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Die Zeit Matwejews

Erinnerung

An einem Sonntagmorgen, als es auf dem Lenin-Prospekt noch ganz still war, trafen wir im städtischen Museum die erste Besucherin – Irina Nikolajewna Apekowa. Gemäß ihrer Festlands-Zeit fing es gerade erst an zu dämmern, doch die Besucherin war bereits am „Norilsker Golgatha“ gewesen und nun bereit, ihre Bekanntschaft mit den Gedenkstätten der Stadt fortzusetzen, welche für ihre Familie hätte zur Sternstunde werden können, sich jedoch in einen Ort verwandelt hatte, der mit langen Leidenswegen verknüpft war.

Irina Apekowa – Enkelin von Wladimir Matwejew, des ersten Leiters des Norilsker Bauprojekts aus dem NKWD – nahm an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Gesellschaft teil. In diesen Tagen fand im Museum des Norilsker Industriegebiets eine Präsentation historischer Forschungsarbeiten von Michail Waschnow unter dem Motto „Ein Schicksal. W.S. Matwejew 1897-1947“ statt. Arina Apekowa war aktiv an der Suche nach Materialien über ihren legendären Großvater beteiligt.

- Nicht jedem gelingt es herauszufinden, wo seine Wurzeln liegen, und dabei ist das doch sehr wichtig. Ich bin Michail Jakowlewitsch für seine Arbeit sehr dankbar, - sagte Matwejews Enkelin auf dem Museumsabend. – Eine Menge habe ich aus dem Buch „Schicksal“ erfahren, wenngleich Großmama darüber erzählte und wir zu Hause Material über Wladimir Sossimowitsch in Verwahrung haben.

Der Erste und auch der Zweite

Die Enkelin spricht selten die Worte „Großvater“ oder „Opa“ aus. Vielleicht ist sie der Meinung, dass dies in offizieller Atmosphäre unzulässig ist. Aber wohl eher deswegen, weil sie ihren legendären Großpapa gar nicht kannte. Das Wort „Oma“ kommt ihr leicht und liebevoll über die Lippen. Was auch ganz natürlich ist, denn Jelisaweta Karlowna war es, die ihre Enkelkinder großgezogen hat, und mit Ira hat sie auch zusammen in einem Zimmer gewohnt. Zu den Matwejews in Naltschik kamen nicht selten Gäste aus Norilsk zu Besuch. Großmutter buk ihre Teigtaschen, ihr Markenzeichen, mit süßer Quarkfüllung. Und überhaupt, erinnert sich die Enkelin, konnte sie sehr gut kochen. Fleischklöße und innen Buchweizengrütze. „Ich kann so etwas nicht. Ich bekomme das nicht hin“.

Irina Nikolajewna sagt, dass ihr und ihrer Schwester diese Besuche, die Gespräche über Norilsk, die Erinnerungen immer sehr gefielen.

- Oma meinte häufig: „Wenn Wolodja noch am Leben wäre… dann würde er nach Norilsk fahren“. Als sie hier arbeiteten, stellten sie sich oft vor, was für eine bemerkenswerte Stadt es einmal werden würde, - erzählt unser Gast.

Wladimir Sossimowitsch hat daran geglaubt. „Ich habe der Heimat treu und ergeben gedient… Schade, ich werde das künftige Norilsk nicht mehr erleben, aber es wird eine großartige Zukunft haben“ (aus dem Buch „Schicksal“).

Die Zukunft Matwejews selbst war durch die Politik des „Kreml-Bergbewohners“ vorherbestimmt, ebenso wie das Schicksal seines Vorgängers Michail Singer, der von der Hauptverwaltung des Nordmeer-Seewegs zum Leiter des Baus des Erz-Kombinats ernannt worden war. Singer traf fast ein Jahr vor Matwejew in Norilsk ein. Später entschieden sie in Moskau, das Objekt in die Zuständigkeit des NKWD zu übertragen und schickten einen neuen Bauleiter – Matwejew. Nach der offiziellen Übergabe berief man Michail Akimowitsch Singer nach Moskau und verhaftete ihn.

Auch Matwejews Schicksal war vorherbestimmt – „vom Gesetz der damaligen Zeit“. Wohl wie jeder, der damals an seiner Stelle gewesen wäre. Da konnten weder seine Soldaten-Vergangenheit, noch sein Kampf für die sowjetmacht helfen, und auch nicht seine reiche Erfahrung im Bau von Verkehrswegen. Es zählte auch nicht das, was in Norilsk unter Bedingungen des Defizits an allem und jedem getan und geschafft worden war. Unter Matwejew hatte man zehntausende Tonnen Maschinen, Material, Lebensmittel zur Kombinatsbaustelle gebracht – im Grunde genommen wurde die erste schiffbare Zeit organisiert, in welcher der Fluss befahren werden konnte, und entsprechende Transporte vorgenommen, und man begann mit der Schaffung einer Hafenwirtschaft. Unter ihm wurde die Bahnlinie Dudinka – Norilsk verlegt. Vorangetrieben wurde auch die geologische Erforschung des Gebiets, man schuf das Projektierungsbüro „Norilsk-Bau“, bestätigte endgültig die Flächen für die Metallhütte, das Wärmekraftwe4rk und die Nebenunternehmen. Gebaut wurden die erste Norilsker Schule und ein Klubhaus, man organisierte die Sport-Gesellschaft „Dynamo“, schuf eine Rundfunk-Direktübertragungsstelle. Da Postamt nahm seinen Betrieb auf, eine typographische Anstalt wurde eröffnet, der Bestand der technischen Bibliothek ergänzt.

Michail Waschnow schribt in dem Buch „Schicksal“: „Ja, es gibt noch keine Industrie-Anlagen und noch nicht die erwartete Produktion. Aber ohne die „unter Matwejew“ gesammelte Erfahrung, auch wenn sie nicht selten negativ war, wäre der allerletzte Ruck nicht möglich gewesen“.

Man beschuldigte den Chef des Norilsker Bauprojekts der Schädlingstätigkeit und konterrevolutionären Aktivität. Während seiner Inhaftierung wurde er in unmenschlicher Weise gefoltert. „Infolgedessen geriet ich in den Zustand eines Mannes, der jegliches menschliche Aussehen verloren hatte, und der sich nur noch den Tod wünschte“, schrieb Wladimir Sossimowitsch in einem Gesuch an die Staatsanwaltschaft der UdSSR vom 18. Februar 1940. Gesuche und Kopien wurden vom Durchgangslager Kotlas an alle Partei-Instanzen geschickt. Dieses Dokument las Irina Nikolajewna zum ersten Mal im Buch „Schicksal“.

Fotografien an der Wand

Das Norilsker Museum verfügt über einzigartige Materialien, die mit Wladimir Sossimowitsch Matwejews Leben und seiner Arbeit im Polar-Gebiet im Zusammenhang stehen. Die Leiterin der Abteilung für Kultur- und Bildungsarbeit Lidia Schtschipko schlägt vor, die sonntägliche Exkursion im Ausstellungssaal im dritten Stock zu beginnen.

Während wir die Treppe hinaufgehen, frage ich Irina Nikolajewna, ob es ihr gelungen ist, die Norilsker Bibliotheken ein wenig kennenzulernen. Der Gast leitet den Sektor des Lesesaals der Staatlichen Nationalen Malbachowa-Bibliothek in Naltschik, und sie möchte gern wissen, wie die Kollegen in anderen Städten arbeiten.

- Auch die öffentliche und die wissenschaftlich-technische Bibliothek haben mir sehr gut gefallen. Bei uns gibt es eine solche Grundlage und so viele finanzielle Mittel nicht, um eine Bibliothek so gut auszustatten, - gesteht Irina Nikolajewna. – Aber hier haben sie eine wunderbare Ausstattung: da stehen sowohl Bildschirme, als auch Sessel und Sofas. Und geschlossene Regale! So etwas bekommen wir für unseren „wertvollen Bestand“ nicht genehmigt.

In der dritten Etage blieben wir bei der geologischen Sammlung stehen. Als in Lidia Schtschipkos Erzählung der Nachname Woronzow erklingt, bemerke ich beim Gast eine ganz besondere Interessiertheit.

-Ist Ihnen dieser Name geläufig?

- Natürlich, er war Wladimir Sossimowitschs Matwejews, meines Großvaters, Stellvertreter. Wie es scheint haben er und Woronzow zusammengelebt. (Höchstwahrscheinlich in einer Blockhütte, die in Zimmer für zwei Familien unterteilt war. – Autor). Großmutter erzählte von ihren Arbeitsbeziehungen: da lief es nicht so gut. In Michail Jakowlewitschs Buch steht darüber geschrieben.

Nachdem wir uns die Museumsausstellung angeschaut haben, begeben wir uns in den „Saal des Ruhmes“. Beinahe in der Mitte befindet sich ein Foto, das Wladimir Sossimowitsch zeigt – wohl das berühmteste, wo auf den Kragenspiegeln seines Militärrocks zwei Romben zu sehen sind.

- Ein interessantes Porträt, dieser Gesichtsausdruck… Ja, ich weiß, das ist von einem Foto, aber hier sieht er anders aus, - überlegt Irina Nikolajewna, während sie das Porträt betrachtet. – Aber das Bild steht bei uns zu Hause, und sogar meine kleine Enkelin spricht von „Opa Wowa“. Das habe ich ihr beigebracht.

Die eineinhalb jährige Alissa kennt ihre Wurzeln bereits: zusammen mit der Omi hat auch sie das Buch über ihren Urgroßvater „gelesen“. Irina Nikolajewna fungierte gerade als Kindermädchen, als Waschnows Forschungsarbeit herausgebracht wurde.

- Es gab niemanden, bei dem wir Alissa hätten lassen können. Alla war zur Arbeit gegangen: sie haben dort eine Unmenge zu tun, - und es scheint so, als ob „Oma Ira“ sich über diesen Gang der Ereignisse freut. – Die Tochter hat in Moskau ihr Druckereigeschäft. Um die Enkelin kümmert sie sich mal hier, mal dort. Jetzt ist Alla gerade nach Naltschik gekommen, wir haben hier so tolles Wetter, dass Alissa sich mit Großvater und Mama erholt.

- Haben Sie zu Hause viele Fotografien von Wladimir Sossimowitsch? – Mit dieser Frage kehre ich zu Matwejews Porträt „zur Zeit der Romben“ zurück.

- Die, die wir noch bei uns verwahrt haben, sind im Buch veröffentlicht. Fast alle Fotos sind der Konfiszierung zum Opfer gefallen. Großmutter Elisabeth (Jelisaweta) Karlowna hat sie alle zurückgelassen, als sie nach Norilsk fuhr, - erzählt der Gast. – Sie hate zwei kleine Kinder bei sich: Mama (Nadjeschda Wladimirowna) war 6 Jahre alt, Tante Ira 12.

Ira ist der Name, den sie von Haus aus erhalten hat: laut Pass heisst die älteste Tochter der Matwejews Kirina, und bei der Namensgebung nannten sie sie Kima – die Abkürzung für Kommunistische Internationale der Jugend.

Im April 1938 floh Jelisaweta Karlowna Matwejewa, Ober-Maschinistin der Verwaltungs- und Wirtschaftsabteilung der Norilsker Baubehörde, zusammen mit ihren Töchtern nach Moskau.

- Großmamas ältere Schwester Larissa versteckte sie in Malachowka auf ihrer Datscha, - fährt Apekowa mit ihrer Familiengeschichte fort. – Später zogen sie nach Cherson zu einer anderen Schwester namens Nina. 1940 erhielt die Großmutter die Genehmigung für ein Wiedersehen mit dem Großvater. Für ganze drei Tage! Und dabei erzählte er ihr, welche Foltern sie bei ihm anwandten. Aus Großmutters Erzählungen kann ich mich am deutlichsten daran erinnern, wie sie ihn mit Wasser misshandelten. Dazu stellt man jemanden an die Wand und lässt ihm über viele-viele Stunden Wasser auf den Kopf tropfen.

- Ist es verwunderlich, dass Jelisaweta Karlowna nach all dem Gesehenen, Gehörten und Erlebten auf der Rückfahrt einen Herzinfarkt erlitt? Schon in Moskau unternahm sie den Versuch, ihrem Mann aus der Patsche zu helfen. Am 19. September 1940 schrieb sie an Berija ein Gesuch mit der Bitte, Matwejews Fall zu überprüfen. Am selben Tag wurde der Empfang der Petition beim NKWD registriert. Der Versuch erwies sich als ergebnislos.
- Während des Krieges ändert die Großmutter ihren Vatersnamen, - unterbricht Irina Nikolajewna meine Gedanken. – Weil …

Es ist auch so verständlich, warum aus der Tochter des Oberleutnants Karl Alfonsowitsch von Rass, die der Nationalität nach Deutsche war, Jelisaweta Karpowna wurde.

Die Uhr läuft weiter, und wir tun es auch

Im Museum schlägt eine Uhr.

- Aus der Zeit Sawenjagins, - erklärt die Führerin, - si geht bis heute.

- Sawenjagin hätte sich, glaube ich, einsetzen können. Aber er goss, ganz im Gegenteil, auch noch Öl ins Feuer. Als er sich an seine Pflichten machte, schrieb er in seinem Rechenschaftsbericht, dass Matwejews Schuld unbestritten sei, - bringt die Enkelin des ehemaligen Leiters der Norilsker Bauverwaltung unerwartet das Thema ins Rollen. Und fügt hinzu:

- Der Arme, so hatte er denn auch nicht sehen können, wie seine Kinder groß wurden. Die Tante allerdings befand sich bei ihnen in Talagy.

Wir treten an die Wand heran, die von Matwejew erzählt. Dort ist sein Befehl N° 1: „Stadt Dudinka. 2. Juli 1935. An diesem Tag nahm er auch seine Pflichten als Chef des Norilsker Bauprojekts auf“. Hier ist die Kopie der Rehabilitationsbescheinigung.

- Bei uns ist die Bescheinigung im Original verwahrt, - präzisiert der Gast.

Und die Kopie des Briefes von Kirina Wladimirowna Matwejewa (Ehename Malaschkina) über die Fahrt zum Vater im Jahre 1946 verwundert und erfreut die Nichte:

- Ich bin im Besitz von einem Entwurf einiger Skizzen der Tante, ich habe sie Michail Jakowlewitsch geschickt, aber den Brief selber nicht, - erklärt die jüngere Irina und macht ein Foto von dem Dokument.

Man erlaubte der Studentin des medizinischen Instituts Matwejewa, den Verwundeten aus dem Samarkander Hospital nach Archangelsk zu begleiten. Von dort schlug Irina sich zu Wladimir Sossimowitsch durch, der seine Haftstrafe in der Lagersiedlung Talagi, unweit der Gebietshauptstadt, verbüßte.

„Das Wiedersehen dauerte nur zwei Stunden. Im Beisein eines Soldaten, - lesen wir im Buch „Schicksal“ aus den Erinnerungen von Wladimir Sossimowitschs ältester Tochter. – Vater kam ganz blass herein, trug aber ein ordentliches, sauberes Militärhemd und Stiefel“. Er sagte, dass die Wahrheit triumphieren, dass man ihn zweifellos für unschuldig erklären würde. „Etwas später fügt er etwas hinzu, was damals unverständlich schien: „Ihr werdet es schaffen das durchzustehen. Bedeckt euch nur nicht mit Stacheln; seid nicht wiederborstig“.

- Das gab er uns, seinen Nachfahren, als Vermächtnis mit auf den Weg, dass wir auf die Staatsmacht nicht wütend sein sollten, welche die Leute in einen derart unmenschlichen Zustand brachte, - „dechiffriert“ Irina Nikolajewna. Und sich an Lidia Schtschipko wendend meint sie: - Großmutters Sachen werde ich mir unbedingt ansehen, die habe ich ihnen ja fürs Museum versprochen. Meine Schwestern werde ich auch noch fragen. Meiner Meinung nach hat Lidia noch ihre Puderdose.

Wieder diese Vornamen: Lidia heißt laut Pass Ludmila.

- Großmutter liegt in Simferopol begraben. Als meine Mutter starb, holte Tante Ira die Oma zu sich. Sie besaß eine kleine Ikone, die haben wir ihr aus irgendeinem Grund mit ins Grab gelegt. Vielleicht hätten wir sie behalten sollen, aber da sie nun einmal der Großmama gehörte, haben wir sie ihr auch mitgegeben. Vor dem Schlafengehen hat Großmama sie immer unter ihr Kopfkissen gelegt, - präzisiert die Enkelin. – Es gab auch noch eine Brosche, die habe ich behalten. Allerdings fehlen darin schon ein paar Steinchen; sie wird kaum einen besonderen Wert darstellen.

Doch ich glaube, da täuscht Irina Nikolajewna sich.

Die weiteren Aufzeichnungen in meinem Notizblock mache ich beinahe im Laufschritt: unser Gast hat es eilig, nach Dudinka zur Eröffnung des Denkmals für die Ersterbauer des Norilsker Kombinats und des Hafens zu kommen.

- Was für ein schönes Konzert eure Künstler im „Arktika“ gegeben haben. Die Beleuchtung war sehr gelungen, die Gestaltung des Sport-Palasts wunderbar, man hat an alles gedacht. Auch der Saal ist wunderschön, und die Sessel waren herrlich bequem.

- Auf der Fahrt nach Talnach fällt das Denkmal für die „Ersten“ auseinander. Schade.

- Richten Sie bitte aus, dass der Rhabarberkuchen klasse war.

Gebacken hat ihn für Irina Nikolajewna und Michail Jakowlewitsch die Norilskerin Jelisaweta Obst, Vorsitzende der öffentlichen Organisation zum „Schutz der Opfer der politischen Repressionen“, Tochter des „Norilsker Lagerinsassen“ Josif Pawlowitsch Obst – und den beiden den Kuchen während der Präsentation des Buches „Schicksal“ überreicht. Sein Foto hat Matwejews Enkelin auf der Museumsausstellung gesehen.

Für Mensch und Schiff

Die Eröffnung des Memorials, das den ersten Erbauern des Norilsker Kombinats gewidmet ist, die damals mit dem Dampfer „Spartak“ eintrafen, und dem ersten Leiter Wladimir Sossimowitsch Matwejew wurde eines der wichtigsten Ereignisse in einer ganzen Reihe von Jubiläumsereignissen.

In Krasnojarsk wurden Granitplatten bestellt, auf denen der Moment des Eintreffens der „Spartak“ am 1. Juli 1935 dargestellt ist.

Der Chef der Polar-Transportfiliale Igor Usdin merkte an, dass es nicht möglich sei, die genaue Stelle zu ermitteln, an der die Menschen das Schiff verließen:

- Wir haben uns alte Fotografien angeschaut; wir glauben, dass es irgendwo an der Mündung des Flusses Dudinka gewesen sein muss, dort wo er den Jenissei kreuzt. Nach hydrologischen Gutachten war hier, was die Strömungsgeschwindigkeit des Jenissei angeht, eine etwas ruhigere Stelle.

Urheber der Idee und des Arbeitsentwurfs war der Veteran des Kombinats und Ehrenbürger von Norilsk Wladimir Iwanowitsch Polischtschuk; er war auch der Organisator des Buches „Schicksal“. Eines seiner Exemplare legte man, zusammen mit einer Kapsel, die eine Botschaft an die zukünftigen Kollegen der heutigen Mitarbeiter der Gesellschaft enthält, feierlich in der Nische des Denkmals nieder.

- Das Denkmal ist sehr schön geworden, - befand Irina Nikolajewna. – Matwejews Porträt hat mir gefallen, es ist gut gemacht. Vielen Dank an alle, die das Gedenken an Wladimir Sossimowitsch wahren.

Und trotzdem kam die Enkelin – und nicht nur sie – nicht umhin, eine gewisse Ungenauigkeit in Bezug auf das auf dem Denkmal angegebene Todesjahr des Großvaters – 1948 - zu bemerken. Tatsächlich fanden sich „Zeugen“, die Wldimir Sossimowitsch angeblich ausgerechnet in dem Jahr gesehen haben wollen. Das Jahr 1948 wird auch in einigen Büchern genannt. Aber die Dokumente, über die die Familie verfügt – sie werden m Buch „Schicksal“ angeführt, - sagen aus, dass Matwejew nach einer schweren Krankheit am 30. September 1947 „verglühte“. Das bestätigt das Informationszentrum des UMWD des Archangelsker Gebiets. Das Krasnojarsker Standesamtsbüro, wohin die Mitteilung über den Tod des ehemaligen Leiters des Norilkser Bauprojekts geschickt wurde, stellte eine Bescheinigung aus und notierte den Tod am 19. Dezember 1947. Irina Nikolajewna sagt, dass innerhalb der Familie der 30. September als Todestag gilt. Die Ungenauigkeit auf dem Memorial wird wohl korrigiert werden.

Auf der Krasnojarsker Schiffswerft wurde das Bunker-Tankschiff „Wladimir Matwejew“ für die Hafenflotte gebaut und zu Wasser gelassen.

Für Ende September ist die Abgabe des Schiffes geplant, Anfang Oktober wird es in Dudinka erwartet. Der Tanker soll zum Bunkern von Brennstoff für die eigenen Schiffe des Hafens Verwendung finden.

„Ich erinnere mich an den Vater als gutmütigen, klugen und mutigen Mann. Für die Ersten war es überall schwierig. Und Papa gehörte zu denen, die treu und ergeben als die Ersten dienten“ – mit diesen Zeilen aus Kirina Malaschkinas (Matwejewas) Brief endet das Buch „Schicksal“. Dem muss man wohl nichts hinzufügen.

Fotos: Jekaterina Sima
Text: Larissa Fedischina

Polar bot 30.07.2015


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