Liudmila Aleksandrownas Vater war Regimentsarzt – seine Armee wurde von den Bolschewiken während des Bürgerkriegs bei Krasnojarsk vernichtet. Anschließend behandelte er Kranke im Militärstädtchen, das später zum ersten Krasnojarsker Konzentrationslager umorganisiert wurde. Hier litten in den 1920er Jahren nicht wenige Menschen an Flecktyphus.
Liudmila Murawjewa, Tochter des Regimentsarztes der Weißen Armee: „Na ja, zuerst lagen die Verstorbenen aufgestapelt da, bis es zum Frühjahr hin wärmer wurde. Und dann brachte man fort, irgendwohin – an einen Ort in der Nähe, aber nicht unmittelbar am Hospital. In diesen Bezirk. Und so kam es zu diesem Massenbegräbnis“.
Der Heimatkundler Aleksej Babij erforscht die Geschichte der politischen Verfolgungen. Er erläuterte, dass anfangs im Militärstädtchen – gleich neben der Krasnodarskaja-Straße – österreichische Gefangene gehalten wurden, später Soldaten der Koltschak-Armee. Und die Haft- und Lebensbedingungen der Häftlinge waren weit von jeder menschlichen Grundlage entfernt. Gegenwärtig ist das Areal des ehemaligen Konzentrationslagers ein – ganz gewöhnliches Wohngebiet. Vermutlich sind diese mehrgeschossigen Häuser auch auf den Massengräbern der ehemaligen Häftlinge errichtet worden.
Dieser Ort befindet sich an der Grenze des Jastynsker Feldes zu sogenannten Kuh-Schlucht, eineinhalb Kilometer vom ehemaligen KZ entfernt. Und nach allem zu urteilen, haben hier Gefangene ihre letzte Ruhestätte gefunden, die die Typhus-Epidemie nicht überstanden haben. Die Überreste sind jetzt zur Erstellung eines Gutachtens weitergeleitet worden. Die Ergebnisse werden im günstigsten Fall nach eineinhalb Monaten bekannt werden. Und möglicherweise wird dann Licht in den geheimnisvollen Ursprung dieser Massen-Begräbnis-stätte kommen.
Roman Rykow, „Nachrichten“ – Krasnojarsk, 16.11.2012