Anton Samantschuk
Städtische budgetierte allgemeinbildende Einrichtung
Allgemeinbildende Oberschule N° 1 namens A.K. Chartschenko
Klasse 11b, Uschur
Wissenschaftliche Leitung:
Tatjana Aleksandrowna Schewtschenko
Uschur, 2014
Einleitung
Kapitel 1. Umsiedlung der Wolga-Deutschen in die Region Krasnojarsk
Kapitel 2 Gerhard Karlowitsch Koch
Kapitel 3 Ewald Alexandrowitsch Merker
Kapitel 4 Wladimir Iwanowitsch Schaub
Schlussfolgerung
Literaturangaben
In der Uschurer Oberschule N° 1 namens A.K. Chartschenko arbeitet die Heimatkunde-Vereinigung an der Schaffung eines Schulmuseums. Gegründet wurde die Schule im Jahre 1857. Die Geschichte der Schule wurde von uns für die Jahre 1857 bis 1940 rekonstruiert. Material wurde gesammelt und ausgestaltet. Während wir die Schularchive durchforsteten, richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf drei Familiennamen von Lehrern, denen wir, beginnend mit dem Jahr 1944 bis zum Jahr 1977, begegnen.
Gerhard Karlowitsch Koch
Ewald Alexandrowitsch Merker
Wladimir Iwanowitsch Schaub
Als wir in dem „Buch der Anweisungen 1940-1949“ lasen, das in der Schule aufbewahrt wird, fiel uns auch auf, dass mit Beginn des Jahres 1942 unter den Wissenschaftlern und Lehrkräften zahlreiche deutsche Familiennamen auftauchen. 1942 werden die Anweisungen von Reweka Lwowna Mondrus unterschrieben. Einige Monate später verschwindet der Name plötzlich. Wir konnten nichts Näheres darüber erfahren, wer diese Frau war und was mit ihr geschehen ist. In der Stadt leben Leute mit den Nachnamen Koch und Merker; mit ihnen nahmen wir Kontakt auf. Eleonora Ewaldowna Merker – Ärztin am Bezirkskrankenhaus, Dochter E.A. Merker und Lirika Gerhardowna Koch, die Tochter von Gerhard Karlowitsch Koch. Die vorliegende Arbeit konnte auf der Grundlage ihrer Erinnerungen angefertigt werden.
Aktualität des Themas. Deportation und Sonderansiedlung riesiger Menschenmassen in der Sowjetunion gehörten zu den „verschlossenen, geheimen“ Angelegenheiten, deren Erforschung Ende der 1980er Jahre einsetzte. Nachdem sie Zugang zu einigen bis dato geheim gehaltenen Archiv-Materialien bekommen hatten, taten sich Wissenschaftler der russischen Regionen zur Erforschung der Thematik zusammen – unter anderem auch Geschichtsforscher aus Sibirien, das zu einem der größten Verbannungsgebiete deportierter Menschenkontingente wurde.
Im heutigen Russland wächst das Interesse an der Geschichte und Kultur der ethnischen Gruppen, die sein Territorium bevölkern. Diese Tendenz lässt sich auch sehr gut in der Region Krasnojarsk beobachten, wo eine bedeutende Anzahl Vertreter ehemals verschleppter Völker und sozialer Gruppen lebt, die längst Teil des örtlichen Sozial-Gefüges geworden sind.
Maß der möglichen Erforschbarkeit des Problems. Die Arbeiten zur Geschichte der Deportation und Sonderansiedlung lassen sich bedingt in zwei große Gruppen unterteilen – ausländische und vaterländische.
Die ausländischen Forscher waren die ersten, welche die sowjetischen Deportationen und Sonderansiedlungen untersuchten, indem sie sich diesem Thema Mitte der 1940er Jahre zuwandten. Sie betrachteten ganz genau die Zwangsmigrationen im allgemeinen Zusammenhang mit der Erforschung des Totalitarismus und der Massen-Repressionen in der UdSSR. Dabei errichteten sie ihre Schlussfolgerungen auf den Erinnerungen der Sonderumsiedler, denn ihnen war der Zugang zu den Archiven der UdSSR verwehrt.
In der vaterländischen Wissenschaft begann das Studium der Geschichte der sowjetischen Deportationen faktisch mit dem Ende der 1980er Jahre und setzt sich bis in die Gegenwart fort, wenngleich die ersten Versuche an dieses Thema heranzugehen, bereits in den vorhergehenden Jahrzehnten entdecken kann – in A.I. Solschenizyns Werk „Der Archipel GULAG“ und in A.M. Nekritschs „Gestrafte Völker“. Mitte der 1970er Jahre wurden sie im Ausland gedruckt und Anfang 1990 dann in Russland veröffentlicht. In der UdSSR wandten sich diesem Thema während der Jahre der „Perestroika“ als erste die Journalisten zu, deren Publikationen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dieses Problem lenkten. In Wiederherstellung der historischen Wahrheit erkannte der Oberste Sowjet der UdSSR im November 1989 die Deportationen der Völker als illegal an und verurteilte sie „als schweres Verbrechen, welches den Grundlagen des internationalen Rechts widersprach“. Auf regionaler Ebene schenken L.N. Slawina und J.N. Sberowskaja diesem Problem große Beachtung, die die vorliegende Problematik nicht nur im Kontext mit den Repressionen in Bezug auf ein Volk betrachten, sondern auch den Prozess ihrer Anpassung an das soziale Gefüge, in das sie hineingerieten.
Ziel des Referats ist die Erforschung des Einflusses der Lehrkräfte aus den Reihen der deutschen Umsiedler auf die Entwicklung der Volksbildung im Bezirk Uschur.
Ausgehend von den gesetzten Zielen, wurden folgende Forschungsaufgaben definiert:
1. Erstellen einer Biographie der drei deutschen Umsiedler-Lehrer G.K. Koch,
E.A. Merker und W.I. Schaub, die in der Schule N° 1 in Uschur angestellt waren.
2. Die Lebensbedingungen der Sondersiedler und den Prozess ihrer Adaptation in
den Verbannungsorten studieren.
3. Den Umfang und die Bereiche des Arbeitseinsatzes deportierter Menschen in der
Ökonomie der Region definieren, die Rolle der Sondersiedler in der Entwicklung
der Volksbildung im Bezirk Uschur aufzeigen.
Objekt der Forschung ist eine Gruppe von Sondersiedlern, die 1941 in die Region Krasnojarsk verschleppt wurden und anschließend in den Bezirk Uschur gerieten, wo sie unter besonderen Haftbedingungen in Zwangsansiedlung gehalten wurden.
Forschungsgegenstand – die wichtigsten Elemente des Sondersiedlungssystems, das damals in der Region Krasnojarsk existierte. Dazu gehören die geographischen Angaben der verstreuten Ansiedlung und die Anzahl der untergebrachten Kontingente, der Entstehung des Aufsichtssystems, das über sie verhängt wurde, die Festlegung ihres Rechtsstatus, der Arbeitseinsatz der Deportierten sowie ihre Lebensbedingungen.
Die chronologischen Rahmen der Forschungsarbeit umfassen den Zeitraum von 1940 bis Ende 1980.
Die territorialen Rahmen der Forschungsarbeit sind – die Region Krasnojarsk in den Grenzen der 1940er Jahre, einschließlich des Autonomen Taimar-Gebeies und es Autonomen Gebiets der Ewenken sowie der Bezirk Uschur.
Methodologie der Forschungsarbeit. Die Massenrepressionen wurden zu einer der Quellen der Marginalisierung der neuen sowjetischen Gesellschaft. Wenn man sich die Ideen der vaterländischen Wissenschaftler S.A. Krasilnikow und J.N. Starikow zunutze macht, kann man sagen, dass der Prozess der Marginalisierung in der UdSSR zielgerichtet war. Das Ergebnis war die Schaffung eines neuen sowjetischen hierarchischen sozialen Systems, in dem Sondersiedler einen durch ihren sozialen und rechtlichen Status bestimmten Platz einnahmen. Herausgerissen aus ihrem vorherigen soziokulturellen Milieu und anschließend zur Sonderansiedlung zwangsverschickt, stellten die Gruppen von Menschen eine der Abarten der sowjetischen Marginalisierung. Nachdem der Autor die Politik der Zwangsumsiedlungen im Einzelnen betrachtet und bewertet hatte, ging er vom Prinzip der Priorität allgemeinmenschlicher und rechtlicher Normen im Leben der heutigen Gesellschaft aus.
Im Referat werden Prinzipien des Historismus und des Systemdenkens, traditionelle Methoden der Geschichtswissenschaften benutzt: problemchronologische, vergleichsgeschichtliche, strukturtypologische, allgemeinwissenschaftliche Methoden der Analyse, Synthese, Analogie, Statistik.
Die Quellengrundlage für das Referat bildete ein Komplex veröffentlichter Arbeiten zum vorliegenden Thema sowie Manuskripte von G.K. Koch, W.I. Schaub, Erinnerungen ihrer Kinder, ihrer Schüler.
Die wissenschaftliche Neuheit dieser Arbeit besteht darin, dass zum ersten Mal Formierungen und Tätigkeiten grundlegender Elemente des Sondersiedlungssystems in Bezug auf einen Bezirk der Region betrachtet werden, den Bezirk Uschur. In der Arbeit wurde eingehend untersucht, dass sich der Staat äußerst grausam gegenüber seinen Bürgern verhielt; trotzdem blieben sie Bürger dieses Staates, und sogar in einem anderen, für sie völlig ungewohnten sozialen Umfeld gaben sie ihr gesamtes Schaffenspotential, ihre Arbeitskraft für die Heimat her. Das beweist, dass die Wolgadeutschen sich zum allgemein-russischen Ethnos zählten.
Praktische Bedeutung. Die Materialien des Referats können bei der Vorbereitung von Unterrichtsstunden im Bereich Heimatkunde, beim Schreiben unterrichtsmethodischer Lehrbücher zur Geschichte des Uschursker Bezirks, Region Krasnojarsk, verwendet werden. Die Forschungsarbeit kann bei der öffentlichen Aufklärungstätigkeit der national-kulturellen Zentren, der Vorbereitung von Publikationen in den Massenmedien, bei der Schaffung von Programmen zur Wiederbelebung und Wahrung ethnischer Kulturen Benutzung finden.
Struktur der Arbeit. Das Referat besteht aus einer Einführung, drei Hauptkapiteln, einer Schlussfolgerung, einer Auflistung der Quellen- und Literaturangaben sowie Anhängen.
Wir haben eine Menge wissenschaftlicher Literatur studiert, ebenso Forschungsarbeiten,, welche die Umsiedlung der Wolga-Deutschen in die Region Krasnojarsk berühren. Ein Teil der Wissenschaftler ist der Meinung, dass dies eine völlig sinnlosen und unmenschliche Aktion der sowjetischen Regierung war. Andere Forscher erkennen trotz allem an, dass es eine gewisse Grundlage für diese Umsiedlung gab.
„Am 28. August 1941 verabschiedete die Sowjetmacht den Beschluss, die deutsche Autonomie im Wolgagebiet zu liquidieren und ihre ethnische Bevölkerung nach Sibirien umzusiedeln.
Aus dem Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. September 1941: „Nach zuverlässigen Angaben, welche die Militärbehörden erhalten haben, gibt es unter der deutschen, in den Wolga-Rayons lebenden Bevölkerung tausende und abertausende Diversanten und Spione, die auf ein Signal aus Deutschland Sprengungen in den von Wolga-Deutschen besiedelten Rayons durchführen sollen“.
Wie wir sehen, fürchteten sich die sowjetischen Behörden davor, dass die ethnischen Deutschen die deutschen Truppen unterstützten, die ins Landesinnere der Sowjetunion vorgedrungen waren. Die Ereignisse der Jahre 1938-1941, als Deutschland einen beträchtlichen Teil Europas eroberte, hatte diese Befürchtungen indirekt bestätigt. Die deutsche Aufklärung machte sich die Volksdeutschen (ethnische Deutsche, die außerhalb der Grenzen Deutschlands lebten) aktiv für subversive Tätigkeiten und Spionageaktivitäten gegen den Staat zunutze, in dem sie lebten. So provozierten terroristische Aktionen von für Hitler eingenommenen Sudeten-Deutschen einen Angriff gegen die Tschechoslowakei. Volksdeutsche organisierten Sabotageakte und Überfälle während des Kampfgeschehens gegen Jugoslawien und Polen. Da war es ganz natürlich, dass Moskau ähnliche Ereignisse auf seinem Territorium befürchtete und es aus diesem Grunde vorzog, das potentiell gefährliche Volk an weit von der Frontlinie entfernte Orte zu schicken. So umfassten die Deportationen zusammen mit den Männern im Einberufungsalter auch deren Familien: Frauen, Kinder und alte Leute.
Übrigens praktizierte nicht nur die Sowjetunion derartige Dinge. Wenig später wurden auch zehntausende Deutsche, Japaner und Italiener in den USA Opfer von Verdächtigungen des Staates. Besonders viel bekamen die Japaner ab, gegen die eine wahre Hysterie entfacht wurde. 140.000 Zugewanderte aus dem Land der aufgehenden Sonne, von denen viele einen amerikanischen Pass besaßen, wurden auf die Insel Hawai und nach Kalifornien ausgesiedelt oder in Konzentrationslager eingesperrt. Mehrere tausend Gegner des Regimes wurden von der Gesellschaft in Großbritannien isoliert. Allerdings brachte der Machteinfluss der „westlichen Demokratien“ nicht so zahlreiche Anklagen hervor, wie die analogen Methoden der „totalitären“ Sowjetunion.
Zu einem der Ansiedlungsgebiete für die ethnischen Deutschen wurde die Region Krasnojarsk gewählt. Wieder, genau so, wie es auch bei anderen Sonderumsiedler-Kategorien der Fall war, wurde ganz besonders die Notwendigkeit hervorgehoben, den Deportierten bei der Einrichtung in den neuen Bezirken und der Zuteilung von Landstücken behilflich zu sein. Und diese Umsiedlungen wurden sorgfältig vorbereitet. Den Menschen, die deportiert werden sollten, empfahl man, Lebensmittel für mindestens einen Monat einzupacken, und man erlaubte ihnen, bis zu einer Tonne persönlicher Dinge pro Familie mitzunehmen. Der am alten Wohnort zurückbleibende Besitz wurde von den örtlichen Machtorganen angenommen, wobei den Umsiedlern Umtausch-Quittungen ausgegeben wurden, anhand derer sie dann am Umsiedlungsort entsprechenden Ersatz bekommen sollten. Sofern diese Quittungen unterwegs verloren gingen, wurden sie nach Angaben, die das NKWD vorlegte, erneut ausgestellt. In der Praxis war aber alles viel komplizierter.
Abschrift aus dem Brief des stellvertretenden Leiters der 12. Abteilung des Gebietskomitees des NKWD der UdSSR – des Genossen Gusew – vom 31. August 1941: „In manchen Bezirken herrscht eine vollkommen unnötige Eile. Den Menschen, die evakuiert werden sollen, wird in der Regel nicht gesagt, wohin man sie bringt, wie lange die Fahrt dauert, wie viele Vorräte an Lebensmitteln sie mitnehmen sollen. Infolgedessen hatten die meisten evakuierten Personen aus Stadtgebieten nach 2-3 Tagen bereits keine Nahrungsmittel mehr zur Verfügung, was große Unzufriedenheit auslöste“.
Die ersten Züge trafen am 14. September in der Region ein und brachten 2270 Menschen mit. Die angekommenen Umsiedler wurden auf in Gruppen von jeweils 10-100 Personen auf die verschiedenen Betriebe aufgeteilt. Eine Ausnahme bildeten Alleinstehende, die einen seltenen Fachberuf erlernt hatten. Um ihre Unterbringung an einem Arbeitsplatz kümmerte man sich in besonderer Weise.
Insgesamt trafen etwa 70.000 Personen aus der autonomen sowjetischen sozialistischen Republik der Wolga-Deutschen in der Region Krasnojarsk ein. Anfangs schickte man viele zum weiteren Verbleib in die südlichen Regionen. Am 16. und 17. September wurden die ersten Siedler auf dem Flusswege in Minusinsk abgeliefert. Ein bedeutender Teil der Umsiedler wurde auf die Farmen der Sowchose „Kuraginskij“ sowie die Sowchose „Solotoprodsnab“ (Lebensmittel-Versorgung für die Mitarbeiter des Gold-Trust-Unternehmens; Anm. d. Übers.).
Die Wolga-Deutschen wurden in 25 Dorf-Sowjets des Minusinsker Bezirks und der Stadt Minusink untergebracht, 133 Familien wurden in den Jermakowsker Bezirk geschickt. Im Idrinsker Bezirk fanden 380 Familien Unterschlupf, im Karatussker – 242, 102 Familien kamen in den Bezirk Uschur.
Den Sonder-Umsiedlern wurden Landstücke als Obstgärten zugeteilt, auch Saatgut wurde ausgegeben. Alle arbeitsfähigen Erwachsenen sollten auf jeden Fall einen Arbeitsplatz erhalten, Kinder – in die Schule gehen. Dabei wurden die meisten Umsiedler in ökonomisch schwachen Kolchosen angesiedelt, die überhaupt nicht in der Lage waren, ihnen in irgendeiner Form Hilfe zu erweisen.
Für das in der Heimat abgegebene Vieh wurden an die Sonder-Umsiedler gegen Vorlage der Quittungen Graupen, Kartoffeln, Getreide ausgegeben. So wurde die Familie Koch in der Ortschaft Tarchanka, Bezirk Uschur, untergebracht. Die Kolchose sicherte den Umsiedlern sofort ein Stück Land und ein Haus zu. Die erfahrenen Agrarfachleute verstanden es, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen – es gelang ihnen, nach und nach ihren Besitz wieder zu vergrößern, und schon bald darauf konnten sie sich eine Kuh anschaffen.
Im Nasarowsker Bezirk wurden Sondersiedler an den Bahnstationen Adadym und Peterburgskaja aufgenommen In der Anfangszeit wohnten sie in den Gebäuden der örtlichen Klubs. Hierher wurden Brennmaterial, heißes Wasser zum Trinken, kaltes Wasser zum Waschen sowie Lebensmittel gebracht. Vorgesehen war auch die Organisierung einer medizinischen Hilfe, eines sanitären Programms, wofür man Badehäuser und Desinfektionskammern nutzte.
Die Ansiedlung auf dem Territorium des Bezirks vollzog sich binnen einer Frist von zwei Tagen. Speziell für die Aufnahme und Unterbringung der Sonderumsiedler sowie der Kontrolle über die Erfüllung der vom Bezirksexekutiv-Komitee erteilten Anweisungen, wurden aus jeweils drei Personen bestehende Kommissionen gebildet.
Für den Transport bis an den für die Menschen festgelegten Bestimmungsort waren die ortsansässigen Unternehmen verpflichtet, Automobile und Pferdefuhrwerke zur Verfügung zu stellen. Der Leitung des Unternehmens, zu dem die Neuankömmlinge zwecks Ansiedlung geschickt wurden, oblag es ebenfalls, eine Räumlichkeit als Wohnraum zu finden: verfallene Häuser, leerstehende Räume. Diese Zimmer mussten renoviert werden, wofür der Staat Bauholz, Glas und Nägel ausgab.
Nichtsdestoweniger kam es zu Stockungen und Unregelmäßigkeiten bei der Sicherstellung von Lebensmitteln und Wohnraum. Häufig waren in einem Raum 15-20 Personen zusammen-gepfercht. Das geschah nicht aus Nachlässigkeit seitens der Krasnojarsker Behörden, welche die aufnehmende Seite darstellten. Unter Kriegsbedingungen und der totalen Anstrengung aller Kräfte um der Front willen, war es einfach nicht möglich, eine gleichwertige Kompensation zur Verfügung zu stellen. Die alteingesessenen Sibirer nagten am Hungertuch, arbeiteten und starben. Und es gab keine Möglichkeit ihnen zu helfen. Woher sollte man denn in dem durch die Frontbelange ausgepumpten Sibirien auch noch die Ressourcen zur Unterstützung der Sondersiedler nehmen?
Schon im November 1941 wurde die Ausgabe von Getreide und Lebensmittel an die Umsiedler von der Wolga auf Grundlage einer Anordnung der regionalen Getreide-Be-schaffungsstelle eingestellt. Gleichzeitig gab es auch keine Geldzahlungen für Maßnahmen zur Ansiedlung der Deutschen im Bezirk mehr: „ … da seit der Umsiedlung der Wolga-Deutschen bereits ein Monat vergangen ist, hatten Sie demzufolge die volle Gelegenheit, in jeder Hinsicht alle Kosten für ihre Aufnahme und Unterbringung in Kolchosen zu berücksichtigen. Am 1. November desselben Jahres erteilte das regionale Kontor der Landwirtschaftsbank Ihrer Bank-Filiale den Befehl zum unverzüglichen Einfrieren aller nicht genutzten, jedoch für den betreffenden Zweck bereits bewilligten Gelder. Sie müssen jetzt eine vollständige Abrechnung für die Gesamtsumme der Kosten erstellen, welche ausschließlich für die Aufnahme der umgesiedelten Deutschen verbucht wurden, ohnen diese mit den Planungskosten für die Umsiedlungsaktion zu verschmelzen…“.
Am 10. Januar 1942 verabschiedete das Staatliche Verteidigungskomitee (GKO) die Anordnung „Über die Art und Weise des Einsatzes der deutschen Umsiedler im Einberufungsalter zwischen 17 und 50 Jahren“. Es begann die Mobilisierung der Männer im arbeitsfähigen Alter in die Arbeitsarmee. Zusammen mit den Sonderumsiedlern holten sie auch die ortsansässigen Deutschen in die Arbeitsarmee. Zur selben Zeit wurden in aller Eile von der Front alle Kriegsdienst leistenden Männer deutscher Nationalität demobilisiert und in die Arbeitsarmee geschickt. Bei maximaler Anspannung aller Kräfte, unter Bedingungen, die praktischer der Zwangsarbeit gleichzusetzen waren, überlebten die Sowjetdeutschen und arbeiteten im Akkord. Der Leiter der NKWD-Behörde der Region Krasnojarsk, I.P. Semjonow, schrieb in einem Bericht an die Adresse der Abteilung Sonderansiedlung des NKWD der UdSSR im Februar 1946: „Zahlreiche Sondersiedler erfüllen und übererfüllen die Normen, sie sind fleißige Arbeiter“.
Am 7. Oktober 1942 erging die Anordnung N° GOKO-2383, streng geheim, „Über die zusätzliche Mobilisierung von Deutschen für die Volkswirtschaft der UdSSR“, gemäß der Männer im Alter zwischen 15 und 55 Jahren sowie deutsche Frauen im Alter von 16-45 Jahren mobilisiert wurden.
Anzahl der deutschen Sonderumsiedler in der Krasnojarsker Region
September 1941 (aus einem Bericht des Leiters der NKWD-Behörde der Region
Krasnojarsk I.P. Semjonow an Berija): 67264 Pers.
November 1941 (nach Angaben von N.F. Bugaj): 77259 Pers.
März 1942 (ebenda): 108786 Pers.
1944 (nach Angaben von A.I. Kokurina): 57701 Pers.
Das eingetroffenen Sonderkontingent wurde zur großen Hilfe für die Leiter der
Kolchosen, denn die Mähdrescherfahrer, Mechanisatoren (technische Fachkräfte der
Land- und Forstwirtschaft; Anm. d. Übers.), Traktorfahrer aus den Reihen der
Wolga-Deutschen ersetzten die an die Front gezogenen ortsansässigen Männer. So
machten die Deutschen im Herbst 1941 in einigen Kolchosen des Bolschemurtinsker
Bezirks bis zu 50% der vorhandenen Arbeitskräfte aus. In den
Rechenschaftsberichten der Bezirkskomitees wurden sie als gewissenhafte Arbeiter
hervorgehoben. (1. Quellenangaben: N.F. Bugaj. L. Berija – an J. Stalin: “Gemäß
Ihren Anweisungen…”. Moskau, 1995.
Erinnerungen des Kinderheim-Zöglings in der Ortschaft Malaja Minusa – Boleslaw
Blodartschik // „RODAGY“ („Landsleute“): Sibirische Zeitung des Kongresses der
Polen in Russland. 2000. N° 4 (16). A.E. Gurjanow. Repressionen gegen Polen und
polnische Staatsbürger, Moskau, 1997. J. Sberowskaja. Polnische Sonderumsiedler
in der Region Krasnojarsk (1940-1945) // Wahrung und wechselseitiges
Durchdringen nationaler Kulturen als Faktor einer stabilen Entwicklung der
Jenissei-Region. Krasnojarsk, 2004. W.N. Semskow. Häftlinge, Sondersiedler,
Verbannte, Verschleppte // Geschichte der UdSSR. 1991. N° 5. Materialien aus dem
persönlichen Archiv von T.W. Iwlewaja. Materialien der Krasnojarsker
“Memorial”-Gesellschaft. URL: memorial.krsk.ru. Materialien der
Bezirksarchive und Museen der Region Krasnojarsk. Polen am Jenissei.
Krasnojarsk, 2005.
Gerhard Karlowitsch Koch wurde 1914 in der Stadt Engels, ASSR der Wolga-Deutschen geboren. Er war ein sehr guter Schüler, fühlte sich am meisten zu den humanistischen Fächern hingezogen, besonders zur Literatur. Die Familie war äußerst musikalisch, der Vater spielte Klavier, die Mutter konnte ausgezeichnet singen; in der Familie gab es vier Kinder, und die Eltern erzogen ihnen allen die Liebe zur klassischen Musik an. Nach der Schule schrieb er sich am Staatlichen Pädagogischen Institut für die Bereiche Lehramt und Literatur ein. Aber wie er selbst sagte: „Mir gefiel dort das Publikum nicht“. Er wechselte zur Fakultät für deutsche Sprache. Er absolvierte sie mit Auszeichnung. Anschließend unterrichtete er an der Sommer-Akademie der Stadt Engels. Ein hoffnungsvoller junger Mann, klug und gebildet. Das Leben schien unendlich und wunderbar. Es kam der 22. Juni 1941. Als ich mit Gerhard Karlowitschs Tochter sprach, meinte sie: “Der Vater sagte, dass Angst davor herrsche, wie sie mit uns umgingen, aber Angst vor den Deutschen gab es nicht – es gab sie nicht, weil niemand glaubte, dass sie bis zur Wolga vordringen könnten“.
Im September 1941 wurd3e die Umsiedlung innerhalb von 24 Stunden angekündigt. Junge Männer unter 30 Jahren wurden verpflichtet zum Sammelpunkt der Stadt Engels zu kommen, und bereits am 12. September wurden sie in die Usbekische SSR, nach Samarkand, verschickt. Die Familie, Mutter, Vater, Bruder und zwei Schwestern wurden in die Region Krasnojarsk abtransportiert. Ende September trafen sie an der Station Bogotol ein, und wurden von dort in das Dorf Tarchanka, Bezirk Uschur, gebracht.
In Samarkand schickte man Gerhard Karlowitsch und die mit ihm angekommenen Männer zu Arbeit in die Baumwollfelder. Lirika Gerhardowna erinnert sich: „Vater sprach nicht gern über jene Zeit seines Lebens. Er meinte immer nur, dass er die Hölle durchgemacht hätte“. Er erkrankte schwer, 1944 entließ man ihn nach Hause zu den Eltern. Zu der Zeit fingen sie an, deutsche Umsiedler in ihren erlernten Berufen einzustellen. Im September 1945 nahm er seine Arbeit als Deutschlehrer an der Schule N° 1 in der Ortschaft Uschur auf.
Erstaunlich ist, dass diese Leute sich alle voll und ganz ihrer geliebten Tätigkeit hingaben. Viele Jahre war er an der Schule Vorsitzender des Gewerkschaftskomitees. Entsprechend seiner Möglichkeiten kümmerte er sich um die Lehrer, „schlug“ für sie Reisegutscheine für Sanatorien „heraus“, brachte die Kinder der Lehrkräfte in Kindergärten unter, bemühte sich, auf Gewerkschaftsebene den Bedürftigen materielle Hilfe zu erweisen. Gerhard Karlowitsch war Anhänger der klassischen Musik; er organisierte in der Schule ein Orchester für Streichinstrumente und später noch eines für Blasmusik. In den Pausen ertönte in der Schule klassische Musik. Durch seine Bemühungen wurde an der Schule eine Rundfunkanlage installiert. Er war wohl auch der Erste, der in der Region Touristenreisen von Uschurer Schülern nach Moskau und Leningrad organisierte. Gerhard Karlowitsch ist einer der „hervorragenden Männer der Volksbildung der RSFSR“ und Ehrenbürger der Stadt Uschur.
Jeder Stadt verliert etwas, wenn aus ihm eine ganze Volksgruppe verschwindet. Die Wolga-Deutschen lebten seit dem 18. Jahrhundert in Russland. Sie schufen ihr soziales Gefüge mit eigener Kultur, Traditionen, Sitten und Gebräuchen. Durch ihre Aussiedlung aus den von ihnen bewohnten Territorien. hat die Regierung der Sowjetunion die deutsche Ethnie zerstört, ihre Nachfahren haben ihre Nationalzugehörigkeit schon nicht mehr bewahrt, die überwiegende Mehrheit hat bereits die eigene Sprache vergessen.
Während der Arbeit an diesem Thema versuchten wir im Internet Zeugnisse über jene Orte zu finden, aus denen Ewald Alexandrowitsch Merker stammte. Geboren wurde er 1919 in dem Dorf Mariental. Heute heißt diese Ortschaft Sowetskoje.
MARIENTAL (Tonkoschurowka; auch Pfannenstiel, Fanenschtil, Dubowoi), bis 1917 – Gouvernement Samara, Nowousensker Amtsbezirk, Landkreis Saratow, Tonkoschurowsker Kolonialgebiet, Tonkoschurowsker Amtsbezirk; zur Sowjetzeit – ASSR der Wolga-Deutschen, Kanton Mariental (Tonkoschurowka). Das Dorf wurde 1766 gegründet. Am linken Uger des Flusses Bolschaja Karaman und 45 km östlich von Pokrowska gelegen. Der Name „Pfannenstiel“ entstammt dem Familiennamen des ersten Starost (Dorfältester; Anm. d. Übers.), „Tonkaschurowka“ – nach einem hier lebenden Ukrainer namens Tonkoschur. Gründer – 82 Familien aus Bayern (HTTPS://wolgadeutsche.ru/list/mariental.htm).
Diese Informationen fanden wir auf der Website „Historische, geographische und statistische Beschreibung der deutschen Siedlungen“. Seite „wiki.saripkro.ru“. Geschichte der Schule in Sowjetsjoje, Sowjetsker Bezirk, Gebiet Saratow.
Kein einziges Wort fanden wir auf der vorliegenden Seite darüber, dass die Schule von Wolga-Deutschen geründet wurde; selbst im Schulmuseum gibt es keinerlei Hinweis darüber, dass es sich um ein deutsches Dorf gehandelt hat. Für die Nachfahren ist dieses Dorf spurlos verschwunden.
Ewald Alexandrowitsch beendete die nicht vollständige Oberschule im Jahre 1934; in demselben Jahr immatrikulierte er am Deutschen Staatlichen Pädagogischen Institut in der Stadt Engels. 1938 schloss er sein Studium am Institut auf dem Spezialgebiet Lehrer für Chemie und Biologie ab. Ab dem 1. September nahm er seine Tätigkeit an der Oberschule der Ortschaft Rosenfeld auf.
Versuchen wir Näheres über die Ortschaft Rosenfeld herauszufinden. „Rosenfeld“, auch Rosowoje – deutsche Kolonie im Nischne-Karamansker Amtsbezirk, Nowousensker Landkreis, Gouvernement Samara (bis Oktober 1918). Lage: 46°46‘ östlicher Länge und 51°04‘ nördlicher Breite, am rechten Ufer des Flusses Nachoj, 452 Werst von der Stadt Samara, 129 Werst von der Landkreisstadt Nowousensk und 6 Werst von der Amtsbezirksortschaft Alexanderg entfernt. Entfernung bis zur nächstgelegenen Bahnstation Nachoi – 6 Werst. Tochter-Kolonie. Nach Informationen aus der Ortschaft Klaus (Unsere Kolonien) gegründet 1859. Über die Geschichte der Namensgebung der Kolonie finden wir Angaben bei Jakob Ditz [Ditz, Jakob. Geschichte der wolgadeutschen Kolonisten, Moskau, 2000, S. 241], (HTTPS://wolgadeutsche.ru/list/rosenfeld_am_nachoj.htm)
Anhand der Internetseite der Rosowker Schule fanden wir auch heraus, dass die Schule 1934 gegründet wurde. In den Vorkriegsjahren befand sich in den Räumen der alten Schule eine 7-Klassen-Schule, in der die Kinder ausschließlich in deutscher Sprache unterrichtet wurden. In der Schule gab es 5 Klassenräume sowie ein Lehrerzimmer. (HTTPS://rozosh.narod.ru/p4.htm).
Am 1. September wurde Ewald Alexandrowitsch auf Grundlage eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR über die Umsiedlung der Wolga-Deutschen von der Arbeit freigestellt. Er wurde in den Scharypowsker Bezirk ausgesiedelt. 1942 mobilisierte man ihn in die Arbeitsarmee ins Kraslag, anschließend schickten sie ihn in den Turuchansker Bezirk (aus den Erinnerungen der Tochter – E.E. Merker).
Die Zwangsumsiedlung der Wolga-Deutschen zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges führte zu einem jähen Anstieg der deutschen Ethnie in der Region. Im September-Oktober 1941 trafen hier aus dem Wolga-Gebiet mehr als 75.000 Menschen ein. Eine derartige Massen-Deportation förderte die geographische Zerstreuung bei der Ansiedlung der Deutschen – sie wurden in insgesamt 42 Bezirken der Region untergebracht. Am neuen Wohnort entstanden den Zwangsumsiedlern sogleich ernsthafte Schwierigkeiten: ihre früheren Berufe erwiesen sich hier häufig als nicht benötigt, ihre Behausungen bestanden aus baufälligen Hütten oder anderen, zum Wohnen ungeeigneten Räumlichkeiten, die bei der Aussiedlung ausgehändigten Umtausch-Quittungen für den in der Heimat zurückgelassenen Besitz wurden nicht eingelöst. Anpassungs- und Eingewöhnungsprobleme verstärkten die Repressivmaßnahmen der Behörden – es kam zu einer zweiten Deportationswelle und zur Mobilisierung in die Arbeitsarmee.
Unter der zweiten Deportation versteht man die Umsiedlung deutscher Familien im Jahr 1942 zum gewerblichen Fischfang in die Bezirke des Hohen Nordens. Die große Erfahrung bei der Durchführung solcher Aktionen im vorangegangenen Zeitraum ermöglichte es, ziemlich schnell erhebliche Menschenreserven an die neuen Wohnorte zu verlagern. Allein von Mai bis Juli 1942 gerieten 6312 Wolga-Deutsche in die nördlichen Bezirke der Region. Gemeinsam mit den Deutschen teilten das Schicksal einer zweiten Deportation auch andere nationale Kontingente – Letten, Finnen, Griechen. Insgesamt befanden sich bei Ende der schiffbaren Zeit des Jahres 1942 auf der Halbinsel Taimyr, in Ewenkien, den Bezirken Jarzewo, Keschma, Turuchansk und Bogutschany bereits mehr als 23.000 Menschen. Die Deutschen wurden hauptsächlich auf dem Territorium der Bezirke Dudinka und Ust-Jenisseisk untergebracht. Infolge der zweiten Deportation dehnte sich das Areal der Ansiedlung der Deutschen weiter aus – nun lebten sie in allen Klimazonen und Verwaltungsbezirken der Region.
Die wiederholten Verlegungen der nationalen Kontingente waren hauptsächlich hervorgerufen durch den Bedarf an sozial-ökonomischer Entwicklung in der Region. Zur Lösung der aktuellen Aufgabe der wirtschaftlichen Erschließung der Bezirke des Hohen Nordens wandte die sowjetische Leitung die bewährte Methode der Zwangsumsiedlung an. Im Norden wurde ein Teil der Umsiedler von bereits existierenden Fischfang-Kolchosen „aufgekauft“, doch die Mehrheit des Kontingents wurde zu neuen Genossenschaften zusammengeschlossen. Im Taimyr-Gebiet entstanden 1942-1943 11 Wirtschaften. Viele der neuen Kolchosen waren ökonomisch schwach ausgeprägt und erfüllten die Produktionspläne nicht. Nach Angaben des Taimyrer Fischfang-Trusts erfüllten die neu organisierten Wirtschaften den Jahresplan für 1943 lediglich zu 34,7%, während die Ortsansässigen 83% schafften. Nichtsdestoweniger förderten die Deportationen die weitere sozial-ökonomische Erschließung des Nordens. Ungeachtet der Nichterfüllung des Plans verdoppelte sich die Fangquote von 1941 bis 1944. In den neuen Genossenschaften entwickelte sich nicht nur der gewerbliche Fischfang, sondern auch der Gemüseanbau.
Nach der Umsiedlung der Deutschen in die nördlichen Bezirke folgte die offizielle, rechtskräftige Ausfertigung ihres Status. Waren sie früher in den Dokumenten als „Wolga-Deutsche“ oder „Umsiedler“ geführt worden, so erhielten sie 1943 dazu noch die Vorsilber „Sonder-„ und kamen unter die Aufsicht der örtlichen NKWD-Kommandanturen. Ende 1943 waren in den Bezirken des gewerblichen Fischfangs drei Kommandanturen in Betrieb – die Taimyrer, die Chatanger und die Igarkaer, welche alle nationalen Kontingente kontrollierten, die in den Hohen Norden abtransportiert worden waren. Die Abgelegenheit der Fischersiedlungen erlaubte es den Kommandanten nicht, eine ständige Aufsicht über die Deportierten auszuüben, doch bedeutete dies keinesfalls eine Änderung des Sonderansiedler-Regimes, denn es fehlte den Menschen die Möglichkeit sich frei zu bewegen. Das Staubaufwirbeln bei der verstreuten Ansiedlung der Menschen auf dem großen Territorium verwandelte einige Kommandanten in unkontrollierte, uneingeschränkt herrschende Herren in den ihnen anvertrauten Abschnitten. Bezeichnend dafür ist das Verhalten des chatangaer Kommandanten, der sogar die Anweisung des örtlichen Leiters der NKWD-Bezirksabteilung ignorierte, indem er verkündete, „dass er in Chatanga niemandem unterstellt wäre“. Die rechtskräftige Feststellung des Systems der Sonderansiedlung geschah in allen Regionen, in denen „bestrafte Völker“ angesiedelt wurden. Die zweiten Deportationen der Kontingente verschärften das Problem ihrer gewaltsamen Bindung an die neuen Verbannungsorte. (Jelena Sberowskaja, Krasnojarsk. Trudarmee und zweite Deportation der Deutschen in der Region Krasnojarsk in den 1940er Jahren, S. 167).
Ausgerechnet nach Turuchansk wurde auch Ewald Alexandrowitsch geschickt. Von 1942 bis zum Februar 1945 arbeitete er in der Fischwirtschaft, erlitt während der Arbeit eine Beinverletzung, lag lange Zeit im Krankenhaus, doch die Funktion seines Beines konnte nicht wiederhergestellt werden.
Im Februar 1945 wurde er mit der Diagnose Ruhr in die Ortschaft Uschur geschickt.
Der Mangel an Lehrkräften mit Hochschulbildung an den Schulen der Region zwang die Behörden ihre Aufmerksamkeit auf die deutschen Lehrer zu lenken. In der Ortschaft Uschur, an der Oberschule N° 1, der einzigen im gesamten Bezirk – die Eisenbahner-Oberschule N° 39 nicht mitberücksichtigt; Chemie unterrichtete Anna Polikarpowna Rostowzewa, die 10-monatige Kurse am Krasnojarsker Pädagogischen Institut absolviert hatte. Am 20. August 1945 wurde Ewald Alexandrowitsch an der Schule N° 1 eingestellt. Und eben dieser E.A. Merker war es auch, der als Erster im Bezirk ein chemisches Laboratorium schuf, praktische u8nd laborbezogene Arbeiten durchzuführen. Das Labor, welches Ewald Alexandrowitsch gründete, existiert in der Schule noch heute. Bis Ende 1953 musste sich der Chemielehrer Ewald Alexandrowitsch Merker wöchentlich einmal in der Sonderkommandantur in Uschur melden.
Verblüffend ist die Unversehrtheit dieses Menschen. Seine grenzenlose Liebe und Treue gegenüber seiner Arbeit, seiner Familie, der geliebten Ehefrau. Im Jahre 1951 heiratete Ewald Alexandrowitsch Maria Awdejewna Swatus. Interessant ist auch das Schicksal dieser Frau, Lehrerin für russische Sprache und Literatur an der Schule N° 1.
Geboren wurde sie 1920 in einer kinderreichen Familie in dem Dorf Aleksandrowka, Bezirk Uschur. Sie beendete die Grundschule in Aleksandrowka, anschließend, 1937, die 7-Klassen-Schule in dem Dorf Tarchanka, wo zu der Zeit die im Bezirk Uschur bekannten Lehrkräfte Galina Nikolajewna und Leonid Romanowitsch Sosjedkin sowie Anna Jakowlewna Poluchina arbeiteten.
Von 1937 bis 1940 lernte sie an der Krasnojarsker A.M.-Gorkij-Fachschule für Pädagogik, Fachrichtung –Grundschullehrerin.
Nach Beendigung der Fachschule wurde sie in den Daurischen Bezirk geschickt, wo sie an der Derbinsker unvollständigen Oberschule als Lehrerin für russische Sprache und Literatur tätig war. 1943 kehrte sie in den Bezirk Uschur zurück. Ein Jahr arbeitete sie als Schulinspektorin, ab 1944 begann sie in Uschur an der Oberschule N° 1 Russisch und Literatur zu unterrichten. Von 1946 bis 1951 wirkte sie als Lehrerin in den Grundschulklassen. Ab 1951 wurde sie erneut als Lehrerin für russische Sprache und Literatur versetzt. 1952 schrieb sie sich in der Fernkurs-Abteilung des Atschinsker Staatlichen Lehrer-Instituts ein, das sie 1955 beendete.
1946 bekam sie die Medaille „Für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg“ verliehen. 1955 erhielt sie die Medaille „Für hervorragende Arbeitsleistungen“.
Sie starb 1957 nach langer schwerer Krankheit. Sie ließ Ewald Alexandrowitsch mit zwei kleinen Kindern zurück. Sein ganzes Leben widmete Ewald Alexandrowitsch der Schule und seinen beiden Töchtern.
1954 wird in der Stadt (Uschur ist ab 1953 eine Stadt) die neue Oberschule N° 14 eröffnet. Für die damalige Zeit war das die beste Schule. Zwei Etagen, aus Stein gebaut, mit gut ausgestatteten Physik- und Chemieräumen. Die besten Lehrer der Stadt wurden an diese Schule versetzt. Unter ihnen befand sich auch Ewald Alexandrowitsch. Während wir am Referat arbeiteten, begegneten wir Schülern, die von E.A. Merker unterrichtet worden waren. Alle erwähnten einstimmig das hohe kulturelle Niveau dieses Mannes. Sämtliche Schüler hatte er stets mit „Sie“ angeredet. Keiner von ihnen kann sich an irgendeinen Vorfall erinnern, bei dem er während des Unterrichts oder außerhalb der Lehrstunden die Stimme erhoben hätte. Hinsichtlich der Methodik im Chemieunterricht war Ewald Alexandrowitsch seiner Zeit voraus. Die Wörterbuch-Methodik, über die heute so viel geschrieben und geredet wird, wandte er bereits in den 1960er Jahren an. Lehrmethoden auf unterschiedlichem Niveau, Schülerberater im Unterricht, Gruppenarbeit. Schade, dass Ewald Alexandrowitsch keine schriftlichen Ausarbeitungen seiner pädagogischen Findigkeiten hinterlassen hat. All das haben wir jedoch anhand der Worte seiner einstigen Schüler wiederhergestellt. Man muss die Bezirksverwaltung für Volksbildung der Stadt Uschur würdigen; dort hat man diesen Mann anhand seiner pädagogischen Tätigkeit bewertet, ohne darauf zu schauen, wer er war und woher er kam. 1962 erhielt Ewald Alexandrowitsch das Abzeichen „Primus der Volksbildung der RSFSR“ verliehen. Ewald Alexandrowitsch Merker ist Ehrenbürger der Stadt Uschur.
Die hellste Spur in der Geschichte der Volksbildung des Bezirks Uschur hinterließ W.I. Schaub. Während wir an dem Referat arbeiteten, fanden wir ein Manuskript von Wladimir Iwanowitsch, in dem er seine pädagogische Tätigkeit und die Historie der Volksbildung im Uschurer Bezirk beschreibt. Darin fällt kein einziges Wort über sein persönliches Leben. Im Gegensatz zu G. Koch und E. Merker gibt es in der Stadt keinen einzigen Verwandten von Wladimir Iwanowitsch mehr. Mit Müh und Not fanden wir in den Archiven des Museums der Bezirksabteilung für Volksbildung eine Autobiographie von W.I. Schaub. Folgendes schrieb er über sich selbst: „1914 wurde ich in Saratow in einer Arbeiterfamilie geboren. 1937 beendete ich die Hochschule in Leningrad, an der ich Agronomie studierte. Ich arbeitete im Volkskommissariat für Ackerbau in der ASSR der Wolga-Deutschen – in der Stadt Engels.
Am 1. September 1941 wurde ich auf Grundlage des Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR im Zusammenhang mit der Umsiedlung aller Wolga-Deutschen nach Sibirien entlassen. In Uschur traf ich am 23. September 1941 ein, wo ich meine Arbeit in der Uschurer Bezirksabteilung für Ackerbau aufnahm. Am 11. Juni 1943 wurde ich zum Ober-Agronom der regionalen Grund- und Boden-Abteilung ernannt. Nach dem Krieg wurde ich mit der Medaille „Für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg“ ausgezeichnet.
Am 26. Oktober 1947 wurde ich an die Krasnojarsker Obst- und Beeren-Station versetzt, wo ich den Posten eines wissenschaftlichen Mitarbeiters übernahm. 1948 wurde mein Buch „Schädlinge und Krankheiten landwirtschaftlicher Pflanzen der $Region Krasnojarsk und ihre Bekämpfung“ veröffentlicht.
Am 16. April 1951 wurde ich auf den Posten des Leiters der Uschurer Dienststelle für Anzeichen und Prognosen zum Pflanzenschutz versetzt.
Im Dezember 1951 wurde ich entsprechend dem von mir gestellten Antrag über meine Versetzung an einen pädagogischen Arbeitsplatz aus meinem Amt freigestellt. Ich unterrichtete Deutsch an der Schule der Arbeiterjugend. Ab dem 1. September 1954 wurde ich als Biologie-Lehrer an die Uschurer Oberschule N° 14 versetzt“.
Spärliche Zeilen einer Autobiographie, doch sie werfen zahlreiche Fragen auf. Warum versetzt man einen Menschen, der sich mit wissenschaftlichen Forschungen beschäftigt, ein Buch sowie eine Reihe wissenschaftlicher Artikel veröffentlicht, erneut nach Uschur? Schließlich bedeutet das eine Erniedrigung innerhalb seines beruflichen Werdegangs. Möglicherweise spielte hier auch seine Herkunft eine Rolle.
Des Weiteren stützen wir uns in unserer Arbeit auf die Erinnerungen von W.I. Schaub. Den Beginn seiner Memoiren datiert er auf den 1. September 1954, als ob er vor diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gelebt hätte. Wladimir Iwanowitsch erzählt hauptsächlich von den Erfolgen seiner Schüler, aber wir verstehen daraus, dass hinter allem doch der Biologie-Lehrer W.I. Schaub steht.
Im Oktober organisierte der Biologie-Lehrer Wladimir Iwanowitsch Schaub an der Schule einen Kursus junger Naturforscher. Zu dessen Vorsitzendem wurde Nikolaj Bogdanow, Schüler der 7. Klasse, gewählt. Neben Arbeiten auf dem schuleigenen Grundstück halfen die Schüler im Sommer der Kolchose. Die jungen Naturforscher zogen auf dem Schulgrundstück eine reiche Ernte heran. Nach dem einbringen wurde in der Schule eine Ausstellung durchgeführt, und es fand der erste Schulkongress der jugendlichen Naturforscher statt.
Die Erfolge der jungen Naturforscher wurden auf der regionalen Versammlung hervorgehoben. 1956 wurde der Z8irkel sowie 16 der besten jungen Leute aufgrund der hohen Ernteergebnisse bei Getreide und Obstkulturen für die Teilnahme an der All-Unions-Landwirtschaftsausstellung bestätigt.
Hauptziel und Aufgabe der Brigade war es, die Kenntnisse der Schüler im landwirtschaftlichen Bereich zu vertiefen und zu erweitern, den Jungs beizubringen, wie man das Erlernte während des Ausbildungsprozesses in die Praxis umsetzen kann und bei den Schülern das Interesse, die Liebe und Achtung vor der Landwirtschaft zu wecken.
Am 16. Juni 1956 veröffentlichte die Zeitung “Krasnojarsker Arbeiter” einen Brief der Schüler der Oberschule N° 14, in dem diese sich verpflichteten, mit ihren Kräften den Mais auf einer Fläche von 25 Hektar zu ernten.
1956 fand in Moskau der erste Allrussische Naturforscher-Kongress statt. Zu den Delegierten gehörte auch der Vorsitzende des Jugend-Zirkels der Schule N° 14 – Nikolaj Bogdanow.
1957 wurden der Zirkel junger Naturforscher und mit ihm die 24 besten jungen Leute, Mitglieder des Lehrbrigade der Oberschule N° 14 per Wahl als Teilnehmer an der All-Unions-Landwirtschaftsausstellung.
Im März desselben Jahresbelohnte das Exekutivkomitee des Regionsrats die Schule N° 14 mit einer Ehrenurkunde und schenkte ihr als Prämie einen Traktor. Für die Erschließung von Neuland erhielten die Schülern der 9. Klasse der Uschurer Oberschule N° 14 eine Auszeichnung.
1959 war Schaub Teilnehmer an der dritten Regionssitzung der Lehrer. Ihm wurde der Titel eines verdienten Schullehrers der RSFSR verliehen. 1960 brachte die Akademie der pädagogischen Wissenschaften in Moskau das Sammelwerk „Zusammenhang von Erziehung und Ausbildung mit der Arbeit in der landwirtschaftlichen Schule“. Auf den Seiten 49-58 ist Schaubs Rede veröffentlicht.
1961 war Schaub Teilnehmer an den zentralen pädagogischen Lesungen in Moskau. Er hielt einen Vortrag über „Die Organisierung der Lehr- und Versuchswirtschaft und die Arbeit der Schüler in diesem Bereich“.
Dieses Material entnahmen wir den handschriftlichen Aufzeichnungen von Wladimir Iwanowitsch. Wieviel Mühe und Kraft hatte man aufwenden müssen, um derartige Resultate zu erzielen.
1964 wird W.I. Schaub zum Direktor der Oberschule N° 1 ernannt. Hier begeistert er sich für Heimatkunde. Er findet ein Klassenjournal aus dem Jahr 1934, entdeckt den Namen von Sascha Chartschenko, den Helden der Sowjetunion Aleksander Kornejewitsch Chartschenko. Es begann die Arbeit der gesamten Schule um das Recht, den Namen des Helden tragen zu dürfen. Man setzte sich mit Aleksander Kornejewitschs Brüdern in Verbindung, sammelten Unmengen von Material, richtete einen Museumsraum ein – und eben dieser Rum bildet auch den Grundstein für das Uschurer Heimatkunde-Museums. Weiter schreibt Wladimir Iwanowitsch:
„1966 fand an der Uschurer Oberschule N° 1 ein feierliches Antreten statt. Damals fasste das Schulkollektiv den Beschluss zu kämpfen und mit ihrer Arbeit durchzusetzen, dass die Schule den Namen des Helden der Sowjetunion Aleksander Kornejewitsch Chartschenko, einem ehemaligen Schüler, erhielt. Lernende, Pioniere und Komsomolzen leisteten den Schwur, dass sie das Gedenken an ihren Landsmann hoch und heilig in Ehren halten würden. 1967 wurde an der Uschurer Oberschule N° 1 ein Museum des Kriegs- und Arbeitsruhms des Bezirks eröffnet. Am 17. Mai 1967 fasste das Exekutivkomitee des Uschurer Bezirksrats der Werktätigen-Deputierten den Beschluss „Über die Vergebung des Namens des Helden der Sowjetunion A.K. Chartschenko an die Oberschule N° 1 in Uschur“.
Als Wladimir Iwanowitsch sich bereits im wohlverdienten Ruhestand befand, begeisterte er sich für A.P. Gajdar. In der Schule, im Internat N° 7, hatte er mit seinen Schülern begonnen die Spuren von Gajdars Aufenthalt auf Uschurer Boden wiederherzustellen. Jetzt ist darüber sehr viel geschrieben worden – und das Echo und die Studien war nicht immer positiv. Wir werden das vorliegenden Problem nicht eingehender betrachten, denn dies ist nicht das Thema unseres Referats. Wladimir Iwanowitsch tat alles, um den Aufenthalt des bemerkenswerten Kinderautors auf unserem Uschurer Boden zu verewigen.
Im würdigen Alter begab sich W.I. Schaub zu seiner Tochter in die Stadt Klein; unlängst erhielten wir die Nachricht von seinem Tod.
Auf diese Weise stellten die Repressionen in Bezug auf die Deutschen in Russland eine Widerspiegelung der nationalen Politik des Staates dar.
Die Geschichte der Deutschen war eng mit den Schicksalen anderer repressierter Völker unseres Landes verbunden: Kalmücken, Tschetschenen, Inguschen, Krim-Tataren und anderen, die gewaltsam von ihren Territorien ausgesiedelt wurden und großen Einschränkungen bei der Verwirklichung ihrer Rechte und Freiheiten ausgesetzt waren.
Eine Besonderheit bei den Repressionen gegenüber den Deutschen war die Tatsache, dass sie ausschließlich von einem allumfassenden Charakter getragen waren.
Jede einzelne deutsche Familie war der Aussiedlung und anschließend der Registrierung als Sondersiedler ausgesetzt.
In den Arbeitsarmeen starben 60% aller mobilisierten Männer und Frauen an Hunger, Kälte und den grausamen Existenzbedingungen.
Nach 1948 bekam das Sondersiedler-Regime für die Deutschen Strafcharakter – für eigenmächtiges Verlassen (Flucht) des Zwangsansiedlungsortes wurden sie strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen und – zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Die Abschaffung des Sondersiedler-Status und die Freilassung aus der administrativen Aufsicht der MWD-Organe vollzog sich im Falle der Deutschen und der Mitglieder ihrer Familien erst nach der Verabschiedung des Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 13. Dezember 1955. Doch das Recht auf Rückkehr an den Ort, von dem man sie ausgesiedelt hatte, bekamen sie bis 1972 nicht.
Trotz aller Bemühungen seitens der Deutschen über eine Wiederherstellung der deutschen Autonomie an er Wolga, wurde die ASSR der Wolga-Deutschen nicht wieder ins Leben zurückgerufen. Nach und nach ging den Deutschen ihre Sprache, ihre Sitten und Gebräuche, ihre Traditionen verloren.
Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Schüler, Allgemeine Oberschule N° 1 namens „Held der Sowjetunion A.K. Chartschenko“ befasst sich mit dem Studium der Geschichte der Schule, die seit 1857 Aufzeichnungen führt. Das Ziel, das wir uns im Rahmen des Referats gesetzt hatten: die Rolle der deutschen Umsiedler-Lehrer in der Entwicklung der Bildung um Uschurer Bezirk und der Schule zu ergründen, halten wir für erreicht. Das von E.A. Merker geschaffene Chemie-Labor existiert und entwickelt sich. Die Chemie-Lehrkräfte der Schule L.N. Skrobot und W.M. Silkina führten Ewald Alexandrowitschs Methodik fort und entwickelten sie weiter. Auch die Ausarbeitungen für den Unterricht von G.K. Koch über klassische Musik finden an der Schule noch Anwendung. Einer der Richtungen innerhalb der Schultätigkeit ist die ästhetische Erziehung der Schüler; Begründer dieser Richtung ist Gerhard Karlowitsch.
W.I. Schaub hinterließ nach seinem Tod das von ihm ins Leben gerufene Heimatkunde-Museum und Aufzeichnungen über die Geschichte der Volksbildung des Uschurer Bezirks. In der Schule arbeitete man derzeit an der Schaffung eines Museums der Schulgeschichte; Materialien über die betreffenden Lehrkräfte werden in separaten Schaukästen gesammelt.
1. Manuskript von W.I. Schaub “Die Geschichte der Volksbildung im Uschurer
Bezirk”
2, Erinnerungen von L.G. Koch
3. Erinnerungen von E.E. Merker
4. N.F. Bugaj: L. Berija an I. Stalin: „Gemäß Ihrer Instruktion…“, Moskau, 1995
5. J. Ditz: Die Geschichte der wolgadeutschen Kolonisten, Moskau, 2000
6. J.L. Sberowskaja, Krasnojarsk: Trudarmee und zweite Deportation der Deutschen
in der Region Krasnojarsk in den 1940er Jahren.
7. W.N. Semskow: Häftlinge, Sondersiedler, , Verbannte, Verschleppte //
Geschichte der UdSSR, 1991, N° 5. Materialien aus dem persönlichen Archiv von
T.W. Iwlewaja.
Internet-Ressourcen:
1. 2HTTPS://wolgadeutsche.ru/list/mariental.htm
2. Webseite „wiki.saripkro.ru“. Geschichte der Ortschaft Sowjetskoje, Sowjetsker
Bezirk, Gebiet Saratow.
3. 3HTTPS://wolgadeutsche.ru/list/rosenfeld_am_nachoj.htm
4. HTTPS://rozsosh.narod.ru/p4.htm
5. Materialien der Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft. URL:
memorial.krsk.ru