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In Krasnojarsk entbrennt der Streit über ein Denkmal zu Ehren Stalins


Menschenrechtler befürchten, dass ein Stalin-Denkmal politische Spannung schafft.

Eine Gruppe Abgeordneter des Krasnojarsker Stadtrats hat ein Ersuchen an den Gouverneur der Region Viktor Tolokonskij unterzeichnet, mit der Bitte, einen Platz für die Errichtung einer Josef Stalin-Büste zuzuweisen, doch einige regionale Politiker und Menschenrechtler sind scharf gegen eine derartige Initiative aufgetreten.

In dem Anschreiben wird präzisiert, dass die Stalin-Büste bereits fertiggestellt und in Bronze gegossen ist, und zwar aus Mitteln Krasnojarsker Einwohner; derzeit befindet es sich in Verwahrung beim regionalen Komitee der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF). Der Vorschlag des Stadtrats wurde auch schon von einigen Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung in der Region Krasnojarsk unterstützt.

Initiator des Gesuchs war der Stadtratsdeputierte der KPRF Vladimir Pjastolow, der Unterstützung bei weiteren 15 Ratsmitgliedern fand. Die Mehrheit derer, die das Dokument unterzeichnet haben, sind Mitglieder der Fraktion „Patrioten Russlands“.

„Wir sind Stalin nicht nur wegen seines Sieges im Krieg verpflichtet, sondern auch, weil die 70 Jahre danach Frieden herrschte. Wenn Stalin nicht gewesen wäre, hätte man Russland schon längst in Stücke zerrissen“, - meinte Pjastolow in einer Unterredung mit dem russischen BBC-Sender.

Nach Meinung des Deputierten ist bei der Errichtung des Denkmals in erster Linie die Meinung der Veteranen des Großen Vaterländischón Krieges zu berücksichtigen, deren Mehrheit eine positive Haltung gegenüber der Persönlichkeit Stalins einnimmt.

„Gerade die Meinung dieser Menschen sollte ausschlaggebend sein, weil ihre Zahl von Jahr zu Jahr weniger wird. und der jungen Generation sagt der Name Stalins doch schon gar nichts mehr“, meint der Abgeordnete des Stadtrats.

„Eine Quelle der Spannungen“

Gegen die Initiative der Errichtung eines Denkmals trat die regionale Krasnojarsker Abteilung der „Jabloko“-Partei auf.

„Die Region Krasnojarsk ist eine Region der Lager, Gefängnisse und Verbannten-Siedlungen, eine Region der Opfer ethnischer und politischer Säuberungen, die durch den direkten Befehl des „Vaters der Völker“ entfesselt wurden, - heißt es in einer Erklärung der Partei.

Der Abgeordnete des Stadtrats Konstantin Sintschenko kritisierte ebenfalls den Vorschlag seiner Kollegen, und erklärte, dass er die Tragödie des GULAG weder „verzeihen noch vergessen“ könne.

„Eine Abstimmung in sozialen Netzwerken zeigt, dass die Mehrheit der jungen Leute sich in Bezug auf Stalin Träumereien hingibt. Eine frohe Zukunft erwartet unser Land“, - schrieb ein Beamter auf seiner „FB“-Seite.

Ihre Befürchtungen anlässlich der Errichtung des Denkmals brachte am Donnerstag auch die
Krasnojarsker „Memorial“-Filiale für Geschichtsaufklärung und Menschenrechte zum Ausdruck. Ihr Leiter Aleksej Babij schrieb einen offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt, in dem er anmerkt, dass eine Stalin-Büste dem Image von Krasnojarsk einen „nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen wird“.

„In der Stadt gibt es sowohl glühende Anhänger des Stalinismus, als auch unversöhnliche Gegner. Ein Denkmal wird die Quelle ständiger politischer Spannungen sein“, - heißt es in Babijs Brief, den er auf seiner „FB“-Seite veröffentlichte.

15 Denkmäler

Die Region Krasnojarsk ist eine Region der Lager, Gefängnisse und Verbannten-Siedlungen, eine Region der Opfer ethnischer und politischer Säuberungen, die durch direkten Befehl des „Vaters der Völker“ entfacht wurden.
Erklärung der „Jabloko“-Partei

Am Vorabend teilte die Zeitung „Kommersant“ mit, dass die KPRF den Vorschlag unterbreitet habe, zum 70. Jahrestag des Sieges Denkmäler, Büsten und Gedenktafeln zu Ehren Stalins in einer Reihe russischer Städte aufzustellen, insbesondere in Ussurijsk, Orla sowie Dagestanskie Ogni, wo für eben diese Idee der Bürgermeister selber eintrat.

Am Donnerstag erklärte der Leiter des juristischen Dienstes der KPRF, Wadim Solowjew, in der Radiosendung „Hier spricht Moskau“, dass die Kommunisten sich bereitmachen, zum 9. Mai nicht weniger als 15 Denkmäler zu Ehren Stalins zu errichten, unter anderem in Nord-Ossetien, Jakutien, im Lipezker Gebiet und mehreren anderen Regionen; die Frage der Errichtung der Monumente ist praktisch schon entschieden.

Bereits zuvor hatte man innerhalb der KPRF vorgeschlagen, ein Stalin-Denkmal in Moskau aufzustellen, um seinen Beitrag im Kampf gegen den Faschismus zu unterstreichen.

„Merkwürdig und sogar absurd“, dass es für den Mann, der fast 30 Jahre lang das Land regierte, in Moskau kein Denkmal gibt. Das ist noch nicht einmal eine ideologische Frage, es ist vielmehr in vielerlei Hinsicht eine Frage der Wiederherstellung der historischen Logik“, - erklärte der erste stellvertretende Vorsitzende der KPRF, Iwan Melnikow, der Nachrichtenagentur „Interfaks“.

Laut einer Umfrage, die von Soziologen des „Lewada-Zentrums“ im Januar durchgeführt wurde, ist mehr als die Hälfte aller Russen der Meinung, dass Stalin eine positive Rolle i, Leben des Landes gespielt hat. Das Rating für Stalin (52%) im Jahre 2015 erreichte den höchsten Stand seit der Rating-Aufzeichnungen.

Aleksej Ilin
Russischer BBC-Sender, Moskau
19. März 2015


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