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Trotz allem

Über gute Menschen

Mama... Das ist für jeden von uns das liebste Worte, welches wir in unserem Leben als erstes von uns geben. Die Mama wird einem niemals wehtun, einen nicht verraten oder nicht mehr lieben. Selbst tausende Kilometer von ihr entfernt fühlst du noch die mütterliche Sorge, Unterstützung, Wärme. Jeder hat eine eigene Mama, und sie ist immer die schönste, die beste, die allerbeste... Wir berichten heute über das Schicksal einer bemerkenswerten Frau, ebenfalls Mutter — Irma Friedrichowna Jung.

Die neunjährige Irma kam zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern im fernen Jahr 1941 aus dem Wolgagebiet nach Ugolnij im Balachtinsker Bezirk. Die Familie wurde in einem großen Haus untergebracht, in dem bereits mehrere, ebenfalls Repressalien ausgesetzte Familien lebten. Die erste Klasse besuchte Irma nur wenige Monate: mit Beginn der Kälteperiode musste sie das Lernen wegen mangelnder warmer Kleidung vergessen. Irma Friedrichowna erinnert sich an ihre Kinderjahre und wundert sich: "Wie haben wir nur überlebt? Es herrschte doch ein so schrecklicher Hunger, manchmal mussten wir sogar Zieselmäuse fangen, um sie zu essen. Einmal mussten mein Bruder und ich zur Getreidesowchose gehen, um Mamas alten Rock gegen Kartoffeln einzutauschen. Es herrschte grimmiger Frost, unterwegs wären wir beinahe verreckt; wie durch ein Wunder sind wir am Leben geblieben".

Landarbeit kannte Irma seit früher Kindheit. Mit zwölf Jahren versuchte sie sich als Melkerin. Anfangs half sie einfach ihrer Mutter die Kühe auf der Farm zu melken, und mit sechzehn Jahren vertraute man ihr bereits eine ganze Gruppe Kühe an! Mit einem Wort, von klein auf war sie ein selbständiges und fleißiges Mädchen.

Mit neunzehn begegnete sie ihrem Zukünftigen und heiratete. Sie lebten wie alle anderen: bier Kinder kamen, sie unterhielten ihren Haushalt. Doch das ruhige und glückliche Eheleben währte nicht lange. Als Irma Friedrichowna ihren Mann begrub, war sie gerade einmal einunddreißig Jahre alt... Auf den Schultern der jungen Frau lag nun die Erziehung der vier kleinen Kinder. Zudem war durch den Tod ihres Mannes ihre Gesundheit erschüttert: aufgrund der heftigen Erlebnisse und Belastungen machte sich eine Erkrankung bemerkbar, die sie bereits in ihrer Kindheit erworben hatte. Das Ergebnis war – Invalidität und die Unfähigkeit aufgrund des Gesundheitszustands ihre Arbeit fortzuführen. Doch Irma Friedrichowna sagte sich: "Ich muss das alles überwinden, ich habe die Pflicht, meine Kinder trotz allem großzuziehen und zu unterweisen!".

Und so nahm sie Bestellungen von Nachbarn und Bekannten an: sie nähte, spann, stickte und strickte – arbeitete Tag und Nacht, und ihre Hände erwiesen sich als goldene. Und dabei fand sie immer Zeit, mit den Kindern zu sprechen, ihnen mit Ratschlägen behilflich zu sein, zärtlich zu ihnen zu sein... In ihrer Jugend zur Witwe geworden, widmete sie sich ganz der Erziehung der Kinder, war und ist stets eine fürsorgliche Mutter. Bis heute zeigt sie jedem von ihnen ihre mütterliche Liebe und Güte. Von ihr haben sie Bescheidenheit und Verlässlichkeit gelernt. Den Enkeln und Urenkeln gibt Oma Irma ihre Liebe, erlebt gemeinsam mit ihnen Freud und Leid.

(Irma Friedrichowna gehört zu den Frauen, die das gegebene Schicksal annehmen; sie verschwendet keine Zeit mit Jammern, freut sich an dem, was sie besitzt. "Und wenn ich auch keine Truhe mit Schätzen habe, - meint sie, - der größte Reichtum für mich sind – meine Kinder, Enkel und Urenkel, meine Familie". Und die sind ihrerseits ihrer Mama und Oma für ihre Anhänglichkeit, Zärtlichkeit und Seelengüte dankbar; sie verneigen sich zutiefst vor ihr und gratulieren ihr zum Siebzigsten!

I. JUCHNOWEZ

„Dorf-Nachrichten“ (Balachta), 20. Dezember 2002
Das Material wurde vom Balachtinsker Heimatkunde-Museum zur Verfügung gestellt.


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