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Gestern wurde in der Hauptstadt Chakassiens der Tag des Gedenkens an die
Opfer politischer Repressionen begangenen. Die Zusammenkunft, die dem Gedenken
an jene, die in den 1930er und 1940er Jahren zu unschuldigen Opfern des Regimes
wurden, fand traditionell an dem Gedenkstein statt, in den hunderte Nachnamen
eingemeißelt sind, die uns heute daran erinnern, welchen Preis die großen
Geschehnisse in der Sowjetunion forderten.
Natürlich gab es viel mehr Menschen, die in jenen Jahren unter der Willkür zu leiden hatten, als die Zahl der in den Stein eingemeißelten Namen. Allein in Chakassien sind offiziell annähernd 4500 Menschen als Rehabilitierte anerkannt. Im Landesmaßstab gesehen nimmt die Tragödie ein ganz anderes Ausmaß an. Manche sprechen von Hunderttausenden, andere von Millionen, die in jenen schrecklichen Jahren zwischen die Mahlsteine der sowjetischen Staatsmaschinerie gerieten. Über das Schicksal vieler von ihnen konnten die Angehörigen jahrzehntelang nichts in Erfahrung bringen.
- Mein Großvater Grigorij Stepanowitsch Kopylow wure 1938 wegen
konterrevolutionärer Agitation angeklagt und im August desselben Jahres im
Minusinsker Gefängnis erschossen. Aber von seinem Schicksal erfuhr die Mama erst
1989, als er rehabilitiert wurde, - erinnert sich Nadeschda Lukaschewitsch, die
zehn Jahre nach dem Tod ihres Großvaters geboren wurde.
Jedes Jahr kommt sie zu dem Treffen, um das Gedenken an ihren Vorfahren zu würdigen, und jedes Jahr tragen hunderte solcher Menschen wie Nadeschda Blumen an diese traurige Gedenkstätte und stellen Kerzen bei den Familiennamen auf, die in den kalten Granit gehauen wurden. Sie glauben, dass niemals neue Namen auf der schwarzen, steinernen Wand auftauchen werden.
Viktor Lebedew
Chakassien, 31.10.2013