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Kürzlich kam beim „Bonus“-Verlag ein Buch des Doktors der Philosophie, Leiters des Lehrstuhls für Kulturgeschichte an der Staatlichen Krasnojarsker Universität, aktiven Mitglieds der Akademie der außerirdischen Kontakte – Andrej Michailowitsch Burowskij mit dem Titel „
Sibirischer Horror 3“ heraus. Ein glänzender Umschlag mit blutbeflecktem Fabelwesen, ein gewandt geschriebener Text, im Großen und Ganzen alles so, wie es sich heute gehört.
Der Autor schreibt über „Begegnungen mit dämonischen Kräften und Geheimnissen“ in Krasnojarsk und seiner Umgebung. Den Inhalt des Buches werde ich nicht antasten – das Buchgeschäft ist ein ernstes Business, das mit Geld zu tun hat und für mich unverständlich ist. Es verletzt in der vorliegenden Arbeit di Unwissenheit des Autors in Bezug auf die Geschichte der für ihn heimatlichen Stadt. So wurde aus dem in Krasnojarsk bekannten Kaufmann und Mäzen Sidor Schtschegolew – Iwan, seine Ehefrau Tatjana verwandelte sich in die Tochter. Kaufte Schtschegolew die Krestowosdwischensker Goldmine für kleine Erträge mit seiner Tätigkeit als Kleinkrämer und Hausierer? S. Schtschegolew fand selber Gold, seine Memoiren sind noch erhalten geblieben.
Im Gebäude der Universität für Agrarwissenschaften lebte Iwan Gerassimowitsch Gadalow und nicht sein Bruder Nikolaj. In der Friedensstraße 46, wo sich heute die Poliklinik N° 15 befindet, wohnte Afanssij Grigorjewitsch mit seiner Ehefrau Zizilia, doch handelte es sich um keine vornehme Gesellschaft. General-Major Potapow, der 1937 Häftlinge auf einer Datscha erschossen hatte – ist Aleksander Sergejewitsch Panjukow. Und die Gräber der von ihm Erschossenen wurden vom Krasnojarsker „Memorial“, nachdem diese Organisation sie entdeckt hatte, natürlich nicht ausgegraben und die „mumifizierten Leichen“ exhumiert, die später nach dem Willen des Buch-Autors auf den Datschen umgingen und Hühner entwendeten. Denn im Unterschied zu A.M. Burowskij haben wir uns nicht getraut, die Gräber zu schänden – nicht einmal in unseren Gedanken. Die Beschreibung des Polarforschers Fridtjof Nansen entspricht nicht einmal annähernd dem Original („ein Mann mit bedeutungsvollem, ernsten Gesicht, Bart und langen Haaren“).
Besonders unangenehm im Buch sind die Stellen, an denen Burowskij die Wissenschaftler verspottet. So erinnert Akadengorodok nach dem Willen des Autors „an die Dekoration eines amerikanischen Films über die Folgen des Atomkrieges“. Im Forst-Institut der sibirischen Filiale der Russischen Akademie der Wissenschaften (in Burowskijs Buch) trinken sie Schnaps aus Messgläsern und liefern sich „Schnauzenkämpfe unter dem himmlischen Geruch von Chemikalien“, und der bekannte gelehrte Bodenkundler N.W. Orlowskij „wirft“ bei all seinen Dissertationen „unbedingt einen schwarzen Ball“, und flunkert, indem er mit einem Stock (an dem er niemals ging) auf den Boden klopft: „Ich habe einen weißen geworfen“.
Ich spreche schon gar nicht erst von den geringfügigen Ungenauigkeiten: „Die Kugel einer Doppelflinte durchschlug mit ihren 9 Gramm Gewicht mit einem schrecklich knirschenden Geräusch den Schädel“; „ein Hauptmann der Staatlichen Sicherheitsinspektion des Straßenverkehrs und des UWD Kostja mit seinem Dienstrevolver“ und ähnliche Unstimmigkeiten, welche man in nicht enden wollender Reihenfolge aufzählen könnte.
Der Autor schreibt: „Ich weiß am besten von allen über diese Stadt Bescheid“, aber bei seiner Arbeit an dem Buch machte er sich nicht einmal die Mühe Fakten zu korrigieren, die im Jenisseisker Enzyklopädischen Wörterbuch angeführt sind. Das zeugt von einer Fahrigkeit und Überstürzung beim Arbeiten und schmückt Andrej Michailowitsch, den ich als talentierten Geschichtswissenschaftler kenne, keineswegs heraus.
Sergej Orlowskij
„Krasnojarsker Arbeiter“ – 25. April 2001