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Mission in Potapowo

Vor einer Woche traf die Sonder-Korrespondentin der „Sapoljarka“ Irina Danilenko in der Siedlung Potapowo ein, die von Dudinka 80 km weiter den Jenissei flussaufwärtsgelegen ist. Hier wollen wir ihre Reisenotizen vorstellen.


Irina Danilenko

Nach Potapowo bin ich nicht zum ersten Mal gereist. Aufgrund günstiger Gelegenheiten und Zufälle war ich dort alle paar Jahre einmal. Ich liebe diesen alten Ort unserer Taimyrer Heimat und werden ihn auch weiterhin erforschen. Ich freue mich, meine Eindrücke und Informationen mit allen zu teilen, die unsere Region lieben. Und selbst wenn ich für sie nichts Besonderes tun kann, so möchte ich doch zumindest mit guten und dankbaren Gefühlen mich selbst und die mir Nahestehenden erwärmen.


Die Kirche in Potapowo

Das Oberhaupt unserer kleinen Reisegruppe ist zweifellos das Dudinkaer Väterchen Georgij Izkow. Die geistige Autorität dieses bescheidenen und aktiven Geistlichen hat solche Auswirkungen, dass die örtlichen Leiter mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf seine Bitten reagieren. In Missionarsangelegenheiten, wenn Hilfe bei Transportbelangen benötigt wird, ist der Leiter des Dudinkaer Hafens Igor Usdin eine große Hilfe. Und so sind wir heute mit dem hell-orangefarbenen Schiffchen „Pilot“ durch die glitzernden Wellen dahingeeilt. Vor uns – eine vier Stunden dauernde Fahrt. Und zuvor – ein gemeinsames Gebet für eine gut Reise in der Mannschaftskajüte. Anschließend ein bescheidenes Mahl, denn bis zum 28. August dauert die Uspensker Fastenzeit. Unterwegs gibt es genug Zeit, ohne Eile miteinander zu reden. Das Väterchen sagt, dass er es in den wenigen Stunden des Aufenthalts in Potapowo unbedingt schaffen muss, in der neuen Kirche einen Gottesdienst abzuhalten, welche im vergangenen Jahr mit der Arbeitskraft gottesfürchtiger Menschen errichtet wurde. Und außerdem muss er noch das Geheimnis der Taufe durchführen, falls jemand das wünscht, und vielleicht gibt es ja auch noch andere Bitten. Wir führen einen großen Leuchter mit uns, ein Chorpult als Gestell für Ikonen und gottesdienstliche Bücher – und außerdem noch einiges an zeitgenössischer geistiger Literatur.

Die Dreieinigkeit wackerer Dudinkaner aus der Union der Kosaken der kleinen Siedlung Dudinskaja mit Ataman Wjatscheslaw Mussin an der Spitze begab sich in voller Gala auf die Reise. Ihnen steht eine Begegnung mit den Männern aus Potapowo bevor, die sich dazu entschlossen haben, die Reihen der Kosaken der Jenisseisker Truppe zu vervollständigen. Nicht wegen der originellen Uniform oder um der schönen Worte willen, sondern um durch Taten zu beweisen, dass sie ihre Heimat lieben und bereit sind, ihr mit nützlichen Dingen zu dienen. Und so verrann aufgrund der guten Unterhaltungen und der Aufnahmen von den Jenisseijsker Weiten auch die Zeit ganz unmerklich und voller Freude. Und da taucht das geliebte Potapowo am hügeligen Ufer auf. Mit Volldampf kommt uns ein kaputter Wagen entgegen – ein alter Gasik mit der Aufschrift auf der Frontscheibe „Panzer fürchten keinen Schmutz“.

áàòþøêà Ãåîðãèé Èöêîâ Das ist unser alter Freund Roman Schmal, ein Abkömmling der deutschen Sonderumsiedler, der zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges an diesem Jenisseisker Ufer ausgesetzt wurde, - seht zu, wie ihr überlebt. Von Romans Herkunft zeugt äußerlich lediglich seine geliebte „deutsche“ Schirmmütze und natürlich die für hiesige Gegenden seltene übermäßige Sachlichkeit und seinen Erfindungsgeist. In den Jahren unserer Bekanntschaft konnte ich mich davon überzeugen, dass er ein hervorragender Hausherr und Familienvater ist; er hat drei bemerkenswerte Kinder. Roman ist seiner geistigen Überzeugung nach ein rechtgläubiger Christ. Den Bau der Kirche im heimatlichen Potapowo unternahm er zusammen mit einem Verwandten aus Dudinka, Anatolij, der nach einem schrecklichen Kampf an einem der Krisenherde als Invalide zurückkehrte. Anatolij hat um ein Haar sein Augenlicht und die Arme verloren, all seine Kameraden sind gefallen. Er ließ sich taufen und wurde ein eifriger Christ. Diesen Sommer brachte er vom heiligen Berg Afon mit dem Segen des Starez eine uralte Ikone der Muttergottes „Iwerskaja“ mit und übergab sie der erst kürzlich erbauten Kirche, die zu Ehren dieser Madonnen-Figur geweiht wurde. Und einen solchen Namen hat die Kirche nicht ohne Grund, denn die wundertätige „Iwerskaja“ wird auch noch „Torwärterin“ genannt.

Die authentische Gestalt wurde in grauer Vorzeit an den Toren des Afonsker Klosters erbaut, und sie bewahrte es vor Unheil und Plagen. Und die Siedlung Potapowo – ist ebenfalls ein originelles Tor, denn geographisch befindet sie sich an der südlichen Grenze der Halbinsel Taimyr.

Von Bord des Schiffchens „Pilot“ ans sandige Potapowsker Ufer gelangen kann man lediglich über einen wackeligen Steg. Das Väterchen, das sich mit seinem Talat verheddert, hält fest das Köfferchen in seiner Hand, in dem sich alle notwendigen Dinge für den Gottesdienst, die Sakramente und geistlichen Amtshandlungen befinden. Der grauhaarige Küster Aleksej schreitet auf der Anhöhe schon siegreich mit dem Leuchter auf der Schulter einher. Hinter unserem eigentümlichen Kreuzzug laufen einheimische Burschen her. So frischen Gesichtern und klaren Augen begegnet man in der Stadt kaum noch – den ganzen Sommer über sind die Potapowsker Kinder in der Natur. Frische Luft, endlose Weite gibt es hier in Hülle und Fülle. An Eindrücken hat es natürlich nicht gefehlt, so dass unsere farbenreiche Visite (hier hast du sowohl den Geistlichen mit dem Mütterchen und der studierenden Tochter, als auch die Kosaken in ihren hohen Fellmützen und die Journalistin mit einer Menge spannender Technik – sie notiert alles und macht Aufnahmen) – für die Einwohner, und das sind insgesamt 350, - äußerst interessant ist.

Bevor wir mit dem Gottesdienst begannen, schauten wir noch bei der örtlichen Verwaltung herein. Wladimir Schmal (er und unser Freund Roman sind entfernte Verwandte) sitzt bereits zwei Jahrzehnte am Ruder der Macht.

Wladimir Schmal:
- Wir haben 132 Jahre Potapowo gefeiert, gewöhnlich legen wir im April den Tag der Siedlung mit dem Festtag des Rentier-Züchters zusammen. Hier leben hauptsächlich Enzen, aber vertreten sind dennoch alle fünf ursprünglichen Völker. Im Augenblick bereiten wir uns auf den Winter vor. Sie haben hochwertige Kohle aus Kajerkan gebracht. Lebensmittel liefern wir wöchentlich an. Im Kulturpalast und in der Schule haben sie Reparatur-Arbeiten ausgeführt, haben den jungen Leuten Gelegenheit gegeben, ein wenig zu verdienen. Die Schule wird von ungefähr 60 Kindern besucht. Und von den Abgängern gingen einige ins Tairmyrsker College und nach Krasnojarsk – zur medizinischen Akademie und an die Universität für Bauwesen. Die Eltern können das mit dem Studium der Kinder auf dem Festland finanziell schaffen. Vor allem arbeiten die Leute bei uns in budgetierten Organisationen; sechs Personen sind als arbeitslos bekannt. Es gibt 80 km von der Siedlung entfernt eine Jugend-Rentierzucht-Brigade, wir fangen Fisch. Das Hauptproblem sind die baufälligen Behausungen. Die meisten Häuser stammen aus dem Jahr 1957, sie sind so alt wie ich, und das Krankenhaus wurde sogar schon 1949 errichtet… Allerdings bauen wir seitens der Agentur der kleinen, eingeborenen Völker zwei Häuser, für den Winter, für die nomadisierende Bevölkerung; jedes davon belastet das Budget mit 2.730.000 Rubel. Und dann ist da natürlich noch der Alkoholismus – ein riesiges Problem! Wir bemühen uns das zu verschlüsseln. Jetzt warten wir auf Ärzte au Dudinka, die alle Einwohner untersuchen sollen. Uns sind hier nur noch ganz wenige alte Menschen geblieben, aber der Bevölkerungsanstieg sieht nicht schlecht aus; die Leute bekommen ihre Kinder in Dudinka. Wenn es mit dem Bauen vorangeht, dann werden die Menschen hier auch besser leben und sogar aus anderen Orten herkommen. Die Gegend hier ist doch wunderschön!

Ich reiche dem Oberhaupt von Potapowo eine frische Ausgabe der „Sapoljarka“. Und er treibt für mich, wie in einem Spionage-Film, aus seinem Zeitungshaufen eine ebensolche auf. Es ist schön, dass die Potapowsker unsere Zeitung lesen. Sie sagen – es ist interessant, etwas über das Leben der Nachbarn zu erfahren, wenn sie ihnen doch nur von unserem Gas ein bisschen weniger liefern würden…

Ìîëåáåí â õðàìå In dem anderen Amtsstübchen der Verwaltung unterhalten sich die Kosaken mit dem Reckenhaft aussehenden Roman Schmal. Neben Angelegenheiten, die im Zusammenhang mit der hier zu organisierenden Kosaken-Truppe stehen, wird auch eine äußerst heikle Situation erörtert. Es scheint, dass Roman unlängst aus der Reihe gefallen ist – er hat sich nämlich auf seine Weise mit denen, die die Dorfbewohner vergiften, auseinandergesetzt – er transportiert gefälschten Wodka. Den Konflikt haben sie unterdrückt. Und über die Zukunft werden die Kosaken gemeinsam entscheiden, wie die Ordnung eingehalten werden soll, indem man das Gesetz beachtet. Und einen Bevollmächtigten für die Arbeit in Potapowo finden sie sowieso nicht…

So kam es, dass am Tag unserer Ankunft eine Versammlung im örtlichen Kulturpalast verkündet wurde. Der Bürgermeister machte sich daran, den Leuten eine Erklärung über die bevorstehenden Wahlen am 8. September im Taimyr-Gebiet zu geben. Und ich muss eilig zur Kirche, wo bereits vor der wundertätigen Ikone für das Wohlergehen der Einwohner gebetet wird. Der Altar in der bescheidenen hölzernen Kirche ist bislang noch nicht hergerichtet; deswegen kann die göttliche Liturgie noch nicht gelesen werden. Aber das Sakrament der Taufe kann der Geistliche an jedem beliebigen Ort abhalten. Jedenfalls sofern jemand es wünscht. Heute ist unter den ersten Interessenten der junge Heizer Jegor Aschljapkin mit seinem Sohn Aleksander. Sie stammen von den Ureinwohnern ab. Es stellte sich heraus, dass Jegor nicht wusste, dass ein Geistlicher kommt; er war ganz zufällig an der Kirche vorbei gegangen, und da hatte seine Seele es ihm eingegeben… Und über den Glauben hat er ernsthaft nachgedacht, als er in Tschetschenien diente. Ar hat viele Tote gesehen, aber mit ihm selber hatte Gott Erbarmen. Zu den neu getauften gesellte sich noch ein Enzen-Junge – die Mutter hatte ihn an der Hand hergebracht. Die Taufe ist so wichtig, ein Wendepunkt im Leben des Menschen (das weiß ich von mir selber so gut), so dass ich neuen Eindrücken schon nicht mehr hinterherlaufen muss. Mit Vergnügen helfe ich dem Väterchen – bereite einfache Leib-Kreuzchen am Band vor. Für die kleinen Kinder sind die Bändchen zu lang und hängen hinter den Ohren fest. Mit Freude bemerke ich, wie sich besonders das Gesicht des erwachsenen Jegor verändert, nachdem er das Kreuz entgegen genommen hat; wie sie sagen, wurde der Mensch neu geboren.

Ñåìüÿ ôåðìåðîâ ÊîõîâTäufling bei den Jüngeren (ein Erwachsener kann schon ohne Taufpaten auskommen) war noch ein Mitglied unserer Reisegesellschaft aus Dudinka – der Nenzen-Künstler und Bildhauer Aleksander Sigunej. Man entsinnt sich, dass Sascha, nachdem er mit seinem Kameraden Wladimir Taranzoj eine hölzerne Skulptur des heiligen Schutzpatrons aller Reisenden und Seefahrer Nikolaj Tschudotworjez (aufgestellt im Hafen) geschnitzt hatte, beschloss sich taufen zu lassen. Und schon bald darauf half er mit dem Segen des Väterchens während des Gottesdienstes in der Heiligen Wwedensker Kirche in Dudinka .

Aber immer mehr Leute zieht es zur Kirche in Potapowo. Und Vater Georgij tauft erneut. Einige der Urstämmigen kommen im Rauschzustand herbei. Das Väterchen jagt sie nicht fort, sondern ermahnt sie mit väterlicher Strenge…

Das Oberhaupt der Siedlung sagte mit beim Abschied, dass mit dem Auftauchen der Kirche große Hoffnungen verbunden würden. Gebe Gott, dass er auch die ungetauften Seelen im Dorf segnet, von denen viele in die teuflische Falle der Trunksucht getappt sind. Vladimir Schmal selbst ist bislang nicht getauft – er überlegt sich das erst noch. Und seine alte Mutter Maria, eine Deutsche aus dem Wolga-Gebiet, die mit anderen Sondersiedlern nicht aus freiem Willen hierher geriet, bemüht sich sogar mit ihren 91 Jahren zum Gebet zu kommen.

Àëåêñàíäð ÂàêêåðDie Deutschen in der Geschichte des Dorfes Potapowo – sind ein Drama für sich. Schade, dass es hier keinen Heimatkundler gibt, der alle mündlichen und niedergeschriebenen Zeugnisse ihres Überlebens im rauen Taimyr-Gebiet in einer Hand sammeln könnte. Aber diejenigen, die hier in Erdhütten schweres Leid ertrugen, ihre Gesundheit im eisigen Wasser des Jenissej zu Markte trugen, als sie Fisch für die Front beschaffen sollten, können stolz auf ihre Nachfahren sein. So lebt und gedeiht in Potapowo die junge Bauernfamilie der Kochs. Und sie sind die ersten, zu denen ich nach der Kirche laufe. In den zehn Jahren unserer Bekanntschaft sind bemerkenswerte Kinder herangewachsen. Tochter und Sohn gehen noch zur Schule, sind aber bereits seit langem unersetzliche Helfer in Haus und Hof, auf dem sich jetzt ein Dutzend Kühe mit ihren Kälbern. Derzeit ist bei ihnen gerade der Großvater aus Dudinka zu Besuch – Alexander Jegorowitsch Bakker. ER stammt auch von den repressierten Wolga-Deutschen ab, aber obwohl er hier eine Menge Unheil erlitt, verliebte er sich für allezeit für die von den frischen Flusswinden ausgewaschenen Potopowsker Gegenden. Der Großvater mit seinen über achtzig Jahren ist immer noch ein fleißiger Arbeiter; hier hilft er gerade seinen Enkelkindern beim Flicken der Netze. Die Kochs sind Alleskönner. Ihr gepflegter, mustergültiger Hof (auch im Kuhstall herrscht eine ungewöhnliche Sauberkeit) stellte die Belieferung mit Milchprodukten für das ganze Dorf sicher, und das sind immerhin etwa 400 Menschen. Sie liefern ihre Milch, ihren Quark und ihre Sahne auch in die Hauptstadt des Taimyr. Schade nur, dass wir keine Gelegenheit haben, die Leckereien zu probieren – es ist Fastenzeit. Aber das Wichtigste ist – die Kinder haben immer genug zu essen und zu trinken. Und hier haben sie auch eine Elf-Klassen-Schule und ihren eigenen guten Kindergarten, für deren Eintritt es keinerlei Probleme gibt.

Vor der Rückkehr nach Dudinka schauten wir kurz in den Laden am Ort. Wir wollten irgendetwas für unterwegs zu unserem Tee hinzukaufen. Über die Preise wunderten wir uns nicht sonderlich, aber auch die Vielfalt war nicht so groß. Eier, Hähnchenkeulen, Konserven, Gebäck und alle möglichen Süßigkeiten. Brot gab es überhaupt nicht. Es wird vor Ort gebacken, und ist dann auch sofort ausverkauft. Mich persönlich hat es gefreut, dass das Geschäft in Potapowo irgendwie auch wie eine Bildergalerie ist. Die Wand über den mittleren Regalen mit den Nahrungsmitteln wird geschmückt von Arbeiten des urwüchsigen Enzen-Künstlers Iwan Silkin, den sie erst kürzlich auf seinen letzten Weg geleitet haben. Die Verkäuferin erzählte mir, dass er die Dorfbewohner großzügig mit seinen Bildern und Rentier-Darstellungen, Tundra-Bewohnern und nördlichen Landschaften beschenkt hat.

Normalerweise bringen wir unseren Verwandten und Freunden aus Potapowo immer Mitbringsel mit – die Fischer holen hier einen unübertrefflichen Omul aus dem Wasser. Aber heute hat sich das Wasser des Jenissei aufgrund des heißen Sommers dermaßen aufgeheizt, dass der wohlschmeckende Fisch in kühlere Gebiete abgewandert ist. Nun warten d8ie Fischer auf den Herbst, damit sie mit ganzer Seele wieder fischen können.

Selbstverständlich haben sie uns für die Reise ein wenig geholfen. Ich habe auch die ersten Heidelbeeren probiert, die hier gediehen sind. Die Leute aus Potapowo sind feinfühlig und verständnisvoll. Wir würden immer noch weiterreden, aber der Kapitän unserer „Arche“ gibt bereits Signal. Natürlich wäre es schön, hier auch einmal für etwas längere Zeit herzukommen – dann könnte man ohne Eile ein wenig in der Kirche zuhören und sich auch ohne Hektik mit den Leuten unterhalten. Einmal erlaubte ich mir das auch, ohne jedoch darüber nachgedacht zu haben, dass es in dieser Gegend keine mobile Telefon-Verbindung gibt. Und genau während der Zeit verstarb mein Vater auf dem Festland. Ein weiterer Potapowsker Schnitt mitten ins Herz.

Kaum jemand von unseren Lesern wird sich jemals an diesem Ort am Jenissei aufhalten, sollte es nicht eine besondere Notwendigkeit dafür geben. Allenfalls werden sie von einem vorbeifahrenden Schiff herüberwinken. So wie ich beim Abschied mit meinem Taschentuch der Anhöhe mit den bescheidenen Häuschen zuwinkte, auf deren eines sie im Laufe der Jahre in riesigen Buchstaben das Wort POTAPOWO herausgemalt haben. Das wichtigste Kennzeichen heute ist – das Kreuz auf der Kirche zu Ehren der „Torhüterin“.

Es heißt übrigens, dass die Siedlung zu Ehren des Verbannten Potapow ihren Namen erhielt – eines guten Menschen, der sich gegenüber den Einheimischen immer ehrlich benahm. Das Gute behalten die Menschen in ihrer Erinnerung. Im hohen Norden ist es mehr wert, als jeder Reichtum. Und möge die Mission des Guten in unseren Gefilden niemals enden…

Irina Danilenko
Fotos des Autors
„Sapoljarnaja Prawda“, 23.08.2013


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