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Zum Gedenken an die Häftlinge des Norillag

Unter Berücksichtigung des mehrheitlichen Wunsches der Einwohner von Norilsk hat das Exekutiv-Komitee des Stadtrats in der örtlichen Filiale der Promstrojbank (Bank für Industrie und Aufbau; Anm. d. Übers.) ein Sonderkonto mit der N° 70202 zum Sammeln freiwilliger Beiträge eingerichtet – für die Ausstattung einer Gedenkstätte zu Ehren der Opfer der stalinistischen Repressionen. Für die Menschen, die den Baracken-Alptraum des „Norillag“ erleben mussten.

Zehntausende Menschen, die man von überall vertrieben hatte, wurden in dieser schneebedeckten Einöde zu unfreiwilligen Erbauern des gigantischen Metallurgie-Kombinats und der Stadt! Viele kamen schon bald darauf aufgrund der alle Kräfte übersteigenden Arbeit, durch Ruhr, Skorbut und Erkältungskrankheiten ums Leben. Viele wurden erschossen. Aber es gibt auch nicht wenige, denen es gelang, diese „Zwangsarbeiter-Höhlen“ zu überstehen“, und sie können uns heute über ihre eigenen Schicksale und die der verstorbenen Freunde berichten.

In der Stadt wurde ein öffentliches Komitee zur Verewigung des Gedenkens an die Opfer der Repressionen gegründet. Seine Aktivisten und die Öffentlichkeit stellen Nachforschungen an, machen die Namen der verbannten ersten Einwohner von Norilsk ausfindig. Die Stadt-Zeitung „Polar-Wahrheit“, das Fernseh-Studio, die Redaktion für Rundfunksendungen veröffentlichen Materialien, die über ehemalige Gefangene des Taimyr-Gebiets berichten – lebende und tote.

Allein die Auflistung der Namen, die weithin bekannt sind und heute mit Stolz und Ehrerbietung ausgesprochen werden, würde weit mehr als eine Seite beanspruchen. Unter ihnen befindet sich auch einer der ersten Erforscher der Norilsker Kupfer- und Nickel-Bergwerke, der Wissenschaftler und Geologe N. Urwanzew, einer der ersten General-Sekretäre des Zentral-Komitees des Allrussischen Leninistischen Kommunistischen Jugendverbandes A. Miltschakow, der ehemalige Adjutant des legendären Bürgerkriegshelden G. Kotowskij, der Schriftsteller Aleksej Garri, das Mitglied des Politbüros des Zentral-Komitees der Bulgarischen Kommunistischen Partei und Kampfgenosse von Georgij Dimitrow – Blagoi Popow, der Wissenschaftler und Historiker Lew Gumilew – Sohn von Anna Achmatowa und dem erschossenen Poeten Nikolaj Gumilew, der Volksschauspieler der UdSSR Georgij Schschenow, der Kalmücken-Volksdichter David Kugultinow, der bekannte Publizist Jewgenij Rjabtschikow…

Doch hier geht es nicht um berühmte Namen. Niemand, der unter den ungesetzlichen Maßnahmen zu leiden hatte, soll in Vergessenheit geraten, nichts dürfen wir vergessen. Unter dieser guten Aufgabe soll das Denkmal oder die Gedenkstätte dienen, deren Errichtung in Norilsk geplant ist. Seine Projektierung soll in einem freien Wettbewerb erfolgen. Die Norilsker haben beschlossen, für die Ausstattung nicht weniger als 200,000 Rubel zu sammeln. Die ersten zehntausend Rubel sind bereits auf dem „Konto des Gedenkens“ eingegangen. Nachdem dessen Existenz inzwischen publik geworden ist, überweisen immer mehr ehemalige Einwohner von Norilsk, die heute auf dem „Festland“ leben, freiwillige Beiträge. Und nach Schätzungen des öffentlichen Organisationskomitees sind es ungefähr zwei Millionen.

I. Aleksandrow
Norilsk

„Iswestija“, 03.09.1988


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