Im Rahmen des Gedenktages für die Opfer politischer Repressionen findet in Krasnojarsk die Präsentation des siebten Bandes des regionalen „Buches der Erinnerung“, des Buches „Männertreu“ über die Verbannung von Deutschen in die Region sowie des „Reiseführers zu Orten des Terrorgeschehens in der Region Krasnojarsk“ statt.
Wie der Vorsitzender der Krasnojarsker „Memorial“-Organisation, Aleksej Babij, „Interfaks“ auf einer Pressekonferenz im Pressezentrum der „Interfaks-Sibir“ mitteilte, sind derzeit in der Krasnojarsker Region bei den Sozialfürsorgestellen 26.000 politisch Repressierte registriert.
„Hierbei handelt es sich zumeist um Kinder von repressierten Personen. Von denen, die selber die Lager durchlaufen haben, existiert fast niemand mehr. Insgesamt gibt es nach unseren Kenntnissen 55-60.000 Personen, die in der Region Krasnojarsk der Verhaftung unterlagen, 18.000 von ihnen wurden erschossen. Aber es ist äußerst schwierig, statistische Aussagen über all diejenigen zu führen, die im Lager eingesessen haben, denn es sind nicht alle Registrierkarten in den Archiven verwahrt worden, aber man kann in der Region Krasnojarsk in etwa von einer Zahl von 400.000 politischen Gefangenen ausgehen, - erklärte Aleksej Babij.
Der Vorsitzende der regionalen „Memorial“-Organisation hob hervor, dass dokumentarisch kein Massenbegräbnisort von Opfern politischer Repressionen in Krasnojarsk festgehalten wurde. „Beim Bau des Krasnojarsker Aluminiumwerkes in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stieß man auf ein derartiges Massengrab. Nach den Aussagen von Augenzeugen jener Jahre, wurden Sachgegenstände aus den dreißiger Jahren entdeckt, aber damals wurden alle Zeugnisse sowie sterblichen Überreste an einen unbekannten Ort fortgebracht. Außerdem verfügen wir über Dokumente, die bestätigen, dass genau an diesem Ort Leichenbestattungen vorgenommen wurden, - berichtete der Menschenrechtler.
Neben dem „Reiseführer zu Orten des Terrorgeschehens“ werden im Rahmen des Gedenktages an die Opfer politischer Repressionen auch ein Buch über das Schicksal verbannter Deutscher mit dem Titel „Männertreu“ sowie der siebte Band des „Buches der Erinnerung“, in dem Opfern politischer Repressionen aufgeführt sind, deren Familiennamen mit den Buchstaben „R-S“ beginnen, präsentiert.
Walentina Bondarenko, stellvertretende Direktorin des Krasnojarsker Museumszentrums kündigte an, dass der Tag der Erinnerung an die Opfer politischer Repressionen im Krasnojarsker Museumszentrum vom 28.- 30. Oktober begangen wird.
„Außer den Buchpräsentationen wird ein thematisches Seminar für Museumsmitarbeiter und eine wissenschaftlich-aufklärende Konferenz unter dem Motto „Lokal-Geschichte.Politische Repressionen der dreißiger bis fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts“ durchgeführt; des weiteren wird die Ausstellung „In der Welt zweier Diktaturen. Rußland und Deutschland. 20. Jahrhundert“ eröffnet. Der Gedenktag endet mit der traditionellen Aktion am Ufer des Jenisej – „Entzünde eine Kerze“. Wir rufen die Einwohner zum Gedenken an die Opfer politischer Repressionen auf“, - erklärte Walentina Bondarenko auf der Pressekonferenz.
Traiditonelle Gedenkation in Krasnojarsk – Kerzen auf dem Jenisej. Foto: Ilja Najmuschin. Reuters
hro.org, 26/10/09