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Die Seiten wühlen die Erinnerung auf

An der Staatlichen Krasnojarsker Pädagogischen Universität wurde der erste Teil des Buches von Robert Adolf Maier „Das Schicksal des Russland-Deutschen“ herausgebracht.

Es trägt den Untertitel „Eine Familienchronik“. Es ist tatsächlich die Geschichte über das Leben mehrerer Generationen von Maiers, die auf sibirischem Boden geboren wurden. Allerdings reflektiert die reine Familien-Erzählung, wie in einem Spiegel, die Geschichte und das Schicksal zahlreicher Russland-Deutschen. Das Buch ermöglicht es, die Geschichte des Auftauchens der deutschen Kolonien an der Wolga zu erfahren. Du verstehst, wieviel Schweiß und Blut es die ersten Umsiedler gekostet hat, die einst verödeten Ländereien in blühende Gärten und fruchtbare Äcker zu verwandeln. Du erlebst die Abkömmlinge der ersten Maiers mit, die am eigenen Leib die ganze Lüge der staatlichen Ideologie des vor- und postrevolutionären Russlands in Fragen nationaler Beziehungen erfuhren.

Einige Seiten erinnerten mich an meine Kindheit, welche in die 1950er Jahre fiel; aufgewühlt wurden Erinnerungen an Erzählungen von Angehörigen a7us älteren Generationen darüber, was sie in den vergangenen 100 Jahren des Lebens in Russland Alles erleben mussten. In dem von mir geschaffenen und sorgsam gehüteten Familienarchiv gibt es eine „Persönliche Akte über die Lehrerin der Owsjansker Oberschule – Jelisaweta Jakowlewna Dorzweiler“ – meine Mutter. Nachdem sie die Schrecken der Trudarmee-Zeit durchlaufen hatte, erwirkte sie unter größten Schwierigkeiten, ebenso wie einige der Helden der „Familie-Chronik“ R. Maiers, die Rechte, in ihrem erlernten Beruf tätig zu sein, sich in ihrem Lieblingsbereich zu beschäftigen – die deutsche Sprach zu unterrichten. Als charakteristisch für Mamas Arbeit merkt der Direktor der Schule 1951 ihre hohe Professionalität und ihren Fleiß an; gleichzeitig aber hält dieser „wachsame Genosse“ es für notwendig, zu unterstreichen, dass „die kommunistische Erziehung der Schüler im Deutschunterricht unzureichend ist“.

In einer solchen Atmosphäre der Niedertracht, des Verrats, der Angst vor den Repressionen der Behörden arbeiteten ihre Stiefinder – die Russland-Deutschen - zum Wohl des Vater- und Mutterlandes, was in Maiers Buch sehr gut aufgezeigt wird.

Indem er die Erinnerung seines Lesers – des Russland-Deutschen, durch die Erzählung über die jüngste Vergangenheit der eigenen Familie aufwühlt, zwingt der Autor jeden darüber nachzudenken, dass es doch schön wäre, wenn es in jeder Familie eine eigene Chronik gäbe. Dann würde die Verbindung zwischen den Generationen nicht abreißen, und es gäbe unter uns keine Menschen, die ihre Verwandten nicht verstehen. Ich glaube, Maiers Nachfahren werden stolz sein, dass sie eine Familienchronik besitzen.

Gennadij Goldman
Stadt Diwnogorsk, Region Krasnojarsk

Von der Redaktion „SZplus“. In seinem Brief an die Redaktion schreibt Gennadij Goldman: „Es kommt nicht oft vor, dass in Russland und insbesondere in Sibirien und Krasnojarsk Bücher von Russland-Deutschen herauskommen. Deswegen habe ich auch beschlossen, die Überlegungen über das neue Buch von einem der Unseren – dem Russland-Deutschen Robert Adolfowitsch Maier, der in Krasnojarsk lebt, zu teilen. Das Buch wurde allein aus Geldmitteln des Autors in kleiner Auflage herausgebracht. Daher ist es nicht gelungen es zu erwerben. Und ich habe es, um es überhaupt lesen zu können, von einem meiner Bekannten geliehen. Aufrichtig beglückwünsche ich den Autor zur Herausgabe des Buches“.

Wir schließen uns den Glückwünschen für Robert Adolfowitsch Maier an und wünschen Erfolg bei der Vollendung dieser großen und mühseligen Arbeit.

Sibirische Zeitung plus N° 8 (26), 8/2000 (die Zeitung wird in Nowosibirsk herausgegeben).


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