Eine interessante Sache hat sich da ergeben – in Tokio, wo Richard Sorge hingerichtet wurde, hat man dem berühmten Spion ein Denkmal gesetzt. Und in der Siedlung Bolschaja Murta, in der seine Ehefrau Jekaterina Maksimowa starb, konnten sie bis zum heutigen Tage nicht den Ort finden, an dem sie begraben liegt….
Es ist auch deswegen so schwierig diesen Platz zu finden, weil der Friedhof in Bolschaja Murta, auf dem Jekaterina Maksimowa beerdigt wurde, in den 1970er Jahren abgerissen und an seiner Stelle das Verwaltungs- und Milizgebäude errichtet wurde. Und da man den Begräbnisplatz nun einmal nicht gefunden hat, ist es wohl auch nicht angebracht, einen Gedenkstein aufzustellen. Aber ist das vielleicht gerecht? So wurde beispielsweise das Grab der Marina Zwetajewa in Jelabuga auch nicht gefunden, aber ein Gedenkstein wurde trotzdem aufgestellt …
Jekaterina Maksimowa wurde aufgrund einer Anklage wegen Spionage verhaftet und erhielt eine fünfjährige Verbannungsstrafe. Offizielle Todesursache – Schlaganfall. Inoffizielle – Vergiftung durch Quecksilberchlorid … Ob das wohl Zufall ist?
Unser Fotokorrespondent hielt sich in der Abteilung für Sonderfonds und die Rehabilitation von Opfern politischer Repressionen im Informationszentrum der Staatlichen MWD-Behörde für die Region Krasnojarsk auf, wo es ihm gestattet wurde, Aufnahmen von den Seiten der Personalakte Jekaterina Maksimowas zu machen.
Da ist die „Meldekarte der verbannten Jekaterina Aleksandrowna Maksimowa, Geburtsjahr 1904, Geburtsort – Stadt Petrosawodsk“; quer über die Seite geschrieben die schwungvolle, offensichtlich in späteren Jahren vorgenommene Aufschrift: „Sorges Ehefrau“.
Auf der Rückseite der Meldekarte kann man lesen, dass Jekaterina Maksimowa „am 13.03.1943 nach dem Strafrechts-§ „Verbindungen zu Spionen“ von einer Sondersitzung des NKWD der UdSSR zu 5 Jahren Verbannung verurteilt wurde; am 29.06.1943 starb sie im Bezirk Bolschaja Murta in einem Krankenhaus (übertragen von der Meldekarte, andere Angaben liegen nicht vor). Die archivierte Personenakte N 29279 ist der Ermittlungsakte N 0273037 beigefügt, die im Zentralarchiv des KGB beim Ministerrat der UdSSR in der Stadt Moskau verwahrt wird.
Und hier noch die letzte Seite von Jekaterina Maksimowas Personenakte, auf der folgendes geschrieben steht: „Am 15.05.1943 in der Verbannung eingetroffen, am 22.05.1943 ins Krankenhaus eingeliefert. Starb am 03.07.1947 (Schlaganfall). Am 23.11.1964 vom Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises rehabilitiert“.
Aber irgendwie passt da einiges nicht zusammen – oder? Auf einer Seite steht, dass sie am 29. Juni 1943 verstorben ist, auf einer anderen ist vom 03. Juli 1947 als Todesdatum die Rede … Und da soll man den Archiven noch Glauben schenken!
Eduard RUSAKOW
Fotos: Alfina FACHRASIEWA
„Krasnojarsker Arbeiter“, 12.05.2012