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Für Stalin?

Die ganze letzte Woche waren die Kommunisten von Krasnojarsk auf den Barrikaden. In Reih und Glied traten sie, wie üblich, auf dem Platz der Revolution an. Tatsächlich forderten sie keine Revolution – sie forderten vielmehr Stalin. In dem Sinne, daß sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Aussicht nach einen Denkmal für eben jenen Menschen lenkten. Das für den Führer gedachte Denkmal selbst ist bereits mit Geldern der Bürger fertggestellt worden; es geht jetzt nur noch um eine Einigung mit den Behörden bezüglich des Aufstellungsortes. Wenngleich alle übergeordneten Machtorgane – sowohl der Bürgermeister, als auch der Gouverneur sowie die Mehrheit der Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung – sich gegen das Denkmal ausgesprochen haben, kommt die Geschichte seit dem Frühjahr nicht zur Ruhe.

Man kann wohl sagen, daß die günstigste Zeit bereits versäumt wurde. Es ist klar, daß das Aufstellen des Denkmals am Vorabend des Siegesfeiertages am wenigsten schmerzhaft gewesen wäre. Da hätte man dem Oberbefehlshaber vieles verzeihen können. Man hatte die Menschenrechtler damit getröstet, daß das Denkmal ja nicht für den „Tyrannen des Jahres 1937“, sondern für den „Triumphator des Jahres 1945“ bestimmt sein sollte. Und viele mußte man auch gar nicht trösten. Letzendlich gibt es ja auch ein Lenin-Denkmal und irgendwo im Lande eines, das Nikolaus II. zeigt. In den Augen der Bevölkerungsmehrheit ruft Stalin auch nicht mehr Zweifel hervor, als diese beiden historischen Persönlichkeiten.

Erinnern wir uns daran, daß es bereits den Versuch der Errichtung eines Stalin-Denkmals gegeben hat. Und im übrigen war das ein sehr merkwürdiger. Der führende Kopf des krasnojarsker Stadtkomitees der KPRF, Genosse Bedarew bestimmte, zusammen mit anderen Genossen, als Aufstellungsort für die Führerbüste das Territorium, das zum Heimatkundemuseum gehört. Im Museum entrüstete man sich, lehnte sich auf. Nach ein paar Stunden wurde die Büste wieder abtransportiert. Zuvor waren Unterschriften gesammelt worden, viele machten bei dieser Aktion mit. Und danach auch.

Eine interessante Reaktion auf den Artikel „Der stalinistische Block von Krasnojarsk“. Was die Haltung gegenüber der KPRF betrifft, wurde nur eines deutlich: Verachtung. Die radikalen Kommunisten beschimpfen unsere „Rosagefärbten“ wegen ihrer Halbheiten und ihrem überheblichen Tun. Nach einer offiziellen Erklärung der Radikalen hätte das Denkmal schon längst errichtet werden können. Mit Leichtigkeit. Und dabei sogar auf zweierlei Wegen. Entweder durch den Kauf einer „2 x 2 Meter“ großen Bodenfläche, die dann schließlich „Privateigentum“ ist. Darauf wird dann das Denkmal stehen, nach dem Motto: „Der Boden gehört mir: darauf kann ich machen, was ich will“. Damit der Büste nichts Schlimmes passiert, wird rund um die Uhr eine Bewachung aus Komsomolzen organisiert; Gott sei Dank gibt es genug, die das machen würden. Der zweite Weg wäre schon etwas kühner, ist im Prinzip jedoch ebenfalls möglich. Am Vorabend des Siegesfeiertages könnte das Denkmal illegal aufgestellt werden, aber mit verstärkter Bewachung. Die Bewacher beschützen es vor den privaten Bürgern (die Komsomolzen Selesnew und Burlak zerschlugen die Unterschriftenaktion von „Memorial“!). Vor der OMON (Truppe der Miliz zur besonderen Verwendung; Anm. d. Übers.) natürlich nicht. Aber es bestünde immerhin die Hoffnung, daß die Behörden es am Vorabend des Feiertages nicht auf einen Skandal ankommen lassen, sondern die ganze Sitaution „in Ruhe abklingen lassen“ würden.

Bezüglich der PPRF hat die Zeitung „Für Stalin“ sich nicht geziert: „Es ist nicht notwendig, nach Stalin zu greifen – mit vor Angst fettigen und schweißnassen Pfoten!“ Man hat versprochen zu siegen und ein hundert Meter hohes Monument für den Generalissimus des Sieges am höchsten Punkt des Torgaschinsker Bergrückens zu errichten“.

Alexander Silajew
Krasnojarkser Abendblatt, 27.07.05


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