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Umdrehen, Marsch!

UNSERE INTERVIEWS

Der Name des Direktors der Krasnensker Sowchose G.G. Schmidt ist im Bezirk wohl bekannt. Gleichwohl ist, seitdem er als Kandidat für die Volksdeputierten der RSFSR nominiert wurde, das Interesse an ihm – seiner Persönlichkeit, seinen Geschäftsfähigkeiten, den Angelegenheiten der von ihm gelenkten Wirtschaft und seiner Wahlplattform - noch gestiegen. Vor zwei Tagen hielt G.G. Schmidt sich in der Redaktion der Zeitung «Neues vom Lande» auf. Wir geben die mit ihm geführte Unterhaltung wieder.

— Andrej Andrejewitsch (so nennt man ihn im Bezirk — Red.), Sie können sich doch mit vollem Recht als Sibirier bezeichnen?

— Ganz genau, obwohl ich in der Ortschaft Kutter im Krasnoarmeisker Bezirk, Gebiet Saratow, geboren wurde. Aber im Oktober 1941, als ich noch keine zwei Monate alt war, fand die, heute allen wohlbekannte, Umsiedlung der Wolgadeutschen nach Sibirien statt. Und so geriet unsere Familie in das Dorf Barsugasch im Daursker Bezirk. Vater und Mutter hatten drei Kinder — mich und noch zwei ältere Schwestern.

—Offenbar war es nicht leicht, sich am neuen Wohnort einzuleben?

— Natürlich, obwohl ich mich an die ersten Jahre nicht erinnern kann. Alles war noch schlimmer, weil Vater und die älteste Schwester (sie war noch nicht einmal achtzehn Jahre alt) sogleich nach unserer Ankunft in die Trudarmee einberufen wurden. Der Vater musste im Kirowsker Gebiet in der Holzbeschaffung arbeiten, die Schwester beim gewerblichen Fischfang in Igarka. Mutter zog uns beiden allein groß. Sie war eine starke Frau, fleißig, mähte bei der Heuernte pro Tag bis zu 1,2 Hektar, die Männer kamen ihr nicht nach. Und im Winter kümmerte sie sich um das Vieh. Vater kehrte erst 1946 nach Hause zurück.

Aber was ich gleich anmerken möchte, und das haben die Eltern mir viele Male erzählt: seitens der ortsansässigen Bevölkerung gab es uns gegenüber keinerlei Diskriminierungen. In der allerersten Zeit halfen die eingeborenen Sibirier den Neuankömmlingen sich niederzulassen, waren mit warmer Kleidung und Essen behilflich. Später, als ich schon etwas größer geworden war, lief ich zusammen mit allen anderen Dorfkindern herum, und keinem wäre damals in den Sinn gekommen jemanden zu fragen, welcher Nationalität er angehörte. Alle arbeiteten und feierten zusammen, alle ertrugen Freud und Leid gemeinsam. Jetzt ist es für irgendjemanden nutzbringend geworden, alle möglichen nationalen Fragen und Probleme zu schüren. Nur für die allgemeine Sache der Perestroika ist es nicht vorteilhaft.

- Es ist bekannt, dass das Arbeitsleben der Dorfkinder schon frühzeitig begann...

— Ja, das habe ich selbst erfahren. Schon in der vierten Klasse hat man mir streng definierte Pflichten auferlegt — bei der Heuernte die Heuhaufen zusammenzufahren und bei der Silage — die grüne Masse in die Grube zu schieben. Und das war nicht nur bei mir so. Wir, die Kinder, schliefen nachts nicht, damit wir am frühen Morgen die besten Pferde abbekamen. Mein Vater war Pferdepfleger, aber deswegen verhielt man sich mir gegenüber weder nachsichtig, noch erhielt ich irgendwelche Privilegien. Wenn ich es selbst rechtzeitig schaffte—gut gemacht; kam ich zu spät—gib niemandem die Schuld. Auch in anderer Hinsicht machte man mir keine Zugeständnisse. Das erste Fahrrad in meinem Leben— der Traum eines jeden Jungen—kaufte ich mir von meinem selbstverdienten Geld. Ich konnte damit noch nicht fahren, deswegen schob ich es den ganzen Weg von Daursk bis ins Dorf.

—Heißt das, dass Sie das Schicksal eines Arbeiters in der Landwirtschaft bereits in Ihrer Kindheit gewählt haben?

— Einen anderen Traum hatte ich nicht. Als ich heranwuchs, wurde mein Interesse für Technik geweckt. Nach dem Schulanschluss ging ich als Arbeiter in die Sowchose, später erlernte ich den Beruf des Fahrers, und 1960 trat ich der Ingenieur-Fakultät des Landwirtschaftlichen Instituts in Krasnojarsk bei. Nach dem Abschluss arbeitete ich eine Zeit lang in der Tschulymaker Getreidesowchose in Chakassien, doch es zog mich unwiderstehlich nach Hause zurück-, und so kehrte ich bald darauf wieder in meine Sowchose zurück. Ingenieuraufgaben hatte ich dort nicht, ich begann als Schlosser zu arbeiten. Doch man sagt nicht umsonst, dass Wissen nicht auf den Schultern getragen wird. Ich fing an Kolben und Kurbelwellen auf Abnutzung zu überprüfen, was vor mir noch niemand gemacht hatte. Das wurde bemerkt, und schon bald darauf erhielt ich den Posten eines Ingenieurs für landwirtschaftliche Maschinen und Mechaniker, und 1968 — Oberingenieur der Ogursker Sowchose. Als Ingenieure waren damals vorwiegend erfahrene Praktiker tätig — A. G. Kondakow, B. D. Romaschow, A.M. Lopatin, der von mir abgelöst wurde. Hervorragende Leute waren das, fachkundig und erfahren, wenngleich sie über keine spezielle Ausbildung verfügten. Mit einigen von ihnen treffe ich mich noch heute mit dem größten Vergnügen, andere sind bereits aus dem Leben geschieden, aber ich denke mit Dankbarkeit an sie zurück.

- Das heißt, Führungserfahrung bei der Arbeit gab es bereits?

— Ja, als Ober-Ingenieur war ich vier Jahre tätig. 1972 wurde an der Basis der Abteilungen der Primorsker und Malotumninsker Sowchosen die Krasnensker Sowchose gegründet, und ich wurde zu ihrem Direktor ernannt. Es war eine, gelinde gesagt, schwache Wirtschaft, die ich dort bekam: eine primitive Schmiede anstelle einer Werkstatt, keine einzige Getreide-Trockenanlage, kein Lagerhaus, aber das schlimmste war—das unwegsame Gelände. Obwohl alles nahe des Bezirkszentrums gelegen war, konnte man nur schwerlich durch den ganzen Schlamm dorthin gelangen. Es war ein Drama, das Getreide während der Erntezeit abzufahren. Schließlich haben wir selten einen Herbst ohne Regen. Und wenn von Besjasykowo oder noch weiter transportiert wurde… Es gab nur eine Nothilfe — zu der damaligen Zeit gab es schon den Ê-700. Heute schimpft man auf sie — angeblich seien sie zu schwer, nähmen den Boden mit, aber damals waren sie unersetzbar. Und dann noch das damalige soziale und kulturelle Alltagsleben! In Besjasykowo beispielsweise, befand sich der Klub in einer ehemaligen Kirche. Es herrschte akuter Wohnungsmangel. Nicht nur bei den Arbeitern, sondern auch bei den Spezialisten, die in die neue Wirtschaft kamen und nicht wussten, wo sie wohnen sollten. Mit dem Wohnungsbau begann dann auch meine Arbeit als Direktor. Im ersten Jahr in Krasnaja wurden sechs Häuser und ein Getreide-trocknungskomplex gebaut, man orderte Entwürfe und Kostenvoranschläge für den Bau einer Straße bis nach Balachta. Der Getreideertrag in dem Jahr belief sich auf 16 Zentner pro Hektar. Sie säten so viel aus, wie es ihrem Bedarf entsprach, aber lagern mussten sie das Korn in der Ogursker Sowchose – sie selbst hatten ja keine Lagerhallen.

Inzwischen wurde in der Sowchose eine dauerhafte Material- und Technik-Base geschaffen. Es gibt zwei Getreide-Trockenanlagen, bedarfsgemäße Getreidespeicher, zu beiden Dörfern wurde eine Straße verlegt. Die zentralen Reparatur-Werkstätten sind mit allem Notwendigen ausgestattet und erfüllen die Anforderungen der Sowchose in vollem Umfang. Hier gibt es Garagen für die Fahrzeuge und warme Standplätze für die Traktoren, was die Arbeit der Mechanisatoren in erheblichem Maße erleichtert, besonders in der kalten Jahreszeit. Es entstanden fünf Fütterungsbereiche. Und es ist nicht das erste Jahr in Folge, dass wir uns mit der Entwicklung der sozialen Sphäre befassen. Auf dem Zentral-Gut der Sowchose sind alle Straßen an die Wasserversorgung angeschlossen, und viele Bewohner haben sie mit bloßer Armkraft bis in ihre Wohnungen verlegt. Wie schon zuvor wird auf den Wohnungsbau große Aufmerksamkeit gelegt, wobei wir uns bemühen, die Wohnungen komfortabel auszustatten, mit allen unter unseren Bedingungen möglichen Annehmlichkeiten. Das Dienstleistungsgebäude bei uns ist, meiner Meinung nach, das beste unter allen Sowchosen. In Besjasykowo wurden in den vergangen zwei Jahren eine neue Schule, ein Geschäft für vier Arbeitsplätze, ein Klub und eine Kantine errichtet.

— Man muss verstehen, dass all dies vor allem dank des Anstiegs der Produktion möglich wurde?

— Zweifellos. Besonders jetzt, da die Sowchose vollständig zur Selbstfinanzierung übergegangen ist. Von Jahr zu Jahr steigt bei uns die landwirtschaftliche Kultur, und auf dem Gebiet der Pflanzenzucht haben wir keine schlechten Ergebnisse erzielt. Die Ernteerträge sind in den Jahren des aktuellen Fünfjahreszeitraums auf mehr als 23 Zentner pro Hektar gestiegen; deswegen haben wir den Fünfjahresplan beim Verkauf des Getreides an den Staat bereits erfüllt. Der Viehzuchtbereich wird von uns in vollem Umfang aus eigenen Futterquellen versorgt. Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise 25000 Zentner Getreide geerntet, obwohl noch vor fünf bis sieben Jahren der Wintervorrat 6-7000 Zentner ausmachte. Und das macht es möglich, auch das Niveau der Viehzucht anzuheben. Hier ein Beispiel: in den ersten Jahren der Bewirtschaftung lag der Milchertrag der Sowchose im Durchschnitt bei 2200 Kilogramm pro Kuh. Im vergangenen Jahr waren es — 3470. Wir verbessern den Stammbaum des Zuchtviehs, indem wir schwarzbunte Holstein-Friesen-Rinder in die Herde einbringen. Ihr Milchertrag liegt bei über 4500 Kilogramm. Die Sowchose erfüllt und übererfüllt ständig das Plansoll bei der Produktion und den Verkäufen von Milch und Fleisch an den Staat. Alles zusammen garantiert eine recht hohe Rentabilität der Wirtschaft — 54 Prozent, und das Wohl unserer Arbeiter. Im vergangenen Jahr machte unsere Sowchose, trotz der vergleichsweise geringen Größe, 1 Million 300000 Rubel Gewinn.

Der durchschnittliche Arbeitslohn der Mechanisatoren betrug 444 Rubel, der Lohn der Melkerinnen— 404 Rubel, bei den Fahrern waren es 324 Rubel. Zur Sowchose gehören 266 Familien, 76 von ihnen haben eigene Autos, 22 stehen auf der Warteliste für den Erwerb eines Fahrzeugs. Man muss anmerken, dass der Arbeitslohn im vergangenen Jahr, im Vergleich zu 1988 um 10% anstieg, die Arbeitsproduktivität um — 24 Prozent.

—Wie sehen Sie die Perspektiven Ihrer Wirtschaft?

— Bereits in den nächsten zwei Jahren haben wir es uns zur Hauptaufgabe in der Produktion gemacht, den Jahresdurchschnitt pro Kuh beim Milchertrag auf 4000 Kilogramm, den Ernteertrag beim Getreide auf 30 Zentner pro Hektor anzuheben, und den Gewinn auf nicht weniger als 2 Millionen Rubel jährlich zu steigern. Das soll als Grundlage für die weitere Erhöhung des Wohlstands des Sowchosen-Kollektivs und der Entwicklung des sozialen Bereichs dienen. Grundsätzlich werden wir uns auch mit der Umgestaltung des Dorfbildes befassen. Schon in diesem Jahr beginnen wir mit dem Bau der Wasserversorgung in Besjasykowo und einem Ambulatorium in Krasnaja, wir planen den Anbau einer Sporthalle und einer Werkstatt an die Besjasykowsker Acht-Klassen-Schule. Wir setzen den Wohnungsbau fort — für dieses Jahr sind sieben Häuser mit je zwei Wohnungen geplant, und zwar mit jedem zugänglichem Komfort. Des Weiteren wollen wir die Hilfe für Familien mit zahlreichen Kindern sowie Rentnern ausweiten: Wasser und Kohle werden für sie kostenlos sein, und die Rentner, die nur eine sehr geringe Rente beziehen, erhalten eine Zusatzleistung. Wir werden uns auch um die heranwachsende Generation kümmern. So haben wir für die Balachtinsker Oberschule, an der in den höheren Klassenstufen Schüler aus unseren Dörfern unterrichtet werden, die notwendige Ausrüstung zur Einrichtung einer Computer-Klasse im Wert von 38000 Rubel beschafft. Es wurden außerdem zwei Anlagen erworben, mit denen das zweite Fernsehprogramm in Krasnaja und Besjasykowo empfangen werden kann — Kosten: jeweils 40000 Rubel. Wir wollen die Hilfe für die Bevölkerung bei der Entwicklung eigener Hilfswirtschaften vorantreiben, vor allem für die Arbeiter, Angestellten und Rentner, die der Sowchose die Überschüsse an Milch und Fleisch verkaufen, welche in ihren Wirtschaften produziert werden. Im Gegenzug werden wir ihnen Kombifutter verkaufen (1 Zentner für 1 Zentner ihrer Produkte) und zwar zu einem Vorzugspreis. Das wird auch für die Sowchose eine große Unterstützung sein, und eine Beigabe für den Tisch der Bürger.

—Sie haben bereits eine Reihe von Begegnungen mit den Wählern durchgeführt. Was sind Ihre ersten Eindrücke?

— An einem so ernsthaften Wahlkampf musste ich noch nicht teilnehmen, obwohl ich bereits als Delegierter der Bezirks- und Siedlungsräte fungiert habe. Die diesjährige Wahlkampagne unterscheidet sich grundlegend von allen vorherigen. Zumindest darin, dass auf ein Mandat sieben Kandidaten entfallen. Und deswegen studieren die Leute auch sehr aufmerksam unser Vorwahlen-Programm, wägen alles sorgfältig ab, sofern es konstruktiv erscheint. Bei den Versammlungen stellen die Wähler eine Menge scharfer Fragen, was vorher nie der Fall war, und ich habe das Gefühl, dass von den Antworten auf diese Fragen sehr viel davon abhängt, ob die Menschen mir Glauben schenken. Es ist kein Geheimnis, dass jeder ganz genau definierte Hoffnungen für die Zukunft hegt, und ihre Hoffnungsträger sind diejenigen, die ihre Interessen im obersten gesetzgebenden Organ der Republik vertreten. Ich bin bemüht, die Interessen der Wähler bereits während der Vorwahlen-Kampagne zu berücksichtigen.

— Die wichtigsten Momente Ihrer Vorwahlen-Plattform sind bereits in der vorherigen Ausgabe unserer Zeitung dargelegt, in der über ein Treffen mit Wählern des Uschursker Bezirks Mitteilung gemacht wird. Möchten Sie vielleicht Ihr Augenmerk auf besondere Bestimmungen richten?

— Ich würde sagen, das Wahlprogramm ist nicht starr, es formiert sich auch weiterhin unter dem Einfluss der Begegnungen mit den Wählern. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen über die Lage der Russischen Föderation im System der Union der Sowjetrepubliken beunruhigt sind. Und in diesem Punkt teile ich die Position der Wähler voll und ganz. Russland muss ein vollberechtigter selbständiger Staat mit einer vollberechtigten selbständigen Regierung sein. Ebenso wie die anderen Republiken. Aber es gibt für sie keinen Reserve-Abstellraum. Auf der Allunions-Versammlung der Vertreter der Arbeiterklasse und der Bauernschaft im Kreml hat M.S. Gorbatschow gesagt, dass die sowjetischen Menschen trotz der aufgetretenen Schwierigkeiten besser gelebt haben. Sie hatten mehr Personenkraftwagen, Farbfernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen usw. Aber hier in unserer Sowchose sehe ich diese Dinge nicht, und im Bezirk auch nicht. Im Gegenteil, der regionale Fond für PKWs wurde im vergangenen Jahr um die Hälfte gekürzt. Wohin gingen alle diese aufgelisteten Dinge? Es drängt sich eine Schlussfolgerung auf: in die anderen Republiken, zur Abmilderung der schwelenden nationalen Konflikte. Und wieder in dem bekannten Maße auf Kosten Russlands. Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass Russland 1988 mehr als 43 Milliarden Rubel Gewinn in ausländischen Währungen erhielt, doch diese Mittel wurden zum großen Teil auf die anderen Republiken verteilt. Es ist an der Zeit dem ein Ende zu setzen. Russland lebt keineswegs besser, sondern merklich schlechter als die anderen Republiken. Das sehen wir auch an der gegenwärtigen Krasnojarsker Region. Sie verfügt über enorme Natur-Ressourcen - und hat fast nichts davon. Der grüne Ozean der Taiga— und trotzdem ist es für uns ein unlösbares Problem, auch nur einen überschüssigen Kubikmeter Holz zu bekommen. Die reichsten Bestände an wertvollsten Fellen, aber wir können nicht mal einen kurzen Mantel daraus bekommen. Mächtige Flüsse, das Eismeer, mit wertvollen Fischen im Überfluss,—aber in unseren Geschäften ist selbst der Alaska-Seelachs eine Seltenheit. In der Region werden Waschmaschinen, Kühlschränke, qualitativ hochwertige Stoffe hergestellt — doch nichts davon ist in den Läden zu sehen. Es gibt nur eine Schlussfolgerung — sie fließen in die republikanischen und regionalen Wirtschafts-Rechnungsführung ein. Dabei sollte es eine authentische Rechnungsführung sein, ohne jegliche schmälernde Korrekturen seitens des Apparats der Unionsbehörden. Nur unter solchen Bedingungen kann soziale Gerechtigkeit im Hinblick auf die größte Unionsrepublik erreicht werden, die der Kern der gesamten Union war und bleiben soll. Falls ich zum Deputierten gewählt werde, werde ich alle Kraft aufbieten, um entsprechende Gesetze zu verabschieden. Ich werde auch für einen gerechteren Warenaustausch zwischen Städten und Dörfern kämpfen. Die heutigen Preise für landwirtschaftliche Technik, Mineraldünger und viele andere Materialien sind für das Dorf einfach als wären wir hörige Knechte. Gleichzeitig haben die landwirtschaftlichen Unternehmen das Recht verloren die Preise für ihre Produkte anzuheben. Und eine Erhöhung wäre auch kaum zweckdienlich, denn sie würde dem Geldbeutel der städtischen Arbeiterklasse einen heftigen Schlag versetzen. Doch die Vereinigung von Arbeiterklasse du Bauernschaft ist nicht ein für alle Mal gegeben, an ihre Kräftigung muss andauernd erinnert und dafür konkrete Schritte unternommen werden. Meiner Ansicht nach haben einige Industriechefs und sogar Arbeitskollektive das wohl vergessen. Einen Ausweg sehe ich daran, dass man für die Einsetzung einer strengen staatlichen Regulierung der Preise für Industrieprodukte den Erscheinungen des Gruppenegoismus ein Ende setzen muss. Andererseits soll der Staat Zuschläge für landwirtschaftliche Produktion bis zum optimalen Niveau auf sich nehmen, wie es auch in den entwickelten kapitalistischen Ländern gehandhabt wird. Andernfalls wird es bei der Bauernschaft kein Interesse geben, die Produktivität ihrer Waren zu erhöhen, und das bedeutet: es wird keinen reichlich gedeckten Tisch geben.

Für das wichtigste Problem halte ich die heutige Situation der Familie. Es gibt viele Gespräche über das niedrige Niveau der Arbeitsdisziplin, über zügellose Kriminalität, über den Niedergang der Moral. Dabei rühren doch all diese Übel weitestgehend von dem Gefühl der Benachteiligung in den Familien her. Gerade in der Familie werden die Grundsteine der Moral eines Menschen gelegt, und alles hängt davon an, wie gesund diese Grundlagen sind – oder auch nicht. Zur Festigung der Familie, ihrer Gesundung, ist sind die entschiedensten, effizientesten und unaufschiebbarsten Maßnahmen absolut notwendig. Gleichermaßen wichtig sind auch die materielle Sicherstellung und das geistige Aufleben der Familie. Die jahrhundertelange Erfahrung des Volkes hat zahlreiche bemerkenswerte Traditionen der Erziehung innerhalb der Familie erarbeitet. Leider hat man in den vergangenen Jahrzehnten viele davon vergessen und zerstört. Man muss sie wieder hervorholen – auf Basis der heutigen Entwicklung von Wissenschaft, Kultur, Kunst und Technik. Und besonders wichtig ist es, die geistige Verbindung zwischen den Generationen zu stärken, indem man dabei alles Negative, Angestaubte anmerkt und die ewigen allgemeinmenschlichen Werte bewahrt.

— Vielen Dank! Ich wünsche Ihnen aufrichtig, dass Sie bei den Wahlen den Sieg erringen!

Die Unterhaltung wurde geführt von
W. STEPNOW

„Dorf-Nachrichten“ (Balachta), 25. Januar 1990
Das Material wurde vom Balachtinsker Heimatkunde-Museum zur Verfügung gestellt.


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