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Igor Tschuntschel hat das Memorial „Bereginja“ zur Eröffnung des Internationalen Forums zum historischen Erbe in Chakassien wiedererrichtet

- Ganze 10 Jahre stand das Denkmal unversehrt im Babik-Tal (Sajanogorsk, Chakassien), wurde von frisch vermählten paaren am Tage ihrer Hochzeit besucht, aber auch von den Nachfahren der Repressionsopfer, die vor mehr als 50 Jahren in diese Gegenden verbannt wurden, und einfach von Menschen, die zur Erholung hierher kamen. Und bis heute sind die Menschen nicht gefunden, welche in bösartiger Absicht diesen Akt des Vandalismus begangen haben.

- Die traurige Geschichte um die Skulptur „Bereginja“ („Hüterin des Hauses“; Anm. d. Übers.) ist allen bekannt. Das Denkmal zu Ehren der Repressionsopfer wurde vor vier Jahren von Vandalen zerstört. Sie schlugen der Skulptur Kopf und Hände ab. Heute, neben der jetzigen Sport-Abteilung „Gladenkaja“, im Babik-Tal, reparieren wir die zerstörten Stellen aus.

Vor drei Monaten wandten sich Mitglieder der „Memorial“-Gesellschaft an uns. Sie hatten im August 2000 an genau dieser Stelle ein Denkmal errichtet. Während dieser Zeit fertigte der Skulpteur Sekunda in Sajanogorsk eine neue Figur, die „Bereginja“, an. Jetzt bekommen wir sie zu sehen. Und von nun an werden wir eine derartige Barbarei, eine solche Willkür auf unserem Territorium nicht mehr zulassen“, - verkündete der technische Direktor von „Gladenkaja“ – Andrej Woltschenko, der an der Aufstellung der Skulptur unmittelbar beteiligt war.

Vier Jahre lang, angefangen von dem Augenblick, als die Skulptur zerstört wurde, schlugen Aktivisten Alarm, baten bei offiziellen Persönlichkeiten, Gönnern und Wohltätigkeitsorganisationen um Hilfe.

Für Igor Tschuntschel waren derartige Bitten schon zur Gewohnheit geworden: nicht nur einmal stellte der Unternehmer im Rahmen wohltätiger Aktionen Kulturdenkmäler in Sajanogorsk, den Republiken und Russland wieder auf. Darunter auch den Tempel „Christus der Erlöser“ in Moskau.

Als Igor Wladimirowitsch die Fragen der Korrespondenten über den Grund, der ihn dazu bewegt hatte, erneut an einer ähnlichen Wohltätigkeitsaktion teilzunehmen, beantwortete, sagte er insbesondere:

- Es ist das Verständnis von der gesellschaftlichen Verantwortung der Menschen, die am Business beteiligt sind, für die Erhaltung des kulturellen Erbes des Landes. Wenn man einmal überlegt, dann ist die „Bereginja“ buchstäblich eine „Hüterin“ oder „Beschützerin“. Früher wurde in der Rus die Frau so genannt. Weil nämlich gerade die Frau – die Wärme im häuslichen Herd erhält. Gerade sie sorgt sich um die Fortsetzung des Geschlechts, erzieht die Kinder, beschützt und bemitleidet ihre Kleinen, so lange die noch nicht auf eigenen Beinen stehen und ein eigenes, selbständiges Erwachsenenleben begonnen haben. Es ist die Mutter, welche die Platzwunde am kindlichen Knie küsst – und der Schmerz vergeht. Die Mutter, die ihr Kind auf dem Arm in den Schlaf wiegt, ein Wiegenlied singt, dass es ein Leben lang nicht vergisst. Und diese Melodie bleibt lange Jahre eine zärtliche und berührende Erinnerung, welche bis zu den Lebensursprünge zurückreicht. Und das ist auch notwendig: sich seines Ursprungs zu erinnern. Es ist unwichtig, welcher Nationalität, welchen Glaubens du bist oder welcher Partei du angehörst. Wenn man sich nicht an die Vergangenheit erinnert, kann man die Zukunft nicht aufbauen. Jeder Mensch sollte jene für seine Seele so kostbare, klare Erinnerungsfähigkeit haben, die ihn in schwierigen Minuten ins Leben zurückbringt, ihm Kraft und Hoffnung verleiht. Und bei den meisten von uns steht sie in engem Zusammenhang mit der Kindheit, mit der zärtlichen, liebenden Mutter…

Und nun stellen Sie sich vor, welches gähnende Loch, welche eisige Leere sich anstelle der Seele in dem Menschen auftut, der auf die Skulptur der Mutter zum Schlag ausholt, welche im Gebet, mit frommem Augenaufschlag, in Sorge um ihr Kind die Hände zum Himmel hebt…

Eine himmelschreiende Tatsache, die ausdrucksvoll vom Niveau unserer Kultur und der Kaltherzigkeit der Seele eines jungen Menschen zeugt, der zum Hammer gegriffen hat, um einen solchen Akt des Vandalismus zu begehen. Gerade ein – junger Mensch. Denn es fällt schwer sich vorzustellen, dass ein reifer Mensch dazu fähig wäre, der zum Verständnis der Werte einer Familie erzogen wurde: das gilt für den einzelnen heraus gegriffenen Menschen genauso, wie für den Staat als Ganzes.

Um es milde auszudrücken: die heutige erzieherische und ideologische Arbeit mit den Kindern und der Jugend im Rahmen der staatlichen Maßstäbe hat eine „lähmende“ Wirkung. Und unsere Generation – diejenigen, die älter als 30 sind, - hat noch eine Peiode im Leben Russlands mitgerissen, als die familiären Werte und der Respekt gegenüber den Älteren von frühester Kindheit anerzogen wurden. Und wir bemühen uns, dies auch unseren Kindern mit auf den Weg zu geben.

Die Gedenkstätte „Bereginja“ wurde zum Ort , an dem die Sajanogorsker sich auch am Tag der Eltern verneigen. Und auch am Tag ihrer Heirat kommen Jungvermählte hierher, um sich vor der Hüterin zu verbeugen, ihren Segen und ihre Geleitworte zu erbitten. Für viele von uns hat das eine sehr große Bedeutung! Deswegen kamen auch keinerlei Zweifel auf, ob man bei der Wiedererrichtung der Skulptur helfen sollte oder nicht.

An der Veranstaltung nahmen ebenfalls teil: der ehemalige Vorsitzende der „Memorial“-Gesellschaft und verdiente Mitarbeiter der Kultur in der Republik Chakassien, Mitglied der Internationalen Vereinigung slawischer Journalisten in Sajanogorsk – Oles Grek, der als Initiator der Wiederherstellung der Skulptur in Erscheinung trat; der dritte Sekretär des Stadtkomitees der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation – Jurij Jarow; der Leiter der Kulturabteilung der Verwaltung der Stadt Sajanogorsk – Jelena Samoljuk; Mitglieder der „Memorial“-Gesellschaft.

Schanna Jark


Igor Tschuntschel und Andrej Woltschenko


Igor Tschuntschel, Oles Grek.
Foto: RTS-Film-Team


Igor Tschuntschel und ehemalige Einwohner der Siedlung Babik, die aus dem Gebiet Rowno, Ukraine, verschleppt worden
waren: Nina Petrowna Krawtschuk, Sergej Wladimirowitsch Krawtschuk, Pjotr Jakowlewitsch Nestertschuk.


Oles Grek und Igor Tschuntschel

Quelle: IA „Chakassien“, 22.06.2013


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