Mehr als ein halbes Jahrhundert ist seit der Zeit vergangen, aber die Gesichter dieser Menschen, ihre unschuldigen, gütigen Augen stehen vor mir, als wäre es heute.
Die Holzstation Kriwljak, die im ehemaligen Jarzewsker Bezirk existierte ist nur ein winziger Punkt auf der riesigen Karte des Archipel GULAG. 1935-1936 liefen wir, ein paar siebenjährige Buben, oft dorthin, um uns die „Volksfeinde“ anzuschauen. Mein Gott, wie sie dort lebten… Ins Gedächtnis eingeprägt hat sich eine in Kriwljak sehr populäre Strafmaßnahme – die Menschen wurden an einem Bum festgebunden und im Sommer den Mücken zum Fraß vorgeworfen, während man sie im Winter, bei grimmigem Frost, mit Wasser übergoss.
Soweit ich weiß, ist niemand in Kriwljak am Leben geblieben. Später, als ich schon in die vierte Klasse ging, suchten wir die Holzstation auf. Wir sahen dort nichts als Gruben - angefüllt mit hineingeworfenen Zweigen und Knochen.
Wie viele solcher kleiner Pünktchen, wo unschuldige Opfer des Stalinismus ihrem Tod begegneten, mag es in unserem Lande noch geben? Können wir ruhig schlafen, so lange auf der Karte des GULAG auch nur ein einziges „weißes Fleckchen“ zu sehen ist?
F. Bondarenko, Rentner
„Krasnojarsker Arbeiter“, 16.11.1990