Gedenkstelle „Swonnitza“ („Glockenturm“; Anm. d. Übers.)am
Gedenk-Komplex des „Norilsker Golgatha“
Schon seit zwei Jahren besuche ich am Tag des Gedenkens an die Opfer politischer Repressionen auf Einladung die Schule N° 16. Meine besondere Dankbarkeit gilt der Leiterin für Erziehungsarbeit, Olga Jewegenewna Gerasimenko, und den Schülern, die in diesem Jahr eine Konzert-Begegnung organisiert haben, die in Bezug auf Sinn und Inhalt sehr tiefgründig war.
Das Thema war erstaunlich ergreifend und erkenntnisreich, denn aus den Mündern der Kinder erklangen Lieder und Gedichte vor dem Hintergrund von Videofilmen mit Biographien einst verfolgter Dichter – Mandelstam, Gumilew, Brodskij, Klujew…
In liebevoller Weise wurden auch Informationen über den Marijsker Schauspieler und Poeten Jywan Kyrla vorgestellt, der in dem berühmten Sowjet-Film „Reise ins Leben“ den Mustafa spielte. Kaum jemand weiß, dass auch er Repressionen ausgesetzt war und 1937 verhaftet wurde.
Die Schüler bereiteten für den Abend zum Gedenken an die Opfer politischer Repressionen auch eine Ausstellung vor, in der Dokumente, Artikel und Fotografien präsentiert wurden, die mit der Thematik jener tragischen Jahre in Zusammenhang standen.
Als wir uns mit den Schülern unterhielten, bemerkten Olga Iwanowna Jaskina, einst Gefangene des Norillag, deren klugen, wissbegierigen, miterlebenden Augen. Und es ist bemerkenswert, dass sie sich so aufrichtig für die Geschichte ihrer Stadt und ihres Landes in der Zeit der politischen Verfolgungen interessieren. Ich bin überzeugt, dass diesen Kindern, dank ihrer Schullehrmeister und Eltern, die das Korn des Guten über sie ausgesät haben, im Leben alles gelingen wird, und falls sie einmal ans Ruder der Macht kommen sollten, dann werden sie nichts Böses durchgehen lassen – und schon gar nicht aus nationalen oder religiösen Gründen.
Beim Abschied meinte, Anja, Lehrerin der Klasse 11A, während sie mich umarmte ganz leise: „Passen Sie gut auf sich auf! Sie – sind ein Stück Geschichte“. Das ist die schönste Auszeichnung der jungen Generation für einen alten Menschen. Danke!
Edita Eduardowna Kutschkina, Mitglied der Gesellschaft „Schutz der Opfer politischer Repressionen“, verdiente Veteranin Russlands und des Kombinats
Foto: Wladimir Makuschkina
„Polar-Wahrheit“, 19.11.2013