie jäteten mit bloßen Händen
Gänsedisteln, mähten; sie durften nicht hinter den Erwachsenen zurückbleiben.
- Erzählen Sie, ob es auch frohe Momente im Leben gab.
- Der schönste Moment waren der Sieg und als 1956 die Kommandantur abgeschafft
wurde.
- Und was war für Sie das allerschlimmste in jenem Leben?
- Ganz besonders schlimme Dinge gab es nicht. Vom Krieg sahen wir ja nichts. Da
waren nur der Hunger und das andere, was wir durchmachen mussten. Schließlich
waren wir Kinder; wir begriffen doch gar nicht, warum man sich uns gegenüber so
verhielt. Ich erinnere mich, wie ein Mädchen, mit dem wir Kontakt hatten, alle
Kinder zu sich in die Imkerei rief, um sie mit Honig zu bewirten. Wir gingen
auch hin. Allen gab sie Honig, nur uns nicht, weil wir Deutsche waren. Ich
rannte nach Hause und weinte bitterlich. Und einmal traf bei einer Familie ein
Brief vom Vater von der Front ein. Wie es damals üblich war, kamen die Nachbarn
angelaufen, um zu erfahren, was er geschrieben hatte, welche Neuigkeiten es von
der Front gab. Ich ging ebenfalls hin, um das zu hören. Und dieser Soldat
schrieb: „Ich kämpfe hier im Krieg gegen die Deutschen, und ihr, meine lieben
Kinder, spielt mit denen“. Das war so entsetzlich kränkend. Und als Antwort auf
unsere Klagen stößt Mama einen schweren Seufzer aus und sagt: „Dann geht nicht
hin; dann spielt ihr eben nicht mit ihnen“.
- Welchen Teil unseres Landes halten Sie für Ihre Heimat?
- Den Teil, in dem ich geboren bin! An der Wolga!
- Wären Sie gern in Ihre Heimat zurückgekehrt?
- Ja, sehr gern sogar. Wir wollte, aber ich bin bis heute nicht gefahren. Ich
hätte meine Heimat gern meiner Tochter gezeigt.
- Können Sie Ihre Muttersprache noch?
- Natürlich. Ich schreibe meinen Freunden und Verwandten in Deutschland Briefe.
Dort Wohnen Freundinnen aus meiner Kindheit. Wenn sie mich anrufen sprechen wir
auch Deutsch.
- Sind Sie jetzt mit Ihrem Leben zufrieden?
- Ja. Jetzt ist das Leben leichter. Ich bekomme eine Rente. Es ist nicht viel,
denn ich habe auch keine hohen Lohnzahlungen erhalten. Brennholz muss ich
kaufen. Zum Hacken hole ich mir jemanden; dafür muss ich auch bezahlen. Aber für
das Notwendigste reicht es. Wenn nötig, helfen die Kinder.
- Wie viele Jahre umfasst Ihr Arbeitsleben?
- Dreiundvierzig Jahre habe ich gearbeitet.
- Und haben Sie Medaillen erhalten?
- Ja – eine: für heldenhafte Arbeit.
- Nehmen Sie irgendwelche Vergünstigungen in Anspruch?
- Ja. Ich bekomme ein Sonderpaket (450 Rubel), eine Zahlung in Höhe von 50% für
Strom und Telefon sowie eine finanzielle Unterstützung beim Kauf von Brennholz.
Jetzt kann man leben.
- Was würden Sie uns zum Abschied gern sagen?
- Ich würde mir wünschen, dass die Menschen niemals eine so schreckliche
Tragödie sehen, wie wir sie zu unserer Zeit erlebt haben. Dass die Menschen nett
miteinander umgehen. Dass die jungen Leute zur Schule gehen, eine Ausbildung
machen und arbeiten können.
Unter den vor dem Staat in Ungnade gefallenen Personen befanden sich nicht nur Deutsche, sondern auch Angehörige anderer Nationen und sogar Russen. Hier ein Beispiel für ein derartiges Schicksal.
Anatolij Andrejewitsch Tichonkich wurde am 23. April 1927 im Dorf Botschkarewa, Gebiet Tschita, Schitkinsker Bezirk geboren. Der Vater, Andrej Iwanowitsch, wurde verhaftet, als Großbauer enteignet und zu 10 Jahren verurteilt. Und seine gesamte Familie: Vater und Mutter, Bruder, Ehefrau und vier Kinder nach Sibirien verschleppt. Damals war Anatolij Andrejewitsch gerade erst fünf Jahre alt, als seine Familie in der hinter Pridiwnij gelegenen Waldwirtschaft eintraf. Sie wurden zusammen mit anderen frisch angekommenen Familien in einer Baracke untergebracht. Der Ort war für sie unbekannt. Es herrschte Hunger, die Stechmücken, die schwere körperliche Arbeit. Das jüngste Kind (es war ungefähr ein Jahr alt) stirbt. „Wir aßen alles, was man nur irgendwie kauen konnte: Brennnesseln, Pflanzenbüschel, kleine Wurzeln – nur um etwas in den Bauch zu bekommen“, erinnert sich Anatolij Andrejewitsch mit Bitterkeit.
Aus der Waldwirtschaft zogen sie in das Dorf Jarlytschicha um. Hier besuchte Anatolij Andrejewitsch die Schule. Seine Mutter, Anna Iwanowna, arbeitete im Schweinestall. Aus Gehäckseltem kochte sie für die Schweine einen Brei; die Kinder rannten hinter ihr her, um davon zu essen. Die Sieben-Klassen-Schule beendete er in Rossijka.
Der Vater kehrte zurück, nachdem er acht Jahre abgesessen hatte. Die Familie konnte wieder ein wenig aufatmen, jetzt gab es wieder ein paar Männerhände, die mit anpacken konnten. Ein weiteres Kind wird geboren. Und wieder stirbt es, denn es gibt nichts, womit man es füttern kann. Die Bedingungen sind schwierig. 1937 wird der Vater aufgrund einer Verleumdung (§58) erneut verhaftet. Und mit ihm weitere 18 Personen. Zehn Jahre Gefängnis.
Andrej Iwanowitsch saß diese Strafe vollständig ab, kehrte jedoch nicht wieder zu seiner Familie zurück. Er blieb in dem Dorf Tumakowo, Bezirk Irbej, wohnen, wo er auch starb.
Anatolij Andrejewitsch stand mit seinem Vater in Verbindung.
Als was Anatolij Andrejewitsch nicht alles gearbeitet hat! Vor der Armeezeit in einer Autowerkstatt, später als Waggon-Ankuppler, dann zu Pferde, auf Ochsen, im Wald. In die Armee holten sie ihn am 23. April 1945 direkt von der Arbeit (aus dem Wald). Zuerst kam er nach Nowosibirsk zur Ausbildung. Man wollte ihn bei den Wachen unterbringen, aber als man von seinem Vater erfuhr, wurde das abgelehnt. Anschließend diente er in Tomsk, dann schickten sie ihn nach Deutschland. Er wurde demobilisiert. Er nahm eine Arbeit als Seemann auf einem Kutter auf, machte eine Ausbildung zum Fahrer, arbeitete auf einem Fahrzeug (beim Holztransport, mit einem Autobus).
1951 heiratete er ein hübsches, gutherziges Mädchen. Und nun lebt er mit ihr schon mehr als 55 Jahre zusammen. Sie hat drei Kinder, 6 Enkelkinder und 3 Urenkel. Sie leben einträchtig miteinander, sind ein Herz und eine Seele. Ihre goldene Hochzeit haben sie auch gefeiert. Das Leben vergeht. Und die Heimat? Er kann sich an sie schon nicht mehr erinnern. Zur Heimat sind ihm andere Orte geworden. Wie viele Qualen, Leiden und Schmerzen musste er durchmachen. Aber dieser liebenswerte, gute Mann geizt mit Worten. Er will nicht schlecht über die Vergangenheit reden. Es ist schmerzlich, sehr schmerzlich. Kränkend für die Verwandten, die Angehörigen und ihn selbst.
Aber trotz allem ist Anatolij Andrejewitsch Optimist, sein Lächeln erwärmt die Seelen der Menschen in seiner Nähe.
1991 wurde das Gesetz der Russischen Föderation „Über die Rehabilitation der
Opfer politischer Repressionen“ verabschiedet und eine Kommission zur
Wiederherstellung der Rechte rehabilitierter Personen geschaffen. Ehemalige
Häftlinge und Sonderumsiedler konnten nun Vergünstigungen und Entschädigungen
für den seinerzeit konfiszierten Besitz bekommen. Natürlich kann nichts den
Verlust wieder gut machen, der Millionen Unterdrückten und den Mitgliedern ihrer
Familien verursacht wurden. Aber der Staat hat damit die Schuld vor seinen
Bürgern eingestanden und, und dieses Eingeständnis dient als Garantie dafür,
dass politische Repressionen sich in der Zukunft nicht wiederholen werden.
Die Opfer flehen um unsere Erinnerung, und wir sind verpflichtet, ihre ehrbaren
Namen, ihren Ruf um unserer Kinder willen wiederherzustellen. Wir haben nicht
das Recht, die schrecklichen Lehren der Geschichte in Vergessenheit geraten zu
lassen.
Altes Album: N.A. Wagenleitner mit Ehemann Viktor, Freundinnen und Familie
Altes Album: A.A. Tichinkich „Ich diene dem Vaterland“, „Schwierigkeiten in der Vergangenheit, die Zukunft liegt bei den Kindern“