Am 30. Oktober wurde in Russland der Tag des Gedenkens an die Opfer er politischen Repressionen begangen, da wir uns in großem Schmerz an unsere lieben Verwandten und alle erinnern, auf deren Los die schlimmsten physischen und seelischen Schicksalsherausforderungen entfielen. Sie wurden ihrer Gesundheit, ihrer Ehre und sogar ihres Lebens beraubt.
Schon kann niemand mehr wahrheitsgemäß alle aus diesem Übel entstandenen Verluste unseres Volkes zusammenzählen. In unterschiedlichen Quellen ertönen unterschiedliche Zahlen, doch sie alle bewegen sich innerhalb einer Grenze von mehreren Millionen Menschen. Allerdings sind das nur diejenigen, die später offiziell rehabilitiert wurden, die die politischen Paragraphen und Ukase durchlaufen haben.
Und überhaupt nicht berücksichtigt worden sind diejenigen, welche zu langen Haftstrafen in Lagern verurteilt wurden, weil sie wenige Minuten zu spät zur Arbeit kamen, ein paar Ähren von den abgemähten Feldern mitnahmen. Warum? Weil diese Leute bis heute nicht offiziell rehabilitiert sind.
Ebenfalls nicht berücksichtigt sind jene, deren Schicksal verstümmelt wurde, aber sie wurden nicht strafrechtlich verurteilt oder administrativ verbannt, deportiert. Alle, die ihre Arbeit, ihren Beruf verloren hatten, die verleumdet wurden und sich, in Freiheit lebend, als von der Gesellschaft Verstoßene und Geächtete fühlten oder gezwungen waren sich zu verstecken. Diejenigen, die ihren Wunschberuf nicht ausüben oder die bevorzugte Ausbildung nicht machen konnten. Die Anzahl dieser betroffenen Menschen ist nicht zu ermitteln.
In diesen Tagen möchte ich Ihnen allen mein Mitgefühl in Bezug auf das Leid entgegenbringen, das Sie während der Sowjetherrschaft durchgemacht haben, und denen gegenüber meine Worte der Anteilnahme aussprechen, die ihre Verwandten und Vertrauten in Lagern und Gefängnissen, in der Verbannung oder Sonderansiedlung und später auch Zuhause verloren haben, wohin viele der unschuldigen Häftlinge mit zerstörter Gesundheit zurückkehrten.
Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen allen die Liebe und den Respekt der Angehörigen, Gesundheit, Mut und lange, aktive Lebensjahre.
Ella Zuzkarewa, Vorsitzende der Vereinigung der Rehabilitierten in der Region Krasnojarsk
„Krasnojarsker Arbeiter“, 31.10.2015