Nachrichten
Unsere Seite
FAQ
Opferliste
Verbannung
Dokumente
Unsere Arbeit
Suche
English  Русский

Die Angst vor dem Führer

21.04.2005

In Krasnojarsk entbrennt zur Zeit ein Skandal um die Errichtung eines Denkmals zu Ehren von Josef Stalin. Gestern Abend tauchte die Information auf, dass man über die Angelegenheit bereits in der Stadtverwaltung entscheidet. Gegner dieser Idee haben unverzüglich einen Brief der Entrüstung an den Bürgermeister geschrieben. Aber die Anbeter des Führers sind davon überzeugt, dass das Denkmal unbedingt errichtet werden muß. Die einen wie die anderen sind bereit zum Kampf.

Der Abgeordnete Oleg Paschtschenko bezeichnet sich selbst als Stalinisten. Obwohl er sagt, dass er den Führer in seiner Jugend nicht mochte. Er verstand den Mann, als er sich der Politik zuwandte.Er ist trotz allem davon überzeugt, dass Stalin sich einen großen Namen gemacht hat und deshalb einer solchen Verehrung würdig ist. Bei der Gesellschaft „Memorial“ will man von solchen Redennichts hören. Als man hier erfuhr, dass die Bürgermeisterei aus der Regionsverwaltung die Anordnung erhalten hatte, sich mit der Frage der Errichtung eines Stalin-Denkmals zu befassen, war man dermaßen schockiert, dass man sofort einen offenen Brief an Petr Pimaschkow verfaßte. Einmütigkeit herrscht in dieser Sache unter den Krasnojarskern nicht. In der Verwaltung werden eine Spaltung der Gesellschaft und ein riesengroßer Skandal befürchtet. Der Bürgermeister teilte heute mit, dass die Angelegenheit vorerst nicht zur Erörterung kommen werde.

Bei „Memorial“ hat man die Hoffnung, dass noc alles friedlich geklärt werden kann. Allerdings ist man auch dort zum Äußersten bereit, um auf keinen Fall eine Rückkehr zum Stalinismus zuzulassen. Und die Historiker verhalten sich ruhig. Ein einziges Denkmal – das ist doch noch kein Persönlichkeitskult. Immerhin wurde in den 1950er Jahren jedes Fabrikverwaltungsgebäude von einer Stalinbüste geziert.

Julia Kurbatowa
STS-Prima


Zum Seitenanfang