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… Er hat seine Träume und Gedanken hingegeben

Bildungsagentur der Verwaltung der Region Krasnojarsk
Bildungsbehörde der Verwaltung des Kansker Bezirks
Städtische, budgetierte, allgemeinbildende Einrichtung „Braschensker allgemeinbildende Oberschule“

Ausführung: A. Sapowskij
Schüler der 8. Klasse

Leitung: T.A. Rachmanowa
Geographie-Lehrerin

Ortschaft Braschnoje, 2013

INHALTSVERZEICHNIS

I. Einleitung
II. „… Er hat seine Träume und Gedanken hingegeben“
1. N.P. Sapowskij – Ein Mensch in Großbuchstaben
2. Der Leiter
3. Trauer
4. Erinnerung
III. Schlussbemerkung
IV. Literaturangaben

Einleitung

„Die Liebe zum Land ist dein Begleiter
In deinem ganzen kurzen Leben –
Die Stunde und den Augenblick hast du ihm hingegeben
Und deine Träume und Gedanken“

Als ich wieder einmal die Archiv-Dokumente meines Großvaters Nikolaj Petrowitsch Sapowskij durchblätterte, sah ich eine Armee-Beurteilung, die einmal mehr beweist, dass mein Großvater ein Mensch war, der sein Leben unverhüllt, für alle sichtbar, führte und dessen Leben wirklich nachahmenswert ist. Er hat während des Großen Vaterländischen Krieges keine Heldentaten begangen, niemanden aus dem Feuer geholt, keine Ertrinkenden gerettet. Aber sein ganzes Leben war dem Dienst am Volk gewidmet. Er baute einfach Getreide an, das für jeden Menschen notwendig ist.

„Registriert ist er in der ersten Komsomolzen-Organisation seit September 1965. In dieser Zeit empfiehlt sich N.P. Sapowskij als ehrlicher, disziplinierter Komsomolze, bester Schüler bei der Kampfausbildung. Er nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben teil, ist Sportler der Truppe, Mitglied des Sportkomitees. Er besitzt die ersten sportlichen Leistungsklassen im Skisport und militärischen Dreikampf…“
(Anhang N° 1)

Ich habe den Großvater als strengen, aber guten und großzügigen Menschen in Erinnerung. Obwohl er weder im Sommer noch im Winter über Freizeit verfügte. Denn vom Moment der Schneeschmelze an machte er sich auf zu seinem Feld. Er sorgte sich um alles: wie der Schneefang vor sich gehen sollte, wie im Herbst das Pflügen des Feldes und im Frühjahr die Aussaat verlief, ob es auf den Äckern genügend Feuchtigkeit gab, ob ausreichend Saatgut vorhanden war.

Aber er fand Zeit, um auch mit uns, seinen Enkelkindern, beisammen zu sein. Der Großvater mochte gern auf die Jagd gehen und nahm mich sogar manchmal mit. Ziel dieser Jagd war nicht die Beute, sondern das Anschauen der Schönheit unserer Natur; und er brachte auch mir den Wunsch bei, das Schöne sehen. Das waren wunderbare Momente, die ich niemals vergessen werde. Außerdem fuhr ich auch mit ihm los, um die grün gewordenen Felder und schmückenden Ähren zu betrachten.

Und wenn ich den Klang der Glocken unserer Kirche höre, kommt es mir vor, als ob da mein Großvater mit mir spricht; ganz unfreiwillig quellen die Tränen aus mit hervor, und im tiefsten Inneren begreife ich, dass er nicht mehr unter uns weilt, aber so richtig kann der Verstand es nicht fassen. Und das kommt daher, weil auf der größten Glocke die Namen all derer eingemeißelt sind, die an dieser Kirche mit gebaut haben, unter ihnen auch mein Großvater Nikolaj Petrowitsch Sapowskij.
(Anhang N° 1)

„…Er hat seine Träume und Gedanken hingegeben“.

N.P. Sapowskij – Ein Mensch in Großbuchstaben

Mein Großvater, Nikolaj Petrowitsch Sapowskij, wurde 1945 in dem kleinen Dorf Petruschki, Bezirk Kansk, Region Krasnojarsk geboren. 1964 beendete er die Oberschule – das J.A. Gagarin-Internat in der Stadt Kansk; diese Schule war eine der besten. Er war ein guter Schüler. Er nahm an Olympiade in den Fächern Mathematik, Physik und anderen teil. Noch zu Schulzeiten fing er an sich für Sport zu begeistern. Er wollte Grenz-Offizier werden und reichte seine Dokumente bei der Grenzer-Schule ein. Doch dann gab er dem Bitten seines Vaters, eines verdienten Mechanisators der Sowchose „Roter Leuchtturm“, nach und schrieb sich am Krasnojarsker Institut für Landwirtschaft an der Ingenieursfakultät ein. Aber einen militärischen Lehrstuhl gab es am Institut nicht; deswegen ging er zur Armee. Er diente bei den Raketeneinheiten und begriff, dass das Ingenieurwesen nicht seine Sache war. Als er ausgedient hatte, wurde er erneut am Institut aufgenommen, nun allerdings bereits an der Agro-Fakultät, und erhielt schon im zweiten Kurs ein Leistungsstipendium. Nachdem er seine Ausbildung am Institut abgeschlossen hatte, kehrte er in den Heimatbezirk zurück.

Von 1971 bis 1978 war er als Agronom tätig, anschließen als Ober-Agronom der Bolscheurensker Sowchose im Bezirk Kansk.

Von 1978-2005 arbeitete er als Direktor der Sowchose „Lenins Vermächtnis“ im Bezirk Kansk (1992 wurde die Sowchose in Offene Aktionärsgesellschaft „Staatliche Sortierstation Kansk“ umbenannt). Unter seiner Leitung erlangte die „Staatliche Sortierstation“ hervorragende Resultate, und zählte im Jahr 2000 zu den 300 besten Wirtschaften des Landes. 2001 wurde N.P. Sapowskij der Titel eines verdienten Arbeiters in der Landwirtschaft Russlands verliehen. Er erhielt den Orden „Ehrenabzeichen“ und eine Silbermedaille der Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft. Mehrere Jahre in Folge wurde er zum Deputierten des Kansker Bezirksdeputierten-Rats gewählt, stand an der Spitze der ständigen Kommission für Wirtschaftspolitik, Finanzen und Budget. Mit Feuereifer unterstütze er die Aktivitäten der Laienkunstgruppe im Dorf. In materieller Hinsicht half er den Mitgliedern des „Braschensker Volkschors“: zweimal wurden die Kostüme erneuert, die Akteure und Leiter erhielten mehrfach Prämien und Erinnerungsgeschenke (beispielsweise Christallvasen, Samowars mit einer Gravur, an wen er gegangen und von wem er gekommen war). Deshalb war er Laureat der All-Unions-Leistungsschau des künstlerischen Schaffens, welche dem 40. Jahrestag des Sieges gewidmet war. Mein Großvater ist einer der Initiatoren der Wiedergeburt des „Tempels der Heiligen Apostel Peter und Paul“, der 2003 in unserer Ortschaft eröffnet wurde. Wenn die Glocken erklingen, dann kommt es mir vor, als ob dies mein Großvater ist, der eilig nach Hause läuft, um den Hof zu begutachten, dem er sein ganzes, nicht sehr langes Leben widmete. Es ist kein Zufall, dass sich auf einer der Glocken die Aufschrift „N.P. Sapowskij“ befindet, denn mein Großvater wurde am 12. Juli, dem „Tag der Heiligen Peter und Paul“ geboren. Der Glockenklang verbreitet sich über das gesamte Gebiet, er ist mehrere Kilometer weit hörbar und wiederholt für mich ganz beharrlich „Großvater lebt“, „Großvater lebt“ – und er wird in unseren Herzen ewig weiterleben.
(Anhang 2)

Im tiefsten Herbst des Jahres 1978 ernannte man meinen Großvater zum Direktor der Sowchose „Iljitschs Vermächtnis“. Er war zudem Zeitpunkt dreiunddreißig Jahre alt – das mystische Alter, in dem sich etwas vollzieht, in dem etwas geschieht. Ab Herbst 1978 stand also mein Großvater Nikolaj Petrowitsch Sapowskij an der Spitze der Sowchose „Iljitschs Vermächtnis“. Aber er selber bildete sich nicht ein Verwalter zu sein. Darüber zu urteilen ist ein wenig kompliziert: immerhin war er vom 6. April bis 6. Mai 1978 als zweiter Sekretär des Bezirkskomitees der KPdSU tätig, gab diesen Posten jedoch auf und kehrte in die Sowchose zurück. Man schlug ihm nicht nur vor in Braschnoje zu arbeiten, sondern auch in Astafjewka, Krasnij Kurasch, Georgiewka und Wjerchnij Amonasch. Schließlich musste er auf Drängen des Bezirkskomitees der Partei 1978 die Sowchose „Iljitschs Vermächtnis“ annehmen. Er selber empfand seine Versetzung als quälend, denn es tat ihm leid, dass er all das Erarbeitete nun zurücklassen musste. Außerdem begriff er, dass Braschnoje ein Kollektiv mit festen Traditionen, jahrhundertealten Dynastien; für einen Fremden würde es hier schwierig sein als Leiter Bestätigung zu finden. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Man begegnete dem neuen Direktor mit angespannter Zurückhaltung und Vorsicht. Irgendwo verbarg sich der verletzte Stolz: Braschnoje war schließlich eine millionenschwere Sowchose, die 22 Helden der Sozialistischen Arbeit, ein Heimatkunde-Museum, hunderte Meter Filmmaterial und mehrere Bücher hervorgebracht hatte – ganz zu schweigen von Zeitungs- und Zeitschriften-Veröffentlichungen über das rastlos schaffende, berühmte Kollektiv, und nun schickten sie einfach einen jungen Direktor her, der gar nicht von hier war.

Übrigens begriffen die klugen Braschnojer schnell, dass der neue Direktor ein Mensch mit großem Verantwortungsbewusstsein war, dass er nicht hier hergekommen war, im sich im Ruhm zu baden, sondern um anzupacken. Bald darauf geschah etwas, das sich innerhalb von zwei Jahrzehnten zu immer mehr Einzelheiten zusammenfügte und zur Legende wurde, die im gesamten Bezirk jeder kannte und bisweilen als Witz erzählte.

Nikolaj Petrowitsch bereiste als Ober-Agronom die Felder, der Direktor saß am Steuer. Auf den Getreidefeldern von Stepjanowka bemerkte er Vieh aus der Nachbarsowchose, und Viehhüter, die in aller Ruhe das Abweiden beobachteten. Der Großvater sprang aus dem Fahrzeug und lief zu ihnen hinüber… Sie waren es, die dann später überall erzählten: „Na ja, in Braschnoje haben sie sogar einen Chauffeur… Der Direktor sitzt im Auto, und der andere ist wütend auf uns losgestürzt…“.

Natürlicher Eifer und Kompromisslosigkeit störten bisweilen bei der Arbeit, aber die Menschen sahen darin, dass er sich nicht gleichgültig verhielt und bestrebt war, sich für die Wirtschaft – und das bedeutete: für die Menschen - als nützlich zu erweisen. Da er selber ein Maximalist war, verlangte er auch von den anderen volle Hingabe, und wenn es zu Konflikten kam, dann einzig und allein aus diesem Grund. Sie hielten ihn für streng, aber im Endergebnis ergaben sich Resultate, von denen alle profitierten. Beharrlich führte er mehrjährige Gräser ein und – löste so das Problem in puncto Futtermittel. Nach jeder Trockenperiode haben sie in der Sowchose nun immer noch genug für den Winter. Dank der Schaffung der Futtermittel-Station reduzierte sich die Kuh-Herde nicht, und so verfügten sie über Fleisch- und Milchprodukte und Mittel für weitere Entwicklungsmaßnahmen.

Als das Kollektiv irgendwann die Wahl hatte, ob man sich in eine Aktionärsgesellschaft umwandeln oder ein staatliches Unternehmen bleiben sollte, da war der Status eines Staatsbetriebs nicht sehr vielversprechend, gab aber dennoch eine gewisse Sicherheit: und so konnte man die einzigartigen Kansker Waldsteppen vor dem Überwuchern mit Unkraut bewahren. Es gab aus diesem Anlass zahlreiche Versammlungen, auf denen es laut zuging, und auf denen der Direktor seinen Standpunkt verteidigte. Die Mehrheit vertraute ihm und wählte den von Sapowskij vorgeschlagenen Weg – die Wirtschaft sollte staatlich bleiben. Wir die Zeit im weiteren Verlauf zeigte, war dies ein richtiger Entschluss gewesen. Es war für eine große Wirtschaft leichter zu überleben, und die Menschen darin fühlten sich beschützt und sicherer. „Wir haben nicht einen einzigen Hektar Ackerland vernachlässigt“ meinte Nikolaj Petrowitsch mit besonderem Stolz.

Schaut man sich heute das gegenteilige Bild in der ehemaligen Nachbarwirtschaft namens „Sieger“ an, wo man das Ackerland zum Pflügen an die Dorfbewohner verteilte, wo der Boden viele Male aufgekauft und wieder verkauft wurde, dann schmerzt einem das Herz, was dort geschehen ist: die Felder sind mit hohem Unkraut bewachsen, überall wuchert Steppengras, und die Menschen sammeln darauf bereits Beeren, anstatt das hier Getreide wächst.

Als Enkel Nikolaj Petrowitschs kann ich noch einmal voller Stolz meinen Großvater als einen Menschen „in Großbuchstaben“ nennen – wegen seines Handelns für das Wohlergehen der Leute, wegen seiner Liebe zur Bodenbewirtschaft.

Anatolij Iwanowitsch Jaroschenko, verdienter Arbeiter der Landwirtschaft, Abgeordneter der Staatsduma, der N.P. Sapowskij auf den leitenden Posten befördert hatte, wandte sich, als er zu einer Versammlung in Braschnoje eingetroffen war, an den ganzen Saal und sagte: „Bauern, hütet euren Direktor, so lange ihr alle beisammen seid, wird alles in Ordnung sein“. Aber sie taten es nicht. Die Zeit, die nun einsetzte, war einfach zu wirr und zu unklar.

In der gesamten Geschichte Braschnojes sind die Jahre unter Direktor Sapowskij die, welche den längsten Zeitraum umfassen. Und auch wenn das äußere Bild der Ortschaft sich in der Zeit nicht wesentlich veränderte, so stieg doch die Lebensqualität merklich an. Es entstanden guteingerichtete Behausungen auf dem Lande. Mehrere Straßenzüge mit Häusern wurden gebaut: die Molodjoschnaja, Oktjabrslaja, Polewaja, Trudowaja und andere Straßen. In die Häuser auf der Uschakowa-Straße wurden Heizungen eingebaut. Alle Pädagogen in der Ortschaft wurden mit komfortablem Wohnraum versorgt.

Gelder aus dem Buegdt flossen nicht in die Wirtschaft ein; mehr noch – die Sowchose „Iljitschs Vermächtnis“ (staatliche Sortier-Station) war eine der zahlreichen Wirtschaften in der Region, die all die Jahre ohne jegliche Subventionen existierten.

In der Amtsstube des Direktors, für alle gut sichtbar, hing ein Portrait des Akademikers T.S. Malyzew mit den berühmtem Worten, dass „Mensch und Natur auf dem Feld wie Schachspieler sind – es gewinnt immer der Weise“. Mein Großvater stimmt darin mit seinem Naturtalent überein, zählte sich stets als Schüler dieses Akademikers und war stolz darauf.

Bereits in früher Kindheit waren die Nachbarn in dem kleinen Dorf Petruschka im Kansker Bezirk, wo mein Großvater aufwuchs, der Meinung, dass Kolka Sapowskij eine glückliche Hand hätte. Die Großmütter baten ihn ab dem frühen Morgen zu ihnen zu kommen und die Hühner aufs Nest zu setzen. Und seine Altersgenossen gaben den Weg frei – er wollte schon als Kind immer gern der Erste sein. Und es gelang ihm. Auch im Dienst an seinem Volk wurde er einer der Ersten.
(Anhang N° 3)

Am frühen Morgen des 12. Juli 2005 traten die Mitarbeiter des Braschnojer Kulturhauses direkt in Nikolaj Petrowitschs Kabinett ein, um ihm zu seinem Ehrentag zu gratulieren. Sie überreichten ihm Blumen, kleine Geschenke, und natürlich ertönte sein Lieblingslied „Das Dorf trauert um die Stadt und die Stadt ums Dorf…“. Er freute sich und war aufgeregt, obwohl er nicht immer die Aufmerksamkeit auf seine Person gefördert hatte. Und anschließend ging es wieder an die Arbeit. Er war keiner, der gern im Arbeitszimmer an seinem Schreibtisch saß. Er erarbeitet seine Pläne und dann – nichts wie hinaus aufs Feld, auf die Sommer-Weideplätze, zur Heu-Ernte, zur Silage. Er versuchte das Wesen aller Dinge zu verstehen, überall gut aufzupassen. Wenngleich er bereits sehr krank war, ließ er sich nichts anmerken: erzeigte immer ein breites Lächeln, einen kräftigen Händedruck und sprach mit überzeugender, fester Stimme.

Und dann kam die 4. Dezember 2005. Er schied aus dem Leben, das er so geliebt hatte.

Ich kann mich sehr gut an diesen frostigen Dezembertag 2005 erinnern. Eine Kolonne der unterschiedlichsten Fahrzeugmarken parkt am Gebäude des Braschnojer Kulturhauses. Der Sarg steht im Saal auf einem Sockel. Leise ertönt Trauermusik. Die ganze Welt der Trauer hängt in der Luft. Der Bezirk Kansk nimmt Abschied von Nikolaj Petrowitsch Sapowskij. Den Sarg umgeben nicht nur Familienmitglieder und Nahestehende. Mit traurigen Mienen stehen dort auch die Direktoren der Sowchosen, leitende Angestellte ganz unterschiedlicher Ämter, Deputierte, Arbeitskollegen. Der Bezirk Kansk verabschiedet sich von einem MENSCHEN.

An dem Bürogebäude, in dem sich sein Arbeitszimmer befand, ist eine Gedenkplatte angebracht. Auf dem Dorffriedhof – eine Gedenk-Stele, die alles andere überragt, als ob er auch hier der Chef ist und auf alles achtgibt.

Ein MENSCH war aus dem Leben geschieden.

Am 30. April2012 betraten das Oberhaupt des Braschnojer Kulturhauses Ljudmila Krasnoschapko, der Braschnojer Dorfratsvorsitzende Wladimir Tkatsch und meine Großmutter Galina Aleksejewna Sapowskaja die Bühne des Kulturhauses. In feierlicher Atmosphäre verkündet Ljudmila Krasnoschapko, dass Nikolaj Petrowitsch Sapowskij aufgrund seines persönlichen Beitrags zur Entwicklung des Kansker Bezirks - und ganz konkret wegen seiner Leistungen zum Wohle des Dorfes Braschnoje , wegen seiner jahrelangen, äußerst gewissenhaften Arbeit, auf Beschluss des Deputiertenrates der Titel eines „Verdienten Einwohners des Kansker Bezirks“ verliehen wurd. Posthum.

Als Teilnehmer an dieser Veranstaltung dachte ich, dass so etwas höchstens im Kriege geschehen könnte, doch offensichtlich war das nicht der Fall. So eine Verleihung kann auch zu Friedenszeiten stattfinden, sofern ein Mensch es verdient hat. Und mein Großvater hatte es verdient.

Meine Großmutter Galina Aleksejewna brachte allen Anwesenden Worte der Dankbarkeit darüber zum Ausdruck, dass sie das Gedenken an diesen Mann wahrten.

Anschließend gab es ein Konzert. Kinder und Erwachsene sangen und tanzten. Und ich musste irgendwie daran denken, dass dieses Konzert nicht zum Feiertag des 1. Mai, dem Tag des Frühlings und der Arbeit, stattfand. Es war ein Konzert als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber meinem Großvater. Denn er hatte das Frühjahr sehr geliebt, die Jahreszeit, wenn der Boden so außergewöhnlich duftet, wenn die Natur erwacht, wenn es Zeit ist, sich um die Aussaat zu kümmern. Arbeiten für eine gute Zukunft, für das Wohl der Menschen.

In dem Artikel, den Vera Ilinitscha Mitina, ehemalige Hauptbuchhalterin der Kansker „Staatlichen Sortier-Station“ für unsere Lokal-Zeitung schrieb heißt es: „Er hatte einen schwierigen Charakter. Fordernd, mitunter vielleicht sogar heftig und schroff. Aber in einigen Fällen, vor allem zu Beginn der 1990er Jahre, als der Verfall der Produktion einsetzte und es zu Verzögerungen bei der Lohnzahlung kam, war ein solches Verhalten auch notwendig.

Ich erinnere mich, dass man damals breite Massen-Konsumgüter aufkaufte, Getreide gegen Kondensmilch eintauschte und diese den Leuten als Arbeitslohn aushändigte. Er schaffte es trotzdem, sich in dieser schwierigen Zeit zu orientieren. Die längste Lohnverzögerung dauerte sechs Monate. Die Zeit ging vorüber, und trotz allem behielten sie die Wirtschaft und ihre Arbeiter. Demzufolge haben die Menschen ihm Vertrauen geschenkt und standen voll und ganz hinter ihm.

Möglicherweise wäre die Wirtschaft auch nicht erhalten geblieben, wenn er mit einen schwächeren Charakter ausgestattet gewesen wäre. Denn von solchen Fällen gibt es etliche Beispiele.

Ich kannte ihn auch von einer anderen Seite. Ich musste mit ihm seinerzeit zur Ausgleichskommission fahren. Wir wohnten in einem Hotel, und er erwies sich einfach nur als ein ganz ungewöhnlicher Mensch – gut und nachgiebig. Bei der Arbeit behielt er diese Eigenschaften allem Anschein nach in sich verborgen.

Ich kann mich nichtmehr erinnern, wem zuerst der Gedanke in den Kopf kam – jedenfalls hängt jetzt an der Fassade des Kontors eine Gedenktafel zu Ehren von Nikolaj Petrowitsch Sapowskij.
„Kansker Nachrichten“

Das als ist die Heldentat eines Mannes, der ein kurzes, aber klares Leben führte. Für sie spricht: „Sie haben ihr Leben nicht umsonst gelebt, nicht ohne Ziel“. Er hat in den Herzen der Menschen, welche ihn kannten, eine gute Erinnerung an sich hinterlassen.

Immer und immer wieder höre ich das Geläute der Glocken, die bestätigen: „Er lebt, er lebt, er lebt…“, und in meinem Herzen wird er ewig leben. Diese Liebe werde ich, als Vertreter der jungen Generation, mein Leben lang mit mir tragen und auch an meine Kinder und Enkel weitergeben.

Ich beende meine Arbeit mit einigen Verszeilen meiner Großmutter:

„Zwölfter Juli – es ist mein Los, geboren zu werden,
Zu arbeiten, zu schaffen,
Am zwölften Januar ist es mir beschieden, Abschied zu nehmen
Und diese heimatliche Erde zu verlassen.
Ihr werdet meine Arbeit, meine Liebe
Zum Ackerboden in Erinnerung behalten,
Hütet unsere Landwirtschaft, Und vergesst mich nicht!“
Das beweist noch einmal mehr, dass er in unseren Herzen lebt und dies auch weiterhin so sein wird.

Literaturangaben:

1. Großes enzyklopädisches Wörterbuch der Region Krasnojarsk, Nd. 1 (2010).
2. „Mit Brot allein“, Verlag „Gornitza“ (2002)
3. „Berauschend der Name – beneidenswert das Schicksal“, W.A. Kramnaja
4. Landfrauen-Zeitung N° 18, 2012
5. Archiv meiner Großmutter Galina Aleksejewna Sapowskaja

Anhang N° 1

Anhang N° 2

Anhang N° 3

Anhang N° 4

Anhang N° 5


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