Die Geschichte des Jenisseisker Krankenhauses begann im Jahre 1803 — damals wurde das erste Kreiskrankenhaus für 10–12 Patienten eröffnet. Der erste fest angestellte Arzt war der Regimentsarzt Paskewitsch, ein russifizierter Deutscher. Dank seiner Bemühungen wurde in einem Privathaus das erste Krankenhaus eröffnet, in dem Soldaten und Sträflinge behandelt wurden. Geld für den Unterhalt der Einrichtung gab es nicht, die Kranken froren und wurden lediglich mit Hilfe von Almosen verpflegt.
1810 begann man mit dem Bau eines Krankenhauses für 25 Betten. 11 Jahre später fand die Eröffnung statt, aber behandelt werden konnten dort nur diejenigen, die in der Lage waren, pro Tag 48 Kopeken und zusätzlich für Arzneimittel zu bezahlen. Das ist für die damalige Zeit viel Geld. Am Krankenhaus war ein einziger Arzt tätig, er arbeitete unter höllischen Bedingungen. Erhalten geblieben ist eine Beschwerde des Mediziners W. Popow darüber, dass er nicht nur die Pflichten eines Arztes, sondern auch die einer Krankenschwester und eines Geschäftsführers ausüben musste.
Die Goldbergwerke mit ihren unmenschlichen Arbeitsbedingungen machten die Menschen zu Krüppeln, ruinierten ihre Gesundheit. Die Arbeiter kamen zu Hunderten nach Jenisseisk, in der Hoffnung, medizinische Hilfe zu erhalten, doch das Krankenhaus war voll belegt. Der Arzt musste mit den örtlichen Behörden kämpfen, denn laut Vorschrift besaß er nicht das Recht, anderweitig Patienten aufzunehmen.
Sehr viel unternahm der Arzt Kriwoschapkin für den Erhalt der Gesundheit von Bürgern in den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Das Hauptübel sah er in dem unhygienischen Zustand unserer Stadt. In die Straßen wurde Unrat gegossen und geworfen, die Pfützen verwandelten sich in stinkende Seen. Es gelang Kriwoschapkin, Behörden und Bevölkerung davon zu überzeugen, den Schmutz zu trocknen, die Straßen zu säubern und den Unrat an einen entfernten Ort zu bringen. Er fragte nach einer möglichen Erhöhung der Bettenzahl im Krankenhaus. Auch das gelang ihm: man begann einen neuen Krankenblock zu bauen (heute das Territorium des Kosaken-Gymnasiums, das Verwaltungsgebäude). Kriwoschapkin erforschte das Jenisseijsker Wasser und entdeckte fast direkt im Zentrum eine Quelle mit Mineralwasser; er untersuchte den Plotbischensker See und erkannte seine heilenden Eigenschaften.
1896 wurde die Entscheidung über den Bau eines neuen Krankenhauses, einer Poliklinik, getroffen. Zwei Jahre später war sie fertiggestellt und konnte kranke Menschen aufnehmen (in diesem Gebäude befindet sich heute die Zentral-Apotheke).
Der erste Arzt an diesem Krankenhaus war J.N. Wassiljew, Absolvent der Tomsker Universität, ein Mann von tiefsten demokratischen Überzeugungen und Ansichten. Sein gesamtes kurzes Leben – er wurde nur 42 Jahre alt – opferte er den Einwohnern von Jenisseisk, dem Erhaltung ihrer Gesundheit. Tag und Nacht, in Schmuddelwetter, Matsch, Regen und Schnee ging er zu den Kranken, wenn diese nach ihm gerufen hatten, ohne für seine Mühe Geld zu nehmen. Als er starb, legte irgendein ein verarmter Mann seine letzten Kopeken auf den Tisch, auf dem der Verstorbene lag und sagte: «Sollen sie das für ein Denkmal nutzen». Innerhalb eines Tages wurden hunderte Rubel gesammelt. Leider gibt es den Gedenkstein «zu Ehren des Arztes und Humanisten von dankbaren Bürgern der Stadt Jenisseisk» nicht mehr; es stand dort von 1911 bis in die fünfziger Jahre.
Im September 1922 waren im Landkreis in Betrieb: «1 Kreiskrankenhaus mit 40 Betten, 6 Krankenhäuser im Amtsbezirk mit 65 Betten, 4 medizinische Dienststellen mit ambulanter Aufnahme und 18 Betten sowie 3 Anlaufstellen für ambulante Behandlung, eine städtische... Heilanstalt, ein Kinderheim mit 35 Betten, eine sowjetische Apotheke...». Die Aufnahme der Kranken erfolgte kostenlos. Die Pferde wurden durch Erste-Hilfe-Fahrzeuge ersetzt.
Gegen Ende 1932 verfügte das Bezirkskrankenhaus bereits über 65 Betten, und 1960 erhöhte sich die Zahl der fest angestellten Ärzte und Sanitätskräfte auf 339.
1930 arbeiteten in der städtischen Heilanstalt 8 Ärzte, 1936 - waren 5 stationäre Abteilungen in Betrieb.
Während der Arbeit mit Archivmaterial konnten wir herausfinden, dass es 1944 im Bezirk, im Dorf Abalakowo, zwei Ausbrüche von Fleckfieber gab. Sofort wurde in jedem Ort Aufklärungsarbeit geleistet. Vertreter der Bezirksgesundheitsbehörde fuhren im gesamten Bezirk herum, unter ihnen die Leiterin A.S. Chessina. Auf allgemeinen Versammlungen in den Siedlungen wurden Beschlüsse über die Eröffnung von Badehäusern und Entlausungsanlagen zum Erhitzen von Kleidung gefasst und es wurde entsprechend diesen Entscheidungen verboten, Leute ins Haus zu lassen, welche keine sanitäre Behandlung durchlaufen hatten. Es wurde vorgeschlagen, allen Kindern die Köpfe kahl zu scheren, um Läuse – Überträger von Krankheiten - zu entgehen.
Krankenhaus-Kollektiv mit Oberarzt Baschenow an der Spitze (Mitte). 1940.
So stand im Protokoll der Sitzung der Mitarbeiter des Sanitätsstelle der Schiffswerft vom 6. Mai 1945 (Arzthelfer Sawtschuk) geschrieben, dass wöchentlich die Baracken kontrolliert, die Bewohner auf Krätze und Läusebefall untersucht und die als bedenklich eingestuften Personen unter Quarantäne gestellt werden sollten. Ganz besonders wurden arbeitende Kalmücken kontrolliert, denn unter ihnen befanden sich die schmutzigsten und am meisten von Läusen heimgesuchten Personen.
In diesem Jahr war im Protokoll der Ärzteversammlung des Jenisseisker Bezirksgesundheitsamtes vom 8. Juni eine Rede des Arztes Lemeskin aufgeführt, anlässlich des hygienischen Zustands in den Gemeinschaftswohnungen: «Der Hygienezustand in den Gemeinschaftswohnräumen des Instituts für Lehrerbildung und des pädagogischen Instituts sind ungenügend. Es gibt keine Seife, nichts, womit man die Unterwäsche waschen kann, die Studenten benutzen das Badehaus nicht und sind von Läusen befallen».
Anhand von Dokumenten lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass es einen allumfassenden Kampf gegen Epidemien gab, und jeder verstand, dass auch von ihm selbst die Lösung des Problems abhing.
1947 umfasste das Netz der Bezirkskrankenhäuser 16 Heileinrichtungen und 5 Ärztereviere im Bezirk. Eine ganze Galaxie ausgezeichneter Ärzte war in den Nachkriegsjahren an der Jenisseijsker Poliklinik tätig – Michail Nikolajewitsch Lemeskin, Antonina Semjonowna Chessina, Anna Nikiforowna Andrejewa und andere.
1948 arbeitete in der Institution eine ganze Reihe bemerkenswerter Ärzte, Spezialisten höchster Qualifikation – Doktor Guritsch (Leiter der Tuberkulose-Abteilung), Doktor Kagan (Kandidat der medizinischen Wissenschaften, Experte für Infektionskrankheiten), Doktor Stankow (Hals-Nasen-Ohren-Arzt), Doktor Saperskij (Röntgenologe), Doktor Modik (Zahnarzt), Doktor Bendig (Chirurg), Dozentin Lewaschowa (Kinderärztin) und andere.
Anfang der 1950er Jahre wurde im Jenissejsker Bezirk ein Bezirksgesundheitsamt ins Leben gerufen. Diese Behörde durchliefen sämtliche Ärzte und Krankenschwestern; hier wurden sie eingestellt.
In diesen Jahren stand an der Spitze der Bezirksgesundheitsbehörde eine bemerkenswerte, beherzte Frau – Antonina Semjonowna Chessina. Sie stellte alle ehemaligen Gefangenen, die den GULAG durchlaufen hatten und von Beruf Ärzte waren, ein, denn sie hatte begriffen, dass man ohne sie nicht auskommen konnte, denn es war absolut notwendig das Gesundheitswesen im Bezirk voranzubringen, und an eigenem Personal herrschte großer Mangel.
Das erste Automobil der «Schnellen Hilfe»
In der Mitte Lobanow, 1954
Nach den Listen, die sich im Jenisseisker Staatsarchiv befinden, waren 1952 im Jenisseisker Bezirkskrankenhaus 122 Personen an medizinischem Personal tätig, unter ihnen 31 Ärzte (Akademiker) und 91 Personen mit mittlerer medizinischer Ausbildung. Die meisten Ärzte blickten auf ein Berufsleben von mehr als 10 Jahren zurück: Aleksander Panteleimonowitsch Guritsch, Wassilij Pawlowitsch Stankow, Jakob Josefowitsch Bendig, Aleksandr Wassiljewitsch Kaljajew, Ida Augustowna Korabljowa, Jekaterina Wassiljewna Ussanowa, Jelisaweta Nikolajewna Botscharjowa, Maria Jakowlewna Laptyrewa, Jossif Abramowitsch Katschan, Vera Fjodorowna Tilmatsch, Aleksandr Dmitrjewitsch Kulikow.
1956 befand sich das Bezirkskrankenhaus in vier Blocks, 3 von ihnen waren als Behandlungsstation eingerichtet, eine – für den Verwaltungsbereich. Als Leiterin der Kinderklinik fungierte in diesen Jahren W.D. Poletajewa, an der Spitze der chirurgischen Abteilung stand N.S. Kuschma, der Bereich „Therapie“ stand unter der Führung von M.W. Schpatokowskaja.
Teilnehmer der medizinischen Konferenz in Jenisseisk, März 1959.
1. Reihe, von links nach rechts – Burmakin (Arzhelfer), Lobanow (Spezialist für
Tuberkulose), Schukin (Militärkommissar), Bendig (Chirurgen), Nikolajewa (Zahnärztin),
Kotschkarow (Chirurg);
2. Reihe, hinter dem Militärkommissar – S.K. Swerewa (Kinderärztin); 3. Reihe,
zweite von links A.N. Andrejewa – verdiente Ärztin der RSFSR; dritte von rechts
in der 4. Reihe – N.P. Papowa.
Das Krankenhaus verfügte über eine große Nebenwirtschaft, die von N.I. Paklin geleitet wurde. Damals gab es in der Wirtschaft 12 Pferde, 6 Fohlen, 21 Stück Großvieh, 9 Schweine,135 Einheiten Geflügel, 113 Bienenvölker. Nebenwirtschaften befanden sich in Strelka und Maklakowo, und die Mitarbeiter des Krankenhauses beschafften selber Heu und Brennholz.
Das Jahr 1960 war für das zentrale Bezirkskrankenhaus ein äußerst schwieriges Jahr. Obwohl man über keine speziellen Räumlichkeiten verfügte, mussten Kranke nicht nur aus dem Jenisseisker Bezirk aufgenommen werden, der dem Jarzewsker Bezirk angegliedert war, sondern auch aus den Bezirken Pirowskoe, Kasatschinsk und Udereisk (heute Motygino). Die rasante Entwicklung der Forstwirtschaft, der bedeutende Anstieg der Bevölkerung, die Erweiterung des Zuständigkeitsbereichs auf 600 Kilometer – all das erhöhte die Belastung für die Ärzte, brachte jedoch keine Verbesserung der materiellen Lage des Krankenhauses mit sich.
In der Jahresbilanz für das Jahr 1960 ist angegeben, dass im Krankenhaus 28 Ärzte mit höherer Ausbildung arbeiteten, darunter 7 Therapeuten, 3 Chirurgen, 3 Bezirksärzte, 2 Neuropathologen, 2 Tuberkulose-Spezialisten, 2 Augenärzte.
Das Vorhandensein von Tuberkulose-Ärzten sowie speziellen Krankenzimmern und Abteilungen für TBC Kranke zeugen davon, dass die Zahl der Erkrankungen im Bezirk sehr hoch war.
Nach den Listen dieses Jahres waren im Krankenhaus tätig: K.M. Kotschkarow - Oberarzt, Chirurg, 19 Jahre Berufserfahrung, T.N. Jewtuchowa – Leiterin der Therapie-Abteilung, 19 Jahre Berufserfahrung, W.A. Gruschewskaja – Therapie-Ärztin, 19 Jahre Berufserfahrung, G.W. Lobanow – Tuberkulose-Facharzt, 23 Jahre Berufserfahrung, A.M. Andrejewa - Neuropathologin, 12 Jahre Berufserfahrung, E.D. Samarskaja – Hebamme und Gynäkologin, 12 Jahre Berufserfahrung, J.P. Botschkarjowa – Hals-Nasen-Ohren-Ärztin, 19 Jahre Berufserfahrung, K.I. Degtjarowa – stellvertretende Oberärztin, 29 Jahre Berufserfahrung, J.M. Iltschenko – Experte für Infektionskrankheiten, 14 Jahre Berufserfahrung.
Das Krankenhaus verfügte über einen Aufnahmebereich, einen Röntgenraum, einen Raum für Physiotherapie, einen EKG-Raum, ein diagnostisches Labor, eine Abteilung Pathologie und Anatomie, eine Apotheke, eine onkologische Praxis, ein Tuberkulose-Sprechzimmer sowie eines für Haut- und Geschlechtskrankheiten.
1960 wurde die Poliklinik 73 343 mal aufgesucht (Erwachsene), 6078 mal wurden Ärzte zu Hausbesuchen gerufen.
Woran erkrankten die Jenisseisker in jenen Jahren? Häufig litten sie an Angina - 246 von 9.270, mechanische Verletzungen -325, Erkrankungen des Nervensystems - 656, Erkrankungen der Atemwege - 813 usw.
Nach der Zusammenlegung des Bezirksgesundheitsamtes mit dem städtischen in den
60er Jahren stand Gennadij Filippowitsch Rybnikow an der Spitze der Einrichtung.
In den Jahresberichten gibt es Informationen darüber, dass die Zahl der Ärzte
mit jedem Jahr zunahm, doch es herrschte trotzdem ein ständiger Mangel. Die
Belastung für jeden einzelnen Spezialisten war immens. Es fehlte an
medizinischem Personal. Die Räumlichkeiten des Krankenhauses und der Poliklinik
befanden sich in mehreren dafür geeigneten Gebäuden, die in der ganzen Stadt
verstreut waren, mit Brennholz beheizt werden mussten und über keinerlei Komfort
verfügten.
Die Zahl der Kranken, welche die Sprechstunden aufsuchten stieg ständig, was aus der unten aufgeführten Tabelle ersichtlich ist, die dem Rechenschaftsbericht für das Jahr 1960 entnommen ist:
1957 | 1958 | 1959 | 1960 |
92787 | 101143 | 105146 | 110401 |
Es wurde jede Möglichkeit genutzt, die Bürger zu behandeln und ihre Gesundheit zu unterstützen. So wurde am 20. August 1961 in der Zeitung «Jenisseisker Wahrheit» von der Ärztin M. Perewalowa Material über den Nutzen von Heilschlamm veröffentlicht: «Ein Quelle für Heilschlamm existiert auch in unserem Bezirk – es handelt sich um den Plotbischtschensker See. Die Heilerden dieses Sees sind erforscht, sie verfügen über Eigenschaften zur Behandlung von chronischer Polyarthritis, Frauenleiden, lumbosakraler Radikulitis, chronischen Ischiasschmerzen und anderen Erkrankungen. In der Heilschlamm-Praxis der Jenisseisker Poliklinik haben hunderte Kranke ihre Gesundheit wiederherstellen können. Im Heilschlamm-Raum unserer Poliklinik können alle Kranken, die einer Heilerde-Behandlung bedürfen, ohne Zeit und Mittel für Kurort-Aufenthalte zu aufzuwenden, für die Dauer von 20-30 Tagen Anwendungen erhalten. Jede Behandlung nimmt etwa 30 Minuten in Anspruch. Die Anwendung erfolgt ambulant durch Heilschlamm-Packungen, einer sehr vorteilhaften Methode, weil man mit ihrer Hilfe den Heilschlamm auf jeden beliebigen Bereich des Körpers aufbringen kann».
Gegenwärtig stellt sich das Gesundheitswesen des Bezirks in Form des Zentralen Bezirkskrankenhauses in Jenisseisk dar, an dem mehr als tausend Spezialisten tätig sind.
Das Haus in der Kirow-Straße 82, in dem sich das Jenisseisker
Bezirkskrankenhaus befand
Auf der Karte zeigen