Nur wenige wissen, dass der Suchubusimsker Bezirk ebenfalls Teil des GULAGs war.
Beginnend mit den 1930er Jahren wurden hierher verschiedene Kategorien von Personen verbannt, die aus politischen Motiven verfolgt wurden. Auf dem Territorium unseres Bezirks befanden sich die Lagerabteilungen der Sowchose „Tajoschnij“, die zum NKWD-System, Minderlinsker Landwirtschaftskolonie des Jenisseisker Erziehungs- und Arbeitslagers gehörte.
In den Bezirk verschleppt wurden Wolga-Deutsche, Kalmücken, Ukrainer, Esten, Letten, Juden, Polen und Vertreter zahlreicher anderer Nationalitäten.
1949 tauchte in Schilinka die „Scharaschka“ auf – die Lager-Abteilung OTB-1 (Technisches Sonder-Büro) wurde organisiert. Es gehörte zur Hauptverwaltung des MWD der UdSSR und diente der Erkundung und Ausbeutung von Fundstätten sowie dem Bau von Unternehmen für Bunt- und seltene Metalle in der Region Krasnojarsk (Jenisseistroi = Jenissei-Projekt; Anm. d. Übers.).
Das technische Sonder-Büro N° 1 der vierten Sonder-Abteilung des MWD der UdSSR wurde auf Befehl des Innenministers der Sowjetunion geschaffen. Dem Büro oblag die Ausführung wissenschaftlicher Forschungs-, Projektierungs- und Konstruktions- sowie Versuchsarbeiten für das Jenisseistroi. Die Filiale befasste sich hauptsächlich mit der Projektierung er Bau-Objekte. Dort arbeiteten Verbannte, nachdem sie ihre Lagerhaft abgesessen hatten. Unter ihnen befand sich au8ch der bekannte sowjetische Architekt – der verdiente Architekt der Armenischen SSR, verdienter Akteur aus dem Bereich der Kunst der Armenischen SSR, Professor Geworg Barsegowitsch Kotschar. Später wurde er mit dem Rot-Banner-Orden der Arbeit und Medaillen ausgezeichnet. Eine der Straßen in Eriwan wurde nach ihm benannt.
In der „Scharaschka“ arbeiteten die Ingenieure Jewgenij Georgiewitsch Brenew, die Esten Gunar Gerhardowitsch Jarwe, Toiwo Aleksandrowitsch Leet, Wladimir Jewgenewitsch Wolowskij, Igor Konstantinowitsch Sinkowskij. Etwa zwei Jahre war in Schilinka ein Moskauer Architekt mit Nachnamen Landau tätig.
Ungefähr 1952 brachte man dorthin gleich mehrere Ingenieure in die Verbannung, deren Lagerhaftzeit beendet war. Sie stammten fast alle aus Moskau. Ende 1952 oder Anfang 1953 fing man an, Juden nach Schilinka in die Verbannung zu schicken (es war eine reine Verbannungsmaßnahme, ohne vorherige Lagerhaft), doch bald darauf, schon im Frühjahr 1953, wurden sie frei gelassen. Unter ihnen befanden sich die beiden Schwestern Polonski (beide Moskauer Studentinnen), Sofia Grigorjewna Lisbaron.
Auch die bekannte Architektin Marianna Maksimowna Wladimirowa aus Moskau verbrachte hier ihre Verbannungszeit.
Olga Wawilenko
„Land-Leben“ (Suchobusimskoje), 12.06.2009