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Das Ende des NorilLag

Geschichte

Im September vor 50 Jahren endete die Epoche des Systems der Norilsker Arbeits-und Erziehungslager (ITL)….

Im Museum der Geschichte der Erschließung und Entwicklung des Norilsker Industriegebiets wird ein Befehl des Ministers für innere Angelegenheiten der UdSSR unter dem Siegel „geheim“ verwahrt. Im  Laufe der Zeit wurde die Geheimhaltung aufgehoben, aber sein Inhalt ist dennoch bis zum heutigen Tage nur wenigen Menschen bekannt.

GEHEIM
BEFEHL N° 348
MINISTER FÜR INNERE
ANGELEGENHEITEN DER UDSSR

INHALT

Über die Liquidierung des Norilsker ITL (MWD)

22. August 1956, Stadt Moskau

Entsprechend den Maßnahmen, die am 3. März 1956 vom Minister für innere Angelegenheiten der UdSSR und dem Minister für Buntmetalle der UdSSR bestätigt wurden und nach erfolgtem endgültigen Abtransports der Häftlinge aus der Stadet Norilsk –

BEFEHLE ICH HIERMIT:

1. Das Norilsker Arbeits- und Erziehungslager mit Wirkung vom 1. September 1956 zu liquidieren.

2. Für die Durchführung der notwendigen Maßnahmen zur Liquidierung der Verwaltung des Norilsker ITL und der Realisierung der materiell-besitzrechtlichen Werte eine Liquidationskommission zu schaffen, zu deren Vorsitzenden Oberst S.I. PAWLJUTSCHEK zu ernennen ist, wobei ihm sein bisheriges Amtsgehalt erhalten bleiben soll.

Der Personalbestand für die Liquidationskommission ist vom Genossen PAWLJUTSCHEK vorort zusammenzustellen und zu ergänzen.

3. Die Maßnahmen zur Liquidierung des Norilsker ITL sind bis zum 1. Januar 1957 abzuschließen, wobei dem GULAG beim MWD der UdSSR ein Rechenschaftsbericht über die geleisteten Maßnahmen vorzulegen ist.

STELLVERTRETENDER MINISTER

FÜR INNERE ANGELEGENHEITEN DER UDSSR
General-Leutnant der Luftfahrt TOLSTIKOW

Die Liquidierung der Staatlichen Lager-Verwaltung (GULAG) begann sofort nach dem 20. Parteitag der KPdSU, auf dem Stalins Personenkult enthüllt wurde. Nachdem der Befehl des Ministers für innere Angelegenheiten über die Liquidation des Norilsker ITL die Stadt erreicht hatte, organisierten die Komsomolzen den Subbotnik (in Sowjetrussland entstander Begriff für einen freiwilligen, unbezahlten Arbeitseinsatz am Sonnabend; Anm. d. Übers.).  Es hatte sich wohl niemand ausmalen können, wieviel Stacheldraht und niedergebrannte Lagerbaracken zu entfernen waren. So fing unsere Stadt an, sich von ihrer gruseligen Vergangenheit zu trennen. Offiziell ist dieses besondere Datum in unserer Geschichte nicht vermerkt. Aber jeder, für den er wichtig ist, kann sich an den Fuß des Schmidt-Berges begeben – zu den Mahnmalen und Kreuzen des Gedenk-Komplexes „Norilsker Golgatha“ – und der unschuldigen Häftlinge gedenken.

Irina DANILENKO

„Polar-Wahrheit“, 06.09.2006


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