Es ist also den krasnojarsker Kommunisten nicht gelungen, die Bastionen zu „durchbrechen“, die die Macht, indem sie ihre Nichtachtung gegenüber den bedeutenden Seiten der Geschichte des Vaterlandes bekundete, errichtet hatte. Und so wird es auch keine Büste J.W. Stalins im Sieges-Memorial geben. Offenbar kam „von oben“ (aus der Regionalverwaltung, vielleicht aber auch aus Moskau) die Anweisung, auf den Wunsch der Kriegsveteranen und Vertreter der Öffentlichkeit zu pfeifen und die Initiative zur Ehrung des Andenkens an den Obersten Befehlshaber der UdSSR in der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges nicht vorankommen zu lassen.
Tatsächlich fürchtet sich das Regime nicht nur vor dem toten Stalin, sondern sogar vor einer bronzenen Skulptur des Generalissimus. Allerdings hat die Einweihung trotzdem stattgefunden: im Hof des neuen Gebäudes des Stadtkomitees der KPRF versammelten sich ein paar Dutzend Menschen und Vertreter der Masseninformationsmittel, um mit eigenen Augen die imposante Büste des Führers des sowjetischen Volkes in Augenschein zu nehmen.
Seit dem vergangenen Jahr haben die Gespräche und Bemühungen der Kommunisten und Veteranen-Organisationen in der Stadt und der Region nicht aufgehört, Gespräche darüber, daß das Stalin-Denkmal einen gebührenden Platz in der Stadt einnehmen sollte. Aber es kam anders – und nun wird sich der bronzene Generalissimus noch nicht einmal im Hof des Stadtkomitees der PPRF befinden, sondern innerhalb des Gebäudes. Diese VOrsichtsmaßnahme ist im Prinzip gerechtfertigt. Zur Einweihung kamen sogar zwei entschieden leidenschaftlich gestimmte Antisowjets und Antistalinisten von der Gesellschaft „Memorial“, auf die sich sogleich die Kommunisten stürzten, aber gleichzeictig auch die Vertreter der Masseninformationsmittel (letztere, versteht sich, mit dem Ziel, ein Interview zu bekommen).
Die Kommunisten taten alles, was in ihrer Mact stand, um die nicht geplante Pressekonferenz der „Memorialschiks“ abzublocken. Nachdem sie um die Antistalinisten einen engen Ring gebildet hatten, ließen sie sie einfach nicht zu Worte kommen, sondern stießen sie von dem neu in Erscheinung getretenen „Stalin-Platz“ fort. Und ein Mann spuckte einem der „Repressierten“ nach einer kurzen Rede der Entlarvung einfach auf den Rücken, was riesige Ovationen unter denen auslöste, die sich hier versammelt hatten. Kurz und gut, die Kommunisten jagten die „Handlanger des Weltjudentums“ von ihrem Stalin fort und brachten ihre Versammlung friedlich zuende.
Zuguterletzt verkündeten die Vertreter der KPRF, daß der Kampf für das Stalin-Denkmal fortgesetzt würde. Die Frage ist nur, ob das Ergebnis positiv ausgehen wird? Derzeit ist dies noch ungewiß. Schließlich döst auch der Feind nicht bloß so vor sich hin ...
Konstantin Litwinow
„Krasnojarsker Zeitung“, No. 34 (1405), 12.05.2005