Der 30. Oktober ist im Kalender als Tag des Gedenkens an die Opfer politischer Repressionen vermerkt – der Tag des Gedenkens an diejenigen, die unschuldig litten, ums Leben kamen und schreckliche Qualen zugunsten politischer Ambitionen, des Personenkults und der mythischen Idee von einer Welt-Revolution auf sich nehmen mussten. Leider ist man in unserer Gesellschaft immer noch nicht zu einer einheitlichen Bewertung des totalitären Regimes gelangt. Diese Einschätzung kann jeder von uns geben, wenn er die Bücher liest, auf deren Zusammenfassung wir hier ihre Aufmerksamkeit lenken möchten.
In allen Bibliotheken der Region Krasnojarsk existiert das „Buch der
Erinnerung an die Opfer politischer Repressionen in der Region Krasnojarsk“ in
10 Bänden. Im zehnten Band des „Buchs der Erinnerung“ sind Namenslisten von
Staatsbürgern enthalten, die ungesetzlich auf dem Territorium der Region
Krasnojarsk verfolgt wurden und deren Familiennamen (A – Z) in den
vorhergehenden Ausgaben keine Berücksichtigung fanden. Leiter der Arbeitsgruppe
zur Vorbereitung und Herausgabe der vorliegenden Bände ist Aleksej Babij, der
Vorsitzende der gesellschaftlichen Organisation „Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft
für Geschichtsaufklärung und Menschenrechte“. Die Buch-Serie ist dazu gedacht,
die geschichtliche Gerechtigkeit in Bezug auf Menschen wiederherzustellen, die
grundlos politischen Verfolgungen in der Region Krasnojarsk unterworfen waren. „Wir
müssen jeden einzelnen von ihnen erwähnen. Denn viel schlimmer als die
körperlichen Qualen waren für sie und die Mitglieder ihrer Familien die
ungerechtfertigten Anschuldigungen“, - schreiben die Verfasser des Bücher. – Wir
hoffen, dass wir unsere Pflicht gegenüber den unschuldig gepeinigten Menschen
erfüllen, indem wir uns an jeden einzelnen von ihnen erinnern.
Wir sind denen dankbar, die im Grunde genommen die Basis für die Schaffung des
regionalen „Buchs der Erinnerung“ vorbereitet haben, in dem sie durch selbstlose
Arbeit die Schicksale verfolgter Landsleute wieder in die Erinnerung
zurückgerufen haben“.
Boris Sergejewitsch Iwanow unternahm in seinem Buch „Der Lohn für das Platin“ den Versuch, für die Geschichte wenig bekannte Namen sowie einige bis dato unter dem Siegel „streng geheim“ befindliche tragische Details darüber zu erhalten, wie als Ergebnis der „feindlichen Aktivitäten“ in einer Krasnojarsker „Scharaschka“ (Spezialgefängnis für Wissenschaftler und Ingenieure mit Spezial-Aufgaben; Anm. d. Übers.) Platin „in der Jackentasche“ geboren wurde. Dieses Buch zollt der klaren Erinnerung an Wladimir Nikolajewitsch Gulidow Tribut, der unbedingt erreichen wollte, dass die zuvor in den Tiefen der GULAG-Geheimfächer eingemauerten tragischen Seiten der authentischen Geschichte der Krasnojarsker Buntmetall-Werke, der er auch sein eigenes Leben opferte, sowie auch die Namen endlich einer möglichst großen Anzahl Menschen bekannt würde.
Viktor Genrichowitsch Fuks (Fuchs) beschreibt in seinem Dokumentar-Roman „Pogrom“ die Schicksale von Menschen, die jahrzehntelang Verfolgungen ausgesetzt waren. Die Grundlage des Buches bildet – das persönliche Schicksal des Autors, seiner Verwandten und Angehörigen, welche die ihnen verbliebene Zeit mit äußerster Gewissenhaftigkeit lebten, indem sie sie mit all ihren Talenten und Kräften anfüllten.
„Wir dürfen nichts in Vergessenheit geraten lassen. Wir müssen unsere Geschichte kennen, sie so kennen, wie sie ist“ – diese Worte aus der Amtsantrittsrede des russischen Präsidenten sollen nicht nur fromme Wünsche bleiben, sondern auch eine wirkliche Empfehlung für jeden von uns.
Tatjana Krusko
Leiterin der Abteilung Zentral-Bibliothek
„Turaner Echo“, 30.10.2013