Um alle Unglücklichen zu rehabilitieren, sind noch weitere 200 Jahre nötig, - meint Aleksej Babij, Leiter des Krasnojarsker „Memorial“.
Krasnojarsk, 11. März, - „Argumente und Fakten am Jenisej“. Am 9. März begeht die Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft ihren 25. Jahrestag. Hundertausende Namen von Menschen, die in Lagern verschwunden und umgekommen sind, sind aus der Geschichte zurückgeholt worden; es wurden 11 Bände des Buches der Erinnerung herausgebracht. Das ist eine bedeutende Bilanz, aber dennoch nur eine Zwischenbilanz. „Nicht weniger als eine Million Repressionsopfer stehen im Bezug zur Region Krasnojarsk. Um die Namen aller wiederherzustellen, müssen wir noch weitere 200 Jahre am Leben bleiben und arbeiten“, - sagt der Leiter von „Memorial“ – Aleksej Babij.
Auf die Frage, wie sich die Gesellschaft und auch er selber während der Arbeit in den Sonderarchiven verändert haben, antwortete der Vorsitzende von „Memorial“: „Habe ich angefangen, meine Heimat weniger zu lieben? Nein – das habe ich nicht! Eher das Gegenteil ist der Fall. Aber meine Einstellung gegenüber dem Regime, dem Staat ist weitaus schlechter..
Was die Gesellschaft betrifft, so haben sie sich insgesamt gesehen die Lehren der Geschichte nicht zu Eigen gemacht. Als wir Unterschriften gegen die Errichtung eines Stalin-Denkmals in Krasnojarsk sammelten, stellte sich klar heraus, dass 50% der Einwohner in jene Zeit zurückkehren wollten. Dabei ist jeder zweite Krasnojarsker ein Nachfahre von Verbannten oder Repressierten…. Ich glaube, dass in Russland zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Schuss nach hinten losgehen kann“.
Margarita Baranowa
„Argumente und Fakten am Jenisej“, 07.03.2013