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Friedhofs-Land

Die Regierung hat einen Gesetzesplan über d8ie Vollmachten der Machtorgane bei der Verewigung des Gedenkens an die Opfer der politischen Repressionen in die Duma eingebracht. Es ist unklar, wer die Kraft besitzen wird, diese wunderbaren Absichten in die Wirklichkeit umzusetzen.


Der Archipel GULAG

Aus dem Dokument folgt, dass Ministerkabinett bestrebt ist, die bereits existierenden Gesetze so zu ändern, dass die Aufgabe der Wahrung der Erinnerung an die Opfer des stalinistischen Terrors von den Behörden aller Ebenen effektiver entschieden werden können.

Insbesondere will die Regierung, neben dem bei den Behörden auch schon vorher bestehenden Recht, das Gedenken an die Repressionsopfer zu verewigen, die staatlichen Organe und Munizipalitäten auch verpflichten, die Begräbnisorte der Repressionsopfer ins Verzeichnis der Objekte kulturellen Erbes mit aufzunehmen. Und wenn früher diese nichtkommerziellen Organisationen, die regionalen „Memorials“ vom Staat wie Mäuse gejagt wurden, indem man sie mit dem Status „ausländischer Agenten“ in Schrecken versetzte, so schlägt nun der Kabinettsminister vor, den NKOs und Bürgern, die sich mit der Wahrung des Gedenkens an die stalinistischen Verfolgungen beschäftigen, Unterstützung seitens der Organe der Staatsmacht und der lokalen Selbstverwaltung zu gewähren.

Am 15. August, ich erinnere daran, bestätigte die Regierung ein Konzept der Staatspolitik zur Verewigung der Opfer der politischen Repressionen, und der Justizminister erarbeitete auch den vorliegenden Gesetzesentwurf dazu, um es mit der Gesetzgebung in Einklang zu bringen. Der „neue“ Vorsitzende der Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft, Aleksej Babij, gab dazu den folgenden Kommentar ab:

- Das Gesetz des Jahres 1991 „Über die Rehabilitierung der Opfer der politischen Repressionen“ schlägt vor, einen neuen Artikel hinzuzufügen, der das Recht der Organe der Staatsmacht und der lokalen Selbstverwaltung bestärkt, „Maßnahmen zur Verewigung des Gedenkens und der Unterstützung der Tätigkeiten von Organisationen und Bürgern auf diesem Gebiet zu realisieren“. Es ist nicht ganz verständlich, wer ihnen das Recht entzogen hat, denn es hat dieses Recht stets besessen. Einige haben sich dieses Recht zunutze gemacht, beispielsweise die Verwaltung der Region Krasnojarsk, welche die Herausgabe des Buches der Erinnerung an die Opfer der politischen Repressionen organisiert und finanziert. Nun, wenn man sie dazu verpflichten, dafür haftbar machen würde, dann wäre es viel besser – dann würde sich beispielsweise Nowosibirsk nicht mit der Herausgabe eben jenes Buches der Erinnerung herumquälen, indem es nur alle paar Jahre mühselig die Geldmittel für den nächsten Band aufbringt. Doch auch in dieser Hinsicht gibt die neue Initiative der Regierung zwar kleine, aber immerhin Trümpfe in die Hände der Bürger, die die Organe der Staatsmacht von diesen oder jenen Maßnahmen zur Verewigung überzeugen werden.

Weiter. „Es wird festgelegt, dass das örtliche Selbstverwaltungsorgan bei Aufdecken von Begräbnisstätten der Opfer von Massenerschießungen an das regionale Organ für den Objektschutz kulturellen Erbes einen Antrag über die Aufnahme des Objekts, welches über Merkmale eines kulturellen Erbes verfügt, in das einheitliche staatliche Verzeichnis der Objekten kulturellen Erbes (Denkmäler der Geschichte und Kultur) der Völker Russlands sendet“. Der Punkt ist nicht schlecht, wenn er denn auch funktioniert. Derzeit gibt es damit ein großes Problem, besonders wenn man berücksichtigt, dass derartige Bestattungen nicht selten beim Bau unterschiedlicher Objekte entdeckt werden. Und dann werden die menschlichen Überreste einfach auf Haufen zusammengeharkt und anschließend in irgendein Erdloch hineingeschoben. Jetzt kann man hoffen, dass beim Auftauchen einer Massengrabstätte dieser Ort nicht bebaut wird und dass man die Asche nicht einfach mit Kippern zum Schuttplatz abtransportiert. Wenn wenigstens das getan würde, dann wäre das schon gut, und dann könnte man nach und nach auch Gedenkkreuze aufstellen. Und die Behörden sollen da zumindest nicht störend eingreifen, sondern nach Möglichkeit helfen.

„Das Gesetzesprojekt sieht eine Ergänzung der Liste sozial orientierte nichtkommerzieller Organisationen vor, denen seitens der Staatsorgane und der örtlichen Selbstverwaltung Unterstützung erwiesen werden kann, Organisationen, die sich mit Tätigkeiten zur Verewigung des Gedenkens befassen“. Wieder kein schlechter Punkt. Beispielsweise fallen unter diese Liste die regionalen „Memorial“-Organisationen, und das stellt immerhin einen gewissen Schutzbrief dar. In verschiedenen Regionen ist die Situation unterschiedlich, einige örtliche „Memorials“ werden ab und an besucht. Das hilft ihnen auch in finanzieller Hinsicht – manche Angebote finden sich nur für sozial orientierte nichtkommerzielle Organisationen.

Das heißt: die Vorschläge sind nicht schlecht, haben aber keine grundlegende Èedeutung.

(Die Kommentare wurden abgesetzt, als jenes Justiz-Ministerium die internationale gesellschaftliche Organisation „Menschenrechtszentrum „Memorial““ der Untergrabung des verfassungsmäßigen Aufbaus der Russischen Föderation und der Aufrufe zu einem Wechsel des politischen Regimes beschuldigte – das geschah faktisch unmittelbar nach der Einbringung des Gesetzesentwurfs, der „Memorial“ eine Unterstützung seitens der Behörden verhieß).


Gedenkstein in Krasnojarsk
Foto des Autors

Was wird sein, wenn sich alle Machtorgane in den Regionen und Orten das Recht zunutze machen, das Gedenken an die Opfer des großen Terrors zu verewigen? Die Topographie der Repressionen ist ungefähr bekannt, „Straßenkarten“ des Terrors, mehr oder weniger genau, das reicht. Daher ist sofort klar: diese Ideen sind absoluter Manilowismus (Manilow = Gestalt aus Gogols „Die toten Seelen“; verträumt-tatenloser Bezug zur Umgebung; auch Augenwischerei; Anm. d. Übers.). Wenn du auf einem Friedhof wohnst, kannst du nicht alle beweinen. Die wunderbaren Absichten der Regierung versinken in dem ihr zugefallenen schweren, sumpfigen Land. Allein Moskau wird wohl in der Lage sein, die Stellen, Abschnitte und Standorte des unzweifelhaft Bösen zu kennzeichnen. Und das übrige Land? Und was ist mit Sibirien, dessen Industrie vollständig auf den Knochen von Gefangenen errichtet wurde? Das heutige Russland – ist das Ergebnis seines asiatischen Grenzgebiets, der sibirischen Kohlenwasserstoffe und Metalle. Doch die regionalen und örtlichen Budgets hier zeichnen sich durch – tiefe Löcher aus. Moskau will die Budgetlage untereinander nicht verändern und ist nicht bereit den Fluss der Steuerströme umzuverteilen. Moskau macht sich nicht daran, durch eine Finanzressource jene Vollmachten der Regionen zu stärken, zu denen man sie ermahnt, an die man sie erinnert hat. Und das bedeutet – das Ganze sind nur Worte, mehr nicht. Aber auch für die Worte – vielen Dank! Es könnte sie ebenso gut auch gar nicht geben.

Nur wenn O. Deripaska, W. Potanin, M. Prochorow usw., deren Aktiva auf Wattejacken mit Nummern basieren, deren Yachten und Business-Jets aus den Sehnen und Adern von Gefangenen gebaut wurden, guten Willen zeigen und alles in einen Topf werfen… Nun, dieses ganze Rohstoff-Geschäft könnte zum Beispiel die Schaffung einer genauen Karte des GULAG, eine Enzyklopädie, Lehrbücher darüber finanzieren… Das ist schließlich und endlich eine Frage der Selbstverwaltung.

Na ja, falls das nicht aktuell ist, dann ist es – eine Frage der Ehre. Roman Abramowitschs Großvater, aus Litauen deportiert, kam m Kraslag ums Leben.

Einstweilen- meint Babij – zeigen sie auf den Karten, mehr oder weniger genau, lediglich Lager, und auch die sind alle krumm und schief angeordnet: Lagerverwaltung werden mit Lagerstützpunkten verwechselt, die angegebenen Bezeichnungen sind nicht die offiziellen, sondern die im Volksmund verwendeten usw. Die letzte detaillierte Erforschung der Lager-Strukturen ist – „Das System der Besserungs-/Arbeitslager in der UdSSR“ (Verf. M.B. Smirnow. Moskau, Swenja-Verlag, 1998). Aber es ist schon etwas veraltet. Und überhaupt, so Babij, werden im Kopf des Spießbürgers GULAG und Repressionen ausschließlich mit Lagern und Erschießungen assoziiert, obwohl es da auch noch – und das in großer Anzahl – die Sondersiedler, die Entrechteten usw. gab. In der Region Krasnojarsk existierte eine riesige Anzahl Sondersiedler als Verbannte; nicht einmal bei der Staatlichen Innenbehörde kennt man sie alle. Ihre Liste muss erst noch geschrieben werden.

Für das Verständnis der Arbeitsfront – hier einige Informationen über die Inseln des GULAG allein in der Region Krasnojarsk, in Chakassien und Tuwa. Als Grundlage wurden Angaben aus dem Buch des Gedenkens an die Opfer der politischen Repressionen in der Republik Chakassien, Band 3, genommen. In der Reihenfolge sind der Zeitraum der Existenz, die räumliche Lage, das Profil des Produktionszweigs, Häftlingsanzahl genannt.

1. ÖSTLICHE BLEI-VERWALTUNG und BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER JENISSEISTROI

1950-1952; Region Krasnojarsk, Siedlung Swinzowyi Rudnik (Blei-Bergwerk; Anm. d. Übers.). Geologische Arbeiten, Förderung von Blei. Am 01.10.1951 – 872 Gefangene, darunter wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte.

2. JENISSEISKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER der SONDER-HAUPTVERWALTUNG (Jenisseilag)

07.06.47-29.04.53; Stadt Krasnojarsk. Unterirdische Förderung von Gold, Steinen, Kies, Holzbeschaffung und andere Arbeiten. Am 01.01.1949 – 5673 Gefangene; am 10.07.1952 -1852 Gefangene, darunter 285 wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte.

3. JENISSEISKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Verwaltung des Jenisseisker Besserungs-/Arbeitslagers und der –Kolonien, Jeniesseilag)

16.11.1940-31.08.1941; Stadt Krasnojarsk. Bau der Krasnojarsker, Ust-Abakaner und Kansker Fabriken für Sulphit und technische Alkohole, Holzverarbeitungswerke sowie die Krasnojarsker Metallhütte. Am 01.09.1941 – 11978 Häftlinge.

4. JENISSEISKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER und BAUPROJEKT 503 (Jenissei-Eisenbahnlager)

05.02.49-12.11.49, umorganisiert in die Nördliche Verwaltung der Lager für Eisenbahnbau; Siedlung Jermakowo, Bezirk Igarka. Bauprojekt 503, Bau des Bahnstrecken-Abschnitts von der Station Tschum – Salechard – Fluß Pur nach Igarka mit Fährübersetzung. Am 10.11.1949 – 29260 Gefangene.

5. ARBEITS-/BESSERUNGSLAGER DER METALLHÜTTE N° 169 (Arbeits-/Besserungslager des Krasnojarsker Metallhüttenwerks, Metallhüttenbau)

05.06.41 – 14.09.51; Stadt Krasnojarsk. Bau des Krasnojarsker Metallhüttenwerks, Produktion von Platin-Metallen, Arbeit im Sonderbüro für Projektierung, Konstruktion und Technologie. Am 01.01.1943 – 1813 Häftlinge.

6. GORNYILAGER (Bergbaulager, Sonderlager N° 2, Sondlag N° 2, Gorlag)

28.02.48-25.06.54, später Zusammenschluss mit dem Norillag; Bezirk Norilsk. Bau der Stadt Norilsk, der Schachtanlagen 11, 13, 15-18, der Ziegelfabrik u.a. Am 01.01.1952 – 20218 Häftlinge; Großteil der Häftlinge = wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte.

7. GRANIT-BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER und SONDER-VERWALTUNG DES BAUPROJEKTS 505

1950, Station Basaicha, Krasnojarsker Eisenbahn. Bau der Eisenbahnlinie. Am 01.10.1950 – 5608 Gefangene; Befehl des GULAG-Leiters vom 09.10.1950 zur Erhöhung der Zahl der Gefangenen auf 12500.

8. BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER „DC“ DES JENISSEISTROI

16.10.51, 1953 umbenannt in Tajoschni (Taiga-) Besserungs-/Arbeitslager; Stadt Krasnojarsk; umfasste 12 Lagerabteilungen. Abbau der Fundstätten „Julia“, „Kijalych-Usen“, „Tuim“ und der der Fundstätten der Karaschsker Gruppe, Bau der Schachtanlage N° 9 in Tschernogorsk, Arbeiten der Temirsker und Aktowraksker geologischen Forschungs-Gruppen in Chakassien, Bautätigkeiten in Krasnojarsk, Atschinsk, Abakan, Förderung von Glimmer im Bezirk der Bahnstation Kamola. Anzahl: laut Stellenplan – 20000 Gefangene, darunter 3343 Frauen, 1082 wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte.

9. BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER und BAUPROJEKT DES AKTOWRAKSKER KOMBINATS

24.05.52 – 29.04.53; Autonomes Gebiet Tuwa, Ortschaft Kysyl-Maschalyk, Barun-Chemtschiksker Bezirk. Bau des Bergwerks und der Asbest-Fabrik. Am 16.01.1953 – 1380 Gefangene.

10. BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER UND BAU DER BAHNSTRECKE KRASNOJARSK – JENISSEISK

21.11.52-29.04.53; Stadt Krasnojarsk. Bau der Bahnlinie Krasnojarsk – Jenisseisk. Am 20.03.1953 – 317 Häftlinge; dort befanden sich verurteilte Mitarbeiter des MWD, MGB, der Staatsanwaltschaft, des Gerichts und der Justiz.

11. BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER FÜR DEN BAU VON EISENERZ-BERGWERKEN
(Scheleslag; Eisenlag)

Ab 09.10.50, 1953 umbenannt in Poljansker Besserungs-/Arbeitslager; Stadt Krasnojarsk. Bergbau-Arbeiten, Bau von Eisenbahn-Tunneln, Stollen, 10 Schachtanlagen u.a. Am 01.04.1953 – 27535 Häftlinge.

12. KRASNOJARSKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Kraslag)

05.02.38-01.01.60; Station Reschoty, Region Krasnojarsk. Holzbverarbeitung, Bau der Kansker Metallhütte, Herstellung von Skiern, Fabrik zur Fertigteil-Herstellung für den Hausbau, Bau von Bahnstrecken und Autostraßen, Wohnungsbau, Holzverarbeitung, Produktion von Ziegelsteinen, Schuhwerk und Töpferwaren. Am 01.09.1938 – 9924 Gefangene; am 01.01.1943 – 16410, darunter 1316 Frauen, 9724 wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte; am 01.01.1953 – 30546 Häftlinge.

13. KRASNOJARSK-BAU und BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER DES JENISSEISTROI

20.07.49-16.10.51, umorganisiert in „DS“ des Jenisseistroi; Stadt Krasnojarsk. Bau verschiedener Objekte. Anzahl: laut Stellenplan 3000 Gefangene.

14. KRASNOJARSKER VERWALTUNG für SONDERBAU und BESSERUNGS-/ ARBEITSLAGER Postfach 138 (Besserungs-/Arbeitslager Postfach 4)

18.04.51-01.10.51, umorganisiert in Lagerabteilung Postfach 4; Stadt Krasnojarsk. Bau der Versuchs-Elektromechanischen Fabrik in Krasnojarsk. Im Juni 1951 – 1449 Gefangene.

15. LAGER DES MWD N° 33FÜR KRIEGSGEFANGENE (japanische Soldaten)

Okt 45 – Apr 47; Stadt Tschernogorsk. Etwa 8700 Soldaten und Offiziere. Das Lager besaß 7 Abteilungen in der Stadt Tschernogorsk, der Station Con, Siedlung 311 im Ust-Abansker Bezirk, der Station Ust-Bjur, im Sumpfgebiet von Katyk des Ust-Abakaner Bezirks, Siedlung Priiskowyi im Bezirk Ordschonikidse, Bergwerk „Kommunar“ sowie in den Ortschaften Malaja Ssija, Schirinsker Bezirk, und Ortschaft Raikowo im Ust-Abakaner Bezirk.

16. MINUSSINSKER LAGERABTEILUNG STU

14.07.47 – Schließung nicht bekannt; Stadt Artemowsk, Region Krasnojarsk. Arbeiten für das Kombinat „Minussasolota“. Planung zur Aufstockung – 800 Gefangene, nach dem folgenden Häftlingseingang bis zu 2300 Häftlinge.

17. NORILSKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Norillag)

25.06.35-22.08.56; Stadt Norilsk. Bau und Ausbeutung des Norilsker Kupfer-Nickel- Kombinats, Bau der Stadt Norilsk, der Bergwerke „Ugolnyi Rutschej“ („Kohlenbach“), „Gora Rudnaja“ („Erzberg“), „Medwjeschij Rutschej“ („Bärenbach“), des Untertage-Bergwerks N° 7, des Heizkraftwerks, Fabriken; Sowchose-Arbeiten in den Ortschaften Kureika und Schuschenskoje u.a. Am 01.10.1935 – 1200 Gefangene; 01.01.1943 – 30757 Gefangene, darunter 594 Frauen, 10584 wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte; 01.01.1951 – 72490 Gefangene.

18. ORLOWSKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Orlowlag)

31.07.57-01.01.60; Ortschaft Orlowka, Rybinsker Bezirk, Region Krasnojarsk. Bedienung des Bauprojekts 604. Am 01.1.1959 – 4238 Gefangene.

19. POLJANSKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER

14.05.53, umbenannt in Besserungsarbeitslager für den Bau von Eisenerz-Bergwerken – 01.01.60; Stadt Krasnojarsk. Bau der Objekte 980 und 970, des Kombinats 815, Holzverarbeitung. Am 15.05.1953 – 16099 Gefangene.

20. NÖRDLICHE VERWALTUNG DER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER und des BAUPROJEKTS 503

12.11.49-21.07.52, übertragen an das Obsker Besserungs-/Arbeitslager und die Bauverwaltung501; Siedlung Jermakowo, Bezirk Igarka, Region Krasnojarsk. Bau der östlichen Eisenbahnabschnitte von der Station Tschum – Salechard – Fluss Pur – nach Igarka, mit Fährverbindung über den Jenissei, Bau des Seehafens in Igarka sowie der Siedlung selber, Verlegung von Kabeln durch den Jenissei, Holzbeschaffung, Holzverarbeitung und andere Arbeiten. Am 01.01.1950 – 29126 Gefangene.

21. SIBIRISCHES BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (SIBULON, Siblag)

01.09.29-01.01.60; Territorium der heutigen Altai-Region, der Gebiete Kemerowo, Nowosibirsk, Tomsk und Teilen der Region Krasnojarsk sowie Kasachstans. Holzbeschaffung, Viehzucht, Feldwirtschaft, Bau von Eisenbahnstrecken und Autostraßen, Metallverarbeitung, Fischfang u.a. Am 01.06.1930 – 24284 Gefangene; 01.01.1938 – 78838; 01.04.1942 – 70370; darunter 16610 Frauen und 24388 wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte.

22. BAUPROJEKT 994 und BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER

20.03.50-07.09.50, übertragen an das Besserungs-/Arbeitslager für den Bau von Bergbau- und Metallhütten-Unternehmen; Stadt Krasnojarsk. Bau des Östlichen Kontors der Hauptverwaltung für Bergbau des MWD der UdSSR, des LEP-110, Eisenbahn-Zweiglinien, Autostraßen und andere Objekte. Am 01.06.1950 – 1622 Häftlinge.

23. TAIGA-BERGBAU-INDUSTRIE VERWALTUNG und BESSERUNGS-/ ARBEITSLAGER des JENISSEISTROI (Besserungs-/Arbeitslager Postfach 55)

20.07.49-16.10.51, umgestaltet in Postfach 55; Ortschaft Tajoschnoje, Kansker Bezirk, Region Krasnojarsk. Bedienung der Taiga-Bergbau-Industrie-Verwaltung, 8 Minen, 8 Aufbereitungsanlagen, 2 Drainage- Versuchsgelände, Elektrokraftwerke, Holzfabriken, Holzverarbeitungsbetriebe, Werkstätten, Sowchosen, 3 Bau- und Montage-Verwaltungen u.a. 1949 – 5000 Gefangene.

24. TAJOSCHNIJ-BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Tajoschlag, Taiga-Lager)

14.05.53-10.07.53, übertragen an die Verwaltung der Besserungs-/Arbeitslager und –Kolonien der Behörde des Justizministeriums der Region Krasnojarsk; Stadt Krasnojarsk. Arbeiten zum Bau des Krasnojarsker Hafens, von Erholungsheimen, Arbeiten in der Sowchose Schuschenskoje. Anzahl der Gefangenen nicht bekannt.

25. TUGATSCHINSKER BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Tugatschlag)

05.11.52-29.04.53, dem Krasnojarsker Besserungs-/Arbeitslager angeschlossen; Siedlung Tugatsch, Sajaner Bezirk, Region Krasnojarsk. Holzbeschaffung, Herstellung von Massenbedarfsartikeln, Sowchosen-Arbeiten u.a. Am 12.01.1953 – 4781 Häftlinge. Laut Stellenplan Anzahl der Häftlinge bei Organisierung des Besserungs-/Arbeitslagers – 12000.

26. ULENSKOJER BERGBAU- und INDUSTRIEVERWALTUNG und BESSERUNGS-/
ARBEITSLAGER

24.11.1952-29.04.1953, unterstellt dem Jenisseistroi des MWD; Siedlung Ulen, Ust-Abakaner Bezirk, Autonomes Gebiet Chakassien. Bau der Ulensker Kupfer-Molybdän-Fabrik. 500 Gefangene. Nach der Amnestie des Jahres 1953 wurde die Lagerabteilung liquidiert.

27. CHAKASSISCHES BESSERUNGS-/ARBEITSLAGER (Chakaslag)

14.05.1953-28.06.1955, unterstellt dem: GULAG des Ministeriums der Justiz ab 14.03.1953; GULAG des MWD ab 28.01.1954; Verwaltung der Besserungs-/Arbeitslager und –kolonien der Baschkirischen ASSR ab 12.02.1954; Autonomes Gebiet Chakassien. Bau des Kombinats, 18 des Ministeriums für Erdöl-Chemische Industrie, Heizkraftwerk, Holzverarbeitungskombinat. Am 01.01.1948 – 2138 Gefangene; 01.12.1953 – 20162, darunter 7605 wegen konterrevolutionärer Verbrechen Verurteilte.

Quellen: Nachschlagewerk „Das System der Besserungs-/Arbeitslager in der UdSSR“. Moskau, 1998, sowie die Befehle des MWD, des Ministeriums der Justiz; Staatliches Archiv der Russischen Föderation.

P.S. In Krasnojarsk gibt es keine Gedenkstätten für die Opfer der politischen Repressionen, es gibt lediglich einen Gedenkstein, aufgestellt am Kultur-Historischen Zentrum, der ehemaligen Filiale des Lenin-Museums. Die Erschießungs- und Bestattungsstätten sind alle bebaut.

Aleksej Tarassow

„Neue Zeitung“, 12.11.2015


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