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Die Geschichte meiner Familie

Agentur für Bildung der Krasnojarsker Regionalverwaltung
Direktion für Bildung der Kansker Bezirksverwaltung
Städtische Bildungseinrichtung „Braschensker allgemeinbildende Mittelschule“

Forschungsarbeit:

Autorin: Polina Korostelewa
Schülerin der 9. Klasse

Leitung: Tatjana Arkadjewna Rachmanowa

Ortschaft Braschnoje
2009

Plan

I. Einführung
II. Hauptteil
III. Familienstammbaum
1. Die Geschichte der deutschen Republik
A. Di Republik der Wolgadeutschen
B. Deutsche Schulen
C. Die Umsiedlung der Deutschen
D. Überprüfung der Vertrauenswürdigkeit
2. Die Geschichte meiner Familie
IV. Schlußbemerkung

Einführung

In unserer ungestümen Zeit, in der der Mensch und die Menschlichkeit auf der Jagd nach Vergnügen, Vorwärtskommen und schnellem Profit ihr Gesicht verlieren, in der überall in unserer Gesellschaft über gestiegene Preise und eine sinkende Lebensqualität der Bevölkerung geredet wird, in der die Frische der Gefühle beim Fernsehsüchtigen abgestumpft sind und er nur noch die Einzigartigkeit seines eigenen Lebens empfindet, ist es schwierig, einen Moment innezuhalten und darüber zu urteilen, wohin es mit dem Land und der Menschlichkeit gehen wird. Auf jeden Fall muß man sich aber an die Lehren der Geschichte erinnern.

Jeder Mensch ist ein Teilnehmer an der Geschichte, denn er war mit Sicherheit in irgendeiner Weise betroffen von Krieg, Gulag oder einer anderen Art der Verfolgung.

Ich habe beschlossen, diese Forschungsarbeit über meine Wurzeln mütterlicherseits zu schreiben, mich interessiert das Thema der Umsiedlung der Wolga-Deutschen, und ich möchte mehr über meinen Familienursprung erfahren.

DIE WOLGADEUTSCHE REPUBLIK
(vollst. Bez.: Autonome Sowjetische Sozialistische Republik de Wolgadeutschen)
entstand am 19.12.1924 innerhalb der RSFSR.
28,8 Tausend km2.
Bevölkerungszahl: 605 Tausend (1939)
Hauptstadt – Engels
Am 28.08.1941 wurde die Autonomie der Deutschen liquidiert und die Bevölkerung zwangsverschleppt.

Die ersten Deutschen kamen zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Rußland. Durch ihre Ausreise aus Deutschland retteten sie sich vor der Verfolgung wegen ihre religiösen Überzeugungen und wegen ihrer Weigerung an dem damals wütenden Krieg zwischen Preußen und Frankreich teilzunehmen. 1764 wurden die Deutschen von der Imperatorin Katharina II durch ein besonderes Manifests freundlich aufgerufen, auf den öden, noch unerschlossenen Landesteilen anzusiedeln; dabei versprach sie ihnen verschiedene Vergünstigungen. Die ersten Umsiedler ließen sich an der Unetren Wolga nieder. Innerhalb kürzester zeit entstanden dort mehr als hundert Kolonien: die dort lebenden Menschen betrieben Ackerbau und entwickelten dort ihre Kultur weiter.

Im 19. Jahrhundert setzt sich die Umsiedlung fort: nun kamen die Menschen auch in die Ukraine, auf die Krim und nach Bessarabien.

Nach der Revolution von 1917 wurde die sogenannte „Arbeitskommune der wolgadeutschen Gebiete“ gegründet, deren Verwaltungszentrum die Stadt Pokrowsk wurde; 1931 benannte man die Stadt in Engels um. Ab 1924 wurde das Gebiet als Republik bezeichnet. Im Jahre 1941 gehörten folgende Kantone zum Bestand der Republik: Balzer, Gnadendord, Seelmann, Soloto, Kamenka, Lisandergeiß, Gmelin, Frank u.a. – insgesamt 22.

1924 wurde sie zur Autonomen Sowjetischen Sozialistischen Republik der Wolgadeutschen (ASSRNP), die Mitte der 1930-er Jahre als beispielhaft galt.

Die Geschichte begann genauso, wie wie die Geschichte der meisten Deutschen, die sich noch vor der Zarenregierung Katharinas II an der Wolga niedergelassen hatten. Sorgen freie Wolgaboden. Weites Land. Hilflos huscht das Auge, der Blick über den Horizont - auf der Suche nach einem Halt.

Die Mißernte des Jahres 1920 rief eine große Hungersnot hervor, hundertausende menschlicher Seelen wurden im Wolgagebiet dahingerafft, und die Hungerperiode von 1933 hatte in Bezug auf die Todesrate auch kein geringeres Ergebnis. Tausende Menscehn litten an Hungerödemen, starben, es gab sogar Fälle von Kanibalismus. Die beiden schweren Hungersnöte der 1920er und 1930er Jahre waren das Resultat des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Landes nach dem verheerenden Bürgerkrieg sowie den zerstörerischen Experimenten der umfassenden Kollektivierung auf Grundlage des „Kamofes“ gegen das Großbauerntum.

Im Lande herrschte immer noch der Bürgerkrieg. Werke und Fabriken waren zerstört, der Bevölkerung fehlte es an Industriewaren und Lebensmitteln, aber das Exekutivkomitee der Arbeitskommune der Wolgadeutschen machte sich an die Beseitigung des Analphabetentums:

Punkt 1. .... den Beginn des Schuljahres auf keinen späteren Zeitpunkt als den 10. November festzusetzen;
Punkt 2. .... alle die im Alter zwischen 14 und 30 Jahren sind, haben sich, mit dem Ziel der Abschaffung des Analphabetentums, in der Schule einzufinden. Übrigens wurde der Schulunterricht in deutscher Sprache abgehalten.

Diejenigen, die die Schule nicht besuchten, erwartete eine Strafe:
1. Ausschluß aus der Gewerkschaft;
2. Heranziehung zur Arbeitspflicht;
3. Entzug des Rechts Getreide zu mahlen;
4. Anklage vor Gericht.

„Die Schulen waren zerstört; es gab kein Brennholz und nur wenige Lehrer; Lehrmittel waren überhaupt nicht vorhanden; für insgesamt 300-400 Schüler wurden nur jeweils 5 Bleistifte und 2 Schreibfedern ausgegeben“ (aus dem Bezirk Rowno, Dorf Stahl/Stepnoj). Im Winter gingen die Kinder in leichten Schuhen aus Zeltstoff zur Schule. Übriegens, was die Schuhe betrifft: es wurde eine Verordnung verabschiedet, nach der in jedem Landkreis eine Möbelwerkstatt eröffnen sollte, deren Hauptproduktion auf der Herstellung von Holzschuhen lag, damit alle Schüler mit diesem Schuhwerk ausreichend versorgt werden konnten. In einigen Schulen wurden Unterrichtsstunden in Korbflechten und Flechttechnik abgehalten, damit man in Lohnarbeit Gegenstände anfertigen konnte.

Außerdem wurde der Beschluß gefaßt, Gärten zur Nutzung durch die Schule anzulegen, aber, wie man weiß, beginnt ein Garten erst na 6-7 Jahren Früchte zu tragen; daher fanden sich Leute, die ihre Gärten an die Schulen verpachteten. So bewies die deutsche Intelligenz während des Bürgerkrieges und allgemeinen Verfalls ihre Sorge und Fürsorge für die Kinder, stets darum bemüht, sie ausreichend zu ernähren und mit Kleidung und Schuhwerk zu versorgen.

Mit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges versuchte die Sowjetregierung die Republik der Wolgadeutschen und in ihre Bevölkerung als Druckinstrument für die „Klassenbrüder“ in Deutschland und die „deutschen besatzungssoldaten“ zu benutzen. Die Wolgadeutschen wurden als „Schaufenster des Sozialismus“ in den Strudel der mächtigen konterpropagandistischen Kampagne mit hineingezogen. Allerdings blieb diese aus einer Reihe von Gründen ergebnislos.

Mißerfolge an der Front, das Herannahen der deutschen truppen sowie Informationen über „antisowjetische“ Aussagen einzelner Bürger der deutschen Republik bestimmten ihr Schicksal voraus. Die Sowjetische Regierung verabschiedete den beschluß über die Liquidierung und Umsiedlung ihrer Bürger deutscher Nationalität in die östlichen Landesbezirke. So gelangten auch die Deutschen aus den Dörfern Kutter, Blumenfeld, Wiesenmiller im Gebiet Saratow. insgesamt 46 393 Personen (11 385 Familien) ins ferne Sibirien. Insgesamt wurden 376 717 Menschen ausgesiedelt, die mit 158 Zügen von den Ufern der Wolga abtransportiert wurden; 75 000 von ihnen gerieten in die Region Krasnojarsk.

1941 kam der Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR heraus, in dem die Gründe für die Ausweisung der Deutschen genannt wurden.

Erlaß des Präsidiums es Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 „Über die Umsiedlung der in den Wolga-Rayons lebenden Deutschen.
Laut glaubwürdigen Informationen, die die Militärbehörden erhalten haben, befinden sich unter der in den Wolga-Rayons lebenden deutschen Bevölkerung Tausende und Zehntausende von Diversanten und Spionen, die nach einem aus Deutschland gegebenen Signal in den von den Wolgadeutschen besiedelten Rayons Anschläge verüben sollen.

Über das Vorhandensein einer so großen Zahl von Diversanten und Spionen unter den Wolgadeutschen hat den Sowjetbehörden keiner der in den Wolga-Rayons ansässigen Deutschen Mitteilung gemacht; folglich kann man davon ausgehen, dass die deutsche Bevölkerung der Wolga-Rayons in ihrer Mitte Deinde des Sowjetvolkes und der Sowjetmacht verborgen hält.

Für den Fall von Diversionsakten, die auf Weisung aus Deutschland durch deutsche Diversanten und Spione in der Republik der Wolgadeutschen oder in den angrenzenden Rayons ausgeführt werden sollen, und den Fall, dass es zu Blutvergießen kommt, wird die Sowjetregierung entsprechend den zu Kriegszeiten geltenden Gesetzen gezwungen sein, Strafmaßnahmen zu ergreifen.

Um aber unerwünsche Ereignisse dieser Art zu vermeiden und ernsthaftes Blutverießen zu verhindern, hat das Präsidium des Oberstn Sowjets der UdSSR es für notwendig befunden, die gesamte deutsche Bevölkerung, die in den Wolga-Rayons ansässig ist, in andere Rayons umzusiedeln, und zwar derart, dass den Umzusiedelnden Land zugeteilt und bei der Einrichtung in den neuen Rayons staatliche Unterstützung gewährt werden soll.

Für die Ansiedlung sind die an Ackerland reichen Rayons der Gebiete Nowosibirsk und Omsk, der Region Altaj, Kasachstans und weitere benachbarte Gegenden zugewiesen worden.

Im Zuammenhang damit ist das Staatliche Verteidigungskomitee angeiwesen worde, die Umsiedlung aller Wolgadeutschen und die Zuweisung von Grundstücken und Nutzland an die umzusiedelnden Wolgadeutschen in den neuen Rayons unverzüglich in Angriff zu nehmen.

Der Vorsitzende des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR
gez. M. Kalinin
Der Sekretär des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR
gez. A. Gorkin

Und weil die Dauer der Ausweisung der Deutschen nicht definiert worden war, erging im Jahre 1948 ein weiterer Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, in dem festgelegt wurde, dass die Umsiedlung für immer galt, ohne die Möglichkeit, an den ursprünglichen Wohnort zurückkehren zu dürfen. Für eigenmächtiges Sichentfernen (Flucht) aus den Zwangsansiedlungsorten wurden die Schuldigen der strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt.

In der Zeitung „Neues Leben“ wurde eine Serie mit dem Titel „Chronik der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der wolgadeutschen Autonomie von 1918 bis 1941 abgedruckt. Artikel von Arkadij German (Hermann?), Kandidat der Geschichtswissenschaften.

In der Chronik des Jahres 1939, im Dezember, druckt die Zeitung eine Begrüßungsrede zu Stalins 60. Geburtstag ab: „Wir versichern Ihnen, unser weiser Führer und Lehrer, daßdie Bolschewiken unsere Republik unerschütterlich Ihren Anweisungen folgen werden, dass wir all unsere Kräfte in den zukünftigen Wohlstand unserer Heimat legen und das Wolgagebiet, getreu Ihrem Vermächtnis, in eine mustergültige, beispielhafte Republik der Sowjetunion verwandeln werden“. Aus der Chronik dieses Jahres ist zu ersehen, dass die Wolgadeutschen

aufrichtig zum Wohle ihrer Autonomie arbeiten; hätten sie damals vielleicht daran gedach, dass man sie eines Tages des Verrats beschuldigen und ins kalte Sibirien verschleppen würde?

Ich möchte meine Geschichte mit meinem Urgroßvater mütterlicherseits beginnen, Genrich (Heinrich) Heinrichowitsch Rerich wurde in dem Dorf Wiesenmiller, im Gebiet Saratow, in eine einfache Bauernfamilie hineingeboren. Er beendete vier Klassen an der Kirchengemeindeschule, aber seine Kenntnisse konnten einen jeden neidisch machen. 1913 heiratete er Jekaterina (Katharina) Karlowna, deren Mädchenname ebenfalls Rerich lautete. Sie lebten gut, bauten ein solides Haus.


1953. Die Familie Rerich; in der Mitte Heinrich Heinrichowitsch
mit Enkelsohn Jurij, rechts neben ihm –
Jekaterina Karlowna

Heinrich Heinrichowitsch war ein hervorragender Zimmermann. Auf seinem Bauernhof züchtete er verschiedene Tiere, im Garten wuchsen Apfelbäume, im Gemüsegarten Wassermelonen. Fünf Kinder wurden wie die Orgelpfeifen geboren: 1918 Emma, die Älteste, 1920 Maria, 1923 Aleksander, 1925 Andrej (heute ist er der einzige,der noch am Leben ist; er wohnt in Krasnodar) und 1927 Fedor.

Es kam das Jahr 1941, Heinrich Heinrichowitsch und seine Familie mußten nach Sibirien aufbechen. Sie ließen sich im Dorf Fedosowo, Balachtinsker Bezirk, nieder. Die beiden ältesten Kinder, Emma und Maria, sowie der jüngste Sohn Fedor wurden zur Trudarmee geholt. Sie mußten in der Holzbeschaffung arbeiten.

Wladimir, der älteste Sohn ihrer Tochter Maria, war stets mit dem Großvater zusammen und half ihm bei der Arbeit. Schwer hatten sie es. Sie überstanden den Krieg; alle blieben am Leben.

Sibirien wurde allen zur neuen Heimat; Heinrich Heinrichowitschs Kinder, egal, wo sie auch arbeiteten, erlangten überall Berühmtheit wegen ihres Wissens, ihrer Fertigkeiten und ihrer Meisterhaftigkeit, und sie zählten immer zu den Bestarbeitern.

Aleksander – mein Urgroßvater, beendete die Schule and der Maschinen-und Traktorenstation.

Meine Urgroßmutter, Martha Wasiljewna Sykowa, wurde in eine große Bauernfamilie hineingeboren; ihre Eltern besaßen eine Menge Vieh, arbeiteten von früh bis spät und gelangten doch nicht zu besonderem Reichtum.

Als Martha zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter. Und der Vater, der mit sieben Kindern zurückblieb, heiratete ein zweites mal; deswegen lief Martha Wasiljewna im Altr von 17 Jahren von zu Hause fort und heiratete ebenfalls. Ihr Ehemannwar zufällig ein Namensvetetr, und so behielt sie ihren Nachnamen Sykowa. Aber wenige Jahre später verstarb ihr Mann. Sie mußte nun allein die drei Kinder Wasilij, Polina und Michail großziehen. Sie lebten in dem Dorf Jelowka, Balachtinsker Bezirk; später zogen sie nach Balachta um. Alle Kinder wollten unbedingt Lesen und Schreiben lernen, deswegen erhielten sie alle eine Ausbildung. Der ältere Wasilij fuhr von zuhause fort und arbeitete bei den Bauprejten im Ural; er lebte in Swerdlowsk.

Michail, der jüngste Sohn, war sein Leben lang Buchhalter (heute lebt er in der Siedlung Balachta). Sein Leben lang konnte er es nicht besonders weit bringen, hatte kein Geld, um sich ein Auto zu leisten, aber dafür besaß er einen wahren Freund – sein Fahrrad -, und auch heute noch bewegt er sich mit seinen 83 Jahren geschickt auf diesem Fahrrad voran. Bis zum heutigen Tage hält er eine gesunde Lebensweise ein. Während des Großen Vaterländischen Krieges war er an der Front, marschierte von Stalingrad bis Berlin. Er kehrte mit militärischen Auszeichnungen zurück.

Tochter Polina liebte Kinder; deswegen begann sie ab ihrem 16. Lebensjahr an der Schule zu arbeiten; im Fernstudium schluß sie dasLehrerseminar ab. Den größten Teil ihres Lebens arbeitete Polina Iwanowna in dem Dorf Fedosowo.

Hier begegnete sie Aleksander Heinrichowitsch Rerich, sie verliebten sich ineinander und heirateten, ungeachtet der Vorurteile, die aufgrund der Nationalität des Bräutigams bestanden.

Polina Iwanowna behielt ihren Nachnamen Sykowa. Aleksander Genrichowitsch arbeitete auf dem Traktor, besaß zahlreiche staatliche Auszeichnungen und Medaillen. Polina Iwanowna hockte, wie man so sagt, den ganzen Tag in der Schule.

Aus den Erzählungen der Mutter weiß ich, dass die Großmutter, als sie bereits in Pension war, noch ihrer Enkel unterrichtete. Bei sich zuhause organisierte sie Unterrichtsstunden in Lesetechnik, unterwies die Kinder in Schönschrift und sprach mit ihnen über die gelesenen Bücher. Es war eine gute Tradition, an den Sonntagen zu Oma Polina zu gehen – außerhalb des regulären Schulunterrichts. Und sie erzählte ihnen auch gern von ihren ehemaligen Schülern, was aus wem geworden war, wie sie in der Kindheit gewesen waren, und außerdem kannte sie viele Gechichten aus ihrem Schulleben.

Sie war eineLEHRERIN in „Großbuchstaben“! Dafür haben ihrer Schüle sie über viele Jahre nicht vergessen.


1951, Aleksander Heinrichowitsch Rerich und
seine Ehefrau Polina Iwanowna


Auf dem Foto – das Lehrerkollektiv der Fedosowsker Schule.
Links, in der weißen Bluse, meine Großmutter
Polina Ianowna Sykowa (1954)

Aleksander Heinrichowitsch und Polina Iwanowna lebten 44 Jahre zusammen, waren glücklich. Sie bekamen gemeinsam vier Kinder:

Walerij (geb. 1950), Anatolij (geb. 1951), Tamara (geb. 1955), Wladimir (geb. 1959).

Walerij Aleksandrowitsch (mein Großvater) wurde am 13. Januar 1950 geboren. Nach der Beendigung der 8. Schulklasse, schloß er auch die Fahrzeugführer-Kurse am Kreigskommissariat ab und wurde ein erstklassiger Fahrer. Außerdem erlernte er von seinem Vater das Drechslerhandwerk und wurde, ohne eine spezielle Ausbildung dafür gemacht zu haben, Drechsler der obersten Kategorie. 1967 lernte er meine Großmutter Galina Dmitrijewna Reutowa kennen. 1968 ging Walerij zur Armee, und nachdem er zurückgekehrt war, heiratete er Galina – das war 1971.


1968, Verabschiedung meines Vaters, Walerij Aleksandrowitsch Rerich,
in die Armee; er befindet sich rechts (mit der hellen Mütze),
zur Rechten umarmt er seine Mutter Polina Iwanowna,
und links – seine Freundin und zukünftige
Ehefrau Galina.

1972, am 2. September, wurde meine Mama geboren – Natascha Rerich, und 1974, am 7. November, kam Sohn Aleksander zur Welt. Ihre Kinder erzogen sie so, wie es in ihren Familien üblich war: sie sollten die älteren Leute ehren, fremde Arbeit schätzen und immer danach streben, in all ihrem Tun die Besten zu sein.

Meine Großmutter war medizinische Mitarbeiterin; sie arbeitete ihr Leben lang in einem Röntgenlabor; sie ist Veteranin der Arbeit und besitzt zahlreiche Ehrenurkunden und Medaillen. Jetzt ist sie 62 Jahre alt, ist bei der Sozialbehörde in Balachta als medizinische Mitarbeiterin tätig. Der Großvater arbeitete den größten Teil seines Lebens als Fahrer, 4 Jahre als Dreher in der Malotumninsker Sowchose; er wurde im gesamten Bezirk als „Universal-Meister“ gerühmt. Seine gesamte Freizeit verbrachte er auf der Jagd, beschaffte Peltiere und Wild; er und die Großmama nähten eigenhändig Fellmützen. In den vergangenen zehn Jahren ließ er sich von der Bienenzucht mitreißen, studierte jede Menge Literatur zu diesem Thema, kümmerte sich selbst um die Bienenstöcke, sammelte den Honig ein und bewirtete alle damit. Er unterhielt seine Imkerei nicht, um den Honig zu verkaufen, sondern weil es ihm einfach nur Vergnügen bereitete. Er mochte sich zu gern damit beschäftigen. Leider verstarb er im März 2004 – er überlebte den vierten Herzinfarkt nicht.

Meine Mutter, Natalia Walerijewna, beendete 1989 die Balachtinsker Mittelschule und besuchte anschließend die wirtschaftliche Fakultät am Krasnojarsker Landswirtschaftsinstitut (heute Agrar-Universität).

Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann Oleg kennen –er studierte an der Fakultät für Mechanik desselben Instituts. Um es ganz genau zu sagen: sie lernten sich im Frühjahr 1990 in der Studentengruppe „Neptun“ des Krasnojarsker Landwirtschaftsinstituts kennen, in der Nähe von Turuchansk. Dorthin wollte Mama während der Ferien als Köchin und Papa als LKW-Fahrer ein wenig hinzuverdienen (dort wurde aus Gräsern und Pflanzen eine Art Briketts für die Viehaufzucht hergestellt).

1991 fuhren sie bereits zu zweit dorthin, um sich ein wenig Geld für ihre Hochzeit zu verdienen. Das taten sie auch. Und am 29. November 1991 fand die Hochzeit statt.

1992 beendete Papa das Institut, Mama den 3. Kurs. Sie nimmt akademischen Urlaub und folgt ihrem mann nach Braschnoje an ihren künftigen Wohnort. 1993 erblickte ich das Licht der Welt – Polina Korostelewa.

1994 wechselt Mama zur Abteilung für Fernstudien und beendet die Agrar-Universität bereits 1997, während sie als Buchhalterin am staatlichen Kansker Rangierbahnhof im Dorf Brschnoje arbeitet.

1998 wird mein Schwesterchen Anetschka geboren.


Januar 2008. Meine Eltern.
Oleg Arnoldowitsch Korostelew und Natalia Walerijewna Korostelewa (Rerich)


September 2008. Mein Schwesterchen Anetschka!


September 2008. Und das bin ich –
Polina Olegowna Korostelewa

Schlußbemerkung

Während der Erstellung und beim Studium des Familienstammbaums meiner Familie war ich ganz von Stolz und Achtung übermeine Vorfahren durchdrungen. Sie haben es verstanden, alle Widrigkeiten zu überwinden, all das Unglück zu verkraften, das über sie hereingebrochen war. Sie haben es verstanden, die Moralvorstellungen eines MENSCHEN in Großbustaben zu beachten und zu erhalten. In ihren Herzen findet sich nichts Böses, kein Haß. Vielleicht hat gerade deswegen jeder seinen Platz in der heutigen Gesellschaft gefunden, in dem er die radition seiner Vorhafren bewahrt hat. Sie bedeuten für mich – Autorität, Heldentum und Beispielhaftigkeit für mein eigenes Leben.

Literaturangaben

1. Familienarchiv
2. Enzyklopädie Kirill und Mefodia
3. Zeitung „Sowjetskoje Priangare“ vom 11. Juli 1989.

 


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