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Erschwernisse des Schicksals

Der Tag des Gedenkens an die Opfer der politischen Repressionen wird in Russland am 30. Oktober begangen. In einer ganzen Reihe von Regionen des Landes wurden Gedenkveranstaltungen, Versammlungen und Meetings abgehalten. In Schelesnogorsk, am Gymnasium N° 96, versammelten sich Menschen, deren Schicksal in der einen oder anderen Weise mit diesen schwierigen Zeiten vergangener Jahre verflochten sind.

Bereits das dritte Jahr in Folge wird in unserer Stadt, am Gymnasium, eine Veranstaltung durchgeführt, die dem Tag des Gedenkens an die Repressionsopfer und Rehabilitierten gewidmet ist, -kommentiert eine der Organisatoren Lidia Golubinskaja. – Wir erinnern uns an die Ereignisse, die damals in unserem Lande geschahen, und an die Menschen, die all das durchmachen mussten. Wir möchten sehr gern glauben, dass diese schrecklichen Dinge sich niemals wiederholen werden.

Das denkwürdige Datum wurde im Zusammenhang damit ausgewählt, dass am 30. Oktober 1974 politische Häftlinge mordwinischer und Permer Lager als Zeichen ihres Protests gegen die politischen Repressionen in der UdSSR und den unmenschlichen Umgang mit den Gefangenen in den Gefängnissen und Lagern den Hungerstreik erklärten. Seitdem begehen die sowjetischen Gefangenen jedes Jahr an diesem Tag einen Hungerstreik und nennen ihn den Tag des politischen Gefangenen. In Russland wird der Tag zum Gedenken an die Opfer der politischen Repressionen offiziell seit 1991 begangen. Es ist eine Mahnung an uns ob der tragischen Seiten in der Geschichte des Landes, als tausende Menschen völlig unbegründet Repressionen ausgesetzt waren, wegen nicht begangener Verbrechen angeklagt, in Besserungs-/Arbeitslager, in die Verbannung und zur Sonderansiedlung geschickt wurden oder gar ihr Leben verloren. Nach Angaben des „Memorial“-Menschenrechtszentrums zählt man in Russlandungefähr 800.000 Leidtragende, einschließlich Kinder, die ohne die Obhut ihrer Eltern aufwuchsen.

Das für diesen Tag von den Organisatoren geplante Veranstaltungsprogramm war äußerst umfangreich. Etwa 20 Veteranen kamen zur genannten Zeit zum Gymnasium N° 96. Als erstes wurden alle Geladenen zu einem süßen Frühstück begrüßt.

- Wir haben uns heute hier versammelt, um gemeinsam mit Ihnen einer der tragischen Seiten unserer Geschichte zu gedenken, - ergriff der Abgeordnete des Stadtrats der Deputierten des administrativ-geschlossenen Verwaltungszentrums Jurij Rasumnik das Wort. – Eine Menge Zeit ist seitdem vergangenen, aber wir können die schrecklichen Zeiten, die unschuldigen Opfer nicht vergessen und haben auch nicht das Recht dazu.

Nach den offiziellen reden hatten die Veteranen etwas Zeit für Gespräche. Großmütter und Großväter teilten ihre Erinnerungen an jene rauen Zeiten, das schwere Leben, welches sie durchlaufen mussten, als sie noch ganz klein waren.

- Die heutige Jugend kann sich nicht einmal vorstellen, wie wir in unserer Kindheit ums blanke Überleben kämpften, - merkte der Teilnehmer des Treffens Wladimir Stepanow an. – Möge Gott verhüten, dass irgendjemand das noch einmal erleben muss.

Die Durchführung des nächsten Programmpunktes war im Regionszentrum geplant. Speziell für die Veteranen war am Tag des Gedenkens eine Fahrt zum Krasnojarsker Ausstellungs- und Geschäftszentrums „MixMax“ organisiert worden, und zwar zu einer der Erinnerung an Viktor Astafjew gewidmeten Veranstaltung, in deren Rahmen ein Dokumentarfilm über die Schicksale von Repressierten gezeigt wurde.

Alle Veranstaltungen wurden möglich dank der Unterstützung des Bergbau- und Chemie-Kombinats, der Partei „Geeintes Russland“, des Pensionsfonds, des Veteranenrats und anderer keineswegs gleichgültiger Einwohner unserer Stadt. Die seelischen und körperlichen Qualen betrafen nicht nur die Verfolgten selbst, sondern auch ihre unmittelbaren Angehörigen sowie ihnen nahestehende Menschen. Der Stempel eines „Volksfeindes“ und seiner Helfershelfer war unschuldigen Menschen und ganzen Familien aufgedrückt. Millionen kamen infolge des Terrors und der erlogenen Beschuldigungen ums Leben.

Wir ehren das Gedenken an die Umgekommenen und verneigen uns tief vor all denen, die diese schwierigen Schicksalsherausforderungen durchgemacht haben. Mögen die bitteren Lehren der Vergangenheit für uns alle eine Bürgschaft dafür sein, dass eine solche Tragödie sich niemals wiederholt!

Iwan Issaikin

Stadt und Bürger (Sosnowoborsk), 03.11.2008


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