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Der Führer kehrt zurück

25.04.2005

Der Führer kehrt zurück. Heute hat der Öffentlichkeitsausschuß der Stadtverwaltung dem Bürgermeisteramt empfohlen, in Krasnojarsk eine Stalin-Büste aufzustellen. Die Skulptur wird bereits in einer Fachwerkstatt gegossen. Der Skandal spitzt sich zu.

Die Angst vor dem Führer erreichte heute seinen kritischen Punkt. Der Vorsitzende der krasnojarsker Gesellschaft „Memorial“ , Alexej Babij, beschloß zu handeln. Innerhalb von nur einer Stunde sammelte er fast 400 Unterschriften gegen die Errichtung eines Denkmals.

Die Frontkämpferin Anna Trofimowna lehnte eine Unterzeichnung rundweg ab.  Für sie, die den ganzen Krieg durchgemacht hat, ist so eine Frage schmählich und lästerlich: „Wir müssen die Geschichte bewahren und schätzen lernen, was gewesen ist, damit sich nichts ändert“.

Alexej Babij bringt dem Wunsch der Veteranen Achtung entgegen. Aber er ist sich der Rechtmäßigkeit seiner Einstellung sicher. Das, was für die Frontkämpfer Gerechtgkeit ist, bedeutet für die Repressionsopfer eine schwere Kränkung. Er wandte sich an die Frontkämpfer mit folgenden Worten: „Sie müssen nicht nur an sich denken, es gibt ja auch andere alte Menschen, die auch viel Leid ertragen mußten, und man darf mit ihnen nicht so umgehen, meine Lieben“. Ob es ein Denkmal geben wird oder nicht, darüber hat heute eine Sonderkommission der Stadtverwaltung entschieden. Nach einem zweistündigen Streitgespräch – ein positives Urteil. Die Ideologie liegt darin, daß man die Erinnerung nur an den Menschen, der als Oberbefehlshaber den Krieg lenkte, bewahren wird, dessen Beitrag jedoch ziemlich schlecht einzuschätzen ist.

Die Büste ist die Arbeit von Wasilij Sewzow; sie wird bereits in einer Fachwerkstatt gegossen. Das Geld dafür haben die Kommunisten gesammelt. Es ist eine gute Methode, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu lenken. Und der Wunsch der Veteranen wird, wie es aussieht, als unbestreitbares Argument ausgenutzt. So daß es der Bürgermeister, bei dem die endgültige Entscheidung liegt, sehr schwer haben wird. Petr Pimaschkow versicherte, daß man eine Lösung finden wird, die alle Krasnojarsker vereint. Folgender Kompromiß wurde vorgeschlagen: es wird kein Denkmal unter freiem Himmel geben. Man wird eine Büste aufstellen. Und gleichzeitig wird man neben ihr eine zweite aufstellen – die von Schukow. Die Kommission unterbreitete den Vorschlag, die Büste Josef Stalins im Sieges-Pantheon, direkt im Gebäude, aufzustellen. Nach Ansicht der Kommissionsmitglieder  wird dies erstens ideologisch richtig sein, und zweitens hilft es, das Denkmal vor den Händen von Vandalen zu schützen. Und genau da beginnen die Ungereimtheiten. Wenn schon von vornherein klar ist, daß das Denkmal nicht in Ruhe gelassen wird, wozu solles dann noch aufgestellt und die Leute provoziert werden.

Julia Kurbatowa

STS-PRIMA


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