Mit der Liebe zur sibirischen Natur, zu ihrer rauhen und zarten Schönheit sind die Bilder des Kansker Künstlers Bruno Diehl durchzogen, dessen persönliche Ausstellung „Mein Sibirien“, zeitlich abgestimmt mit seinem 80. Geburtstag, im Haus des Künstlers eröffnet wurde.
Und dabei war er doch nicht aus freiem Willen nach Sibirien gekommen – 1941 gehörte seine Familie zu den vielen Deutschen, die aus dem Wolgagebiet in unsere Region deportiert wurden. Seine Kinderjahre verbrachte Bruno an dem großartigen russischen Wolgafluß, in dem Großdorf Seelmann (heute das Dorf Rownoje), Gebiet Saratow. Der Vater war Lehrer für Zeichnen und Reißbrettarbeiten, er illustrierte Bücher bei einem Verlag und war der Erste, der in die Hände seines Sohnes Bleistift und Pinsel legte. Danach gab es Unterricht im Studio des Pionierpalastes, Erfolge bei der republikanischen Kinder-Olympiade, Träume vom Studium an der Hochschule für Künstler, deren Erfüllung ihm leider nicht beschieden waren. Und konnte etwa ein verbannter „Entrechteter“ noch davon träumen?
Trotzdem zeigt Brunos Seele keine Wut; er verstand es, seine neue Heimat zu lieben und ihn zahlreichen Bildern zu lobpreisen. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Kansk, wo er eine Lehrerausbildung abschloß, an den örtlichen Schulen Zeichnen und Reißen unterrichtete, Kinderstudios organisierte, in der städtischen Künstlerwerkstatt tätig war und in die Künstlervereinigung aufgenommen wurde. Seine Arbeiten wurden un Krasnojarsk, Nowosibirsk und Moskau ausgestellt; fast jedes Jahr unternimmt er kreative Reisen durch die Region und bringt von dort zahlreichen Studien und Zeichnungen mit.
In der Jubiläumsausstellung werden Gemälde aus verschiedenen Jahren, hauptsächlich Landschaftsbilder, die einem die sibirische Taiga fest ins Gedächtnis einprägen, die Sajan-Berge und Flußgegenden vorgestellt.
Am Tag der Ausstellungseröffnung traf Bruno Diehl mit vielen Krasnojarsker Freunden zusammen. Mit ganz besonderer Freude erfüllt war seine Begegnung mit seinem langjährigen Kameraden, ebenfalls ein Mann mit einem schweren Schicksal, dem Volkskünstler Rußlands – Tojwo Rjannel, der aus künstlerischen Gründen aus Finnland nach Krasnojarsk gekommen war.
- Ich habe heute einen neuen Künstler für mich entdeckt, obwohl ich ihn schon lange kenne, - gestand Tojwo Rjannel, als wir uns unterhielten. – Damals fing er irgendwann als Amateur an, aber jetzt ist er ein ganz und gar professioneller Künstler, mit einem hervorragenden Gefühl für Kompositionen und der großer Geschicklichkeit, auf kleinformatiger Leinwand ein monumentales Gemälde zu schaffen. Ich beglückwunsche Bruno Diehl und uns alle zu dieser bemerkenswerten Ausstellung!
Eduard RUSAKOW
AUF DEM FOTO: Die Künstler-Freunde (Bruno Diehl und Tojwo Rjannel)
Foto von Walerij SABOLOTSKIJ
„Krasnojarsker Arbeiter“, 04.09.2007